Mord im Felsenmeer (eBook)

Ein Kroatien-Krimi

(Autor)

eBook Download: EPUB
2019
352 Seiten
Blanvalet Taschenbuch Verlag
978-3-641-23892-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Mord im Felsenmeer - Ranka Nikolić
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Verletzte Gefühle, ein tragischer Schicksalsschlag und ein mysteriöser Mord am Strand - Band 3 der spannenden Krimireihe um Ermittlerin Sandra Horvat.
Traumhafte Buchten, kristallklares Wasser und duftende Pinien. Die kroatische Urlaubsinsel Krk ist ein wahres Paradies, nicht nur für Touristen. Doch dann erschüttert ein mysteriöser Todesfall die Idylle: Eine Frau wird ermordet am Strand aufgefunden. Nika Vukeli? ging dort jeden Morgen schwimmen, doch diesmal sollte sie nicht mehr zurückkommen. Besonders beliebt war sie nicht. Doch wer könnte sie genug gehasst haben, um sie zu töten? Während Inspektorin Sandra Horvat versucht, Licht ins Dunkel zu bringen, muss sie sich auch noch ihren Gefühlen Kollege Sedlar gegenüber stellen, denn der hat gerade die Scheidung eingereicht ...

Ranka Nikoli? wurde 1966 in Rijeka geboren, kam im Alter von drei Jahren nach Deutschland und lebt heute mit ihrer Familie in München - allerdings nicht, ohne ihrer Heimat Kroatien, der sie sich nach wie vor sehr verbunden fühlt, mindestens drei Besuche im Jahr abzustatten. Sie begann bereits als Jugendliche mit dem Schreiben von Gedichten und Kurzgeschichten und gibt ihre Erfahrung heute als Leiterin von Schreibseminaren weiter. In ihrer Krimireihe um Ermittlerin Sandra Horvat spürt man in jeder Zeile die Liebe zu ihrer kroatischen Heimat.

2

»Guten Morgen«, rief Sandra Tamara Ibrahimović im Vorbeigehen zu. Wie es aussah, war die Sekretärin des Chefs gerade angekommen, denn sie trug noch ihre Jacke. Für Anfang Mai war es morgens noch ungewöhnlich kühl. Tamara war Muslima und kam aus Bosnien-Herzegowina, was sich auch in ihren Accessoires niederschlug, wie der Handyhülle mit Fahne und der Aufschrift BiH (Bosna i Hercegovina), die sie gerade auf ihrem Schreibtisch ablegte.

Sandra war heute etwas später dran als sonst, sie baute gerade ihre Überstunden ab, da es keinen allzu dringlichen Fall zu bearbeiten gab. Momentan war sie in eine Brandermittlung involviert, außerdem ermittelte sie in einer Vermisstensache, die bedauerlicherweise schon zu lange andauerte, als dass noch Hoffnung bestand, die Person lebend zu finden.

»Guten Morgen, Inspektor Horvat«, grüßte Tamara zurück. »Hab’s vor zwei Minuten erfahren.«

Sandra blieb stehen und drehte sich um. »Was denn?«

»Ein Anruf von der Polizei auf Krk kam rein. Auf der Insel ist eine tote Frau gefunden worden.« Tamara nahm einen großen Schluck Kaffee aus dem Pappbecher, den sie sich mitgebracht hatte. »Rein zum Chef, bitte«, fügte sie dann noch hinzu.

Heute war Montag, und an einem solchen war der Chef normalerweise schlecht gelaunt. Tamara waren seine Launen allerdings egal. Sie informierte die Kollegen jeweils in ihrem abgehackten Telegrammstil über Mandićs Befinden, weil sie wusste, dass es die anderen interessierte. Sie selbst hatte sich in den Jahren so etwas wie ein Pokerface zugelegt.

»Sind die anderen schon da?«, fragte Sandra.

Tamara gähnte und hielt sich die Hand vor den Mund. »Milić und Zelenika sind schon beim Chef. Sedlar ist bei Dragović im Büro. Er wollte mit ihm über seinen letzten Fall sprechen, das hat Sedlar wohl interessiert.« Tamara zog sich die Jacke aus, und plötzlich hatte sie die Spur eines dreckigen Grinsens im Gesicht. »Wenn ich nicht verheiratet wäre, würde ich sagen, da sind die zwei Sahneschnitten in einem Raum.«

»Tamara! Also bitte!« Als es schon raus war, wurde Sandra bewusst, dass sie sich anhörte wie eine Lehrerin. Möglicherweise hatte der Beruf ihrer Eltern doch Spuren bei ihr hinterlassen. Sandra lächelte, um die Belehrung abzumildern. »Ich weiß gar nicht, was alle an Dragović so toll finden.« Sicher, er war attraktiv, aber weil er nie lächelte und für sein noch junges Alter generell zu ernst war, fehlte irgendwie das Charisma. »Ich geh dann mal zum Chef«, sagte sie und setzte sich in Bewegung.

