Nach dem Tod gleich links (eBook)

Roman

(Autor)

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2019 | 1., Auflage
350 Seiten
Piper ebooks (Verlag)
978-3-492-98538-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Nach dem Tod gleich links - Anna Buchwinkel
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Ein skurril-humorvoller Roman mit Tiefgang zu den Themen, die uns alle angehen: Leben, Sterben und Lieben  Else glaubt mit Ende 50 in Schlagersänger Bernhard Bardensiehl endlich die große Liebe gefunden zu haben, auch wenn sie ihn vorerst nur aus der Ferne anschmachtet. Doch der Tod macht ihr einen Strich durch die Rechnung, denn Bernhard verunglückt. So schnell lässt sich Else ihr Glück jedoch nicht nehmen und so verteidigt sie ihn gegen den Außendienstmitarbeiter des Todes, Detlef, der Bernhard holen soll. Als neuer Mitarbeiter der Life Limited Ltd. ist Detlef eigentlich dafür zuständig, Lebensfäden zu durchtrennen, findet jedoch bald mehr Gefallen daran, stattdessen Leben zu retten.  Während er sich mehr und mehr von seinem Arbeitgeber entfernt und schließlich eine Revolution beim Tod lostritt, beginnt für Else und ein ganzes Sammelsurium an schrulligen, aber liebenswerten Menschen, eine turbulente Reise, bei der es buchstäblich um Leben und Tod geht - und natürlich um die Liebe.  »Feinsinniger Humor mit ernsthaften Untertönen - der Tod mal aus einer neuen Perspektive! Skurril, herrlich unterhaltsam und ein Roman mit einer Hauptfigur, die einem still und heimlich ans Herz wächst.« (Sarah Reul, Pinkfisch)

Anna Buchwinkel ist nach abgeschlossenem Jurastudium und einer Heilpraktiker Ausbildung viel durch die Welt gereist und hat mehrere Jahre in Asien gelebt. Die scheinbaren Gegensätze der östlichen und westlichen Sichtweise von Leben, Tod und Schicksal inspirieren sie für ihre Bücher. Mit scharfem Blick, Herz und einem Augenzwinkern erforscht sie in ihren Geschichten Sinn und Unsinn des Lebens und macht dabei weder vor dem Tod noch dem eigenen Verstand halt.

Kapitel 3 – in dem Bernhard zwischen den Welten hängt und Else dem Tod die Hölle heiß macht


Zum Glück hatte Else ein Handy. Gekauft hatte sie es eigentlich nur, weil es so schöne Kuhflecken hatte, und während sie in der Kälte an Bernhards Seite auf den Rettungshubschrauber wartete, dachte sie, dass ihre Liebe zu Kühen wirklich nützlich war – immerhin rettete die nun sogar Bernhard. Denn auch wenn die Schneewehe, in die er gefallen war, fluffig weich war – der Pfosten des Gartenzauns, der sich darunter verbarg und mit dem Bernhards Kopf Bekanntschaft gemacht hatte, war es nicht. So harrte Else mit Bernhard aus und sprach ihm die ganze Zeit über Mut zu.

Während sie da neben ihm saß, fiel ihr Blick auf einmal auf etwas Schwarz-Weißes, das neben ihm im Schnee lag. Neugierig griff sie danach. Es war ein kreisrunder Schlüsselanhänger, vielleicht fünf Zentimeter im Durchmesser, auf dessen Rückseite sich ein Flaschenöffner befand. Vorne war ein hübsches Muster zu sehen, das vage an einen schwarzen und einen weißen Fisch erinnerte, die sich aneinanderschmiegten und so die runde Fläche ausfüllten. Else spürte ihr Herz heftiger schlagen. Schwarz und weiß – genau wie Kuhflecken! Das musste ein Zeichen sein. Sie drückte Bernhards Hand und fühlte sich sofort besser. Ein wenig verschämt überlegte sie, ob es wohl in Ordnung wäre, den Anhänger einzustecken. Nur zu gerne hätte sie etwas von Bernhard ganz für sich alleine gehabt. Dann kam ihr der Gedanke, dass sie den Anhänger ja für ihn aufbewahren konnte. Jawohl, sie würde ihn sofort zurückgeben, wenn er aufwachte – und damit hätte sie auch gleich einen Grund, ihn dann zu sehen.

Als der Rettungshubschrauber endlich landete, wurde Bernhard erstversorgt und auf eine Trage geschnallt. Else kletterte währenddessen schon mal in den Hubschrauber, denn jetzt, da sie Bernhard in guten Händen wusste, spürte sie nach dem ganzen Schreck doch die Kälte. Als die Crew fertig war und die Türen unter dem Heckausleger öffnete, um die Trage hineinzuschieben, entdeckte der Notarzt Else. Er wollte gerade den Mund aufmachen, um ihr darzulegen, dass er sie aus versicherungsrechtlichen Gründen nicht mitnehmen konnte, als für Else der Blick auf Bernhard frei wurde.

