Die Herren der Zeit (eBook)

Thriller
eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
528 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-491133-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Herren der Zeit -  Eva García Sáenz
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Die Rituale stammen aus dem Mittelalter. Doch die Opfer sterben hier und heute. Vitoria im Baskenland. Wieder erschüttert eine Serie von Morden die Stadt. Sie folgen düsteren mittelalterlichen Ritualen. Inspector Ayala alias Kraken muss feststellen, dass die Verbrechen alle in einem geheimnisvollen historischen Roman beschrieben sind. Der Titel des Buchs lautet »Die Herren der Zeit«. Und auch mit Krakens eigener Vergangenheit scheint das Epos zusammenzuhängen. Ein höchst gefährlicher Fall, nicht nur für den Inspector, sondern auch für seine Familie. Der dritte Fall für Inspector Ayala, genannt KRAKEN.

Eva García Sáenz stammt aus Vitoria im Baskenland, wo auch ihre Bücher spielen. Ihre Krimi-Serie um den Ermittler Ayala alias »Kraken« machte sie mit einem Schlag berühmt und gelangte auch in Deutschland direkt nach ganz oben auf die Bestsellerliste. Die drei Bände haben sich bis heute über eine Million Mal in Spanien verkauft, die Bücher werden in viele Sprachen übersetzt. Der erste Band, »Die Stille des Todes«, wurde verfilmt und läuft u.a. auf Netflix.

Eva García Sáenz stammt aus Vitoria im Baskenland, wo auch ihre Bücher spielen. Ihre Krimi-Serie um den Ermittler Ayala alias »Kraken« machte sie mit einem Schlag berühmt und gelangte auch in Deutschland direkt nach ganz oben auf die Bestsellerliste. Die drei Bände haben sich bis heute über eine Million Mal in Spanien verkauft, die Bücher werden in viele Sprachen übersetzt. Der erste Band, »Die Stille des Todes«, wurde verfilmt und läuft u.a. auf Netflix. Alice Jakubeit übersetzt Romane, Sachbücher und Reportagen aus dem Englischen und Spanischen, u.a. Alexander McCall Smith, Greer Hendricks & Sarah Pekkanen und Eva García Sáenz. Sie lebt in Düsseldorf.

Gute Komposition.

Fesselnde Krimikost

1 Der Palacio de Villa Suso


Unai · September 2019

Ich könnte diese Geschichte beginnen, indem ich von dem verstörenden Fund der Leiche eines der reichsten Männer des Landes berichte, Besitzer eines Billigmode-Imperiums, der im Palacio de Villa Suso mit der »Spanischen Fliege«, dem legendären Viagra des Mittelalters, vergiftet wurde. Aber das werde ich nicht.

Stattdessen will ich lieber erzählen, was an jenem Abend geschah, als wir zur Präsentation des bemerkenswerten Romans gingen, von dem ganz Spanien sprach: Die Herren der Zeit.

Wir waren fasziniert von diesem historischen Roman, ich ganz besonders, muss ich zugeben. Es war eines dieser Bücher, die man förmlich verschlang; eine unsichtbare Hand packte dich von der ersten Zeile an und zog dich erbarmungslos in seine grausame mittelalterliche Welt, ohne dass du etwas dagegen tun konntest.

Es war kein Buch, es war ein Labyrinth aus Papier, eine Falle aus Wörtern, aus der es kein Entrinnen gab.

Mein Bruder Germán, meine Kollegin und Freundin Estíbaliz, die Jungs aus der Clique, alle sprachen davon. Viele lasen es trotz seiner vierhundertsiebzig Seiten in drei Nächten aus. Wir anderen dosierten es wie ein Gift, das einem wohliges Vergnügen bereitete, während man es zu sich nahm, und versuchten, die Zeit, die wir in Gedanken im Jahr 1192 waren, auszudehnen.

Ich tauchte so sehr in die Lektüre ein, dass ich Alba, wenn wir uns nachts zwischen den Laken einem wilden Spiel hingaben, manchmal »meine Gebieterin« nannte.

Und es gab noch einen zusätzlichen Reiz, ein Rätsel, das es zu lösen galt: die Identität des öffentlichkeitsscheuen Autors.

Das Buch fand seit anderthalb Wochen reißenden Absatz in den Buchhandlungen, aber weder in den Zeitungen noch auf dem Umschlag des Romans gab es ein Foto des Autors. Auch Interviews hatte er keine gegeben. Keine Spur von ihm in den sozialen Netzwerken, keine Webseite. Anscheinend lebte er tatsächlich in einer anachronistischen, analogen Vergangenheit.