»Ist ja interessant.« Tamara tat so, als habe sie ein kurzes Selbstgespräch geführt, aber es war offensichtlich, dass sie gefragt werden wollte.

Sandra tat ihr den Gefallen, ein bisschen neugierig war sie jedoch auch – eine Eigenschaft, die sie gerne auf ihren Beruf schob. »Was ist denn so interessant?«

Mit einer geschickten Handbewegung zog Tamara zwei Mappen von der Ablage und ließ sie vor sich auf den Schreibtisch fallen. Sie hob den Kopf und sah Sandra grinsend an. »Dragović haben Sie genannt, Sedlar nicht.«

Sandra hob die Augenbrauen. »Ich habe Sie selten so redselig erlebt.«

»Das muss der Kaffee sein, der aus mir spricht. Normalerweise beobachte ich und schweige. Über meine Beobachtungen könnte ich eine Fernsehserie schreiben.«

Sandra sah Sedlar durch den Flur auf sich zukommen, energiegeladen und mit zufriedenem Gesichtsausdruck. »Guten Morgen, Inspektor Horvat. Ich habe gerade gehört, dass es eine Tote auf Krk gibt?« Sedlar klang ein wenig aufgekratzt, fiel Sandra auf. Wahrscheinlich lag es daran, dass sie seit ein paar Wochen nichts Spektakuläres mehr zu bearbeiten hatten.

Sie bemerkte, wie Tamara ihren Kollegen musterte. »Sedlar, Sie erinnern mich an meinen kleinen Neffen, wenn er sich auf seine Comicserie freut.«

»Was?« Sedlar schüttelte den Kopf und blickte irritiert zu Tamara herüber. »Nein, ich … Ich will einfach nur meinen Job machen.«

Tamara verzog den Mund. »Sagte der Henker, bevor er das Fallbeil hinuntersausen ließ.«

»Seit wann reden Sie so viel?«, fragte Sedlar.

Sandra lachte kurz auf. »Es ist der extragroße Kaffee, der aus ihr spricht. Das ist jedenfalls ihre Ausrede. Kommen Sie, Sedlar, wir müssen in Mandićs Büro.«

Als sie die Tür aufmachte, saß Mandić mit wehleidigem Gesichtsausdruck hinter seinem Schreibtisch. Es war immer schwer zu sagen, ob dieser Gesichtsausdruck von seiner Arbeit oder den Diätvorgaben seiner Frau und seines Arztes herrührten. Zelenika und Milić standen nebeneinander vor dem Schreibtisch, anscheinend bereits in Aufbruchstimmung.

»Na endlich«, grummelte Sandras Chef. »Wird ja auch Zeit.«

Sandra wollte ihn an ihren Überstundenabbau erinnern, ließ es dann aber bleiben. Sie konnte schließlich nicht ahnen, dass dieser Anruf kommen würde. Mandić brauchte dieses Genörgel von Zeit zu Zeit. Vielleicht war das ein Ventil. Es gab schlimmere Chefs als ihn.

»Guten Morgen«, kam es von Sedlar, der im Begriff war, noch etwas zu sagen, als Mandić ihnen auch schon mitteilte: »Ihr müsst nach Krk. Eine Frau wurde an der Küste von Šilo tot aufgefunden. Vielleicht ist sie vom Felsen gestürzt, abgerutscht, wer weiß. Vielleicht aber auch nicht. Ein Nachbar hat sie in der Bucht liegen sehen. Sie hat am Kopf geblutet, und ihre Augen waren geöffnet, weshalb er gleich erkannte, dass sie tot war. Dann wurden die Kollegen in Krk verständigt, sie haben auch einen Krankenwagen bestellt. Nachdem sie sich die Leiche angesehen hatten, verständigten sie uns. Es sei wohl besser, meinten sie, wenn jemand von der Mordkommission und ein Gerichtsmediziner sich das mal anschauen würde.«

»Gibt es einen bestimmten Grund, weshalb die Kollegen auf Krk skeptisch sind?«, fragte Sandra.

»Darüber bin ich nicht informiert.«

»Also nach Šilo?«, wollte Sedlar wissen. »Das ist im nordöstlichen Teil der Insel, oder?«

Mandić warf ihm einen kurzen, genervten Blick zu. »Bin ich Geograf? Gebt es in euer Navi ein.« Pause. »Ja, das ist im Nordosten. Wenn ihr in Šilo auf Stara cesta reinfahrt, dann müsst ihr links zu der felsigen Küste. So hat man es mir am Telefon beschrieben.«

»Hat derjenige, der die Polizei in Krk verständigt hat, auch die Tote gefunden?«, fragte Sandra.

