Mit deinem letzten Atemzug (eBook)

Thriller
eBook Download: EPUB
2019
384 Seiten
Heyne Verlag
978-3-641-22877-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Mit deinem letzten Atemzug - Mary Higgins Clark, Alafair Burke
Systemvoraussetzungen
9,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Die bombastische Met-Gala ist eigentlich der gesellschaftliche Höhepunkt des Jahres in Manhattan. Doch dann stürzt Virginia Wakeling, eine steinreiche Witwe und großzügige Mäzenin, vom Dach des Kunstmuseums. Schnell zeigt sich: Es war Mord. Und auch der Mörder scheint gleich festzustehen: Ivan, der über zwanzig Jahre jüngere Personal Trainer und Geliebte der Witwe. Doch wie die Polizei es auch dreht und wendet, sie findet keine Beweise gegen ihn. Drei Jahre später soll Laurie Moran den Fall mit Hilfe ihrer TV-Sendung »Unter Verdacht« endlich aufklären. Je näher sie das Umfeld der Verstorbenen kennenlernt, desto klarer wird ihr, dass es eine Vielzahl weiterer Verdächtiger gibt: Virginias erwachsene Kinder und Verwandte ebenso wie ihre angeblich allerengsten Freunde. Und eine Person darunter hat überhaupt kein Interesse daran, dass Laurie der Wahrheit näher kommt ...

Mary Higgins Clark (1927-2020), geboren in New York, lebte und arbeitete in Saddle River, New Jersey. Sie zählt zu den erfolgreichsten Thrillerautoren weltweit. Ihre große Stärke waren ausgefeilte und raffinierte Plots und die stimmige Psychologie ihrer Heldinnen. Mit ihren Büchern führte Mary Higgins Clark regelmäßig die internationalen Bestsellerlisten an. Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen, u.a. den begehrten Edgar Award. Zuletzt bei Heyne erschienen: »Denn du gehörst mir«.

4

Laurie kam nur ein Wort in den Sinn, als Ivan Gray ihr Büro betrat: riesig. Der Typ war gewaltig. Er war mindestens eins neunzig, aber es war nicht die Größe allein. Er hatte kein Gramm überflüssiges Fett am Leib, sondern war fit und athletisch. Dazu hatte er braune, kurz geschnittene Haare und grün-braune Augen.

Sie fürchtete sich fast davor, ihm die Hand zu geben, aus Angst, er würde ihr die Finger zerquetschen. Überrascht stellte sie fest, dass er sie mit einem ganz normalen Handschlag begrüßte.

»Ich danke Ihnen sehr, dass Sie mich eingeladen haben, Laurie.« Weder hatte sie ihn eingeladen, noch hatte sie ihn gebeten, sie mit Vornamen anzusprechen.

»Na, Ryan hat eine hohe Meinung von Ihnen«, entgegnete sie schroff.

»Was auf Gegenseitigkeit beruht«, antwortete Ivan und verpasste Ryan einen freundschaftlichen Schlag auf den Arm. »Als er das erste Mal bei uns aufgetaucht ist, dachte ich mir, er wird nach zwanzig Minuten betteln, Schluss machen zu dürfen. Aber er trainiert hart. Wenn er so weitermacht, kann er sich vielleicht irgendwann sogar gegen meine besseren Schützlinge zur Wehr setzen – unter den Boxerinnen, meine ich.«

Ein typischer Insiderwitz, der die Außenseiterin – in diesem Fall Laurie – daran erinnerte, dass sie nicht dazugehörte. Sie wünschte sich, Ryan würde auch so viel Engagement aufbringen, um sich mit den Grundzügen des Journalismus vertraut zu machen. Sie mühte sich zu einem Lächeln.

Normalerweise beschäftigte sie sich stundenlang mit einem Fall, bevor sie den Haupttatverdächtigen befragte. Nun fiel es ihr schwer, vom Geplänkel über Ryans Trainingsbesessenheit zu einem Mord an einer Frau überzuleiten. Sie deutete Ivan an, Platz zu nehmen, und beschloss, unumwunden auf den Punkt zu kommen. »Ryan hat mir gesagt, Sie seien daran interessiert, dass wir uns den Tod von Virginia Wakeling vornehmen und neu ermitteln.«

»Sie können das, wenn Sie wollen, als Neuermittlung bezeichnen, aber wenn Sie mich fragen, hat das NYPD nie richtig ermittelt. Die Polizei hat bloß gehört, dass eine Achtundsechzigjährige etwas mit einem Siebenundvierzigjährigen hatte, und die Sache war für sie klar. Dass gegen mich keinerlei Beweise vorlagen, hat sie gar nicht mehr interessiert.«

Virginia war vor drei Jahren ums Leben gekommen, ging Laurie durch den Kopf, Ivan musste also mittlerweile fünfzig sein. Er sah eher wie vierzig aus, aber sie vermutete, dass er hier und dort nachgeholfen hatte. Er war gebräunt, obwohl es Januar war, und sein kurzer Haarschnitt kaschierte die beginnende Glatzenbildung.