Es wurde gemutmaßt, der Name Diego Veilaz, unter dem er veröffentlichte, könnte ein Pseudonym sein, eine augenzwinkernde Anspielung auf den Erzähler und Protagonisten des Romans, den charismatischen Conde Diago Vela, aber wer wusste das schon? Wie sollte man damals etwas wissen, als die Wahrheit noch nicht ihre Schwingen über das Kopfsteinpflaster der tausendjährigen Altstadt von Vitoria gebreitet hatte?

 

Über uns wölbte sich ein sepiafarbener Abendhimmel, als ich mit Deba auf den Schultern die Plaza del Matxete überquerte. Ich hoffte, dass meine zweijährige Tochter – sie selbst fand, dass sie schon groß war – die Buchpräsentation der Herren der Zeit nicht allzu langweilig finden würde. Großvater kam als Verstärkung mit, obwohl am nächsten Tag in seinem Heimatort Villaverde das Patronatsfest des heiligen Andreas gefeiert wurde, das er nie verpasste.

Er war in der Wohnung aufgetaucht und hatte verkündet: »Ich komme mit und habe für euch ein Auge auf die Kleine.« Alba und mir würde ein bisschen Entspannung guttun.

Wir machten seit zwei Wochen Überstunden, nachdem zwei Jugendliche unter sonderbaren – äußerst sonderbaren – Umständen verschwunden waren, und brauchten dringend Schlaf.

Noch ein, zwei Stunden, dann würden wir uns nach vierzehn Tagen ergebnisloser Ermittlungen eine kleine Auszeit nehmen können. Erschöpft ins Bett fallen und ausschlafen, um für einen Samstag gerüstet zu sein, der genauso frustrierend zu werden drohte.

Wir hatten unsere Hausaufgaben gemacht und doch nichts erreicht: Suchaktionen mit Freiwilligen und Hunden, die Handys des gesamten Umfelds auf richterliche Anordnung abgehört, sämtliche Überwachungskameras der Provinz gesichtet, Fahrzeuge von Familienangehörigen durch die Spurensicherung überprüfen lassen, jeden vernommen, mit dem die beiden Mädchen in ihren gerade einmal zwölf beziehungsweise siebzehn Lebensjahren Kontakt gehabt hatten.

Sie hatten sich in Luft aufgelöst … Und es waren zwei.

Ein Umstand, der das Drama wie auch den Druck des Polizeichefs auf Alba verdoppelte.

 

Eine endlos lange Schlange stand unter den schummrigen Laternen auf der Plaza del Matxete und wartete auf den Beginn der Buchpräsentation.

Ein Akrobat im grünen Samtgewand jonglierte mit drei roten Bällen, ein stiernackiger Mann schob sich den Kopf einer weißen Riesenschlange in den Mund. Auf dem Kopfsteinpflaster des Platzes roch es nach Maisfladen und Zuckerkuchen, ein paar wildgewordene Violinen spielten die Melodie aus Game of Thrones. Der Mittelaltermarkt, der im September stattfand, fiel mit der Buchpräsentation zusammen.

Der Platz, der in früheren Zeiten ein Marktplatz gewesen war, war belebter denn je. Die Grüppchen der Lesebegeisterten standen vor und in den Arkaden der Villa Suso, wo unzählige Verkäufer ihre Tonwaren und Lavendelöle anpriesen.

Ich entdeckte Estíbaliz, meine Partnerin bei der Kriminalpolizei, mit Albas Mutter, die Esti gleich in ihr Herz geschlossen hatte, als sie sich kennenlernten, und in unsere Familie mit eingebunden hatte.

Meine Schwiegermutter Nieves Díaz de Salvatierra war eine ehemalige Schauspielerin, die in den fünfziger Jahren ein Star des spanischen Films gewesen war und nun die ersehnte Ruhe in der Leitung eines Schlosshotels in Laguardia gefunden hatte, das idyllisch zwischen Weinbergen und der Sierra de Toloño lag.

»Unai!«, rief Estíbaliz und hob den Arm. »Hier!«

Alba, Großvater und ich gingen zu ihnen. Deba drückte ihrer Patentante Esti einen feuchten Schmatzer auf die Wange, dann betraten wir den Palacio de Villa Suso, ein Stadtpalais aus der Renaissance, das seit fünfhundert Jahren die Anhöhe im oberen Teil der Stadt beherrschte.

»Ich glaube, die Familie ist komplett«, sagte ich und reckte mein Handy in den Himmel, der sich inzwischen tiefblau gefärbt hatte. »Schaut mal alle her.«

Vier Generationen der Familien Díaz de Salvatierra und López de Ayala lächelten für ein gemeinsames Selfie.

