Liebende im Paradies -  Barbara Cartland

Liebende im Paradies (eBook)

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2019 | 1. Auflage
298 Seiten
Barbara Cartland eBooks Ltd (Verlag)
978-1-78867-158-3 (ISBN)
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Graf Viktor van Hann befindet sich in einer unangenehmen Situation: Luise van Heydberg, Hofdame im niederländischen Königshaus, hat aus enttäuschter Liebe zu ihm Selbstmord begangen. Um den Skandal zu vertuschen, schickt ihn die Königinwitwe mit einer Sonderaufgabe nach Bali. Widerwillig fügt sich der gutaussehende Graf. Im Hause des Gouverneurs von Bah lernt er die bezaubernde Engländerin Roxana Barclay kennen. Sie fasziniert den Lebemann. Einem Wesen wie ihr ist er noch nie begegnet.Doch Roxana Barclay hat ein Geheimnis - Karel...

2


Roxana hoffte, man sah ihr nicht an, wie nervös sie war. Sie fürchtete, die Anwesenheit dieses Fremden könnte ihre Schwierigkeiten nur noch vergrößern. Dabei hatte sie schon genügend Ärger mit den Damen der niederländischen Kolonie, die nach dem Tode ihres Onkels kategorisch verlangt hatten, man solle Roxana ausweisen, weil sie das Recht verwirkt habe, auf Bali zu wohnen.

Roxana wußte genau, daß es diesen Heuchlern nicht darum ging, eine alleinstehende, schutzlose junge Frau vor Unheil zu bewahren; sie wollten eine unliebsame Rivalin abschieben.

Den dicken, unansehnlichen Mevrouws, deren Teint durch die ständige Sonneneinwirkung noch häßlicher zu werden pflegte als zuvor und die sich viele überflüssige Pfunde angefuttert hatten, war Roxana ein Dorn im Auge. Sie belauerten voller Argwohn jeden ihrer Schritte und hatten ihr schon bei ihrer Ankunft auf Bali unmißverständlich klargemacht, daß ein Missionar und seine Familie keinen Zugang zur hiesigen führenden Gesellschaftsschicht haben würden.

Es bereitete Roxana ein geradezu diebisches Vergnügen, sich vorzustellen, wie grundlegend sich die Meinung dieser hochnäsigen Matronen ändern würde, wenn sie erführen, aus welcher englischen Familie sie stammte. Doch sie durfte nicht riskieren, von den Holländern vereinnahmt zu werden. Damit würde sie Karel gefährden, deshalb zog sie deren Bosheiten und Intrigen vor.

Es gab jedoch Tage, an denen der Mut sie verließ und sie sich des bedrückenden Gefühls nicht erwehren konnte, einen vergeblichen Kampf gegen einen Feind zu führen, der sie von allen Seiten bedrohte.

Die größte Bedrohung stellte der Gouverneur dar. Instinktiv spürte sie, daß er seine Macht dazu ausnutzen würde, sie in die Knie zu zwingen oder aus ihrem Inselparadies zu vertreiben.

Als ihr Onkel beschlossen hatte, als Missionar nach Bali zu gehen und sich bereit erklärt hatte, sie mitzunehmen, war ihr das Ganze wie ein herrliches, spannendes Abenteuer erschienen, und sie hatte dem Himmel dafür gedankt, all ihre Gebete erhört zu haben.

Nach dem Tode ihres Vaters war sie nach Holland gereist, um bei ihrer Tante Agnes zu wohnen. Ihren Onkel Pieter Helderik hatte sie als ruhelosen Mann kennengelernt, dem das Leben in seiner kleinen, engstirnigen Pfarrgemeinde allmählich unerträglich wurde. Er war nicht nur ein überdurchschnittlich intelligenter, sondern auch ein sehr sensibler Mensch. Seine flammenden Predigten blieben bei seinen Pfarrkindern ohne Echo. Sie fanden ihn zu theatralisch und begnügten sich damit, daran zu glauben, daß der liebe Gott sie in ihrem faden, ereignisarmen Leben beschützte.

„Wie könnte ich sie nur aus ihrer dumpfen Mittelmäßigkeit reißen?“ hatte Pieter Helderik seine Nichte einmal voller Verzweiflung gefragt.

