Raumschiff Rubikon 42 Die Macht der Fraktalen -  Manfred Weinland

Raumschiff Rubikon 42 Die Macht der Fraktalen (eBook)

eBook Download: EPUB
2018 | 1. Auflage
240 Seiten
Uksak E-Books (Verlag)
978-3-7389-2468-8 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
2,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Am Morgen einer neuen Zeit. Der Krieg zwischen den organischen und anorganischen raumfahrenden Völkern konnte im letzten Moment abgewendet werden. Die Menschen jedoch sind nach wie vor fremdbestimmt und als die Erinjij gefürchtet, die sich in ihren Expansionsbestrebungen von nichts und niemandem aufhalten lassen. Abseits aller schwelenden Konflikte kommt es im Zentrum der Milchstraße zu einer von niemand vorhergesehenen, folgenschweren Begegnung. Eine unbekannte Macht hat sich dort etabliert. Schnell zeichnet sich ab, dass es sich um keinen 'normalen' Gegner handelt. Die Bedrohung richtet sich nicht nur gegen die heimatliche Galaxie, sondern könnte das Ende allen Lebens bedeuten. Die Geschichte des Kosmos, so scheint es, muss neu geschrieben werden ...

1.


Nomad


Ein einziger läppischer Tag blieb ihnen – blieb dem Planeten, auf dem sie gestrandet waren – nach Lage der Dinge noch. Keine Stunde mehr. Es sei denn, es geschähe ein Wunder , dachte John Cloud. Ein Wunder, an das aber weder er noch eine andere Person aus seinem direkten Umfeld zu glauben gewillt war. Dann war es das wohl…

Er hatte das Gefühl, innerlich zu vibrieren. Von allen unfassbaren Nachrichten, die ihn in einer so engen Abfolge erreicht und erschüttert hatten, als wären es Dominosteine, von denen einer den anderen anstieß und zum Umfallen brachte, war die Entdeckung, die den Aquakubus betraf, die mit Abstand schlimmste.

Tovah’Zara, das uralte Versteck der Foronen, das eine einzigartig wechselhafte Geschichte durchlaufen hatte, war ausgerechnet jetzt am Rand des Angksystems aufgetaucht. Und wurde offensichtlich als Waffe derer missbraucht, die schon mehrere Male vergeblich versucht hatten, den Planetenschild um Nomad zu »knacken«. Die Angreifer aus dem sogenannten Urkontinuum – Ganf, wenn nicht alle bisherigen Erkenntnisse täuschten – waren unmittelbar nach dem Fall der auruunischen Tyrannen im Angksystem aufgetaucht und hatten erst zum Untergang der RUBIKON geführt und sich anschließend darum bemüht, den Schutzschild zu überwinden, den die Felorer um Nomad gelegt hatten.

Mit Grausen dachte Cloud an das Amorphgebilde, das über nahezu unheimliche Adaptionsfähigkeiten verfügte, mit denen es offenbar in der Lage war, jegliche Fremdtechnik zu kopieren und gegen die eigentlichen Entwickler zum Einsatz zu bringen.

Für Cloud stand außer Zweifel, dass die Insassen des Amorphgebildes auch hinter dem ebenso überraschenden wie schockierenden Auftauchen des gigantischen Wasserwürfels steckten. Warum sonst hätte dessen Kurs so perfekt auf Nomad ausgerichtet sein sollen?

Sie wollen uns damit rammen und regelrecht pulverisieren. Bei der Geschwindigkeit, die der Kubus aufgenommen hat, kann nichts anderes die Absicht und auch nichts anderes die Folge sein.

Tovah’Zara hatte schon viele, viele Himmelskörper in sich aufgenommen. Assimiliert. Aber dieser Prozess war stets anders verlaufen als das, was sich hier anbahnte. Um eine Welt in den Kubus zu integrieren, musste sie mit einem Höchstmaß an Vorsicht behandelt werden. Wie ein rohes Ei. Sonst konnte sie schon bei viel geringerer Geschwindigkeit zerbrechen. Hier aber war die Zerstörung vorprogrammiert. Die Wucht, mit der Würfel und Planet zusammenstoßen würden, konnte nichts anderes als die vollständige Vernichtung nach sich ziehen.