»Die Veranstaltung findet im Saal Martín de Salinas im ersten Stock statt, glaube ich.« Alba ging gutgelaunt voran. »Heute Abend wird das Geheimnis gelüftet, und wir erfahren endlich, wer der Autor ist«, fuhr sie fort, während sie meine Hand nahm und ihre Finger mit meinen verschränkte. »Wenn doch die Fälle, mit denen wir auf der Arbeit zu tun haben, auch so leicht zu lösen wären.«

»Apropos Geheimnis«, warf Estíbaliz ein und gab Alba am Eingang zum Veranstaltungsraum einen kleinen Schubs. »Nicht auf die verfluchte Seele treten, Alba. Die Wachleute sagen, dass sie herzerweichend heult, wenn sie nachts durch die leeren Gänge bei den Toiletten spukt. Angeblich sind es die unheimlichsten Klos der ganzen Stadt.«

Alba machte einen Satz zur Seite. Im Gedränge war sie auf die Glasplatte im Fußboden getreten, durch die der Stein zu sehen war, unter dem angeblich die Gebeine einer Frau aus dem Mittelalter ruhten, wie auf einer Tafel an der Wand zu lesen war.

»Sprich vor Deba nicht von Gespenstern und Gerippen«, flüsterte Alba Estíbaliz mit einem Augenzwinkern zu. »Ich will nicht, dass sie später nicht schlafen kann. Heute Nacht muss sie schlafen wie ein Stein. Ihre Mutter braucht nämlich dringend eine Erholungskur.«

Großvater setzte dieses wissende Lächeln eines alten Mannes auf, der uns viele Jahre voraushatte. »Ihr glaubt doch nicht, dass ihr die Kleine mit ein paar schlecht verscharrten Knochen erschrecken könnt.«

In seiner rauen Stimme lag ein Hauch von Stolz; was seine Urenkelin anging, beharrte er darauf, dass er derjenige war, der sie am besten verstand. Sie hatten eine Art telepathische Verbindung, die alle anderen ausschloss: ihre Mutter, ihre Großmutter Nieves, ihren Onkel Germán, ihre Tante Esti und auch mich. Deba und Großvater verständigten sich mit Blicken und kleinen Gesten, und zu unserer Verzweiflung verstand er besser als jeder andere die Nuancen im Weinen meiner Tochter, ihre Gründe, die Gummistiefel nicht anzuziehen, obwohl es wirklich nötig war, oder die geheimen Botschaften des Gekrakels, mit dem sie jede Oberfläche beschmierte, die ihr unter die Finger kam.

Schließlich waren wir in dem überfüllten Raum, auch wenn wir uns mit Plätzen in der vorletzten Reihe begnügen mussten. Großvater setzte sich Deba auf die Knie und überließ seiner Urenkelin die alte Baskenmütze, die sie sich sofort aufsetzte. Dadurch trat die Ähnlichkeit der beiden noch deutlicher zutage und machte Deba zu einem kleinen Klon von ihm.

Während Großvater meine Tochter bei Laune hielt, konnte ich für einen Moment von meinem beruflichen Stress abschalten. Ich hob den Kopf: Der enge Raum mit den Natursteinwänden besaß eine robuste Holzbalkendecke. Hinter einem langen Tisch, an dem drei ungeöffnete Wasserflaschen und drei leere Stühle standen, hing ein ausgeblichener Wandteppich mit einer Darstellung des Trojanischen Pferdes.

Ich schaute auf mein Handy. Die Veranstaltung war bereits fast eine Dreiviertelstunde verspätet. Der Herr zu meiner Rechten, der ein Exemplar des Buchs auf den Knien hielt, rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her. Aber es erschien niemand. Alba sah mich ein paarmal an, als wollte sie sagen: »Wenn es noch länger dauert, müssen wir mit Deba nach Hause gehen.«

Ich nickte und nutzte die Gelegenheit, um ihre Hand zu streicheln und ihr mit meinen Blicken eine leidenschaftliche Nacht zu versprechen.

Wie gut es sich anfühlte, sich nicht verstecken zu müssen, wie schön es war, eine kleine Familie zu haben. Seit zwei Jahren...

Erscheint lt. Verlag 25.3.2020
Reihe/Serie Inspector Ayala ermittelt
Übersetzer Alice Jakubeit
Zusatzinfo 2 s/w-Abbildungen
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Band 3 • Baskenland • Bestseller • Dritter Band • Ermittlerduo • Fortsetzung • Geschichte • Hierbei handelt es sich um eine Vorabmeldung. In Kürze werden wir an dieser Stelle Schlagwörter z... • historisch • Historischer Roman • Kantabrien • keltisches Dorf • Kommissar • Kraken • Krimi Bestseller • Krimi Neuerscheinung • letzter Teil • Mittelalter • Mordserie • Muttertag • Nele Neuhaus • Nervenkitzel • neuer Fall • Profiler • Ritual des Wassers • Rituale • Ritualmord • San Sebastián • Serienmord • Serienmörder • Spanien • spannend • Stille des Todes • Tochter • Trilogie • Vitoria
ISBN-10 3-10-491133-9 / 3104911339
ISBN-13 978-3-10-491133-5 / 9783104911335
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