Sparta (eBook)

Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2019
576 Seiten
Heyne Verlag
978-3-641-24371-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Sparta - Conn Iggulden
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401 AD: Artaxerxes, der König Persiens, herrscht über ein Reich, das sich von der Ägäis bis nach Nordindien erstreckt. Er bestimmt über Leben und Tod. Sein Befehl kennt keinen Widerspruch. 50 Millionen Menschen sind ihm Untertan. Doch sein Bruder Kyros lehnt sich auf. Mit einem Heer von griechischen Söldnern und Spartanern zieht er gegen das Reich des Artaxerxes. Die Schlacht zwischen Sparta und Persien beginnt ...

Conn Iggulden unterrichtete Englisch an der Universität von London und arbeitete sieben Jahre als Lehrer, bevor er schließlich mit dem Schreiben historischer Abenteuerromane begann. Er lebt mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen im englischen Hertfordshire. Die Romane seiner 'Emperor'-Trilogie stürmten binnen Kurzem die britischen Bestsellerlisten. 2006 gefolgt von seinem ersten Sachbuch dem 'Dangerous Book for Boys', das er zusammen mit seinem Bruder Hal schrieb und das das als 'Buch des Jahres' bei den British Book Awards ausgezeichnet worden ist. Ein Buch wie das 'Dangerous Book' hätten sie damals gerne zur Hand gehabt. Nun haben sie es selbst geschrieben und der goldenen Zeit der Kindheit und der Abenteuer ein Denkmal gesetzt.

PROLOG


In der Hitze Babylons rissen die Stare ihre Schnäbel auf und zeigten ihre schwarzen Zungen. Wer jenseits der gigantischen Stadtmauern die Äcker bestellte, litt unter der niederdrückenden Sonne.

Als der Große König in der Mitte der Straße entlangschritt, lag ein feuchter Schimmer auf seiner Haut, und sein Sohn hätte nicht sagen können, ob er von Öl oder Schweiß herrührte. Der Bart seines Vaters glänzte in dichten schwarzen Locken, ein ebenso unverkennbares Merkmal wie der Duft nach Rosen oder der lange und mit einem Panzer aus miteinander verbundenen und einander überlappenden Metallplättchen versehene Mantel, der ihn einhüllte.

Die Luft roch nach heißem Stein und Zypressen, die wie Speerspitzen gen Himmel ragten. Die umliegenden Straßen waren von ihren Anwohnern geräumt worden. Kein einziges Kind, keine einzige alte Frau war zurückgeblieben, nicht einmal ein Huhn, das im Staub hätte scharren können, während die Reichssoldaten ihrem König den Weg frei machten. Die Stille lastete so schwer, dass der Junge den Gesang der Vögel hören konnte.

Die Straße von Ningal war mit weichen Palmenzweigen ausgelegt worden, sie bildeten einen dichten Teppich und waren noch immer grün. Keinerlei Moder- und Fäulnisdünste sollten ihre Unterredung stören oder den Älteren von seiner Unterweisung ablenken. Sein Ziel bestand in nichts weniger als darin, das Überleben seines Hauses zu gewährleisten, und er hatte weder Kurtisanen noch Spionen gestattet, sich nahe genug bei ihnen aufzuhalten, um mithören zu können. Seine Hauptmänner glaubten, eine königliche Laune hätte sie an jenem Morgen weit vor Sonnenaufgang ausgeschickt, um die Stadtviertel auf beiden Seiten der Straße zu räumen. Die Wahrheit war jedoch, dass gewisse Worte nicht zufällig mitgehört werden sollten. Dem König war bewusst, wie viele Lauscher sich an seinem Hof tummelten. Es gab einfach zu viele kleine Satrapien, zu viele Königreiche, deren Kronen er unter seinen Sandalen zermalmt hatte. Neunzig Herrscher und Fürsten zahlten ihren Spionen den Sold allein fürs Lauschen, während tausend Höflinge sich um die besten Plätze und Posten rangelten. Das schlichte Vergnügen, ganz allein mit seinem Sohn umherzugehen, wie jeder einfache Schafhirte es vermochte, hatte sich in einen Luxus verwandelt, dessen Kostbarkeit dem Besitz funkelnder Rubine in nichts nachstand, genauso wertvoll wie die »Bogenschützen« genannten dicken Goldmünzen, welche das Abbild von König Dareios quer durch das Großreich trugen.

