Ein perfider Plan (eBook)

Kriminalroman
eBook Download: EPUB
2019 | 1. Auflage
363 Seiten
Insel Verlag
978-3-458-76227-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Ein perfider Plan - Anthony Horowitz
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Keine sechs Stunden nachdem die wohlhabende alleinstehende Diana Cowper ihre eigene Beerdigung geplant hat, wird sie in ihrem Haus erdrosselt aufgefunden. Ahnte sie etwas? Kannte sie ihren Mörder?

Daniel Hawthorne, ehemaliger Polizeioffizier und inzwischen Privatdetektiv im Dienst der Polizei, nimmt die Spur auf. Aber nicht nur den Fall will er lösen, es soll auch ein Buch daraus werden, und dafür wird Bestsellerautor Anthony Horowitz gebraucht. Der wiederum sträubt sich zunächst, ist jedoch schon bald unrettbar in den Fall verstrickt. Fasziniert von der Welt des Verbrechens ebenso wie von dem undurchsichtigen Detektiv und dessen messerscharfem Verstand.

Ganz im Stil von Holmes und Watson begeben sich Hawthorne und Horowitz auf die Suche nach dem Mörder einer scheinbar harmlosen älteren Frau, in deren Vergangenheit allerdings schon bald dunkle Geheimnisse auftauchen. Eine atemberaubende Jagd beginnt ...



<p>Anthony Horowitz, geboren 1956 in Stanmore, gehört zu den erfolgreichsten Autoren der englischsprachigen Welt, in Deutschland ist er vor allem durch seine Jugendbuchreihe um Alex Rider bekannt. Neben zahlreichen Büchern hat Anthony Horowitz Theaterstücke und Drehbücher zu verschiedenen Filmen und Fernsehserien (unter anderem <em>Inspector Barnaby</em>) verfasst. Seit seiner Jugend ist er Sherlock-Holmes-Fan. Anthony Horowitz lebt mit seiner Familie in London.</p>

Anthony Horowitz, geboren 1956 in Stanmore, gehört zu den erfolgreichsten Autoren der englischsprachigen Welt, in Deutschland ist er vor allem durch seine Jugendbuchreihe um Alex Rider bekannt. Neben zahlreichen Büchern hat Anthony Horowitz Theaterstücke und Drehbücher zu verschiedenen Filmen und Fernsehserien (unter anderem Inspector Barnaby) verfasst. Seit seiner Jugend ist er Sherlock-Holmes-Fan. Anthony Horowitz lebt mit seiner Familie in London.

1
Eine gut geplante Beerdigung


An einem hellen Frühlingsmorgen, dessen blasses Sonnenlicht weit mehr Wärme versprach, als der Tag dann zu liefern vermochte, überquerte Diana Cowper kurz nach elf Uhr die Fulham Road und betrat ein Beerdigungsinstitut.

Sie war nicht besonders groß, wirkte aber sehr zielstrebig. In ihren Augen, ihrem akkurat geschnittenen Haar und ihrem Gang lag eine heftige Entschlossenheit. Wenn man sie kommen sah, hatte man sofort den Wunsch, ihr auszuweichen und sie passieren zu lassen. Dabei hatte sie gar nichts Unfreundliches an sich. Sie war in den Sechzigern und hatte ein angenehmes, rundes Gesicht. Sie war teuer gekleidet, ihr heller Regenmantel stand offen und enthüllte einen rosa Pullover mit einem grauen Rock. Sie trug ein Perlenhalsband mit Edelsteinen, das wertvoll sein mochte oder auch nicht, und eine Reihe von Diamantringen, die auf jeden Fall teuer gewesen sein mussten. Es gab viele Frauen wie sie in den Straßen von Fulham und South Kensington. Sie hätte auch auf dem Weg zu einer Lunchverabredung oder einer Kunstgalerie sein können.