»Ja.« Mandić hob einen Zettel vom Schreibtisch auf und warf einen Blick darauf. »Sein Name ist Branimir Toić. Er ist Briefträger und wollte gerade auf sein Mofa steigen, als er die Frau entdeckte. Es soll sich um eine Anwohnerin aus Šilo handeln. Ihr Name ist Nika Vukelić. Perica und Sikirica wurden bereits verständigt und sind auf dem Weg nach Krk.« Sandra fragte sich manchmal, in welcher Geschwindigkeit der Gerichtsmediziner Perica zum Tatort fuhr, da er in geradezu atemberaubendem Tempo eintraf. Der arme Sikirica von der Spurensicherung hatte es weiß Gott nicht leicht, mit Perica am Tatort zusammenzuarbeiten, so selbstverliebt wie Perica war. »Von hier aus«, fuhr Mandić fort, »braucht ihr nach Šilo dreißig bis vierzig Minuten, von Krk aus waren die örtliche Polizei und der Krankenwagen etwas schneller vor Ort.«

»Was?« Zelenika sah Mandić verständnislos an und hob in einer Geste der Verwirrung die Hände. »Die Polizei kommt aus Krk nach Krk? Habe ich irgendetwas nicht verstanden?«

Mandić schloss für eine Sekunde die Augen. »Dass man diesen Zugereisten immer alles erklären muss. Zelenika, ich weiß ja, dass ihr in Serbien keine Inseln habt, aber …«

»Seine geografischen Kenntnisse sind normalerweise sehr gut«, kam Milić seinem Kollegen sofort zu Hilfe. »Aber nicht jeder kann alles wissen, Chef.«

Zelenika blickte vom einen zum anderen. »Was? Ich bin in Kroatien aufgewachsen. Ich kenne das Land in- und auswendig. Außerdem weiß ich, dass Krk die Hauptstadt der Insel ist, wie bei manch anderen Inseln eben auch. Sie können einfach nicht gut erklären, Chef. Das hat mich verwirrt.«

Mandić sah ihn mit offenem Mund an. »Was ist los mit Ihnen?«, bellte er. »Haben Sie Fieber? Haben Sie ein Problem mit meiner Rhetorik?«

Zelenika stand einen Augenblick regungslos da, dann deutete er ein einsichtiges Nicken an. Traurig presste er hervor: »Entschuldigen Sie, Chef, aber ich bin ein bisschen neben der Spur. Bobo … das ist mein Kater, wurde gestern Abend überfahren. Wir hatten ihn acht Jahre.«

Mandić schien ein paar Sekunden nachzudenken. »Sie haben nie einen Kater erwähnt.«

»Warum sollte ich mit Ihnen über meinen Kater sprechen, Chef?«

»Das wäre ja noch schöner.« Mandićs Gesichtsausdruck veränderte sich und wurde milder. »Tut mir leid, Zelenika. Ich weiß, wie das ist. Ich hatte zwar einen Goldfisch …«

»Sie wollen Ihren Goldfisch mit Bobo vergleichen?«

»Wir sollten los«, sagte Sandra und hoffte, dass es vor Mandić nicht gefühllos klang. Auf Zelenika brauchte sie in Sachen Bobo keine Rücksicht zu nehmen. »Reize es nicht aus«, flüsterte sie ihm zu, als Mandić gerade nicht in ihre Richtung blickte.

Als sie auf der Küstenstraße Richtung Krk-Brücke fuhren, zündete Zelenika, der neben Sandra auf dem Beifahrersitz saß, sich eine Zigarette an und öffnete einen Spaltbreit das Fenster.

»Hey, Zelenika«, kam es vom Rücksitz von Sedlar, »das mit Bobo tut mir echt leid.«

Zelenika drehte den Kopf nach hinten. »Wem?«

»Dein Kater? Hieß er nicht so?«

»Ach ja, schlimme Sache. Er wird mir fehlen.« Zelenika blickte wieder nach...

Erscheint lt. Verlag 18.6.2019
Reihe/Serie Sandra Horvat
Sandra Horvat
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Schlagworte eBooks • Insel KRK • Krimi • Kriminalromane • Krimis • Kroatien • Mord • Regionalkrimi • Rijeka • Sandra Horvat • Spannung • Strand • Urlaubskrimi • weibliche Ermittlerin
ISBN-10 3-641-23892-7 / 3641238927
ISBN-13 978-3-641-23892-6 / 9783641238926
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