Der Fall war erst vor Kurzem wieder in den Medien durchgehechelt worden, sodass Laurie die meisten Fakten parat hatte. Nach allem, was sie gehört hatte, stand Virginias Vermögen im Mittelpunkt der ursprünglichen Polizeiermittlungen. Ihr Mann war ein erfolgreicher Immobilienunternehmer gewesen, der sie als eine extrem wohlhabende Witwe zurückgelassen hatte. Laurie konnte sich lebhaft vorstellen, was sich Wakelings Familie und Freunde dachten, als sie eine Beziehung mit einem über zwanzig Jahre jüngeren Trainer anfing.

Aber sein Alter und Beruf waren – trotz seiner eigenen Aussagen – nicht die einzigen Gründe, warum er zum Haupttatverdächtigen wurde.

»Bei allem Respekt«, sagte Laurie, »aber wenn Sie sagen, es hätten keinerlei Beweise vorgelegen, werden Sie den Ermittlungen nicht ganz gerecht. Auch das Motiv gilt als eine Art Indiz. Es gab, wenn ich mich recht erinnere, finanzielle Beweggründe.«

Nach Virginias Tod entdeckte die Polizei, dass mehrere Hunderttausend Dollar ihres Vermögens für diverse Verpflichtungen seitens Ivans aufgewendet worden waren. Ihre Kinder waren der Meinung, dass ihre Mutter diese Ausgaben nie und nimmer gebilligt hätte. Sie mutmaßten, ihre Mutter sei Ivan auf die Schliche gekommen und habe herausgefunden, dass er sie bestohlen hatte, möglicherweise hatte sie daraufhin vorgehabt, ihn anzuzeigen. Das hätte ihm einen triftigen Grund gegeben, sie ein für alle Mal zum Schweigen zu bringen.

»Daran war überhaupt nichts Unrechtmäßiges«, antwortete er nun. »Ja, sie hat mir bei einigen Rechnungen ausgeholfen. Der Porsche war ihr Geburtstagsgeschenk. Ich wollte ihn nicht annehmen, das war viel zu großzügig, aber sie hat darauf bestanden. Sie hat gesagt, es würde ihr gefallen, im Sommer darin mit offenem Verdeck herumkutschiert zu werden. Für sie war es mehr ein Geschenk, das sie sich selbst gemacht hat.«

Laurie konnte sich nicht erinnern, dass es auch um einen teuren Sportwagen ging, aber selbst mit einem Porsche kam man nicht auf die fraglichen Summen. »Meines Wissens ging es um mehr als um einen Wagen. Angeblich waren gewaltige Summen verschwunden.«

»Nichts war verschwunden.« Er schlug mit der rechten Faust in die linke Handfläche. Laurie zuckte zusammen. Es war nicht das erste Mal, dass sie sich wieder in Erinnerung rufen musste, möglicherweise mit einem Mörder zu sprechen. Das brachte ihre Arbeit unweigerlich mit sich. Plötzlich stand ihr sehr konkret vor Augen, wie er Virginia Wakeling hochgehoben und von der Dachterrasse geworfen hatte. Der Mörder – wer immer es gewesen sein mochte – musste jedenfalls über einige Kraft verfügt haben. Was auf ihn eindeutig zutraf.

Ganz ruhig fuhr Ivan fort. »Das Geld ist nicht verschwunden. Wie gesagt, sie ist für einige kleinere Rechnungen und für den Wagen aufgekommen. Der Rest des Geldes aber war gedacht als Investition in PUNCH. Mein Studio.«

Laurie nickte. Sie wusste, was er beruflich machte.

»Das war mein Traum, Virginia hat das gewusst. Sie war Kundin bei mir. Ich habe sie einige Boxübungen machen lassen – nichts Schweres, meistens Seilspringen oder Schattenboxen. Aber das sind tolle Fitnessübungen und ganz was anderes als die üblichen Sachen. Die Leute mögen das. Ich wusste, dass das Studio eine tolle Idee ist. Ich habe sie nie um Hilfe gebeten. Daher war ich richtig entsetzt, als sie mir gesagt hat, sie würde mir das Geld für die Anfangsinvestition geben. Ich hab eine alte Boxschule aufgetan und den Betreiber überreden können, sie mir zu verkaufen, damit ich sie zu einem coolen Fitnessstudio umbauen konnte. Im Grunde genommen ist er mein Partner, das Geschäft gehört aber mir. Virginia hat an mich geglaubt. Sie wusste, dass ich Erfolg haben würde. Und genau so ist es auch gekommen.«

Es war ihm anzusehen, wie stolz er auf das Erreichte war. Gründete das alles auf dem Mord an einer unschuldigen Frau? »Wie viel Geld hat sie investiert?«

»Fünfhunderttausend Dollar.«

Laurie sah ihn überrascht an. Es waren schon Menschen für sehr viel weniger umgebracht worden.