Für Tovah’Zara würde es nicht mehr als ein Insektenstich sein. Der uralte Würfel, in dem die Foronen einer besseren Zukunft entgegengefiebert hatten und in dessen Kern die RUBIKON (eigentlich SESHA) versteckt gewesen war, würde seinen Weg danach fortsetzen können. Wie lange genau, war angesichts der turbulenten Veränderungen im gesamten Kosmos nicht vorhersehbar. Was sicher vorausgesagt werden konnte, war Nomads Schicksal. Kein Schild des Universums würde die bei einem Zusammenprall frei werdende kinetische Energie absorbieren können. Falls also nicht noch ein radikaler Kurswechsel des Kubus erfolgte, gab es keine Überlebensstrategie, die fruchten würde – weder für die Welt als solche noch für ihre Bewohner.

»Rylbert«, begrüßte Cloud das Achten-Wesen, als dieses im Quartier des Menschen materialisierte. Das interne Transmittersystem der Felorer-Basis transportierte es zielsicher, nachdem Cloud um eine Unterredung gebeten hatte. »Ich freue mich, dass du meiner Bitte Folge leistest. Es war nicht unbedingt davon auszugehen.«

»Was willst du damit andeuten?«, fragte das Wesen, dessen Intellekt selbst Rechenaufgaben bewältigen konnte, die in höher gelagerte Dimensionen hinein wirkten.

»Die Lage«, wich Cloud zunächst aus. »In Anbetracht der Eskalation, die eingetreten ist, dürftest du anderweitig mehr als ausgelastet sein.«

Der Felorer bewegte sich auf unnachahmlich geschmeidige Weise auf den Menschen zu. »Ist das so?«, drang es aus seinem Sprachorgan, in einem Tonfall, der Clouds These in Zweifel stellte – und mit den nächsten Worten auch offen widerlegte. »Eigentlich hatte ich noch nie, seit ich zurückdenke, so viel Zeit wie jetzt. Diese Zeit wird morgen enden – für uns alle. Aber zuvor gibt es nichts, was wir noch tun könnten , um dieses Ende zu verhindern. Deshalb…« Die Achtenärmchen machten eine Geste der stillen Resignation. »Deshalb darfst du diese letzten Stunden, die uns bleiben, gern beanspruchen.«

»Das ist sehr großzügig von dir, Rylbert.« Cloud nahm in einem der Sessel Platz, mit denen die Felorer das Quartier menschlichen Bedürfnissen angepasst hatten. Er erwartete nicht, dass auch der um einiges kleinere Rylbert Platz nehmen würde, sah sich aber widerlegt, als dies doch geschah. Wobei sich der Felorerkörper so geschickt den Winkeln und Windungen der Sitzgelegenheit anglich, dass es beinahe so aussah, als wäre er für die höherdimensional denkenden Wesen geschaffen.

»Worum geht es?«

»Es geht um essenzielle Dinge«, erwiderte Cloud vorsichtig. »Denn ich teile deine Ansicht nicht ganz, dass wir gar nichts gegen das drohende Verhängnis tun können. Wobei ich eingestehe, dass mir wahrscheinlich auch der Überblick über das große Ganze fehlt, den du und deine Artgenossen sicherlich habt.«

»Was genau meinst du? Unser unumstößliches Schicksal? Unser Sterben… oder lass es mich besser unsere Auslöschung nennen, in dem Moment, da dieses beeindruckende Gebilde Nomad zermalmen wird?«

