Ketten und Macht - Die Napoleon-Saga 1795 - 1803 (eBook)

Roman
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2020 | 1. Auflage
832 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-23413-3 (ISBN)

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Ketten und Macht - Die Napoleon-Saga 1795 - 1803 -  Simon Scarrow
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Im Chaos, das die Französische Revolution hinterlässt, wird Napoleon des Verrats angeklagt. Um seine Reputation zu retten, begibt der große Feldherr sich auf Kriegszüge nach Italien und Ägypten. Während Napoleon sich in zahlreichen blutigen Schlachten verliert, schickt England sich an, unter der Führung Wellingtons das mächtige Frankreich zu unterwerfen. Die beiden großen Schlachtenlenker Napoleon und Wellington stehen sich als erbitterte Feinde gegenüber in einem Kampf, der die Grundfesten der Weltgeschichte erschüttert ...

Simon Scarrow wurde in Nigeria geboren und wuchs in England auf. Nach seinem Studium arbeitete er viele Jahre als Dozent für Geschichte an der Universität von Norfolk, eine Tätigkeit, die er aufgrund des großen Erfolgs seiner Romane nur widerwillig und aus Zeitgründen einstellen musste.

11


Arthur konnte sich nicht dazu überwinden, Kitty zu Hause zu besuchen, für den Fall, dass Tom da war. Nicht dass er Angst vor Tom gehabt hätte. Im Gegenteil, er verachtete den Mann für seine unzivilisierte Besessenheit von Geld. Es war nur so, dass ein Besuch Arthurs eine ohnehin schwierige Situation nur weiter verkompliziert und es noch unwahrscheinlicher gemacht hätte, dass sich seine Beziehung zu Tom verbesserte. Je länger es dauerte, bis er Toms Zustimmung gewann, desto größer war die Gefahr, dass Kitty das Interesse an ihm verlor oder, schlimmer noch, dass ihr ein anderer Freier den Kopf verdrehte. Es gab mehr als genug junge Männer in Dublin, die ein attraktiveres Angebot darstellten als ein mittelloser Infanterieoberst.

Als die ersten Frühlingsblüten erschienen, veranstaltete Lady Camden einen Ball im Schloss, den ersten der Saison, und alles, was Rang und Namen hatte, wurde eingeladen. Wenn Kitty noch in Dublin war, würde sie sicher zu dem Ball gehen, und Arthur beschloss, sie anzusprechen und zu fragen, was sie für ihn empfand.

Am Abend des Balls stand Arthur in seiner Ankleide vor dem Spiegel. Seine beste Uniform saß tadellos, Knöpfe, Stiefel und Epauletten glänzten, was er auch erwarten durfte für die Summe, die der Korporal aus dem Stab des Schlosses für die Arbeit verlangt hatte. Er hatte sich bisher keine Tapferkeitsauszeichnungen verdient, und die einzigen Verzierungen an seinem Uniformrock waren die schleifenförmigen Achselschnüre. Dennoch, er aß vernünftig und trieb regelmäßig Sport und befand sich infolgedessen in guter körperlicher Verfassung. Arthur war zufrieden mit dem Bild, das er abgab, und hoffte, Kitty würde ihn ebenso wohlwollend beurteilen – falls sie überhaupt auf dem Ball war.

Das Licht von den Kandelabern im Ballsaal fiel durch die Fenster schräg auf die Straße, als Arthur auf den Eingang zuschritt. Eine Wache aus Korporalen stand in Habachtstellung vor dem Torbogen, und Arthur zeigte seine Einladung vor.

Im Ballsaal drängten sich bereits viele Frauen in kunstvollen Kleidern, die trotz des Krieges noch stark der Pariser Mode verpflichtet waren. Die älteren Damen saßen an der Seite, während die jüngeren die Mitte beherrschten, wo sie sich mit jungen Männern in sorgfältig geschneiderten Jacken und Hosen mischten. Wie bei solchen Gelegenheiten üblich, trugen viele Männer Uniform, wobei die der Kavallerie am schmucksten waren und die der Marine am nüchternsten. Als Infanterieoffizier empfand sich Arthur selbst als elegant, ohne auf geschmacklose Art protzig zu wirken. Ein Orchester stimmte an der Stirnwand des Saals seine Instrumente, und Männer in Livree servierten Erfrischungen. Arthur stand mit dem Rücken an einer der Säulen, die die Gewölbedecke trugen. Er ließ den Blick über die Menge schweifen und hielt nach Kitty Ausschau, konnte sie aber nirgendwo entdecken und war für einen Moment sogar erleichtert, weil er sie nun doch nicht wegen ihrer Gefühle zur Rede stellen musste. Dann spürte er, wie etwas auf seinen Arm klopfte, und als er sich umdrehte, stand Kitty lächelnd vor ihm und zog ihren Fächer zurück. Mit der anderen Hand war sie bei einem hochgewachsenen und breitschultrigen Marineoffizier untergehakt, der drauf und dran zu sein schien, seinen Uniformrock zu sprengen.

