Aufstand der Barbaren (eBook)

Roman
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2019 | 1. Auflage
544 Seiten
Blanvalet (Verlag)
978-3-641-21267-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Aufstand der Barbaren -  Anthony Riches
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Die Germanen sind in Aufruhr, der römische Frieden wankt. Nur ein Zenturio könnte einen Aufstand noch verhindern - doch er gilt als Verräter!
Marcus Tribulus Corvus, der Zenturio der zweiten tungrischen Hilfskohorte, führt seine Männer vom Hadrianswall in Britannien zurück in ihre Heimat nach Germanien. Dort wartet eine neue Herausforderung auf sie. Der Banditenhäuptling Obduro raubt und tötet ungestraft. Nun hat er sich sogar noch höhere Ziele gesetzt: Er will seinem Volk die Freiheit von der römischen Herrschaft bringen! Immer mehr Tungrier folgen ihm. Kann Marcus Tribulus Corvus einen Aufstand verhindern?

Anthony Riches hat einen Abschluss in Militärgeschichte von der Manchester University. Nach dem Studium arbeitete er 25 Jahre für eine Reihe von Großkonzernen in aller Welt, bevor er sich mit Aufträgen in Europa, den USA, dem Mittleren und dem Fernen Osten selbstständig machte. Das Manuskript zum Auftakt der Imperium-Saga schrieb er bereits Ende der 1990er-Jahre, versteckte es allerdings in seiner Schreibtischschublade, bis er sein Werk 2007 endlich zu einem Verlag schickte, wo sich sofort begeisterte Fans fanden. Anthony Riches lebt mit seiner Frau Helen und drei Kindern in Hertfordshire.

Prolog


Niedergermanien, September, 182 n. Chr.


»Verfluchter Regen! Gestern Regen, heute Regen, und morgen wird’s sicher auch nicht besser. Die verdammte Feuchtigkeit kriecht überall rein. Bis die Nacht vorbei ist, wird meine Rüstung bestimmt wieder anfangen zu rosten.«

»Dann nimm lieber gleich mal deine Bürste raus, sonst reißt dir der Dreckskerl mit seinem Helmbusch den Arsch auf, dass dir schwindlig wird.«

Die beiden Wachen verzogen angewidert das Gesicht beim Gedanken an die unaufhörliche Arbeit, die vonnöten war, um ihre Rüstung von Rost freizuhalten und so der Missbilligung ihres Zenturios zu entgehen. Kalter Nebel waberte in dieser Nacht um den Wachturm des kleinen Vorpostens. Winzige Tropfen tanzten auf der weichen Brise, die über die umliegende Landschaft wehte. Die gleißende Flamme der Fackel, die den ihnen zugewiesenen Mauerabschnitt des Kastells erhellte, war in Dunst gehüllt und verbreitete ein gespenstisches Glühen, bei dem man kaum weiter als ein paar Schrittlängen sehen konnte. So gut es ging, schirmten sie ihre Augen ab und bewachten das offene Gelände. Gelegentlich warfen sie einen Blick hinunter in das Kastell, um sicherzugehen, dass nichts und niemand, weder Bandit noch Zenturio, sich heranschleichen konnte.

»Das Rüstungputzen ist mir immer noch lieber, als den alten Dreckskerl stundenlang schwadronieren zu hören, wie viel härter es ›damals‹ zuging: ›Als die Chauken uns vom Meer aus überfielen, ja, das waren echte Gefechte, Jungs! Ihr Grünschnäbel würdet einen Kampf ja erst bemerken, wenn ihr die Schwerter in euren Eingeweiden spürt …‹« Der Wachsoldat verstummte. Im Dunkel unter den Mauern hatte er etwas erspäht.

»Was ist?«

Er starrte eine Weile in die Finsternis und blinzelte mit den Augen, um die Müdigkeit zu vertreiben. Dann wandte er sich ab, richtete aber kurz darauf seinen Blick erneut auf denselben Fleck, denn er hätte schwören können, in der Dunkelheit habe kurzzeitig etwas Gestalt angenommen.

