Raumschiff Rubikon 37 Kristallarium -  Manfred Weinland

Raumschiff Rubikon 37 Kristallarium (eBook)

eBook Download: EPUB
2018 | 1. Auflage
230 Seiten
Uksak E-Books (Verlag)
978-3-7389-2463-3 (ISBN)
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Am Morgen einer neuen Zeit. Der Krieg zwischen den organischen und anorganischen raumfahrenden Völkern konnte im letzten Moment abgewendet werden. Die Menschen jedoch sind nach wie vor fremdbestimmt und als die Erinjij gefürchtet, die sich in ihren Expansionsbestrebungen von nichts und niemandem aufhalten lassen. Abseits aller schwelenden Konflikte kommt es im Zentrum der Milchstraße zu einer von niemand vorhergesehenen, folgenschweren Begegnung. Eine unbekannte Macht hat sich dort etabliert. Schnell zeichnet sich ab, dass es sich um keinen 'normalen' Gegner handelt. Die Bedrohung richtet sich nicht nur gegen die heimatliche Galaxie, sondern könnte das Ende allen Lebens bedeuten. Die Geschichte des Kosmos, so scheint es, muss neu geschrieben werden ...

2.


Erde


Reuben Cronenberg war irritiert. Vrongk hatte angedroht, ihn für seinen Verrat in einem Maße büßen zu lassen, wie »er es sich nicht einmal in seinen schlimmsten Albträumen« vorstellen könne. Von dieser ebenso einschüchternden wie starken Aussage war bislang jedoch wenig – nichts! – umgesetzt worden. Nicht dass Cronenberg sich darum gerissen hätte, körperlicher wie psychischer Folter ausgesetzt zu werden. Aber dass rein gar nichts die Gleichförmigkeit seiner Tage unterbrach… nun, irritierte ihn eben. Und es hätte auch jeden anderen irritiert.

Oder ist genau das die Folter?, überlegte er ein ums andere Mal, während der Servo die nächste Mahlzeit verfügbar machte, indem sich ein Wandfach der Zelle öffnete. Cronenberg musste nur hineingreifen und das Tablett herausholen, auf dem ein Teller mit leidlich wohlschmeckender, ganz gewiss aber energiereicher Nahrung und ein Dreiliterbehälter mit frischem Wasser standen, dazu Besteck und Becher.

Nein, Hungers oder Dursts sterben lassen wollte Vrongk ihn offenkundig auch nicht, obwohl es Cronenberg nicht wirklich verwundert oder gar schockiert hätte, wenn dies geschehen wäre. Sogar eine kleine Hygienezelle, in der er sich waschen und seine Notdurft verrichten konnte (alles war auf menschliche Bedürfnisse abgestimmt), hatte man dem Gefangenen zugebilligt.

Noch immer ging Cronenberg davon aus, dass der Frieden, den man ihm zubilligte, nur die Ruhe vor dem großen Knall sein konnte. Aber mit zunehmender Dauer, die er unbehelligt blieb, erwachten auch Zweifel, die es für möglich hielten, dass Vrongk ihn tatsächlich aus seinem Gedächtnis gelöscht hatte und die »lebenserhaltenden Maßnahmen«, mit denen er sich versorgt sah, einzig und allein auf dem Mist irgendeines automatischen Systems wuchsen, das seine Aufgabe bis in die Ewigkeit erfüllen würde.

Ewigkeit. So lange werde ich es hier nicht aushalten.

Wann immer er an diesem Punkt seiner Gedanken angekommen war, fragte er sich, wie es mit seiner Lebenserwartung überhaupt bestellt war.

