Friedrich Schiller Kabale und Liebe (eBook)

Ein bürgerliches Trauerspiel
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2019 | 1. Auflage
100 Seiten
epubli (Verlag)
978-3-7467-9987-2 (ISBN)

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Friedrich Schiller Kabale und Liebe -  Simply Passion
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Kabale und Liebe ist ein bürgerliches Trauerspiel, das von Friedrich Schiller zwischen 1782 und 1783 verfasst wurde. Die Uraufführung fand am 15. April 1784 statt. Das Drama handelt von der Liebesbeziehung zwischen Luise Miller, Tochter eines bürgerlichen Stadtmusikanten, und Ferdinand von Walter, Sohn des adligen Präsidenten von Walter. Durch ein Intrigenspiel von Ferdinands Vater und dessen Sekretär Wurm wird diese Liebe unmöglich und endet in einer Katastrophe. Das 1784 erschienene und uraufgeführte Drama 'Kabale und Liebe' (ursprünglich unter dem Titel 'Luise Millerin' geplant) von Friedrich Schiller beschließt, in Anlehnung an Gotthold Ephraim Lessings 'Emilia Galotti', die Entwicklung des bürgerlichen Trauerspiels im 18. Jahrhundert - eine literarische Form, die mit der klassizistischen Auffassung und Tragödie bricht und Probleme des häuslich-privaten Bereichs und den Konflikt der Stände zum Gegenstand der tragischen Handlung macht. In sehr direkter Weise wird in Schillers 'Kabale und Liebe' mit seinem auf Spannung angelegten klaren Aufbau Kritik an den politischen Zuständen in der Fürstentümern geübt: Willkür, Mätressenwirtschaft, Verkauf von Landeskindern. Das bürgerliche Trauerspiel kontrastiert die verrottete Moral des Hofes mit der Tugend des Bürgertums. Im Mittelpunkt des Sturm-und-Drang-Stücks steht die tragische Liebesbeziehung zwischen Angehörigen verschiedener Stände: zwischen dem Adligen Ferdinand und der Musikertochter Luise Miller. 'Kabale und Liebe' eroberte rasch die Bühne und gehört zu den großen Klassikern des deutschen Dramas. Text in neuer Rechtschreibung. - Anmerkungen von Walter Schafarschik.

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Friedrich Schiller

Kabale und Liebe

Ein bürgerliches Trauerspiel.

 

Zuerst erschienen: 1784

 

Personen:

 

 Präsident von Walter, am Hof eines deutschen Fürsten.

 

Ferdinand,                               sein Sohn, Major.

Hofmarschall von Kalb.

Lady Milford,                         Favoritin des Fürsten.

Wurm,                               Haussecretär des Präsidenten.

 

Miller,            Stadtmusikant oder, wie man sie an 
einigen Orten nennt, Kunstpfeifer.

 

Dessen Frau.

Luise,                               dessen Tochter.

Sophie,                               Kammerjungfer der Lady.

Ein Kammerdiener des Fürsten. 

Verschiedene Nebenpersonen.

 

Erster Akt.


Erste Scene.

Zimmer beim Musikus.

Miller steht eben vom Sessel auf und stellt sein Violoncell auf die Seite. An einem Tisch sitzt Frau Millerin noch im Nachtgewand und trinkt ihren Kaffee.

Miller (schnell auf- und abgehend). Einmal für allemal! Der Handel wird ernsthaft. Meine Tochter kommt mit dem Baron ins Geschrei. Mein Haus wird verrufen. Der Präsident bekommt Wind, und kurz und gut, ich biete dem Junker aus.

Frau. Du hast ihn nicht in dein Haus geschwatzt – hast ihm deine Tochter nicht nachgeworfen.

Miller. Hab' ihn nicht in mein Haus geschwatzt – hab' ihm 's Mädel nicht nachgeworfen; wer nimmt Notiz davon? – Ich war Herr im Haus. Ich hätt' meine Tochter mehr coram nehmen sollen. Ich hätt' dem Major besser auftrumpfen sollen – oder hätt' gleich Alles Seiner Excellenz, dem Herrn Papa, stecken sollen. Der junge Baron bringt's mit einem Wischer hinaus, das muß ich wissen, und alles Wetter kommt über den Geiger.

