Der Zorn des letzten Wikingers (eBook)

(Autor)

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2019 | 1. Aufl. 2019
494 Seiten
beTHRILLED (Verlag)
978-3-7325-6283-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Zorn des letzten Wikingers - Justin Hill
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Norwegen, 1035: Ein junger Wikinger liegt schwer verwundet auf dem blutigen Schlachtfeld. Sein Name: Harald Sigurdsson - er ist der Bruder des verstorbenen Wikingerkönigs. Zum Sterben zurückgelassen, kämpft er sich tapfer zurück ins Leben. Trotz der Niederlage weigert er sich, sein Volk aufzugeben. Für Harald beginnt eine lange Reise voller politischer Ränkespiele, Intrigen und grausamer Schlachten um Rache und Macht. Sein einziges Ziel: sein Volk als Wikingerkönig zu wahrer Größe führen.

Für Fans der Romane von James L. Nelson und James Wilde sowie der TV-Serie Vikings.
eBooks von beTHRILLED - spannungsgeladene Unterhaltung.



<p><strong>Justin Hill </strong>studierte Englisch und mittelalterliche Literatur an der Durham University und arbeitete viele Jahre als freiwilliger Helfer in China und Ostafrika. Als Autor hat er mehrere Preise gewonnen, darunter der Somerset Maugham Award und der Betty Trask Award. Heute lebt und arbeitet er in der Nähe von New York.<br><br></p>

Justin Hill studierte Englisch und mittelalterliche Literatur an der Durham University und arbeitete viele Jahre als freiwilliger Helfer in China und Ostafrika. Als Autor hat er mehrere Preise gewonnen, darunter der Somerset Maugham Award und der Betty Trask Award. Heute lebt und arbeitet er in der Nähe von New York.

KAPITEL EINS


Olaf kommt!

Mein Bruder Olaf war König von Norwegen.

Als ich ein Junge war und die Winterabende lang und kalt waren und der Sturm den Mund ans Rauchloch hielt und lange, schwermütige Töne blies, pflegten wir uns alle dicht am Feuer zu versammeln. Schulter an Schulter, den Rücken der Dunkelheit zugekehrt, die Hände zu den Flammen hin gespreizt, lauschten wir, während der Geschichtenerzähler sein Garn spann.

Ich saß dann auf dem Schoß meiner Mutter, eingehüllt in ihren Umhang, und hörte zu und träumte, halb in dieser Welt, halb in der Welt der Götter und Riesen und einzigartiger Männer, die lieber starben, als sich zu unterwerfen. Blaue und gelbe Flammen leckten langsam an den abgelagerten, dunklen Holzklötzen in der Feuerstelle und stiegen bernsteinfarben in die Dunkelheit empor. Ich malte mir immer aus, wie ich als Erwachsener der Kriegshund meines Bruders wäre, sein Schild in der Schlacht, sein ergebenster Kämpfer.

Vor meinem geistigen Auge sah ich alles vor mir. Ich teilte das Bierhorn mit ihm, ich war an seiner Seite, wenn die Schlacht begann. Und wenn alle um uns herum erschlagen waren, war ich derjenige, der Rücken an Rücken mit ihm dastand und mit meinem eigenen Körper die Hiebe abfing, die ihm galten. Ich starb, während ich ihn verteidigte, und mein Name würde immer in Erinnerung bleiben als Harald, König Olafs Bruder.

Mein Land ist Oppland am Nordweg.

Wir nennen es Norveyr. Norwegen, in deiner Sprache. Mein Vater war König von Ringerike. In den Jahren vor meiner Geburt trug mein Bruder Olaf einen großen Schatz aus England und Frankreich zusammen. Meine früheste Erinnerung an ihn stammt aus der Zeit, als ich fünf oder sechs war. Mein Bruder Halfdan schnitzte mit seinem Essmesser Runen in die Kirchentür. Ich war der Beobachtungsposten, aber ich sah nichts, weil ich Halfdan bei der Arbeit zusah.

Die Geräusche, die aus unserem Haus drangen, hatten sich verändert. Selbst Halfdan hielt inne.

»Was ist los?«, fragte er.

Ich wusste es nicht.

Meine Mutter rief. Sie rief meinen Namen. »Ha-rald!«

Ich hätte Halfdan nicht helfen sollen. Ich wusste, dass ich eine Tracht Prügel beziehen würde. Dann kam sie in der Nähe des Schweinekobens um die Halle und sah mich schuldbewusst wie einen Schafdieb dastehen.

»Harald!«, rief sie. »Was machst du da?«

»Nichts«, sagte ich.

Sie zeigte über die Felder dorthin, wo mein Vater bei den Knechten aushalf. »Olaf kommt!«

Anfangs begriff ich nicht.

