Die Chroniken von Azuhr - Der träumende Krieger (eBook)

Roman
eBook Download: EPUB
2019 | 1. Auflage
688 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-490941-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Chroniken von Azuhr - Der träumende Krieger -  Bernhard Hennen
Systemvoraussetzungen
3,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Mit »Der träumende Krieger« schließt Bernhard Hennen, Deutschlands erfolgreichster Fantasy-Autor, seine Erfolgstrilogie »Die Chroniken von Azuhr« ab. Die Bewohner der Insel Cilia drohen zwischen dem großmächtigen Khanat und dem Reich von Kaiserin Sasmira zerrieben zu werden. Ein Schatten legt sich über die ganze Welt Azuhr. Vom Nebelwolf der Weißen Königin gehetzt, machen sich Milan, der Erzpriester Nandus Tormeno und die geheimnisvolle Nok auf die Suche nach einem zweiten Roten Kloster, in dem die höchsten Ränge der Erzpriester ausgebildet werden. Gemeinsam stoßen sie auf die Spur eines uralten Komplotts, dessen Ziel es ist, die junge Kaiserin wie auch den mächtigen Khan zu manipulieren. Ein Kampf steht bevor, den der träumende Krieger entscheiden wird - jener Krieger, der für seine Vision von einer besseren Welt alles zu opfern bereit ist. »Ein klassischer Hennen, spannend von der ersten bis zur letzten Seite und inhaltlich auf Elfen-Niveau.« Leserstimme »Mit seinem 14-bändigen ?Elfen?-Zyklus ist Bernhard Hennen zum Star der Fantasy-Literatur geworden.« Süddeutsche Zeitung

Bernhard Hennen, 1966 in Krefeld geboren, ist Germanist, Archäologe und Historiker. Er arbeitete als Journalist für verschiedene Zeitungen und Radiosender und bereiste Zentralamerika, den Orient und Asien. Seit Erscheinen des Romans »Die Elfen« erreichen seine Bücher regelmäßig Spitzenplätze auf deutschen und internationalen Bestsellerlisten.

Bernhard Hennen, 1966 in Krefeld geboren, ist Germanist, Archäologe und Historiker. Er arbeitete als Journalist für verschiedene Zeitungen und Radiosender und bereiste Zentralamerika, den Orient und Asien. Seit Erscheinen des Romans »Die Elfen« erreichen seine Bücher regelmäßig Spitzenplätze auf deutschen und internationalen Bestsellerlisten.

Südlich von Korang Hom, Stunde des Hundes, 15. Tag des Erntemondes im 15. Jahr vor Sasmiras zweiter Thronerhebung


Noks Schultern schmerzten. Sie würde noch lange gehen können. Die endlosen Übungen während ihrer Ausbildung zur Schauspielerin hatten sie zäh gemacht. Aber sie war es nicht gewohnt, über Stunden schwere Lasten zu tragen. Der Reissack, der Kessel, all die Kürbisflaschen … die Tragriemen schnitten ihr in die Schultern. Weißer Staub haftete an ihrer groben Kleidung.

Chenda, ihre kleine Schwester, hielt ihre linke Hand. Auch sie trug einen kleinen Sack voller Reis. Sie murrte nicht, war aber so erschöpft, dass sie sich immer wieder an Nok anlehnte oder sich von ihr ziehen ließ. Kunthea, ihre Mutter, hatte die jungen Schauspieler im Palast ausgebildet. Sie war eine strenge Lehrerin gewesen. Und bei ihren eigenen Töchtern hatte sie noch weniger Milde walten lassen als bei den anderen Schülern. Onkel Sao hatte keine Ahnung, wie das Leben im Palast der Künstler gewesen war. Er kannte nur den Palast der sieben Freuden. Das war wahrlich eine andere Welt gewesen.

Obwohl sie schon den ganzen Tag die Straße entlangmarschierte, hörte Nok nicht auf, darüber zu staunen, wie unglaublich viele Menschen es gab. Ihr Onkel hatte gesagt, dass alle die Stadt verlassen mussten. Und alle mussten auf ihren eigenen Füßen gehen, so verlangte es die neue Gerechtigkeit. Es gab keine Sänften mehr, die von unzähligen Dienern getragen wurden. Keine Reisewagen mit seidenen Kissen und mannshohen Rädern. Alle waren sie nun gleich.

Die Karang redeten nicht viel, aber das wiederholten sie immer wieder: Sie alle waren gleich. Es gab keine Diener und keine Herren mehr. Und man sollte nur noch das bekommen, was man sich durch ehrliche Arbeit auch wirklich verdiente.

»Hinsetzen!« Trang, der Bauernjunge ohne Ohren, kam die Straße entlanggelaufen und wedelte mit den Armen. »Hinsetzen! Sofort!« Einige andere Burschen begleiteten ihn, und wer dem Befehl nicht schnell genug folgte, dem schlugen sie mit einem Bambusrohr in die Kniekehlen.

Nok ließ sich, wo sie stand, zu Boden fallen und zog Chenda mit sich.

