Wie ein Leuchten in tiefer Nacht (eBook)

Spiegel-Bestseller

(Autor)

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2019 | 1. Auflage
544 Seiten
Rowohlt Verlag GmbH
978-3-644-20060-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Wie ein Leuchten in tiefer Nacht -  Jojo Moyes
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Mit dem weltweiten Bestseller «Ein ganzes halbes Jahr» eroberte Jojo Moyes die Herzen von Millionen Leser:innen. In ihrem neuesten Roman schreibt sie über fünf starke Frauen, die um ihr persönliches Glück kämpfen. Gegen die Widerstände einer Zeit, in der Bildung und Freiheit für Frauen alles andere als selbstverständlich waren.   1937: Hals u?ber Kopf folgt die Engländerin Alice ihrem Verlobten Bennett nach Amerika. Doch anstatt im Land der unbegrenzten Möglichkeiten findet sie sich in Baileyville wieder, einem Nest in den Bergen Kentuckys. Mächtigster Mann ist der tyrannische Minenbesitzer Geoffrey Van Cleve, ihr Schwiegervater, unter dessen Dach sie leben muss. Neuen Lebensmut schöpft Alice erst, als sie sich den Frauen der Packhorse Library anschließt, einer der Bibliotheken auf dem Lande, die auf Initiative von Eleanor Roosevelt gegru?ndet wurden. Wer zu krank oder zu alt ist, dem bringen die Frauen die Bu?cher nach Hause. Tag fu?r Tag reiten sie auf schwer bepackten Pferden in die Berge. Alice liebt ihre Aufgabe, die wilde Natur und deren Bewohner. Und sie fasst den Mut, ihren eigenen Weg zu gehen. Gegen alle Widerstände. Eine Feier des Lesens und der Freundschaft. Eine große Liebesgeschichte. Ein Buch, das Mut macht.

Jojo Moyes, geboren 1969, hat Journalistik studiert und für die Sunday Morning Post in Hongkong und den Independent in London gearbeitet. Ihr Roman «Ein ganzes halbes Jahr» war ein internationaler Bestseller und eroberte weltweit die Herzen von über 16 Millionen Leser:innen. Zahlreiche weitere Nr.-1-Romane folgten. Jojo Moyes hat drei erwachsene Kinder und lebt in London.

Jojo Moyes, geboren 1969, hat Journalistik studiert und für die Sunday Morning Post in Hongkong und den Independent in London gearbeitet. Ihr Roman «Ein ganzes halbes Jahr» war ein internationaler Bestseller und eroberte weltweit die Herzen von über 16 Millionen Leser:innen. Zahlreiche weitere Nr.-1-Romane folgten. Jojo Moyes hat drei erwachsene Kinder und lebt in London. Karolina Fell hat schon viele große Autorinnen und  Autoren ins Deutsche übertragen, u.a. Jojo Moyes, Bernard Cornwell und Kristin Hannah.

Prolog


20. Dezember 1937

Hört zu: Drei Meilen tief im Wald, direkt unterhalb von Arnott’s Ridge, ist die Stille so kompakt, dass man glaubt, hindurchzuwaten. Nach der Morgendämmerung gibt es kein Vogelgezwitscher mehr, nicht einmal im Hochsommer, und ganz besonders nicht jetzt, wenn die eisige Luft so feucht ist, dass die wenigen Blätter, die sich noch an den Ästen festklammern, schlaff herunterhängen. Auch unter den Eichen und Grannenkiefern rührt sich nichts; die Tiere haben sich tief in den Boden gegraben, schmiegen ihre weichen Pelze in engen Höhlen oder hohlen Baumstämmen aneinander. Der Schnee ist so hoch, dass die Beine des Maultiers bis über die Sprunggelenke darin verschwinden und es alle paar Schritte unsicher wird und misstrauisch schnaubt. Nur das kleine Flüsschen weiter unten strömt munter voran, sein klares Wasser rauscht und schäumt über das steinige Flussbett in Richtung einer Mündung, die kein Mensch hier je gesehen hat.

Margery O’Hare bewegt ihre Zehen in den Stiefeln, aber sie hat schon längst jedes Gefühl darin verloren und zuckt bei dem Gedanken an die Schmerzen zusammen, die sie haben wird, wenn ihre Füße endlich wieder warm werden. Drei Paar Wollsocken, aber man fühlt sich bei diesem Wetter trotzdem, als wäre man barfuß unterwegs. Sie streichelt den Hals ihres großen Maultiers, streift mit ihren schweren Männerhandschuhen die Eiskristalle weg, die sich auf seinem dichten Fell bilden. «Heute bekommst du eine Extraration, Charley», sagt sie und sieht die riesigen Ohren zurückzucken. Sie verlagert ihr Gewicht im Sattel, richtet die Satteltaschen aus, damit die Last gleichmäßig auf dem Tier verteilt ist, während sie sich ihren Weg hinunter zum Fluss suchen. «Ich gebe dir heute Abend warmen Zuckerrübensirup ins Futter. Könnte sogar auch was für mich sein.»