Cloud nickte. »Das meine ich. Wobei sich mir – und auch meinen Gefährten und Freunden, mit denen ich spreche – eine Frage stellt, auf die wir einfach keine Antwort finden. Sie hat mit dem zu tun, was Jarvis bei seinem Alleingang fernab der Bereiche entdeckt hat, die eigentlich für uns offenstehen.« Er studierte das Achten-Wesen, soweit dies bei einer so vollkommen fremdartigen Lebensform überhaupt möglich war. Der Felorer verhielt sich abwartend, sodass Cloud fortfuhr: »Dabei wurde er aufgehalten und hierher zurück gebracht. Das war unmittelbar, bevor der Kubus auftauchte und sich die Situation radikal änderte.«

»Ich bin im Bilde.«

»Ja«, sagte Cloud, »das weiß ich. Aber es geht um das, wovon Jarvis mir berichtete. Um das, was er sah und entdeckte, bevor er gestellt und aus dem offenbar streng geheimen Sektor verbannt wurde. Er…« Cloud zögerte kurz und versuchte damit, Rylbert eine Regung zu entlocken, die jedoch nicht erfolgte. Jedenfalls nicht in einer Weise, die er hätte lesen können. »Nun, er ist der festen Überzeugung, dort ein Raumschiff entdeckt zu haben. Ein, wie er es ausdrückte, riesiges und, aus menschlicher Betrachtungsweise, unglaublich schönes Raumschiff…«

»Schönheit entspringt durchaus keinen rein subjektiven Kriterien«, erwiderte der Felorer.

»Sondern?«

»Wenn sich Formen an kosmologischer Ästhetik orientieren, kommen dabei in aller Regel Objekte heraus, die speziesübergreifend als angenehm empfunden werden.«

»Und das ist bei dem von Jarvis entdeckten Raumschiff der Fall?«

»Das steht außer Frage.«

»Gut. Allerdings gebe ich zu, dass Ästhetik angesichts der Lage, in der wir uns befinden, zweitrangig ist.«

Rylbert schien etwas erwidern zu wollen, entschied sich dann aber, schweigend abzuwarten, bis Cloud erklärte, was er für erstrangig hielt. Für die absolute Priorität.

»Das Einzige, was zählt, ist doch, dass ihr ein Raumschiff habt – und dass es noch dazu… jedenfalls hat Jarvis es so empfunden… groß genug ist, sämtliche Felorer und mich und meine Crew aufzunehmen. Wir werden es nach Lage der Dinge – korrigiere mich, wenn ich mich irre – nicht verhindern können, dass Nomad untergeht. Aber wir können jedes noch auf Nomad befindliche denkende Geschöpf davor bewahren, mit unterzugehen. Gesetzt den Fall…« Sein Ton veränderte sich wider Willen. Was ihm zeigte, wie nervös er unter der nach außen demonstrierten Selbstkontrolle war. »Gesetzt den Fall, das Raumschiff, das ihr vor uns versteckt, ist einsatzfähig.«

Rylbert benötigte nur einen einzigen Satz, um sämtliche Hoffnung in Cloud zu ersticken.

»Genau das ist der Punkt«, sagte das Achten-Wesen, »bedauerlicherweise ist es das nicht – einsatzfähig.«



Zur gleichen Zeit:

Der Friedhof der RUBIKON schrumpfte stetig, weil die großflächig verteilten Trümmer enger zusammenrückten.

Als Yael sich eine Verschnaufpause von seiner Anstrengung gestattete, all...

Erscheint lt. Verlag 9.12.2018
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
ISBN-10 3-7389-2468-X / 373892468X
ISBN-13 978-3-7389-2468-8 / 9783738924688
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Ohne DRM)
Größe: 1,4 MB

Digital Rights Management: ohne DRM
Dieses eBook enthält kein DRM oder Kopier­schutz. Eine Weiter­gabe an Dritte ist jedoch rechtlich nicht zulässig, weil Sie beim Kauf nur die Rechte an der persön­lichen Nutzung erwerben.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich

von Jo Koren

eBook Download (2024)
Lehmanns Media (Verlag)
9,99

von Jo Koren

eBook Download (2024)
Lehmanns Media (Verlag)
9,99