»Warum sind die Karang alle so gemein?«, flüsterte Chenda ängstlich.

»Vielleicht haben sie was Falsches gegessen. Das würde auch erklären, warum sie so lange Gesichter machen.«

Chenda kicherte.

Ihre Eltern und Jiut rückten zu ihnen auf. »Wir müssen näher zusammenbleiben«, zischte Kunthea sie an. »Du wirst nicht wieder mit Chenda vorauslaufen. Und jetzt schlag die Augen nieder!«

Trang kam die Straße entlang zurück. Alle paar Schritt blieb er stehen, raunte den Kauernden etwas zu und ging dann eilig weiter. Auch vor Nok hielt er an.

»Der Hammermann kommt«, stieß er gehetzt hervor. »Ihr dürft ihn niemals belügen! Er kann riechen, wenn man lügt. Sagt immer die Wahrheit, und alles wird gut!«

»Was hat das schon wieder zu bedeuten?«, flüsterte ihr Vater.

»Wer ist der Hammermann?«, rief ihre Mutter Trang nach, doch der Bauernjunge lief schon weiter.

Ihr Vater legte einen Arm um Nok und zog sie zu sich heran. Sie alle fünf hockten dicht beieinander.

Palmen säumten die breite Straße. Ein leichter Wind war mit der Abenddämmerung aufgekommen und trieb kleine Wirbel weißen Staubs zwischen den Heimatlosen dahin.

Jenseits der Palmen lagen Reisfelder. Die wenigen Bauern, die Nok entdecken konnte, hielten weiten Abstand zur Straße. Wasserbüffel konnte sie keine sehen.

Ein ganzer Trupp von schwarz gewandeten Karang kam langsam die Straße herab. Es mussten über hundert sein. Immer wieder hielten sie an und redeten mit den Heimatlosen. Ab und an wurde einer der Kauernden hochgezerrt und fortgebracht. Dann hörte Nok gellende Schreie. Sie wagte es nicht, den Kopf zu heben, um besser sehen zu können, was vor sich ging.

»Alles wird gut«, flüsterte ihr Vater mit seiner warmen, freundlichen Stimme, als die Zwillinge zu weinen begannen. »Alles wird gut.«

Nok drängte sich ganz eng an ihn. Sie zitterte, so wie ihre beiden kleinen Schwestern auch. Ihr Vater aber wirkte in sich ruhend wie der Mondberg, zu dem der Khan ziehen musste, wenn er seine Krone vom Herrn des Himmels verliehen bekam.

Immer näher kamen die lebenden Schatten. Nok erkannte auch ihren Onkel Sao unter ihnen. Ein kleiner, sehr dürrer Mann führte sie an.

Schließlich blieben die Rebellen auch vor ihnen stehen. »Das ist ja mal ein ungewöhnlicher Anblick.« Die Stimme des dürren Mannes klang unangenehm hoch. »Nach Tausenden von Volksverrätern, die sich auch jetzt noch bunt wie die Papageien kleiden, plötzlich eine Gruppe von Flüchtlingen, die aussehen, als seien sie Karang. Wie ist das möglich?« Er wandte sich an einen mondgesichtigen Mann, der neben ihm stand. »Arun, diese hier sollen doch in dein Dorf. Erkläre mir dieses Wunder.«

Der Angesprochene gab ein paar gestammelte Laute von sich. Dann schrie er los. »Trang! Wo steckt der Kerl? Er hat sie ausgesucht. Ich habe damit nichts zu tun.«

Der kleine dürre Mann legte den Kopf schief und sah den Mondgesichtigen durchdringend an. »Diese hier sollen in deinem Dorf zum neuen Leben geführt werden, Bruder Arun, und du hast nichts damit zu tun. Ich weiß nicht, ob dem Ersten Schatten diese Einstellung gefallen würde.«

Trang kam herbeigelaufen.

»Wer sind diese neuen Menschen? Wo hast du sie gefunden?«, fragte der Dürre ihn.

»Sie kamen aus dem Palast des Königs, Bruder Hammermann.«

»Aus dem Palast …« Der Anführer der Karang knetete nachdenklich sein Kinn. Seine Finger sahen seltsam aus. Kurz und krumm, und sie waren voller grässlicher Narben. »Ihr da!« Er deutete auf Noks Eltern. »Zeigt mir eure Hände!«

Kunthea und Bun gehorchten.

Der Hammermann trat näher. Betrachtete die Hände. »Schön gewachsene Nägel«, sagte er leise. »Kein Schmutz darunter. Aber Schwielen … Kräftige Hände. Und so schöne schmale Finger.« Er blickte zu den übrigen schwarz gewandeten Flüchtlingen, die sich Kunthea und Bun angeschlossen hatten. »So viele schöne Frauen … Die Frauen aus dem Dschungel sehen anders aus.« Er ging vor ihnen in die Hocke. »Schaut mich an!«, sagte er mit seiner unangenehm hohen Stimme.