„Da müßtest du schon eine Ladung Dynamit hochgehen lassen, Onkel Pieter“, hatte Roxana erwidert.

Er hatte die Behörden so lange bestürmt, ihm die Sondererlaubnis zu erteilen, auf Bali zu missionieren, bis sie schließlich nachgegeben hatten, um den Quälgeist loszuwerden.

Die Überfahrt auf dem kleinen, scheußlich unbequemen Dampfer hatten sie als herrliches Abenteuer empfunden; sie hatten das Gefühl, sich auf der Santa Maria zu befinden, um mit Christoph Kolumbus eine neue Welt zu entdecken. Ihre Tante Agnes war die einzige gewesen, die wenig Freude an der Reise zu haben schien. Sie hatten das Rote Meer bereits erreicht, als sie Roxana ihr Geheimnis anvertraute: Nach fünfzehn Jahren Ehe mit Pieter Helderik erwartete sie ihr erstes Kind.

„Wir haben Gott angefleht, uns ein Kind zu schenken“, sagte Agnes Helderik zu ihrer Nichte, „aber wir hatten die Hoffnung längst aufgegeben.“

„Warum hast du uns vor der Abreise nicht davon erzählt, Tante Agnes?“ fragte Roxana fassungslos.,

Ihre Tante lächelte.

 „Weil Pieter dann die Abreise verschoben und man uns die Genehmigung für einen späteren Zeitpunkt entzogen hätte.“

„Wie kommst du denn darauf?“

„Die niederländischen Behörden haben unmißverständlich erklärt, daß Missionare mit kleinen Kindern nicht nach Bali reisen dürfen, weil das zu gefährlich sei.“

 „Aber, Tante Agnes!“ rief Roxana bestürzt aus. „Was werden sie jetzt tun?“

 Ihre Tante lächelte.

„Vielleicht können wir verhindern, daß sie es erfahren.“

Eine solche Möglichkeit würde sie alle in große Gefahr bringen, erkannte Roxana, doch ihre Tante war so glücklich, daß sie ihre Bedenken zunächst für sich behielt.

Jetzt galt es nur, den Zustand ihrer Tante vor Pieter Helderik zu verbergen, bis sie die Insel erreicht hatten. Das war nicht sonderlich schwierig.

Die Aussicht auf das Abenteuer, das vor ihm lag, versetzte ihn in einen Zustand der Verzückung, so daß er die Welt um sich herum kaum wahrnahm und, wie Roxana lächelnd bei sich feststellte, es nicht einmal gemerkt hätte, wenn ihre Tante und sie über Nacht eine dunkle Hautfarbe bekommen hätten.

Er dachte Tag und Nacht nur an die Arbeit, die vor ihm lag und der er sich mit Leib und Seele auf Bali widmen wollte.

Roxana stellte fest, daß er sich bereits ein umfangreiches Wissen über die Balinesen und ihre Sitten und Gebräuche angeeignet hatte.

Bei Wind und Wetter pflegte er an Deck zu sitzen und seine Lehrbücher durchzuarbeiten. Er machte sich Notizen und unterrichtete dann seine Frau und seine Nichte in all den Dingen, die sie auf jeden Fall unterlassen mußten, um diese Menschen, mit denen sie friedlich zusammenleben wollten, nicht zu verletzen.

„Mir schwirrt schon der Kopf vor lauter Tabus und Beschränkungen, die ich mir alle merken soll“, sagte Roxana zu ihrer Tante.

„Einer unserer Freunde in Holland bezeichnete die Insel mal allen Ernstes als ,Land der Tabus‘“, erwiderte Mrs. Helderik, „aber vermutlich war das maßlos übertrieben.“

 Sie sprach mit müder Stimme als könnte sie die Begeisterung ihres Gatten nicht teilen. Sie fühlte sich nicht sonderlich wohl, war oft seekrank und sehr apathisch.

Roxana stand ihr bei, so gut sie konnte, und erst als sie auf Bali gelandet und in dem kleinen Dorf eingezogen waren, in das man sie eingewiesen hatte, erfuhr Pieter Helderik, daß er Vater werden würde.