»Rasch!«, rief sie. »Der König! Lauf und hol deinen Vater!«

Ihre Befehle gellten über den Hof, während sie herummarschierte. »Sattelt das Pferd mit dem vergoldeten Sattel! Schrubbt die Bänke! Reinigt die Trinkbecher! Bring das Bier, Frau!« Sie brachte uns völlig durcheinander, und ich rannte los, um unseren Vater zu suchen, ausgelassen wie ein junger Hund oder ein Lamm im Frühling.

Die Hunde bellten, als ich meinen Vater fand, der am Rand des Feldes stand und seine falbe Stute betrachtete. Der Nordwind bewegte ihre geflochtene Mähne und ihren Schweif, als sie sich zum Grasen hinunterbeugte.

»Vater!«, rief ich laut, und er drehte sich auf die ihm eigene Weise um, fast so, als würde er sich fragen, wer man war und warum man ihn störte, und ging wieder zu seinen Knechten.

»Sie lahmt schon wieder«, sagte einer der Männer, während ich verschnaufte. Er dachte offensichtlich, man sollte sie schlachten und an die Hunde verfüttern, aber mein Vater war ein gütiger Mann.

»Gebt ihr eine Woche!«, sagte er. »Und dann lasst sie nicht am Karren arbeiten, bis wir mit der Schur fertig sind.«

Er blickte zu den Wolken auf, um zu sehen, ob die Zeit zum Scheren gut war. Ich zupfte ihn am Ärmel.

»Vater«, sagte ich. »Mutter sagt, dass Olaf bald eintrifft! Sie sagt, du musst kommen! Seine Schiffe sind im Fjord!«

Ich zog ihn noch einmal am Ärmel, und als er sich zu mir umwandte, konnte ich sehen, dass er nicht froh darüber war, gestört zu werden.

»Sag Mutter, ich komme.«

Ich rannte durchs Rispengras. Es reichte mir bis zur Taille. Ich lachte und rief immer wieder Olafs Namen, obwohl er mir damals nichts sagte. Kinder sind wie Welpen, sie begeistern sich schnell. Ihnen, die noch so wenig gesehen haben, ist alles neu.

Als ich zur Halle zurückkam, hatte meine Mutter die Ärmel aufgekrempelt und schrie meinen ältesten leiblichen Bruder, Guttorm, an, er solle seine Schuhe säubern und sich die Spreu aus den Haaren bürsten.

Halfdan hatte sich davongestohlen, aber mich sah sie und spießte mich mit einem Ruf auf. »Da steckst du!« Sie marschierte auf mich zu, legte mir beide Hände auf die Schultern und führte mich auf den Milchhof, wo die Mägde so laut zwitscherten wie Vögel in der Hecke, während sie einander die Haare bürsteten.

»Inga!«, sagte sie. »Zieh ihn an!«

Inga war mir die liebste unter Mutters Mägden. Sie hatte weiche, saubere Hände, grüne Augen und eine kleine Stupsnase, die mit blassen Sommersprossen besprenkelt war. Sie lispelte ein wenig, was ich immer ganz bezaubernd fand, leicht und zart, wie ein ins Netz gegangener Sperling, den ein Junge in der hohlen Hand hält.

Inga führte mich ins Zimmer meiner Mutter, in dem der hölzerne Fensterladen offen stand. Sie stellte mich ins Licht und zog mir stachelige Kletten aus Haaren und Cotte. Sie bürstete mir das Moos von den Ellbogen, zog dann ihre sommersprossige Nase kraus und stieß einen Seufzer aus, als sie eine Schafzecke an meinem Bauch entdeckte. »Was hast du getrieben?«

»Nichts«, log ich. Sie gab eine Äußerung von sich, einen beiläufigen heidnischen Fluch, den Leute damals ohne nachzudenken ausstießen, und beugte mich über ihr Knie, um mich in das Viereck aus Licht vom offenen Fensterladen zu bringen.

Ich schniefte, als sie mit ihren Fingernägeln den Kopf der Zecke freilegte. Als die Sonne herauskam, verwandelte sie die Bodenbinsen in Gold. Das tiefe Brummen einer Hummel schwebte in den Raum und dann wieder hinaus. Hier gibt es keine Blumen, dachte ich, sie sind alle draußen, ganze Hänge voll, die sich nach unten wälzen wie gelbe Lawinen.