Noch vier Meilen, denkt sie und wünscht sich, sie hätte mehr zum Frühstück gegessen. Noch den Steilhang hinauf, über den Goldkieferpfad und durch zwei weitere Geländesenken, dann wird die alte Nancy auftauchen, Kirchenlieder singend, wie sie es immer tut mit ihrer klaren, kräftigen Stimme, die durch den Wald schallt, während sie ihr wie ein Kind die Arme schlenkernd entgegengeht.

«Sie müssen nicht fünf Meilen marschieren, um mich zu treffen», erklärt sie der alten Frau alle vierzehn Tage. «Das ist unsere Aufgabe. Deswegen sitzen wir im Sattel.»

«Oh, ihr Mädchen tut schon genug.»

Sie kennt den wahren Grund. Nancy, ebenso wie ihre ans Bett gefesselte Schwester Phyllis in dem winzigen Blockhaus bei Red Lick, kann nicht einmal den Hauch der Möglichkeit ertragen, dass sie ihren Lesenachschub verpassen könnte. Sie ist vierundsechzig Jahre alt, hat drei gute Zähne und eine Schwäche für gutaussehende Cowboys. «Bei diesem Mack Maguire kriege ich das Flattern wie ein frischgewaschenes Laken auf der Wäscheleine.» Sie faltet die Hände und hebt den Blick zum Himmel. «Wie ihn Archer beschreibt, also, das ist, als würde er geradewegs zwischen den Buchseiten heraussteigen und mich auf seinem Pferd entführen.»

Sie beugt sich verschwörerisch vor. «Es ist nicht nur das Pferd, das ich gern reiten würde. Mein Mann hat immer gesagt, ich hätte richtig gut im Sattel gesessen, als ich jung war!»

«Das kann ich mir sehr gut vorstellen, Nancy», gibt Margery jedes Mal zurück, und die alte Frau lacht schallend auf und klopft sich auf die Schenkel, als hätte sie es zum ersten Mal gesagt.

Ein Zweig knackt, und Charleys Ohren zucken. Mit diesen Riesenohren kann er wahrscheinlich bis halb nach Louisville hören. «Hier lang, Junge», sagt sie und führt ihn von einer Felsnase weg. «In einer Minute hörst du sie.»

«Wo soll’s denn hingehen?»

Margerys Kopf fährt herum.

Er schwankt leicht, aber sein Blick ist fest und direkt. Der Hahn seines Gewehrs ist gespannt, das sieht sie, und er trägt es wie ein Schwachkopf mit dem Finger am Abzug. «Jetzt schaust du mich an, was, Margery?»

Sie beherrscht ihre Stimme, während sie fieberhaft nachdenkt.

«Ich sehe Sie genau, Clem McCullough.»

«Ich sehe Sie genau, Clem McCullough.» Speichel sprüht, während er ihre Worte wiederholt wie ein gehässiges Kind auf dem Schulhof. Sein Haar steht auf der einen Kopfseite ab, als wäre er gerade aufgestanden. «Du siehst auf mich herab. Du siehst mich an wie Dreck an deinem Schuh. Als wärst du was Besonderes.»

Sie war noch nie der ängstliche Typ, aber sie kennt diese Männer aus den Bergen gut genug, um keinen Streit mit einem Betrunkenen anzufangen. Ganz besonders, wenn er ein geladenes Gewehr dabeihat.

Sie geht in Gedanken die Leute durch, die sie verärgert haben könnte – Gott weiß, dass es so einige sind – aber McCullough? Abgesehen vom Offensichtlichen fällt ihr nichts ein.

«Jeder Streit, den Ihre Familie mit meinem Daddy hatte, ist mit ihm begraben worden. Ich bin die Einzige, die noch übrig ist, und ich habe kein Interesse an Blutfehden.»

McCullough hat sich jetzt mitten auf dem Weg aufgebaut, steht breitbeinig im Schnee, den Finger immer noch am Abzug. Seine Haut weist die unregelmäßige, violette Schattierung derjenigen auf, die zu betrunken sind, um mitzubekommen, wie sehr sie frieren. Vermutlich auch zu betrunken, um ordentlich zu zielen, aber darauf will sie es nicht ankommen lassen. Sie verlagert ihr Gewicht, lässt das Muli langsamer gehen, und wirft einen Blick zur Seite. Die Böschung des schmalen Flussbetts ist zu steil und zu dicht mit Bäumen bewachsen, um auszuscheren. Sie würde McCullough entweder dazu bringen müssen, zur Seite zu treten, oder ihn niederreiten, und die Versuchung, Letzteres zu tun, ist sehr verlockend.

Die Ohren des Mulis zucken nach hinten. In der Stille kann sie ihren eigenen Herzschlag als beharrliches Pochen in ihren Ohren wahrnehmen. Ihr geht der Gedanke durch den Kopf, dass sie ihn noch nie so laut gehört hat.

«Ich mache nur meine Arbeit, Mr. McCullough. Ich wäre Ihnen verbunden, wenn Sie mich vorbeilassen würden.»