Die Sanitäter hatten ihn in eine Vakuummatratze gepackt, aus der nur noch sein Kopf herausschaute, sodass man meinen konnte, er stecke in einem Leichensack – wobei der allerdings nicht rot gewesen wäre. Doch weil Else das nicht wusste, erschrak sie so sehr, dass sie die Hände vor der Brust zusammenkrampfte und rief: »Oh, mein armes Herz!«

Der Notarzt hielt inne. »Sie sind herzkrank?«

Else nickte, auch wenn ihr nicht ganz klar war, woher der Arzt das wissen konnte. Aber er hatte sicher studiert, und da lernte man bestimmt so einiges, von dem sie nichts verstand.

Besagter Arzt bekam währenddessen auf einmal ganz andere versicherungsrechtliche Bedenken, sprach kurz mit dem Piloten und nickte schließlich. Und so durfte Else ihren Bernhard begleiten. Nachdem der Hubschrauber knatternd abgehoben hatte, streichelte sie Bernhards Gesicht, was sie zugleich glücklich und traurig machte – denn einen Flug zu den Sternen mit Bernhard Bardensiehl hätte sie sich zwar über alles gewünscht, aber eben doch unter anderen Umständen.

 

Szenenwechsel, zu einer Oberärztin, die schlechte Laune hat und noch schlechtere bekommt

An dieser Stelle ist es an der Zeit, dass wir Else und Bernhard für einen Moment sich selbst überlassen und uns Frau Dr. Margit Birnbaum zuwenden, die uns auch später noch begegnen wird. Frau Dr. Birnbaum, ihres Zeichens Oberärztin auf der neurochirurgischen Station eben jenes Krankenhauses, in das Bernhard und Else gerade unterwegs waren, zählte sich eigentlich zu den verträglichen Menschen. Doch sie litt an diesem Abend unter grässlichen Kopfschmerzen. Schon seit geschlagenen drei Stunden lag sie im Bett und knirschte mit den Zähnen, während aus dem Stockwerk unter ihr gedämpfte, aber dennoch nicht zu überhörende Musik heraufdrang. Und es war nicht irgendeine Musik, oh nein, es handelte sich um Schlager der übelsten Sorte. Ursprung der Beschallung war ihre Schwiegermutter. Die verbrachte ihre Tage – und die dauerten leider bis tief in die Nacht hinein – mit dem unablässigen, nervenaufreibenden Abspielen von Schlagerschnulzen, allen voran von einem gewissen Bernhard Bardensiehl. Die alte Dame logierte nach einem Oberschenkelhalsbruch bei Sohn und Schwiegertochter – und das leider auf unbestimmte Zeit. Doch statt sich wie ein Gast höflich anzupassen und keine Umstände zu machen, führte sie sich auf wie in einer hochpreisigen Kurklinik, in der das Motto »der Kunde ist König« gilt. Und als Frau Dr. Birnbaum heute ihren Mann mit dem Thema konfrontiert hatte, musste sie feststellen, dass es etwas gab, das ihm offenbar wichtiger war als das geruhsame Eheleben: seine Mutter. Unglaublich, dass sie dreiundzwanzig Jahre gebraucht hatte, um das zu erkennen.

In Verbindung mit ihren Kopfschmerzen und den Nachwirkungen des Streits wurde der Schlagerterror für sie an diesem Abend von Ton zu Ton unerträglicher. Sie presste sich das Kissen auf die Ohren und stellte sich nicht zum ersten Mal vor, selbiges wahlweise der Frau Schwiegermutter oder dem werten Herrn Bardensiehl selbst aufs Gesicht zu drücken. Deshalb war sie eigentlich ganz froh, als der Anruf aus der Klinik kam und sie zu einer voraussichtlich notwendigen Notoperation angefordert wurde. Dort hatte sie wenigstens ihre Ruhe vor penetranten Schlagersängern, konnte sich auf die Arbeit konzentrieren und die ganze unerfreuliche, um nicht zu sagen albtraumhafte heimische Situation hinter sich lassen.

 

So kam es, dass Frau Dr. Birnbaum bereits am Heliport auf dem Dach der Klinik wartete, als der Rettungshubschrauber mit Else und Bernhard landete. Noch während die Rotorblätter langsam ausliefen, wurde die Rolltrage mit Bernhard ausgeladen und eilig auf das Gebäude zugeschoben. Auf dem Weg setzte der Notarzt Frau Dr. Birnbaum kurz über den Fall in Kenntnis, bevor er zurück zu einem neuen Einsatz gerufen wurde.