»Guten Abend, Arthur.«

»Guten Abend, Kitty.« Er zögerte einen winzigen Augenblick, ehe er ihren Namen aussprach, und Kitty zog die Augenbrauen zusammen.

»Ich hoffe doch sehr, du willst nicht dazu zurückkehren, mich Miss Pakenham zu nennen.«

»Natürlich nicht, Kitty.« Arthur lächelte. »Schließlich sind wir enge Freunde, nicht wahr?«

»In der Tat.« Sie wandte sich an ihren Begleiter. »Darf ich dir Hauptmann Charles Fenshaw vorstellen? Wie man sieht, ist er einer der jüngsten Hauptleute in der Marine. Ein Protegé meines Onkels, Kapitän Pakenham. Das liegt allerdings schon einige Jahre zurück und war, bevor er sich zur Ruhe setzte und Surveyor General of the Ordnance wurde, was immer das sein soll.«

Hauptmann Fenshaw lächelte bescheiden. »Kapitän Pakenham war so freundlich, mir eine Koje auf seinem Schiff anzubieten, als ich Fähnrich zur See war. Seither habe ich getan, was ich konnte, um mich seiner Förderung würdig zu erweisen.« Er streckte Arthur die Hand entgegen.

»Freut mich, Eure Bekanntschaft zu machen«, antwortete Arthur. »Oberst Wesley.«

»Arthur war in den Niederlanden, um gegen die Franzosen zu kämpfen«, erklärte Kitty. »Er ist vor einigen Wochen nach Dublin zurückgekehrt, wie ich von seinem Bruder William erfahren habe. Wie es scheint, ist er ein so guter Freund von mir, dass er es nicht der Mühe wert fand, mich von seiner wohlbehaltenen Rückkehr aus dem Krieg in Kenntnis zu setzen.«

Die Worte waren spitz, aber der Ton war heiter, und Arthur setzte eine reuige Miene auf.

»Meine Pflichten haben mich in Atem gehalten, Kitty. Was sonst könnte mich davon abhalten, dir meine Aufwartung zu machen? Außer deinem lieben Bruder.«

Kitty lachte. »Touché, Arthur.«

Hauptmann Fenshaw ging nicht auf die Sticheleien zwischen den beiden ein und konzentrierte sich auf Arthur. »Mein Bruder war im selben Feldzug.«

»Tatsächlich?« Arthur löste seinen Blick von Kitty.

»Er wurde verwundet und im Januar nach Hause geschickt«, sagte Fenshaw. »Er hat mir geschrieben und von den Bedingungen dort erzählt. Anscheinend konnte er von Glück sagen, dass er im Gegensatz zu vielen anderen den größten Teil des Winters überlebt hat.«

»Sie haben eine komische Auffassung von Glück, wenn Sie den Begriff auf jemanden anwenden, der diesen Winter miterlebt hat.«

»Ja, vermutlich«, erwiderte Fenshaw leise. »Zumal er nur eine Woche, nachdem er mir geschrieben hat, seinen Verletzungen erlegen ist.«

»Oh …« Arthur senkte den Kopf. »Verzeiht mir, Hauptmann. Ich wollte nicht respektlos klingen.«

»Davon bin ich überzeugt, mein Herr. Ihr wisst sehr gut, was mein Bruder durchgemacht hat.« Er wandte sich an Kitty. »Wenn ich darf, gehe ich Getränke holen, während du und der Oberst Neuigkeiten austauschen.«

Kitty nickte huldvoll, und der Marineoffizier bewegte sich angesichts seiner imposanten Statur erstaunlich elegant durch die Menge. Kitty sah ihm mit einem berechnenden Gesichtsausdruck nach.