Er runzelt die Stirn, hört die latente Beleidigung in ihrem allzu höflichen Gebrauch seines Namens, und als er sein Gewehr hebt, erkennt sie ihren Fehler.

«Deine Arbeit … Du hältst dich wirklich für was Besseres, he? Weißt du, was du nötig hast?»

Er spuckt geräuschvoll aus, wartet auf ihre Antwort.

«Ich sagte, weißt du, was du nötig hast, Mädchen?»

«Schätze, unsere Ansichten darüber, was das sein könnte, liegen meilenweit auseinander.»

«Du hast wirklich auf alles eine Antwort parat, was? Denkst du, wir wissen nicht, was ihr macht? Denkst du, wir wissen nicht, was du unter anständigen, gottesfürchtigen Frauen verbreitet hast? Wir wissen, was du im Schilde führst. Du hast den Teufel im Leib, Margery O’Hare, und es gibt nur eine Art, einem Mädchen wie dir den Teufel auszutreiben.»

«Tja, also ich würde wirklich gern herausfinden, was das ist, aber ich muss meine Runde machen, also können wir das vielleicht irgendwann anders –»

«Halt die Klappe!»

McCullough zielt mit dem Gewehr auf sie. «Halt deine verdammte Klappe!»

Sie presst die Lippen zusammen.

Er kommt mit wiegenden, breitbeinigen Schritten näher. «Runter von dem Muli.»

Charley bewegt sich unruhig. Eine Faust scheint ihr Herz zusammenzudrücken. Wenn sie umdreht und flieht, wird er sie erschießen. Der einzige Weg hier führt durch das Flussbett; der karge Waldboden besteht hauptsächlich aus Flintstein, der Baumbestand ist zu dicht, um schnell davonkommen zu können. Im Umkreis mehrerer Meilen befindet sich kein anderer Mensch, wird ihr bewusst, niemand, bis auf die alte Nancy, die langsam die Bergkuppe überquert.

Sie ist auf sich allein gestellt, und sie weiß es.

Er senkt die Stimme. «Ich hab gesagt runter von dem Muli, sofort.» Er kommt näher. Seine Schritte knirschen im Schnee.

Und das ist die bittere Wahrheit, die für sie und alle anderen Frauen in dieser Gegend gilt: Es spielt keine Rolle, wie gescheit du bist, wie klug, wie selbständig – du kannst immer von einem dämlichen Mann mit einem Gewehr fertiggemacht werden. Der Lauf des Gewehrs schwebt jetzt so dicht vor ihr, dass sie unwillkürlich in die zwei schwarzen, endlosen Löcher starrt. Mit einem Knurren lässt er unvermittelt das Gewehr sinken, schwingt es sich an dem Tragegurt auf den Rücken und greift stattdessen nach ihrem Zügel. Charley scheut, sodass sie unbeholfen vorwärts auf seinen Hals geworfen wird. Sie spürt, wie McCullough sie an der Hüfte packt, während er mit der anderen Hand wieder nach seinem Gewehr tastet. Sein Atem riecht sauer vor Alkohol, seine Hand ist dreckverkrustet, und jede ihrer Körperzellen zuckt vor seiner Berührung zurück.

Und dann hört sie es. Nancys Stimme in der Ferne.

Oh, wie verwirken wir oftmals den Frieden!

Oh, wie bringen wir nutzlosen Schmerz hervor …

Er hebt den Kopf. Sie hört ein Nein!, und irgendein entfernter Teil ihres Bewusstseins erkennt überrascht, dass es aus ihrem eigenen Mund gekommen ist. Seine Finger grabschen nach ihr, ziehen an ihr. Er bringt sie aus dem Gleichgewicht, und unter seinem entschlossenen Zupacken, seinem heißen Atem hat sie das Gefühl, als würde sich ihre Zukunft in etwas Schwarzes und Grässliches verwandeln. Doch die Kälte hat ihn schwerfällig werden lassen, er fummelt wieder nach seinem Gewehr, dreht ihr den Rücken zu, und in diesem Moment erkennt sie ihre Gelegenheit. Sie greift mit der linken Hand hinter sich in die Satteltasche, und als er den Kopf umdreht, lässt sie den Zügel...

Erscheint lt. Verlag 1.10.2019
Übersetzer Karolina Fell
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Bestseller • bücher für frauen • buch für frauen • Eine Handvoll Worte • Ein ganzes halbes Jahr • Ein ganz neues Leben • Frauenliteratur • Frauenroman • Frauenunterhaltung • Historische Liebesromane • Liebesgeschichte • Liebesromane Bestseller • Liebesromane deutsch • liebesromane für erwachsene • Mein Herz in zwei Welten • Muttertagsgeschenk • Neuerscheinung • romane bestseller frauen • romantischer Liebesroman • Roman Urlaub • spiegel bestseller • Spiegel Bestseller-Autorin • Spiegel Bestsellerliste aktuell • The Giver of Stars deutsch
ISBN-10 3-644-20060-2 / 3644200602
ISBN-13 978-3-644-20060-9 / 9783644200609
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