Das Beerdigungsinstitut hieß Cornwallis & Söhne. Es stand am Ende einer Häuserreihe, und der Name prangte in klassischer Schrift sowohl auf der Front als auch an der Seite des Hauses, so dass man ihn nicht übersehen konnte, egal aus welcher Richtung man kam. Eine große viktorianische Uhr verhinderte, dass die beiden Inschriften über der Eingangstür aneinanderstießen. Ihre Zeiger waren passenderweise um 11 Uhr 59 zum Stillstand gekommen: eine Minute vor Mitternacht. Unter dem Firmennamen stand, erneut in doppelter Ausführung, die Legende: Unabhängige Trauerhilfe und Bestattungen. Seit 1820 im Besitz der Familie. An der Straßenfront gab es drei Schaufenster. Zwei davon zeigten geschlossene Vorhänge, im mittleren lag ein aufgeschlagenes Buch aus Marmor, dessen Seiten die Inschrift trugen: Wenn Kummer kommt, dann kommt er einzeln nicht, er kommt in Bataillonen. Alle Holzteile, die Fensterrahmen und die Fassadenverkleidung waren in einem sehr dunklen Blau gestrichen.

Als Mrs Cowper die Tür öffnete, erklang ein Glöckchen, das an einem altmodischen Federmechanismus befestigt war. Sie betrat einen kleinen Empfangsraum mit zwei Sofas, einem niedrigen Tisch und einem Regal, in dem ein paar Dutzend Bücher standen, die schon deshalb besonders traurig erschienen, weil sie ganz ungelesen waren. Eine Treppe führte ins obere Stockwerk und ein schmaler Korridor in die hinteren Räume.

Sogleich kam eine stämmige Frau mit dicken Beinen und klobigen schwarzen Lederschuhen die Treppe hinunter. Sie lächelte höflich. Ihr Lächeln gab zu verstehen, dass dies eine schmerzliche, heikle Angelegenheit war, die man aber mit größter Ruhe und Effizienz erledigen würde. Ihr Name war Irene Laws. Sie war die persönliche Assistentin von Robert Cornwallis, dem Bestattungsunternehmer, und zugleich die Empfangsdame.

»Guten Morgen. Kann ich Ihnen helfen?«, fragte sie.

»Ja. Ich möchte ein Begräbnis organisieren.«

»Sind Sie wegen jemandem da, der kürzlich gestorben ist?« Das Wort »gestorben« war durchaus bezeichnend. Nicht »verschieden«. Und nicht »dahingegangen«. Irene Laws hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, stets Klartext zu reden, da sie zu der Erkenntnis gekommen war, dass das am Ende weniger schmerzhaft für alle Beteiligten war.

»Nein«, erwiderte Mrs Cowper. »Es ist für mich selbst.«

»Ich verstehe.« Irene Laws zuckte nicht mit der Wimper – warum sollte sie auch? Es war durchaus nichts Ungewöhnliches, dass Leute ihre eigene Beerdigung regelten. »Haben Sie einen Termin?«, fragte sie.

»Nein. Ich wusste nicht, dass das nötig ist.«

»Nehmen Sie doch bitte Platz! Ich werde mal nachsehen, ob Mr Cornwallis Zeit hat. Kann ich Ihnen etwas anbieten? Tee oder Kaffee?«

»Nein, danke.«

Diana Cowper setzte sich, und Irene Laws verschwand den Korridor hinunter. Kurz darauf erschien sie wieder: Sie ging hinter einem Mann her, der so eindeutig wie ein Beerdigungsunternehmer aussah, dass er ein Schauspieler hätte sein können. Er trug den unvermeidlichen schwarzen Anzug und eine dunkelgraue Krawatte. Sein bloßes Auftreten signalisierte, dass er sich am liebsten dafür entschuldigt hätte, dass seine Anwesenheit überhaupt nötig war. Seine Hände waren zu einer Geste des Bedauerns gefaltet. Sein Gesicht war von tiefen Furchen durchzogen, und das dünne, am Rande der Kahlköpfigkeit dahinsiechende Haupthaar verbesserte diesen Eindruck genauso wenig wie der schüttere Bart, der aussah wie ein gescheitertes Experiment. Er trug getönte Brillengläser, deren Fassung auf seine Nase drückte und die Augen nicht nur umrahmte, sondern nahezu völlig verdeckte. Er war ungefähr vierzig und versuchte, trotz allem zu lächeln.