Else war ebenfalls aus dem Hubschrauber geklettert und beeilte sich, Bernhard hinterherzulaufen. Als sie die Trage endlich einholte, griff sie zwischen den Sanitätern durch nach dem Gestänge und hielt sich daran fest, um nicht abgehängt zu werden. Durch den Ruck wurde Frau Dr. Birnbaum auf sie aufmerksam.

»Hey Sie! Was fällt Ihnen ein. Wollen Sie wohl loslassen!«, herrschte die Ärztin sie an, doch daran dachte Else nicht im Traum. Trotzig hielt sie sich weiter an der Trage fest und bemühte sich, mit den Sanitätern Schritt zu halten. Inzwischen hatten sie fast das Gebäude erreicht.

»Sie sollen loslassen«, donnerte Frau Dr. Birnbaum erneut und warf Else einen so finsteren Blick zu, dass nicht nur diese, sondern auch die Sanitäter stehen blieben. »Sind Sie verwandt?«

»Nein, ich bin aber …«

»Hier haben nur Verwandte Zutritt. Wenn überhaupt.«

»Wir sind aber seelenverwandt …«

»So ein Unsinn. Aus dem Weg«, zischte Frau Dr. Birnbaum und zog mit einem kräftigen Ruck an ihrem Ende der Trage. »Wenn Ihnen nur das kleinste bisschen an diesem Mann liegt, dann behindern sie jetzt nicht weiter unsere Arbeit, oder wollen Sie, dass er uns hier unter den Fingern wegstirbt?«

Else ließ los, denn das wollte sie natürlich nicht. Die Trage machte einen Satz nach vorn und entschwand mit den Sanitätern, Frau Dr. Birnbaum und natürlich Bernhard geradewegs durch die geöffneten Flügeltüren ins Gebäude. Else hetzte hinterher und landete in einem Vorraum, von dem ein Aufzug hinab in die Notaufnahme führte. »Wissen Sie überhaupt, wer das ist?«, keuchte Else, ganz außer Atem.

»Nein, und das spielt jetzt auch keine Rolle.«

»Das ist Bernhard Bardensiehl«, sagte Else mit leisem Stolz.

»Ba… Bardensiehl? Etwa der Schlagerheini?« Frau Dr. Birnbaum kniff die Augen zusammen und fixierte Bernhard mit einem Blick, der so kalt war, wie es Else selbst auf ihrem Hochsitz nie geworden war.

In diesem Moment öffneten sich die Aufzugtüren, und Else schlüpfte an der Trage vorbei hinein, denn sie wollte nicht Gefahr laufen, dass man sie nicht mitnahm. Frau Dr. Birnbaum stemmte die Arme in die Hüften, betrachtete mit ungläubigem Blick das Szenario und herrschte einen der Sanitäter an: »Jetzt schaffen Sie mir endlich diese impertinente Person hier raus.«

Der Sanitäter packte Else am Arm und zog sie wieder aus dem Aufzug, so sehr sie sich auch wehrte. Frau Dr. Birnbaum drängte den zweiten Sanitäter samt Trage mit Bernhard darauf hinein und stieg dann selbst zu. Die Türen schlossen sich, und Bernhard wurde Elses Blick entzogen. Ihr Bernhard, dem sie doch gerade erst nahegekommen war. Sie blieb mit offenem Mund stehen und fühlte sich auf einmal sehr verlassen.

»Machen Sie sich keine Sorgen«, sagte der verbliebene Sanitäter, ließ nun endlich ihren Arm los und tätschelte ihn. »Die wissen schon, was sie tun.«

Das war etwas, was Else zwar gerne geglaubt hätte, woran sie aber ihre Zweifel hatte. Denn wirklich gut konnte es einem ohne Liebe nicht gehen, das wusste sie genau, und Bernhard wusste es auch – sang er doch genau das in allen seinen Liedern. Und wenn sie an den eisigen Blick dachte, mit dem die Ärztin ihn bedacht hatte, wurde ihr selbst ganz kalt ums Herz.

»Jetzt schauen wir erst mal, wie es Ihrem Herzen geht, gleich kommt ja der Aufzug wieder«, sagte der Sanitäter wie aufs Stichwort. »Ihrem Bernhard können Sie im Augenblick ohnehin nicht helfen.«

Damit hatte er leider – für den Moment jedenfalls – recht. Und so wusste Else zwar nicht, was Bernhard fehlte, sie wusste jedoch, dass er ihr fehlte, und das ganz fürchterlich. Und sie wusste, dass mit ihrem Herz alles in...

Erscheint lt. Verlag 2.4.2019
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Comic / Humor / Manga
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Alter • bücher zum lachen • humorvolle Unterhaltung • Leben nach dem Tod • Liebesgeschichte • lustiger Roman • Neuerscheinung 2019 • Schwarzer Humor • Sebastian Niedlich
ISBN-10 3-492-98538-6 / 3492985386
ISBN-13 978-3-492-98538-3 / 9783492985383
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