Umständliche Zärtlichkeiten

Sarah Lau wurde 1997 in Paderborn geboren. Kurz darauf wurde sie jedoch sehr schnell in ein kleines Dorf in der Nähe von Lichtenau verschleppt, wo sie 18 Jahre ihres Lebens verbrachte. Hier lernte sie vor allem, nichts zu tun und Schützenfesten aus dem Weg zu gehen. Trotz Traumberufen wie Tierärztin und Burgerbraterin schreibt sie viel in ihrer Freizeit. Dabei entstanden drei halbe Bücher, viele Kurzgeschichten und Gedichte in schlechtem Englisch. Ihr Englisch verbesserte sich und sie kam über eine Empfehlung ihres Bruders 2013 zum Poetry Slam. 2014 und 2015 wurde sie dann OWL-U20-Meisterin. Von diesen kleinen Siegen beflügelt, schaffte sie es in diesen Jahren nicht nur zu den deutschsprachigen U20-Meisterschaften in Berlin und Regensburg, sondern auch zu den »großen« Meisterschaften in Dresden und Augsburg. 2015 wurde sie U20-Vize-Meisterin. Danach konzentrierte sie sich zunächst auf ihr Studium in Paderborn, merkte jedoch schnell, dass ihr das nicht reicht, und so steht sie wieder auf kleinen und großen Bühnen, gibt Workshops und moderiert den U20-Slam in Paderborn.

„Ich hab noch Nudeln und Pesto, sag ich zu dir, weil ich nicht will, dass du schon gehst. Du sagst, dass Nudeln mit Pesto dein Lieblingsessen ist, weil du auch nicht willst, dass du schon gehst. Ich hab auch ein Zimmer mit Stühlen zum Draufsetzen, sag ich, und nen Fernseher zum Schweigenübertönen und einen CD-Spieler zum Lieblingsmusikzeigen. Ich hab Wein und Bier im Kühlschrank zum Peinlichkeitsschwelleüberbrücken und Schokolade für den Nachtisch nach Nudeln mit Pesto. Ich hab vielleicht sogar noch Eis und ich hab ein Bett zum Draufliegen, sag ich und zwinker dir unangenehm ungekonnt zu. Ich hab so viel Unangenehmes an mir, ich knibbel an meinen Fingern und fasse Menschen in die Haare, ich hab eine unangenehm schlechte Orientierung und unglaublich wenig Ahnung. Ich hab ein Tomatenstück zwischen den Zähnen, schon seit heute Morgen, und ich hab jedes Mal Angst, dass du das gleich siehst, und ich hab Angst davor, wie du mich wohl siehst, und ich hab so viel in mir, was wirklich gern rauswill, hab so viel zu sagen und zu viel gegessen, hab immer noch Hunger und – 'HA! Ich habs!', schrei ich."