Frau (schlürft eine Tasse aus). Possen! Geschwätz! Was kann über dich kommen? Wer kann dir was anhaben? Du gehst deiner Profession nach und raffst Scholaren zusammen, wo sie zu kriegen sind.

Miller. Aber, sag mir doch, was wird bei dem ganzen Commerz auch herauskommen? – Nehmen kann er das Mädel nicht – Vom Nehmen ist gar die Rede nicht, und zu einer – daß Gott erbarm? – Guten Morgen! – Gott, wenn so ein Musje von sich da und dort, und dort und hier schon herumbeholfen hat, wenn er, der Henker weiß! was als? gelöst hat, schmeckt's meinem guten Schlucker freilich, einmal auf süß Wasser zu graben. Gib du Acht! gib du Acht! und wenn du aus jedem Astloch ein Auge strecktest und vor jedem Blutstropfen Schildwache ständest, er wird sie, dir auf der Nase, beschwatzen, dem Mädel Eins hinsetzen und führt sich ab, und das Mädel ist verschimpfiert auf ihr Lebenlang, bleibt sitzen, oder hat's Handwerk verschmeckt, treibt's fort. (Die Hand vor der Stirn) Jesus Christus!

Frau. Gott behüt' uns in Gnaden!

Miller. Es hat sich zu behüten. Worauf kann so ein Windfuß wohl sonst sein Absehen richten? – Das Mädel ist schön – schlank – führt seinen netten Fuß. Unterm Dach mag's aussehen, wie's will. Darüber guckt man bei euch Weibsleuten weg, wenn's nur der liebe Gott parterre nicht hat fehlen lassen – Stöbert mein Springinsfeld erst noch dieses Kapital aus – he da! geht ihm ein Licht auf, wie meinem Rodney, wenn er die Witterung eines Franzosen kriegt, und nun müssen alle Segel dran, und drauf los, und – ich verdenk's ihm gar nicht. Mensch ist Mensch. Das muß ich wissen.

Frau. Solltest nur die wunderhübsche Billeter auch lesen, die der gnädige Herr an deine Tochter als schreiben thut. Guter Gott! da sieht man's ja sonnenklar, wie es ihm pur um ihre schöne Seele zu thun ist.

Miller. Das ist die rechte Höhe. Auf den Sack schlägt man, den Esel meint man. Wer einen Gruß an das liebe Fleisch zu bestellen hat, darf nur das gute Herz Boten gehen lassen. Wie hab' ich's gemacht? Hat man's nur erst so weit im Reinen, daß die Gemüther topp machen, wutsch! nehmen die Körper ein Exempel; das Gesind macht's der Herrschaft nach, und der silberne Mond ist am End nur der Kuppler gewesen.

Frau. Sieh doch nur erst die prächtigen Bücher an, die der Herr Major ins Haus geschafft haben. Deine Tochter betet auch immer draus.

Miller (pfeift). Hui da! Betet! Du hast den Witz davon. Die rohen Kraftbrühen der Natur sind Ihro Gnaden zartem Makronenmagen noch zu hart. – Er muß sie erst in der höllischen Pestilenzküche der Belletristen künstlich aufkochen lassen. Ins Feuer mit dem Quark. Da saugt mir das Mädel – weiß Gott, was als für? – überhimmlische Alfanzereien ein, das läuft dann wie spanische Mucken ins Blut und wirft mir die Handvoll Christenthum noch gar auseinander, die der Vater mit knapper Noth soso noch zusammenhielt. Ins Feuer, sag' ich. Das Mädel setzt sich alles Teufelsgezeug in den Kopf; über all dem Herumschwänzen in der Schlaraffenwelt findet's zuletzt seine Heimath nicht mehr, vergißt, schämt sich, daß sein Vater Miller der Geiger ist, und verschlägt mir am End einen wackern ehrbaren Schwiegersohn, der sich so warm in meine Kundschaft hineingesetzt hätte – – Nein! Gott verdamm mich!(Er springt auf, hitzig.) Gleich muß die Pastete auf den Herd, und dem Major – ja ja, dem Major will ich weisen, wo Meister Zimmermann das Loch gemacht hat. (Er will fort.)