»Das verstehe ich nicht, Ivan. Sie hat in Ihre Geschäftsidee investiert, warum haben Sie dann keine schriftliche Vereinbarungen oder andere Dokumente, aus denen ihre Absichten eindeutig hervorgehen? Soweit ich die damalige Berichterstattung im Kopf habe, waren Virginias Kinder felsenfest davon überzeugt, dass ihre Mutter Ihnen niemals so viel Geld gegeben hätte.«

»Weil Virginia ihnen nie etwas anderes gesagt hat. Ihre Kinder sind Geizkragen. Ihnen ist alles in den Schoß gefallen, und es war ihnen nie genug. Sie haben nur einen Blick auf mich geworfen und für sich beschlossen, dass ich lediglich hinter ihrem Geld her wäre. Also hat Virginia ihnen versichert, dass sie mir nichts gibt, nur damit sie ihre Ruhe vor ihnen hat. Ich sollte ihnen noch nicht mal sagen, dass sie den Porsche bezahlt hat. Wahrscheinlich haben sie geahnt, dass Virginia ihnen einiges verheimlicht. Ich kann als Personal Trainer ganz gut leben, aber ich hätte nie so viel Geld für ein Auto ausgegeben. Nach Virginias Tod haben sie mich dann gegenüber der Polizei als Dieb hingestellt.«

»Geld für Luxusgüter wie einen Sportwagen auszugeben ist eine Sache. Aber meinen Sie nicht auch, dass eine Mutter ihren Kindern erzählen würde, wenn sie eine beträchtliche Summe in ein Geschäft investiert?«

Er schüttelte den Kopf. »Ich weiß, dass sie es nicht getan hat. Verstehen Sie mich nicht falsch: Virginia hat ihre Kinder geliebt, sie hat ihnen sehr nahe gestanden. Aber sie haben ihre Mutter eigentlich gar nicht gekannt. Virginia hat in der Zeit tiefgreifende Veränderungen durchgemacht. Bob – ihr Mann – war damals fünf Jahre tot. Endlich hatte sie angefangen, ihr eigenes Leben zu leben, sie war nicht einfach nur mehr Ehefrau und Mutter. Sie war völlig unabhängig, und es hat ihr unheimlich gefallen, anderen Menschen Gutes tun zu können. Sie hat einige Dinge aufgegeben, die Bob wichtig gewesen waren, und sich dafür anderen gewidmet, hinter denen sie stand. Dazu hat der Sitz im Kuratorium des Metropolitan Museum gehört.«

Seine Stimme, bemerkte Laurie, bekam etwas sehr viel Sanfteres, wenn er von Virginia sprach. »Und wie passt Ihr Fitnessstudio in diese Geschichte?«

»Ich behaupte … nein, ich weiß, dass sie glücklich war über diese Veränderungen – wirklich glücklich. Aber ihre Kinder haben alles nur kritisiert. Sie wollten, dass sie in einer Art Zeitkapsel lebt. Es hat ihnen nicht gefallen, dass sie sich verändert hat, und zu diesen Veränderungen habe nun mal auch ich gehört. Wir haben ernsthaft davon gesprochen zu heiraten. Ich hatte ihr sogar schon einen Ring gekauft, aber sie war noch nicht bereit, es ihrer Familie zu sagen. Virginia meinte, wenn mein Studio erst mal richtig läuft, würden ihre Kinder mich eher akzeptieren. Deshalb hat sie mir geholfen, und deshalb hat sie niemandem etwas davon erzählt.«

»Aber es muss doch von ihr unterzeichnete Schecks geben, irgendetwas, das bestätigt, dass sie die Zahlungen abgesegnet hat.«

»Sie...

Erscheint lt. Verlag 8.4.2019
Reihe/Serie Laurie-Moran-Serie
Laurie-Moran-Serie
Übersetzer Karl-Heinz Ebnet
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Every Breath You Take
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte eBooks • Krimi • Kriminalromane • Krimis • Kunstmäzen • Manhattan • Met-Gala • Mord • New York • New-York-Times-Besteller • New-York-Times-Bestseller • Spiegel-Bestsellerautorin • Thriller • unter Verdacht • Verfolgte Frau • Witwe
ISBN-10 3-641-22877-8 / 3641228778
ISBN-13 978-3-641-22877-4 / 9783641228774
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 2,1 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Psychothriller

von Sebastian Fitzek

eBook Download (2022)
Droemer eBook (Verlag)
9,99
Krimi

von Jens Waschke

eBook Download (2023)
Lehmanns Media (Verlag)
9,99
Psychothriller | SPIEGEL Bestseller | Der musikalische Psychothriller …

von Sebastian Fitzek

eBook Download (2021)
Droemer eBook (Verlag)
9,99