Die Hohlhandmusikalität - Georg Leß

Die Hohlhandmusikalität

Gedichte

(Autor)

Buch | Softcover
93 Seiten
2019
kookbooks (Verlag)
978-3-937445-97-7 (ISBN)
19,90 inkl. MwSt
Ein Missgeschick regt zum nächsten an. Ein Gedanke stößt gegen die Stirn, ein Finger gegen Tasten, eine Zunge gegen Schneidezähne, die Stirn gegen eine gut gereinigte Glastür oder Scheibe eines Aquariums.

Auch so entstehen Klänge, helle und dunkle. Viele der Gedichte in die Hohlhandmusikalität, insbesondere die Reihe der Wirbel, widmen sich Fehlleistungen, Unannehmlichkeiten, vom Haushaltsunfall bis zum Weltende, und wurden fallweise angestoßen von authentischen Erfahrungen mit Körper und Lebenswelt sowie der Schnittstelle Unheil.

Sie entsprechen Schadensprotokollen, aber auch Trostpflastern – ja, hier entsteht ein blauer Fleck, abgesehen davon ein Gedicht. — Georg Leß

Georg Leß, geboren 1981 in Arnsberg (Hochsauerlandkreis), lebt in Berlin. Gedichte, Erzählungen und Essays erschienen in Anthologien und Zeitschriften, darunter manuskripte, Sprache imtechnischen Zeitalter, Park, randnummer, Akzente, Edit, karawa.net, all dies hier, Majestät, ist deins. Lyrik im Anthropozän, kookbooks 2016, und Spitzen. Gedichte. Fanbook. Hall of Fame, Suhrkamp 2018. 2013 erschien der Einzeltitel Schlachtgewicht. Gedichte in der parasitenpresse. 2014 GWK Förderpreis für Literatur. 2016 Förderpreis des Landes Nordrhein-Westfalen für junge Künstlerinnen und Künstler.

Stimmen zu Georg Leß

„‚gerade Strecken sind uns nicht gegeben‘ heißt es programmatisch im Schlussvers des ‚fünften Wirbels‘ – und genau diese Vorliebe für lyrische Richtungswechsel und für kalkulierte Bildbrüche ist es, die für die produktive Unruhe in der Dichtung von Georg Leß sorgt. In den ‚Wirbeln‘ und den Sauerland-Gedichten wird eine bedrohliche Atmosphäre geschichtlicher Erschütterungen hergestellt, ein Zustand kurz vor dem Umkippen in die endgültige Katastrophe.“
— Michael Braun, Sprache im technischen Zeitalter

„Lyrik ist literarische Pionierarbeit, und genau die wird hier geleistet: ‚die kleinste Armee‘ ist immer die Vorhut, nach dem Leß-Motto: ‚was ich nicht auszusprechen weiß / nehme ich trotzdem in den Mund‘.“
— aus der Laudation zum Förderpreis des Landes Nordrhein-Westfalen für junge Künstlerinnen und Künstler

„Die Gedichte haben eine Aura, die provoziert. Sie gehen den Lesenden nach und uns an im Doppelsinn des existenziellen Betreffens und des Angriffs auf unsere Existenz. Denn es ist ein leises und subtiles Grauen, das in denen aufsteigt, die sich bei der Lektüre öffnen. Nichts ist hier sicher, nichts stabil, nichts mehr gewohnt und vertraut: weder das Ich, noch die Konventionen oder ein Du, weder die Dinge noch die Sprache. Im Alltag, in der sogenannten Normalität, durch die einfachen Wörter tut Bedrohung sich auf, wenn Georg Leß sie ‚falsch benutzt‘, in einer originellen, einmaligen Wendung gegen die Wörterbuchdefinition, die Normalkontexte, was manchmal überraschend witzig, immer aber abgründig ist und suggeriert, alles könnte vieles bedeuten, Bedeutungen gleiten, entgleiten. Auf ein Es, das unbenannt bleibt, unbegreifbar und unbegriffen, ein Etwas, das wohl überhaupt nicht zu fassen ist, weisen eigentlich all diese Gedichte, in ihren Bildern, Statements, Szenen und Aktionen, durch ihre Musik: das suggestive Spiel der Assonanzen und Rhythmen, durch das die freien Verse sich bei den Lesenden einschleichen und wirken, irgendwie. Obwohl sie selbst kalt sind, melancholisch kalt, kalkuliert, lassen sie nicht kalt.“
— aus der Laudation zum GWK-Förderpreis für Literatur

Erkundung des Handschuhs er zieht den Bauch ein und sie findet Platz, etwas ganz anderes als Schwangerschaft die Ausdehnung entschied, Nähe zum Instrument nicht Musikalität die Deltamusikalität die Pyramidenmusikalität die lange Hohlhandmusikalität wir nimmer im Bau Geborgenen, von keinerlei Schale Gestalteten, keinem einzigen Blättchen der Qualm immerhin galt als Einladung, livider Aushub eines Anchs, sorgenvoll, vorerst seelenlos kosteten wir die fünf Gänge Rückkörperstoßmarsch frühe Erfahrung mit diesem Stück Sauerland, einige führen auf seinen Charakter den Boden zurück, den gesamten Begriff organisch- vulkanische Prägung, einige tragen bei, einige tragen Kalk einige lesen darüber rein gar nichts, zu dunkel, zu zweit fürs Heilandmuseum Nerv und Zeit, den Stützpunkt verscharrt jeder steckt anderswem Grenzen, egal wie dick, Zündköpfe finden sich frühe Geschichte mit Großeltern: einige haben darin einen Leib in fulvo liegen sehn, jeden Tag fehlte ein Abschnitt trag schwer an Stützmuskulatur oder getragen werden, unlenkbar durchzittert vom Zergen des Schiefers, der Itter stört zwischen Sägeblatt, Kiefern, in Meiler und Stall ein Menschenopfer würde ich nicht singen, denn ich treff es nicht, tippen wäre etwas anderes; Tieropfer blasseste Vorstellung, was ein damaliges Lamm einer Familie bedeutet haben mag, mitunter einem anderen Lamm Gewichtsverlagerung, raketengleich kam ich auf meiner Lichtung an

Erscheinungsdatum
Reihe/Serie Reihe Lyrik ; 62
Illustrationen Andreas Töpfer
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Maße 130 x 210 mm
Einbandart kartoniert
Themenwelt Literatur Lyrik / Dramatik Lyrik / Gedichte
Schlagworte Körper • Körper • Missgeschick • Wirbel
ISBN-10 3-937445-97-8 / 3937445978
ISBN-13 978-3-937445-97-7 / 9783937445977
Zustand Neuware
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
Mehr entdecken
aus dem Bereich
Deutsche Gedichte aus zwölf Jahrhunderten

von Dirk von Petersdorff

Buch | Hardcover (2023)
C.H.Beck (Verlag)
28,00
Texte über Menschlichkeit

von Leah Weigand

Buch | Hardcover (2024)
Knaur HC (Verlag)
18,00
Text, Übersetzung, Melodien, Kommentar

von Horst Brunner; Burghart Wachinger; Oswald von Wolkenstein

Buch | Softcover (2024)
De Gruyter (Verlag)
24,95