Frau. Sei artig, Miller. Wie manchen schönen Groschen haben uns nur die Präsenter –

Miller (kommt zurück und bleibt vor ihr stehen). Das Blutgeld meiner Tochter? – Schier dich zum Satan, infame Kupplerin! – Eh will ich mit meiner Geig' auf den Bettel herumziehen und das Concert um was Warmes geben – eh will ich mein Violoncello zerschlagen und Mist im Sonanzboden führen, eh ich mir's schmecken lass' von dem Geld, das mein einziges Kind mit Seel' und Seligkeit abverdient. – Stell den vermaledeiten Kaffee ein und das Tobackschnupfen, so brauchst du deiner Tochter Gesicht nicht zu Markt zu treiben. Ich hab mich satt gefressen und immer ein gutes Hemd auf dem Leib gehabt, eh so ein vertrackter Tausendsasa in meine Stube geschmeckt hat.

Frau. Nur nicht gleich mit der Thür ins Haus! Wie du doch den Augenblick in Feuer und Flammen stehst! Ich sprech ja nur, man müss' den Herrn Major nicht disguschthüren, weil Sie des Präsidenten Sohn sind.

Miller. Da liegt der Haas im Pfeffer. Darum, just eben darum muß die Sach noch heut auseinander. Der Präsident muß es mir Dank wissen, wenn er ein rechtschaffener Vater ist. Du wirst mir meinen rothen plüschenen Rock ausbürsten, und ich werde mich bei Seiner Excellenz anmelden lassen. Ich werde sprechen zu seiner Excellenz: Dero Herr Sohn haben ein Aug auf meine Tochter; meine Tochter ist zu schlecht zu Dero Herrn Sohnes Frau, aber zu Dero Herrn Sohnes Hure ist meine Tochter zu kostbar, und damit basta! – Ich heiße Miller.

Zweite Scene.

Secretär WurmDie Vorigen.

Frau. Ah guten Morgen, Herr Sekertare! Hat man auch einmal wieder das Vergnügen von Ihnen?

Wurm. Meinerseits, meinerseits, Frau Base! Wo eine Cavaliersgnade einspricht, kommt mein bürgerliches Vergnügen in gar keine Rechnung.

Frau. Was Sie nicht sagen, Herr Sekertare! Des Herrn Majors von Walter hohe Gnaden machen uns wohl je und je das Bläsier; doch verachten wir darum Niemand.

Miller (verdrießlich). Dem Herrn einen Sessel, Frau. Wollen's ablegen, Herr Landsmann?

Wurm (legt Hut und Stock weg, setzt sich). Nun! nun! und wie befindet sich denn meine Zukünftige – oder Gewesene? – Ich will doch nicht hoffen – kriegt man sie nicht zu sehen – Mamsell Luisen?

Frau. Danken der Nachfrage, Herr Sekertare. Aber meine Tochter ist doch gar nicht hochmüthig.

Miller (ärgerlich, stößt sie mit dem Ellenbogen). Weib!

Frau. Bedauern's nur, daß sie die Ehre nicht haben kann vom Herrn Sekertare. Sie ist eben in der Meß, meine Tochter.

Wurm. Das freut mich, freut mich. Ich werd' mal eine fromme, christliche Frau an ihr haben.

Frau (lächelt dumm-vornehm). Ja – aber, Herr Sekertare –

Miller (in sichtbarer Verlegenheit, kneipt sie in die Ohren). Weib!

Frau. Wenn Ihnen unser Haus sonst irgend wo dienen kann – mit allem...

Erscheint lt. Verlag 4.1.2019
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Lyrik / Dramatik
Literatur Romane / Erzählungen
Sozialwissenschaften Pädagogik
Schlagworte Abitur • Bürgerlich • Dramatik • Friedrich Schiller • Kabale und Liebe • Lektüre • Literatur • Schiller • Trauerspiel • Vergangenheit
ISBN-10 3-7467-9987-2 / 3746799872
ISBN-13 978-3-7467-9987-2 / 9783746799872
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