Endlich war Inga fertig und rieb die Bissstelle mit Bienenwachs ein. Sie stellte mich vor sich hin, zog etwas von meinem Kopf und hielt es mir vor die Nase, damit ich es sehen konnte. »Warst du Vogelnester plündern?«

»Nein«, sagte ich, obwohl das nicht die Wahrheit war. Wie jeder Held erprobte ich mich, auch wenn meine Prüfungen Kleinigkeiten waren, wie den höchsten Ast des Apfelbaums im Garten zu erklimmen, wagemutig in die feuchte, dunkle Brunnenöffnung zu klettern, durch den finsteren Wald nach Hause zu gehen, wenn die Abendhexe die Röcke raffte und man spüren konnte, dass sie einen holen kam, und man nur noch rennen wollte.

Inga ließ den Zweig auf den Boden fallen. Er war mit grünem Moos behangen, dünn und zottelig wie der Bart eines alten Mannes, und ein verknotetes Büschel meiner eigenen Haare hing auch daran, silbrig golden im fahlen Licht.

»So!«, sagte sie, als sie fertig war, und drehte mich herum, um meine saubere blaue Cotte, die schwarze Hose und die Kalbslederstiefel zu betrachten. Sie fuhr mir mit den Fingern an den Schläfen durchs Haar und schüttelte die Locken aus. Wir trugen die Haare alle lang, Männer ebenso wie Frauen. »Sehr stattlich!«, sagte sie. Sie beugte sich herab, sodass ihr Kopf dicht an meinem war.

»Und jetzt fort mit dir! Und handele dir keinen Ärger ein!«

Das war mein Bestreben an jenem Tag, als ich hinauslief, um meine Mutter zu suchen.

Sie war aufgeregt wie eine junge Magd. Sonnenlicht stieß durchs Rauchloch der Halle wie ein Finger Jesu. Es schrägte sich ab und traf die Seite der Feuerstelle. Wo es auf die frisch gefegten und angefeuchteten Herdsteine fiel, vergoldete es sie, beleuchtete auch die geschnitzten Eichenbänke und holte ihre Umrisse aus den Schatten.

»Gut«, sagte sie und ließ sämtliche englischen Wandbehänge ausschütteln und wieder längs der Hallenwände aufhängen, bis alle Spaten, Hacken und Sensen verborgen waren und der Raum mit Gestalten und Farben kleiner gestickter Männer und Frauen angefüllt war, die mit Mut, Tapferkeit und Entschlossenheit große Taten vollbrachten.

Ich versuchte, nicht im Weg zu sein, als meine Mutter mit den Mägden frisches Stroh auf den Hallenboden streute und sie Trinkkrüge und Bier auf die Tische stellten. Plötzlich sah sie mich und hielt inne. »Wo ist dein Vater?«

Ich stand einen Moment lang mit offenem Mund da, denn ich dachte, ich hätte vergessen, ihm Bescheid zu sagen, doch dann fiel es mir wieder ein, und ich platzte heraus: »Er kommt!«

»Bist du sicher, dass du es ihm gesagt hast?«

Ich nickte.

»Wo ist er?«

Ich rannte zum Halleneingang, konnte ihn aber nicht sehen und geriet in Panik.

Aber dann kam mein Vater durch die Hintertür herein, wo im Winter das Vieh gehalten wurde. Er warf seinen breitrandigen grauen Hut auf den Ehrentisch und nahm die aufgeregte Geschäftigkeit mit gelassener Miene auf.

»Da bist du ja endlich!«, sagte meine Mutter und sah ihn auf eine Weise an, die mir verriet, dass er eine Enttäuschung für sie war.

Er machte sich nichts aus Krieg, es sei denn, er war nötig. Er machte sich aus gar nichts etwas, außer der Landwirtschaft. »So. Unser König ist hier, was?«, sagte er zu mir, als wäre meine Mutter nicht bei uns im Raum. »Tja, ich sollte gehen und mich ankleiden, sonst ist deine Mutter nicht glücklich.«

»Ja, zieh dich um!«, sagte sie. »Und wechsle deine Stiefel!«

Nach einer ganzen Weile trat mein Vater in seinem scharlachroten Umhang samt Schwert und Helm aus der Kammer im hinteren...

Erscheint lt. Verlag 1.2.2019
Übersetzer Axel Franken
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Original-Titel Viking Fire
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte England / Großbritannien • Epischer historischer Roman • Eroberung • Harald Hardrada • Harald Sigurdsson • Historical • Historienroman • Historische Romane • Historischer Roman • Historisches Buch • Jahrhundert • James L. Nelson • Kampf • Kreuzzüge • Männlich • Mittelalter • Mittelalter (8.-15. Jh.) • Norwegen • Renaissance • Schlachten • Schwert • Vergangenheit • Vikings • Wikinger
ISBN-10 3-7325-6283-2 / 3732562832
ISBN-13 978-3-7325-6283-1 / 9783732562831
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