Er wurde zwischen dankbarer Freude darüber, daß Gott ihre Gebete erhört und sie mit einem Kind gesegnet hatte, und der Furcht, nach Holland zurückgeschickt zu werden, hin- und hergerissen.

Geetruida, Mrs. Helderiks Dienstmagd, die ihre Herrin rührend umsorgte, fand schließlich eine zufriedensteilende Lösung des Problems.

„Überlassen Sie nur alles mir, Juffrouw“, sagte sie zu Roxana. „Ich habe in dem Dorf, in dem ich geboren bin, schon vielen Kindern auf die Welt verholfen. Meine Mutter war Hebamme, und wenn sie keine Zeit hatte, einer werdenden Mutter beizustehen, schickte sie mich.“

„Aber nach der Geburt?“ warf Roxana ein. „Was machen wir dann mit dem Kind?“

Geetruida lächelte.

 „Es gibt überall Kinder“, sagte sie weise. „Eins mehr oder weniger fallt da gar nicht auf.“

Das war sicher wahr. Roxana hatte noch nie so viele Kinder an einem Ort gesehen wie hier, doch sie hatte das unbehagliche Gefühl, daß ein hellhäutiges, blondes holländisches Baby unter der dunkelhaarigen, dunkeläugigen balinesischen Kinderschar auffallen würde wie ein Pfau auf dem Hühnerhof.

Doch als Karel zur Welt kam, war Roxana so entzückt über das reizende Baby, daß sie fest entschlossen war, es mit Klauen und Zähnen zu verteidigen, wenn man es ihnen wegnehmen oder sie seinetwegen fortschicken wollte.

Sie sollte bald erfahren, daß sie tatsächlich all ihren Mut zusammennehmen mußte, um dieses kleine Menschenkind zu schützen.

Geetruida hatte mit viel Umsicht und Geschick bei der Geburt geholfen, doch es war eine schwere Geburt gewesen, die Agnes Helderiks Kräfte aufgezehrt hatte.

Nie würde Roxana den Augenblick vergessen, als ihre Tante den kleinen Karel in die Arme seines Vaters gelegt hatte. Pieter Helderiks Entzücken über das kleine Wesen, das er als Gottesgeschenk betrachtete, war rührend.

Doch ihr Glück war nur von kurzer Dauer gewesen.

Mrs. Helderik bekam hohes Fieber, gegen das auch Geetruidas Mittel nicht halfen, und wurde von Tag zu Tag schwächer. Eines Tages fanden sie Tante Agnes tot in ihrem Bett. Ein friedliches Lächeln lag um ihre Lippen und verriet Roxana, daß sie nicht gelitten hatte. Sie hatte sich auf ihre unauffällige Art davongemacht und Geetruida und Roxana mit dem einen Monat alten Baby und dessen völlig verzweifeltem Vater allein gelassen.

Die ersten Schwierigkeiten, ihr Geheimnis zu wahren, drohten bereits bei der Beerdigung, als viele Trauergäste ins Haus kamen, um zu kondolieren, und sie Karel verstecken mußten.

Einige Monate später mußte Roxana erkennen, daß ihr Onkel ein gebrochener Mann war und den schmerzlichen Verlust nie verwinden würde. Agnes Helderik, diese sanfte, stille Frau, die viele wegen ihres zurückhaltenden Wesens für unbedeutend gehalten hatten, hatte eine unauslöschliche Lücke hinterlassen.

Roxana hatte ihre Tante über alles geliebt und stets als wertvollen Menschen geschätzt.

Agnes hatte gegen den Willen ihres Vaters, eines englischen Landedelmanns, der in seiner Grafschaft hohes Ansehen genoß und wünschte, daß seine beiden Töchter sich standesgemäß vermählten, ihren holländischen Missionar geheiratet und war ihm in die Fremde gefolgt.

Die Verbindung zur Familie in England erschöpfte sich in Grüßen zu Weihnachten und zu den Geburtstagen. Doch Roxana hatte den Verdacht, daß Agnes oft an ihre ältere Schwester, Roxanas Mutter, geschrieben hatte, diese aber...

Erscheint lt. Verlag 14.2.2019
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
ISBN-10 1-78867-158-9 / 1788671589
ISBN-13 978-1-78867-158-3 / 9781788671583
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