Einen wie ihn hätte man niemals auf einer Bühne geduldet, dachte Nok. Ihm zuzuhören war, als würde einem heißes Wachs ins Ohr geträufelt. Er hatte dunkle, leere Augen. Nok musste an die Geschichte über die Dämonen denken, die ihr Onkel ihr erzählt hatte. In diesen Augen lebte keine Seele mehr.

Der Hammermann streichelte Chenda über das lange schwarze Haar. »Du wirst das Rätsel für mich lösen, meine Hübsche. Sag mir, was war dein Vater am Hof des Königs?«

Chenda sah hilfesuchend zu ihrer Mutter.

»Nur sie spricht!«, sagte der Hammermann scharf, um sich dann wieder an Chenda zu wenden. »Keine Angst, meine Kleine. Ihr Kinder seid der Same der Zukunft. Die Karang lieben Kinder. Ich werde dir nichts tun. Nun sag mir, was war die Rolle deines Vaters am Hof des Königs? War er ein bedeutender Mann? Er sieht wichtig aus.«

»Er ist ein General!«, sagte Chenda. Seit sie die ersten Silben gebrabbelt hatte, hatte sie Sprechunterricht von Kunthea erhalten, genau wie Nok selbst. Ihre Stimme war klar, von angenehmem Klang und trug weit, obwohl sie noch ein Kind war.

»Ein General also …« Der Hammermann erhob sich und trat einige Schritte zurück.

»Sie redet Unsinn«, versuchte Kunthea das Unglück abzuwenden. »Sie ist verunsichert …«

»Kindermund spricht wahr!«, entgegnete der Anführer der Karang. »Ich glaube ihr!«

Nok blickte zu ihrem Onkel. Sao stand mit teilnahmsloser Miene hinter dem dürren kleinen Mann. Er unternahm nichts, um ihnen zu helfen.

»Es stimmt!« Ihr Vater stand auf. »Ich bin General Sao Sovan, der Befehlshaber der Palastwache.« Ihr Vater hatte seine Stimme verändert. Er sprach jetzt in demselben überheblichen Tonfall, den er vor zwei Jahren dem General Ming in dem Theaterstück Die roten Kraniche geliehen hatte. Aber warum gab er vor, sein Bruder zu sein?

Ihr Vater richtete sich zu seiner ganzen Größe auf. Er war immer schon von stattlicher Gestalt gewesen. Den Hammermann überragte er um mehr als Haupteslänge. Keiner unter den Karang war so groß wie er. Die Bauern mit den Bambusspeeren wichen vor ihm zurück. Nur Onkel Sao nicht. Er legte die Hand auf den Griff seines Schwertes.

Die beiden würden sie retten, dachte Nok. Die zwei Brüder würden dafür sorgen, dass die lebenden Schatten sie nicht töteten.

»Glaubst du, ich habe Angst vor dir?« Nur der Hammermann war auf seinem Fleck stehen geblieben. »Deine Welt ist untergegangen, General Sao. Nicht mehr deine Geburt bestimmt, was du bist. Einzig deine Taten. Dies wird das erste Land, in dem alle Menschen gleich sind. Und diese Idee wird in die Welt hinausziehen, denn sie ist richtig. Künftig bekommt jeder in seinem Leben nur noch, was er sich verdient hat. Und was man sich durch seiner Hände Arbeit erschaffen hat, kann einem nicht mehr einfach genommen werden, nur weil Männer wie du es so entscheiden.« Er winkte seinen bewaffneten Bauern. »Bringt ihn auf die Knie!«

Die Bambusspeere senkten sich.

Nok sah zu ihrer Mutter. »Wir müssen ihm helfen«, flüsterte sie.

»Nein«, entschied Kunthea. »Das will er nicht. Er will uns retten. Wir müssen unsere Rollen spielen.« Sie sah Nok, Jiut und Chenda streng an. »Bleibt sitzen!«

Die Krieger umringten ihren Vater. Plötzlich sprang einer vor und stach mit der Spitze seines Speers nach Buns Gesicht.

Ihr Vater wich elegant aus, griff nach dem...

Erscheint lt. Verlag 25.9.2019
Reihe/Serie Die Chroniken von Azuhr
Zusatzinfo 1 s/w-Abbildung
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte Azuhr 2 • Azuhr 3 • Basilisk • Bernhard Hennen • Bestseller Autor • Buchgeschenk • Cilia • deutsche Fantasy • Die Elfen • Einhorn • epische Fantasy • Erzpriester • Fabelwesen • Fantasy • Fantasy Bestseller • Fantasy für Erwachsene • Fantasy Serie • Herr der Elfen • High Fantasy • Magie • Märchen • Mären • Märengestalt • Markus Heitz • Milan • NOK • Prophezeiung • Richard Schwartz • Schwertkrieg • spiegel bestseller • Weihnachten • Weihnachtsgeschenk • Wölfe
ISBN-10 3-10-490941-5 / 3104909415
ISBN-13 978-3-10-490941-7 / 9783104909417
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 1,7 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich