Bullenbrüder: Tote haben keine Ferien (eBook)

Eine Krimi-Komödie
eBook Download: EPUB
2019 | 1. Auflage
304 Seiten
Rowohlt Verlag GmbH
978-3-644-20064-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Bullenbrüder: Tote haben keine Ferien -  Edgar Rai,  Hans Rath
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Privatschnüffler Charlie Brinks ist unter die Bodyguards gegangen. Er kutschiert den CEO der insolventen Air Brandenburg durch die Gegend, weil der gerade tausende von Mitarbeitern entlassen musste und nun Fracksausen hat. Zu Hause bei Charlies Bruder, Kommissar Holger Brinks, treibt Mutter Anita alle in den Wahnsinn. Sie hat einen neuen Lover: Jean-Pierre, einen Steward,der gerade bei Air Brandenburg entlassen wurde. Holger ist dankbar für einen neuen Fall: Ein Maik Schuster hat Selbstmord begangen, mit einer eigens dafür besorgten Knarre. Doch zu Hause bei dem Toten findet Holger als erstes einen Schrank mit registrierten Waffen.Wer erschießt sich mit einem Gewehr vom Scharzmarkt, wenn er genug davon zu Hause hat? Dann wird der CEO, den Charlie bewacht, mit einer Waffe angeschossen, die auf Maik Schuster zugelassen war ...

Edgar Rai, geboren 1967, wurde mehrerer Schulen verwiesen, ging ein Jahr nach Amerika und studierte Musikwissenschaften und Anglistik in Marburg und Berlin. Er arbeitete unter anderem als Drehbuchautor, Basketballtrainer, Chorleiter, Handwerker und Onlineredakteur. Seit 2001 ist er freier Schriftsteller und hat neben weiteren die Romane «Nächsten Sommer» und «Etwas bleibt immer» veröffentlicht. Edgar Rai hat drei Kinder und lebt in Berlin.

Edgar Rai, geboren 1967, wurde mehrerer Schulen verwiesen, ging ein Jahr nach Amerika und studierte Musikwissenschaften und Anglistik in Marburg und Berlin. Er arbeitete unter anderem als Drehbuchautor, Basketballtrainer, Chorleiter, Handwerker und Onlineredakteur. Seit 2001 ist er freier Schriftsteller und hat neben weiteren die Romane «Nächsten Sommer» und «Etwas bleibt immer» veröffentlicht. Edgar Rai hat drei Kinder und lebt in Berlin. Hans Rath, geboren 1965, studierte Philosophie, Germanistik und Psychologie in Bonn. Er lebt mit seiner Familie in Berlin, wo er unter anderem als Drehbuchautor tätig ist. Zwei Bände seiner Romantrilogie um den Mittvierziger Paul Schubert wurden fürs Kino adaptiert. Seine aktuellen Bücher aus der Reihe «Und Gott sprach» sind ebenfalls Bestseller.

1


Lucas steht in der Terrassentür. «Euch ist schon klar, oder – dass da ’ne Leiche im Garten liegt?»

Sandra und Holger blicken zu ihm auf. «Sicher», erwidert Holger lapidar. «War gar nicht so leicht, die da rauszuschaffen. Die andere liegt noch im Flur. Pass auf, dass du nicht drüber stolperst, wenn du nach oben gehst.»

Damit, findet Holger, hat er den Prank seines Sohnes ziemlich gut pariert. So heißt das heute. Früher Streich, später Verarsche, heute Prank. Heimlich erlaubt er sich sogar, ein bisschen stolz auf sich zu sein. Ironie ist nämlich nicht gerade seine Paradedisziplin. Bei anderen, wie bei seinem Bruder Charlie beispielsweise, funktioniert die wie ein Reflex. Der muss da gar nicht drüber nachdenken. Bei Holger hingegen … nicht. Und Lucas macht seit einiger Zeit das, was Teenager eben so machen: deine Schwachstelle suchen und den Finger reinbohren. Ist wie Armdrücken. Wer prankt wen, voll der Prank, Alter, wie kann man sich nur so pranken lassen? Da heißt es: auf der Hut sein. Lucas ist siebzehn, der weiß nicht, wie es sich anfühlt, geprankt zu werden – mit siebenundvierzig. Da fühlst du dich schnell zehn bis fünfzehn Jahre älter, wie aus dem Spiel genommen. Wenn es dir aber gelingt, einen Prank frühzeitig als solchen zu erkennen und den Spieß umzudrehen – um an dieser Stelle mal eine Redewendung aus dem 20. Jahrhundert zu bemühen –, dann fühlst du dich schnell zehn Jahre jünger. Voll im Spiel. So wie jetzt. Bäm!

Holger legt einen Arm um Sandra, und gemeinsam wenden sie sich wieder dem Fernseher zu. Netflix. Irgendeine Serie, in der in drei Minuten mehr Tote vom Himmel fallen, als Holger in 25 Dienstjahren zu Gesicht bekommen hat. Er versteht selbst nicht genau, warum, aber es entspannt ihn. Vielleicht entspannt ihn auch nur, dass Sonntagabend ist, Charlie nicht da ist, Anita nicht da ist und bis eben Lucas nicht da war. Zweisamkeit. Bis vor einer Minute wie gesagt. Aber so ist das im Hause Brinks: Ruhe ist hier immer nur die Ruhe vor dem Sturm.

Lucas lässt die Terrassentür offen stehen, geht an seinen Eltern vorbei, zieht die Tür zum Flur auf und späht durch den Spalt. «Da liegt niemand», stellt er fest.

Prank, Alter.

«Nein?», erwidert Holger.

«Du glaubst, ich verarsch dich?»

Korrekt.

Lucas streckt die Arme vor. «Alter, da draußen liegt …» Er lässt die Arme sinken. «Wisst ihr, was: Denkt doch, was ihr wollt. Ist schließlich Mamas Blumenbeet. Und einer wie du will Kriminalkommissar sein!»

«Hauptkommissar», berichtigt Holger.

«Kranker Scheiß, Mann.»

Mit diesen Worten zieht Lucas die Tür hinter sich zu und stampft die Stufen in den ersten Stock hinauf.

Bäm, denkt Holger.

Aber da ist was.

Zweifel.

Ein kleiner nur, aber eben doch: ein Zweifel. Hat mit dem Blumenbeet zu tun.

Sandra und das Thema Gartengestaltung stehen bereits seit vielen Jahren ziemlich auf Kriegsfuß miteinander. Es ist eines jener Themen, die sie fortwährend frustrieren, weil sie sich jedes Jahr vornimmt, sich darum zu kümmern, es dann aber doch wieder nicht macht, oder eben nur halbherzig, und dann ärgert sie sich den ganzen Sommer darüber, es wieder nicht geschafft zu haben. Bescheuertes Spiel. Umso größer ist die Befriedigung, wenn man diesen Unzufriedenheitskreislauf durchbricht. Und das ist Sandra in diesem Jahr zum ersten Mal gelungen. Sie hat sich zu Weihnachten selbst mit einem Gartengestaltungsbuch beschenkt – «Inseln der Inspiration» – und sich vier Monate lang allabendlich derart inspirieren lassen, dass Holger sich schon fragte, was sie wohl damit kompensierte und wann das nach oben kochen würde, aber so, wie sich die Sache bis jetzt darstellt, hat sie einfach nur die Gartengestaltung für sich entdeckt. Neulich hat sie von einem Schilfparavent gesprochen. Was es alles gibt, dachte Holger nur. Und bevor Lucas – so Gott will – sein Abi in der Tasche hat, will sie jemanden kommen lassen, der die ollen Terrassenfliesen abtransportiert und ihnen stattdessen ein 30 Quadratmeter großes Holzdeck in den Garten zimmert. Teak. Bekommt man auch zertifiziert aus nachhaltiger Forstwirtschaft. Sie werden sich fühlen wie auf einem Kreuzfahrtschiff, meint Sandra.

Jedenfalls hat sie den gesamten Samstag und den halben Sonntag auf den Knien verbracht, ihre Hände bis zu den Ellenbogen in der Erde, und jahreszeitentechnisch gerade noch rechtzeitig Oleander und Bougainvillea eingepflanzt. Danach sah sie so erschöpft und glücklich aus wie lange nicht mehr.

Und jetzt soll ein Toter drinliegen, in ihrem Blumenbeet. Ist schließlich Mamas Blumenbeet, hat Lucas gesagt. Das mit dem Toten wäre natürlich … unschön. In ihrem Blumenbeet allerdings, das wäre … eine Katastrophe.

«Ich mach mal die Tür zu», sagt Sandra, löst sich aus der Umarmung ihres Mannes und geht zur Terrassentür.

Reingefallen, denkt Holger.

Als Nächstes hört er seine Frau ausstoßen:

«Heilige Scheiße.»

 

Der Tote ist nicht tot. Das ist die gute Nachricht. Die schlechte ist: Der Oleander ist im Arsch. Wortwörtlich. Also beinahe. Der Typ jedenfalls liegt mit heruntergelassener Hose kopfüber in den frisch gepflanzten Sträuchern, seitlich ragen abgeknickte Zweige hervor. Offenbar hat er versucht, ins Beet zu pinkeln, und dabei nicht nur das Gleichgewicht, sondern auch das Bewusstsein verloren. Was Holger nicht wundert – bei der Fahne. Der Typ hat mindestens zwei Promille auf dem Kessel. Immerhin handelt es sich nicht um Charlie, darüber kann man ja schon froh sein.

Holger hat den Betrunkenen an den Füßen aus dem Beet und auf den Rasen gezogen und in eine stabile Seitenlage gebracht – eine Position, in der er sich ausgesprochen wohlzufühlen scheint, jedenfalls schnarcht er gleichmäßig.

«Und jetzt?», fragt Sandra.

«Die Polizei rufen», schlägt Holger vor. «Was denn sonst?»

In diesem Moment hört er, wie sich vom Tempelhofer Damm her ein vertrautes Geräusch nähert. Das Geräusch eines V8-Motors, eines Benzinschluckers der übelsten Sorte. Die Karosserie, die sie um diesen Motor herumgebaut haben, kennt Holger ebenfalls. Es ist ein Gran Torino. Sogar das Baujahr kennt Holger und auch die Farbe: 1975, grün metallic. Er gehört Charlie. Seinem kleinen Bruder. Und gerade war es noch so gemütlich.

Sandra, die das Motorengeräusch ebenfalls vernommen hat, legt ihrem Mann eine Hand auf den Arm: «Wir schauen die Folge einfach ein andermal zu Ende.»

Was das heißt, weiß Holger. Und Sandra weiß es auch. Aber es ist nett von ihr, dass sie wenigstens die Absicht formuliert. Vor dem Haus angekommen, erstirbt das Motorengeräusch, eine Autotür wird geöffnet und wieder zugeschlagen. Dann steht Charlie im Garten, bester Laune. Vermutlich hat er beim Poker gewonnen. Oder verloren. Pokern macht ihm sogar dann gute Laune, wenn er verliert. Er stellt sich neben Sandra und Holger, die Hände in den Taschen seiner Lederjacke, und wippt auf den Fußballen. Alle drei blicken auf den Mann mit der heruntergelassenen Hose, der vor ihnen auf dem Rasen liegt und friedlich schnarcht.

Irgendwann sagt Charlie: «Besuch?»

Sandra erwidert: «Ja. Er meinte, er sei ein Freund von dir. Wir haben ihm gesagt, er kann sich die Luftmatratze mit dir teilen. Hast du doch nichts dagegen, oder?»

Charlie schmunzelt: «Männer, die als Erstes ihre Hose runterlassen, kommen mir nicht ins Haus.»

Holger reicht es mit der Ironie für heute. «Ich ruf jetzt die Polizei», erklärt er. «Sollen die sich um den Typen kümmern.»

Charlie legt den Kopf schief, besieht sich den Mann. Um die fünfzig, weißes Hemd, semiteure Klamotten, eine Maurice Lacroix am Handgelenk. Er geht neben ihm in die Hocke und ertastet mit zwei Fingern die Schlagader am Hals. «Puls normal, Atmung stabil … Willst du echt die Bullen rufen?»

«Was schlägst du denn vor?»

«Gibt doch nur Ärger. Und am Ende musst du noch Formulare ausfüllen oder so einen Quatsch. Der ist einfach nur besoffen in den falschen Garten gestolpert. Ist mir auch schon passiert.»

Sandra und Holger erinnern sich. Letzten September. Da entdeckte ein Dreijähriger im Kleineweg Charlie morgens schlafend im Sandkasten. Charlie hielt einen Kipplaster im Arm, auf der Ladefläche eine halb leere Scotch-Flasche. Zum Glück kannte die Mutter des Jungen Charlie und wusste, wo Sandra und Holger wohnten. Woher sie Charlie kannte, ist allerdings bis heute ungeklärt, und Charlie wollte sich dazu auch nicht äußern.

«Lasst ihn einfach liegen», schlägt er vor. «Der wacht irgendwann auf, merkt, dass er falsch abgebogen ist, und verdrückt sich. Bis dahin leg ich ihm die alte Fleecedecke aus dem Gartenhaus über, damit er sich seinen kleinen Racker nicht verkühlt.» Beiläufig wirft Charlie einen Blick in die Leistengegend des Mannes. «Pardon: ich meinte großen Racker.»

«Allerdings», bestätigt Sandra, worauf Holgers Laune die letzten Stufen ins Kellergeschoss hinabsteigt und endgültig unten ankommt.

Auch er hat bemerkt, dass das Genital des schnarchenden Mannes … überdurchschnittlich dimensioniert ist. Aber muss man das auch noch kommentieren, als Frau, wenn dein Mann neben dir steht?

«Macht, was ihr wollt.» Er wendet sich ab. «Ich geh ins Bett.»

Die Gruppe ist im Begriff, sich zu zerstreuen, als von hinter der Hecke eine Frauenstimme ruft: «Jean-Pierre? Jean-Pierre, bist du hier?»

An dieser Stelle könnte sich die ganze Situation in Wohlgefallen auflösen. Eine Frau läuft durch die Straße auf der Suche nach einem gewissen Jean-Pierre, und in Holgers...

Erscheint lt. Verlag 26.3.2019
Reihe/Serie Ein Fall für die Bullenbrüder
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Berlin • Brinks • Brüder • Familie • Fluggesellschaft • Flugplatz • Mord • Pleite
ISBN-10 3-644-20064-5 / 3644200645
ISBN-13 978-3-644-20064-7 / 9783644200647
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