Während sie dahinschritten, warf der kleine Junge seinem Vater verstohlene Seitenblicke zu, voller Bewunderung und vollkommenem Vertrauen. Der junge Artaxerxes passte seinen Gang dem des Königs an, was allerdings ab und an einen zusätzlichen halben Schritt erforderlich machte, einen Hüpfer, um mithalten zu können. Dareios schien es nicht zu bemerken, doch Artaxerxes wusste, dass seinem Vater nur sehr wenig entging. Das Geheimnis seiner langen Regentschaft lag in seiner Weisheit. Wäre der kleine Junge jemals nach seiner Meinung gefragt worden, hätte er gesagt, dass sich sein Vater noch nie geirrt hatte.

An Verhandlungstagen saß der König über seine mächtigsten Lords zu Gericht, über Männer, deren Heere Zehntausende von Kämpfern stark waren, die Länder aus Jade und Elfenbein regierten, so weit entfernt wie der Mond. Dareios pflegte dabei einfach zuzuhören und sich mit der Hand durch den Bart zu streichen, was einen leichten Glanz auf seinen Fingern hinterließ. Er rieb dann Daumen und Zeigefinger aneinander oder nahm sich eine Weintraube aus einer goldenen Schale, die ein zu seinen Füßen kniender Sklave hielt. Auf diese Weise durchdrang Dareios das jeweilige Problem bis in seinen Kern, während seine Berater noch damit beschäftigt waren, abzuwägen und Argumente auszutauschen. Artaxerxes wünschte sich dieses außergewöhnliche Verständnis ebenfalls, weshalb er aufmerksam zuhörte und schnell lernte.

Die Stille, die über der Stadt lag, war von der Art, wie nur Tausende von Soldaten mit an Kehlen gedrückten Dolchklingen sie erzeugen konnten. Die Feldherren des Königs wussten, dass sein Zorn über sie käme, wenn sie ihn störten – und so spazierten Vater und Sohn dahin, als wären sie die beiden letzten lebenden Menschen auf der Welt, in Staub und Wärme und der untergehenden Sonne, die ihnen nach der Hitze des Tages Linderung verschaffte.

»Babylon war einst das Herz eines Großreiches, eines sehr mächtigen«, sagte König Dareios. Seine Stimme klang sanft, eher wie die eines Lehrmeisters als die eines Kriegers.

Sein Sohn schaute mit strahlenden Augen zu ihm auf.

»Aber Persien ist mächtiger«, erwiderte Artaxerxes.

Sein Vater lächelte über seinen Stolz.

»Natürlich! In jeder Hinsicht. Persien ist ein Dutzend Mal größer, als das alte Babylon je sein wollte und konnte. Ein Leben reicht nicht aus, um die Grenzen meines Reiches abzugehen – nicht einmal zwei oder drei Leben. Doch das wurde mir nicht in den Schoß gelegt, mein Junge. Als mein Vater getötet wurde, fiel die Krone meinem Bruder zu. Er nahm sie an sich, noch bevor die Tränen auf seinen Wangen getrocknet waren – und herrschte nur einen Monat lang, bevor man ihn ermordete.«

»Und Ihr habt Rache genommen an dem, der ihn umbrachte«, sagte Artaxerxes, weil er seinem Vater gefallen wollte.

Der König blieb stehen und wandte das Gesicht mit geschlossenen Augen der Sonne zu, um ein deutlicheres Bild seiner Erinnerungen zu gewinnen.

»Das tat ich. Als an jenem Tag die Sonne aufging, waren wir zu dritt, drei Brüder. Am Abend gab es nur noch mich allein. Ich war von oben bis unten blutbespritzt – aber ich war König.«

Dareios holte tief Luft, und sein sich hebender Brustkorb ließ die Metallplatten seines Mantels über der darunterliegenden feinen Seide leise klirren. Sein Sohn reckte sich, ihn bewusst nachahmend. Artaxerxes war weder klar, warum sein Vater ihn an diesem Tag an seine Seite beordert hatte, noch kannte er den Grund, warum sogar die berühmte Leibwache der Unsterblichen nirgendwo in Sicht war. Es hieß, sein Vater vertraue niemandem, und dennoch ging er hier allein mit seinem ältesten Sohn und Erben. Mit seinen vierzehn Jahren ließ dies Artaxerxes vor Stolz und Glückseligkeit förmlich schweben.

»Ein König braucht mehr als einen Sohn«, fuhr sein Vater fort. »Der Tod kommt allzu rasch, wie ein Wüstenwind, der ohne warnendes Vorzeichen plötzlich aufkommt. Er kann als strauchelndes Pferd oder ihr eigentliches Ziel verfehlende Messerklinge die Klaue nach einem ausstrecken. Er kann durch Gift oder Verrat kommen, durch verdorbenes Fleisch, durch Fieber oder von Dschinns aus den Lüften. In einer solchen Welt stellt ein König mit nur einem einzigen Sohn nicht nur eine Herausforderung der Götter dar, sondern auch all seiner Feinde und Widersacher.«

Dareios schritt voran und verschränkte dabei die Hände hinter dem Rücken. Der Junge hatte erhebliche Mühe mitzuhalten. Als Artaxerxes wieder aufgeschlossen hatte, sprach sein Vater weiter.

»Sollte dieser Erstgeborene, dieser mehr als alles geliebte Junge jedoch lange genug überleben, um zum Mann zu reifen, beginnt ein anderes Spiel. Hat er Brüder, so sind sie – so wichtig sie ihm in den Jahren zuvor auch gewesen sein mochten – die einzigen Menschen auf Erden, die ihm alles nehmen können.«

»Kyros?«, entfuhr es Artaxerxes. Entgegen seiner Vorsicht, entgegen der Ehrfurcht vor seinem Vater ließ die Vorstellung, sein kleiner Bruder könnte jemals sein Feind sein, seine Augen vor Belustigung funkeln. »Vater, Kyros würde mir niemals etwas antun.«

Sein Vater fuhr abrupt herum. Die Schutzplatten seines schweren Mantels hoben sich wie der Panzer eines Käfers, der zum Flug ansetzt.

»Du bist mein Sohn und Thronfolger. Sollte man dir das Leben nehmen, wird Kyros König sein. Das ist seine … Bestimmung.« Der König ließ sich auf ein Knie nieder und umschloss die Hände des Jungen mit seinen. »Du wirst meine Krone tragen, das verspreche ich dir. Kyros jedoch … ist ein geborener Krieger. Obwohl er erst dreizehn Jahre alt ist, reitet er so gut wie meine eigene Leibwache. Hast du gesehen, wie sie zu ihm aufsehen? Erst letzten Monat trugen sie ihn auf ihren Schultern durch den Hof des Palastes, nachdem der Pfeil seines Bogens einen Vogel im Flug getroffen hatte.« Wieder holte der König tief Luft, er wollte, dass Artaxerxes verstand. »Mein Sohn, ich liebe euch beide, aber wenn ich auf meinem letzten Lager ruhe, wenn das Großreich still und in Trauer daliegt, an jenem letzten Tag werde ich ihn heimrufen – und du wirst ihn töten müssen. Denn solltest du ihn am Leben lassen, wird er gewiss dich töten.«

Artaxerxes bemerkte, wie Tränen in die Augen seines Vaters traten und dort glitzerten. Eine derartige Gefühlsaufwallung sah er zum allerersten Mal, und sie erschütterte ihn.

»Ich glaube, Ihr irrt Euch, Vater, doch ich werde das, was Ihr gesagt habt, im Gedächtnis behalten.«

Der König erhob sich mit klirrendem Mantel. Sein Gesicht hatte sich gerötet, wobei schwer zu sagen war, ob aus Groll oder irgendeiner anderen Gemütsregung.

»Dann behalte auch Folgendes im Sinn«, sagte er barsch. »Ich habe mir beträchtliche Mühe gegeben, dir klarzumachen, dass dies unter uns bleiben muss. Sollte Kyros auch nur ein einziges Wort aus deinem Mund darüber erfahren, schneidest du dir damit selbst die Kehle durch. Natürlich nicht heute oder in diesem Jahr, wenn ihr zusammen lacht und spielt. Er wird dir seine Treue und Gefolgschaft geloben, und ich zweifle nicht daran, dass er dies von ganzem Herzen meint. Dann wird ein Tag kommen, an dem ihr in Streit geratet...

Erscheint lt. Verlag 9.12.2019
Übersetzer Sven-Eric Wehmeyer
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel The Falcon of Sparta
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte Antike • Bernard Cornwell • eBooks • Game of Thrones • Historische Romane • Sparta
ISBN-10 3-641-24371-8 / 3641243718
ISBN-13 978-3-641-24371-5 / 9783641243715
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