»Was hältst du von ihm, Arthur?«

Arthur antwortete nicht sofort. Er kannte den Mann schließlich kaum, aber auf den ersten Blick schien Fenshaw ein ganz anständiger Kerl zu sein. Es wäre ein großer Jammer, sollte er sich als Rivale um Kittys Zuneigung herausstellen. »Ich habe ihn gerade eben kennengelernt, Kitty. Was soll ich sagen?«

»Dass er gut aussieht.«

»Das stimmt wohl. Gibt es noch andere Qualitäten, von denen ich wissen sollte?«

»Jawohl!« Sie wandte sich Arthur mit einem Funkeln in den Augen zu. »Er ist der Neffe eines Konteradmirals und wird ein stattliches Landgut in Somerset erben, dazu einen sechsprozentigen Vermögensanteil. Er hat klassische Sprachen in Oxford studiert und schreibt Gedichte.«

»Gedichte?« Arthur blickte zum anderen Ende des Saals, wo sich Fenshaw gerade mit drei Gläsern in den Händen auf den Rückweg zu ihnen begab. »Wirklich?«

»Oh ja! Er ist ein ziemlich romantischer Typ.«

Die Begeisterung in ihrem Tonfall schnitt wie ein Messer in Arthurs Herz, und er nahm Kittys Hand.

»Was ist, Arthur?«, fragte sie stirnrunzelnd.

»Sag mir, Kitty, was bedeutet dir dieser Mann?«

»Er ist ein Freund, fürs Erste. Seine Familie hat Land in der Nähe von Castlepollard zu verkaufen, und Charles ist nach Dublin gekommen, um den Verkauf zu regeln. Mein Onkel hat ihn meinem Bruder vorgestellt, und Tom meinte, ich könnte ihm die Sehenswürdigkeiten Dublins zeigen. Seitdem sind wir uns sehr zugewandt. Tom mag ihn ebenfalls.«

»Das glaube ich gern«, murmelte Arthur. »Er wäre ein ziemlich guter Fang für dich.«

»Ja, das wäre er«, erwiderte Kitty, dann drückte sie Arthurs Hand leicht. »Aber er ist nicht du. Dachtest du, ich würde dich so mir nichts dir nichts aufgeben, Arthur? Ich hatte gehofft, dass du mehr Vertrauen in mich hast.«

»Ach, Kitty …« Arthurs Verzweiflung war wie weggeblasen, und er machte Anstalten, ihr näher zu rücken, aber sie wich zurück und entzog ihm ihre Hand.

»Gleichwohl ist er ein guter Fang. Gut genug, um Tom zu erfreuen.«

Arthur schüttelte den Kopf. »Tu das nicht, Kitty.«

»Was? Ich tue nichts. Das ist ja das Problem. Aber es wird eine Zeit kommen, da muss ich mir einen Mann suchen, wenn ich keine alte Jungfer werden will. Und wenn du nichts aus dir machst, wird Tom einer Heirat mit dir niemals zustimmen. Es liegt an dir, Arthur, aber ich glaube nicht, dass ich ewig warten kann.«

Arthur warf einen Blick zu dem Marineoffizier. Er würde gleich wieder bei ihnen sein, und Arthur sprach schnell. »Sag, dass du ihn nicht heiraten wirst, Kitty. Versprich es mir.«

»Ich werde nichts dergleichen tun. Davon abgesehen, mag ich ihn.«

»Aber du liebst mich.«

»Fürs Erste.« Kitty lächelte zuckersüß und drehte sich zu dem hünenhaften Fenshaw um, der gerade an einer Gruppe junger Damen vorbeiging. Sie warfen ihm Seitenblicke zu und flüsterten dann miteinander.

»So, da wären wir, Kitty.« Fenshaw überreichte ihr ein Glas Punsch, dann gab er Arthur eins und hob das letzte in die Höhe. »Auf das Treffen alter Freunde.«

»Auf die Freundschaft«, sangen Arthur und Kitty im Chor. Arthur spürte, dass der andere ihn aufmerksam beobachtete, als...

Erscheint lt. Verlag 9.3.2020
Reihe/Serie Die Napoleon-Saga
Übersetzer Fred Kinzel
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel The Generals
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte Abenteuerroman • eBooks • Frankreich • Historische Romane • Napoleon • Revolution • Wellington
ISBN-10 3-641-23413-1 / 3641234131
ISBN-13 978-3-641-23413-3 / 9783641234133
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