Als er noch als loyaler Diener gegolten hatte, war ihm von den Auruunen die Gunst gewährt worden, von ihren Medikern aus dem entarteten Zellklumpen befreit zu werden, in dem er zuvor die Jahrtausende überdauert hatte. Und damit nicht genug war sein aufgedunsener Körper sogar adonisgleich neu modelliert und mit einem Geschenk veredelt worden, von dem Croxgk – Vrongks Vorgänger – durchklingen ließ, dass es die relative Unsterblichkeit sei. Relativ deshalb, weil auch ein Unsterblicher nicht gegen gewaltsamen Tod, sei es durch Unfall oder Waffeneinsatz, gefeit war.

Und so verging wieder ein Tag, den Cronenberg nur anhand des Hell-Dunkel-Wechsels in seiner Zelle festmachen konnte.

Ein Tag war wie der andere.

Wenn die Auruunen es nicht zuerst taten, würde ihn irgendwann die Untätigkeit, zu der er verdammt war, umbringen!



Auch wenn das Wesen, das eine andere Zelle des Komplexes bewohnte, kein Mensch war, sondern ein Geschöpf, wie es nur ein einziges Mal im ganzen Universum vorkam, litt auch es unter dem Eingesperrtsein. Taurt hatte eine andere Beziehung zur Zeit als Cronenberg. Er empfand Zeit anders, nicht so quälend. Immerhin konnte er sich, wenn er es denn wollte, in eine Art Winterschlaf versetzen, aus dem er in regelmäßigen Abständen erwachte, um herauszufinden, ob sich an seiner Lage etwas geändert hatte. Oder um anderen vorzugaukeln, er hätte sein Leben ausgehaucht.

Darauf hatte er bislang jedoch noch nicht zurückgegriffen. Dafür war er zu kurz eingekerkert. Außerdem musste er befürchten, dass die Auruunen kurzen Prozess mit ihm machten und ihn entsorgten, wenn sie zu der Überzeugung gelangten, er sei tot.

Keine Ahnung, wie sie ticken. Vielleicht wissen sie es selbst nicht.

Er war noch nie einer Spezies begegnet, die so viele Widersprüche in sich vereinte wie die Tyrannen, die nicht nur Tovah’Zara, sondern offenbar auch ganze Sonnensysteme und Galaxien erobert hatten.

Im Nachhinein verwünschte er sich, weil er geglaubt hatte, dass er das Bündnis mit Cronenberg suchen sollte, um die eigene Effizienz im Kampf gegen die Eroberer zu erhöhen. Letztlich hatte genau diese Allianz dazu geführt, dass sie aufgeflogen waren, beide. Was aus Cronenberg, dem ehemaligen Statthalter der Auruunen im Solaren System, geworden war, vermochte Taurt nicht zu sagen. Bei dem überfallartigen Einsatz der System-Schergen waren sie voneinander getrennt worden. Seither schmachtete Taurt in diesem Raum. Der letzte Kontakt zu einem Auruunen lag bereits länger zurück; bei dieser Gelegenheit war ihm angedroht worden, dass er bis auf Zellebene seziert und ausgewertet werden sollte. Und dass nicht nur seine Körperstruktur analysiert und auseinandergenommen werden würde, sondern mehr noch sein Verstand, sein Geist, seine Persönlichkeit.

Bei jeder anderen Spezies hätte er dies als Säbelgerassel und leere Drohung abgetan. Die Auruunen hatten jedoch in der Vergangenheit bewiesen, wie skrupellos und zugleich konsequent sie gegen jedermann vorgingen, der aus ihrer Sicht ein Hindernis in ihren Plänen darstellte. Manch ein Bewohner des Aquakubus hatte das leidvoll erfahren müssen; zuletzt war Taurt mit einigen wenigen Rebellen, die seine Einschätzung und Ziele teilten, in den tiefsten Untergrund gezwungen worden. Sie hatten gehofft, dass sich die Lage – vor allem die Hatz nach ihnen – wieder beruhigen würde. Stattdessen war eine nie für möglich gehaltene Katastrophe eingetreten. Irgendjemand, aller Wahrscheinlichkeit nach die Auruunen oder ihre Handlanger, die Treymor, hatten sturzflutartig Wassermassen aus dem Kubus gezogen. Von der dabei entstehenden Strömung war auch das Versteck der Rebellen betroffen gewesen. Niemand wusste, wie ihm geschah, als der Sog sie mitriss – und niemand außer Taurt überlebte den schrecklichen Akt, der – wie er im Nachhinein erfuhr – einem einzigen Zweck diente: die Becken eines Riesenplaneten, der zuvor von den Auruunen künstlich modelliert worden, aber zu diesem Zeitpunkt noch eine Steinwüste gewesen war, aufzufüllen und Meere und Ozeane zu bilden.

In einem dieser Ozeane hatte Taurt sich wiedergefunden. Nur sein besonderer und einzigartiger Metabolismus hatte dazu geführt, dass er nicht das Schicksal der anderen Kubusbewohner teilen musste, die mit ihm aus der Heimat geschwemmt worden waren. Niemand sonst hatte den Schock überlebt, der mit dem Transfer der Wassermassen einherging. Niemand!

Ob Tovah’Zara überhaupt noch existierte, wusste er nicht mit Sicherheit, auch wenn Cronenberg diese Meinung vertreten hatte. Aber Taurt hatte keine Zweifel, dass die Auruunen auch ihren menschlichen Vasallen täuschten, wo und wann immer sie sich einen Vorteil davon versprachen. Deshalb war diese Behauptung mit Vorsicht zu genießen.

Aber selbst wenn Tovah’Zara noch existierte, standen die Chancen einer Rückkehr schlechter denn je. Einmal in die Fänge der Tyrannen geraten, würden sie ihn nicht wieder loslassen.

Wie an jedem anderen Tag seit seiner Einkerkerung schritt Taurt die Wände seiner Zelle ab und sann unentwegt darüber nach, warum sich niemand mehr um ihn kümmerte. Warum niemand die Drohung wahr machte, die gegen ihn ausgesprochen worden war.

Was hielt die Auruunen davon ab, ihn in seine kleinsten Einzelteile zu zerlegen und sein Bewusstsein inklusive Gedächtnis durch tausend Filter zu leiten, um auch noch den letzten Krümel Wissen, der daran haftete, zu destillieren und für ihre Zwecke auszuwerten?

Je länger der Status quo andauerte, desto klarer wurde Taurt, dass etwas passiert sein musste, das die Prioritäten der Auruunen schlagartig verlagert hatte oder ihre ganze Aufmerksamkeit beanspruchte, sodass für den Gefangenen keine Zeit und keine Kapazitäten mehr blieben.

Aber was?

Er fand keine Antwort. Und irgendwann war er überzeugt, dass er noch tausend Jahre im Kreis hätte gehen können und trotzdem keine Antwort auf die drängendste aller Fragen finden würde.

Nicht, solange ich hier drinnen eingesperrt bin.

Und vom Moment dieser Erkenntnis an bis zu dem, dass er aktiv wurde, um an seinem Los etwas zu ändern, war es nur ein klitzekleiner Schritt.

Taurt entschied, dass, wenn sein qualvoller Tod beschlossene Sache zu sein schien, er im Grunde nichts zu verlieren hatte. Und so zermarterte er sich das Gehirn – das bei ihm anders als etwa bei Auruunen oder Menschen nicht im Schädel saß, sondern über jedes Protopartikel seines Körper verteilt war –, um einen Weg aus der Gefangenschaft heraus zu finden.

Letztlich kam ihm der Zufall zu Hilfe. Aber das hielt Taurt nicht davon ab, die erste sich bietende Gelegenheit beim Schopf zu packen.



Die Tür glitt auf. Taurt wurde davon völlig überrascht, weil es nicht das kleinste...

Erscheint lt. Verlag 9.12.2018
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
ISBN-10 3-7389-2463-9 / 3738924639
ISBN-13 978-3-7389-2463-3 / 9783738924633
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