»Guten Morgen«, sagte er. »Mein Name ist Robert Cornwallis. Sie wollen eine Bestattung veranlassen?«

»Ja.«

»Hat man Ihnen schon etwas angeboten? Wenn Sie mir bitte folgen wollen …«

Die neue Kundin wurde den Korridor hinunter zu einem Zimmer am hinteren Ende geführt. Es war genauso dezent wie der Empfangsbereich ausgestattet, allerdings mit einem wichtigen Unterschied: Statt der Bücher gab es hier Broschüren und Kataloge mit Bildern von Särgen und Leichenwagen (mit Pferden oder motorisiert) und Preislisten. Falls sich das Gespräch in Richtung einer Feuerbestattung bewegen sollte, waren auf zwei Regalen auch Urnen zur Prüfung bereitgestellt worden. Zwei Lehnsessel standen sich gegenüber. Cornwallis setzte sich auf den mit dem kleinen Schreibtisch daneben. Er zog einen Füllfederhalter heraus, einen silbernen Montblanc, und legte ihn auf seinen Notizblock.

»Es geht um Ihre eigene Beerdigung«, begann er.

»Ja.« Plötzlich wollte Mrs Cowper etwas rascher vorankommen. »Ich habe mir schon ein paar Einzelheiten überlegt, ich hoffe, das stört Sie nicht?«

»Ganz im Gegenteil. Individuelle Bedürfnisse sind uns sehr wichtig. Heutzutage sind maßgeschneiderte Konzepte für vorgeplante Beerdigungen der Hauptbestandteil unseres Geschäfts. Es ist uns eine besondere Ehre, genau das zu bieten, was unsere Kunden verlangen. Vorausgesetzt, dass unsere Angebote und Bedingungen Ihnen zusagen, werden wir Ihnen nach unserem Gespräch einen Vertragsentwurf und eine detaillierte Rechnung mit allen Einzelheiten zukommen lassen, auf die wir uns verständigt haben. Ihre Verwandten und Freunde werden nichts weiter tun müssen, als an der Veranstaltung teilzunehmen. Und aus Erfahrung kann ich Ihnen versichern, dass es ihnen ein großer Trost sein wird, wenn sie wissen, dass alles genau so vonstatten geht, wie Sie es sich gewünscht haben.«

Mrs Cowper nickte. »Ausgezeichnet. Dann können wir ja loslegen, oder?« Sie holte tief Luft und kam sofort zur Sache: »Ich will in einem Pappsarg begraben werden.«

Cornwallis war schon dabei, die erste Notiz zu machen, als die Feder kurz vor der Papieroberfläche noch einmal innehielt. »Wenn Sie an ein Öko-Begräbnis denken, würde ich vielleicht eher recyceltes Holz oder auch ein Weidengeflecht vorschlagen. Es gibt Fälle, bei denen Pappe nicht so … wirkungsvoll ist.« Er wählte seine Worte mit Sorgfalt, damit alle möglichen Untertöne darin mitschwingen konnten. »Weidensärge sind kaum teurer und sehr viel attraktiver.«

»Na schön. Ich will auf dem Brompton Cemetery begraben werden, neben meinem Mann.«

»Haben Sie ihn vor kurzem verloren?«

»Vor zwölf Jahren. Die Grabstelle haben wir schon, das ist also kein Problem. Und die Trauerfeier stelle ich mir so vor …« Sie klappte ihre Handtasche auf und nahm ein Blatt Papier heraus, das sie auf den Tisch legte.

Der Beerdigungsunternehmer warf einen Blick darauf. »Ich sehe, Sie haben über die Angelegenheit schon viel nachgedacht«, sagte er. »Und die Feier ist wohldurchdacht, wenn ich das sagen darf. Teils religiös, teils humanistisch.«

»Na ja, da ist dieser Psalm – und da sind die Beatles. Ein Gedicht, ein bisschen klassische Musik und ein paar kurze Reden. Ich will nicht, dass es zu lange dauert.«

»Wir können den Zeitplan ganz genau festlegen.«

Diana Cowper hatte ihre Beerdigung genau geplant, und das war auch gut so. Denn sie wurde noch am selben Tag, nur sechs Stunden später, ermordet.

Zum Zeitpunkt ihres Todes hatte ich noch nie von ihr gehört, und ich...

Erscheint lt. Verlag 11.3.2019
Reihe/Serie Hawthorne ermittelt
Hawthorne ermittelt
Übersetzer Lutz-W. Wolff
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Detektiv • Die Morde von Pye Hall • England • Hawthorne • Holmes und Waton • insel taschenbuch 4792 • IT 4792 • IT4792 • Kriminalroman • London • Mord • Privatdetektiv • Sherlock Holmes • Spannung • Thriller
ISBN-10 3-458-76227-2 / 3458762272
ISBN-13 978-3-458-76227-0 / 9783458762270
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