»Nichts. Es kam mir vor, als hätte sich da unten etwas bewegt, aber wahrscheinlich war das nur der verdammte Nebel.« Er schüttelte den Kopf, stellte das Ende seines Speers auf die hölzernen Bodenplanken des Wachturms und gähnte laut. »Ich hasse diese Jahreszeit; bei dieser Nebelsuppe schreckt man ständig auf, weil man glaubt, etwas gesehen zu haben.«

Sein Kamerad nickte, lehnte sich über die Brüstung und starrte gleichfalls in die Dunstschwaden hinab. »Ich weiß, manchmal bildet man sich Dinge ein …« Ganz plötzlich verstummte er. Einen Moment schien er unentschlossen, fiel dann unvermittelt über die Mauer und war verschwunden. Während der zweite Wachsoldat noch verdutzt die Augen aufriss, packte eine Hand den Rand der Brüstung, und eine schwarz gekleidete Gestalt schwang sich über die Holzwand auf die von Fackeln erleuchtete Plattform. In der anderen Hand hielt der Eindringling einen kurzen Speer, von dessen Klinge noch das Blut des getöteten Wachmanns herabtroff. Das Schuhwerk des Angreifers war mit robusten Metallsporen bestückt, um die glatte Holzwand zu erklimmen, und glänzte im flackernden Licht der Fackeln. Im Hintergrund, aus einer anderen Ecke des Kastells, waren Schreie zu hören, die der Wachsoldat jedoch kaum wahrnahm. Er trat vor und richtete seinen Speer auf den Angreifer, der ihm mit einer kleinen Handbewegung bedeutete, er könne sich die Mühe sparen. Dann schleuderte er ihm eine schmale Eisenklinge in den Hals. Der Wachmann wankte und spuckte Blut, taumelte über den Rand der Plattform ins Nichts hinaus und schlug gute drei Meter tiefer hart auf dem Boden auf.

Der Zenturio der Einheit lag dösend im Halbschlaf auf dem Bett seines kleinen, zugigen Barackenlagers, als ihn das unmissverständliche Geräusch kämpfender Männer erreichte. Noch bevor er richtig wach war, hatte er sein Schwert ergriffen, das am einzigen Holzstuhl des Raumes hing, und es aus der Scheide gezogen. Dankbar, dass er in weiser V­oraussicht vor dem Zubettgehen seine Stiefel nicht ausgezogen hatte, setzte er den Helm auf und trat durch die Tür hinaus. Er schrie seinen Männern einen harschen Befehl zu und bedauerte schmerzlich, keine Rüstung anzuhaben, die ihn hätte schützen können. Eine schattenhafte Gestalt, deren Speer im Licht der Fackel an der hinteren Wand glänzte, trat rechts aus der Dunkelheit und griff ihn an. Mit einer Gewandtheit, die man nur nach zwei Jahrzehnten Praxis erlangen konnte, wich der Zenturio dem auf ihn geschleuderten Speer aus und rammte seinen Gladius in die Brust des unbekannten Angreifers. Dann stieß er den tödlich Getroffenen von sich ins feuchte Gras, wo er mit einem gurgelnden Geräusch liegen blieb. Auf dem Weg zum Eingang des Kleinkastells bückte sich der Zenturio und ergriff einen Schild, der neben dem Leichnam einer der beiden Wachen auf dem Boden lag. Im blutüberströmten Hals des Toten steckte ein Wurfmesser. Sein Gesicht verfinsterte sich mit Unbehagen beim Gedanken daran, wie leicht die Verteidigungslinie seiner Männer überwunden worden war.

Um mehr über die Lage zu erfahren, lief der Zenturio vorsichtig an der Mauer entlang zum Eingang, wo sich ihm ein entmutigender Anblick bot: Das Tor stand bereits offen, und eine Flut von Angreifern mit gezogenen Schwertern ergoss sich in den Innenhof. Vom Schatten der Palisade gedeckt, konnte er beobachten, wie die wenigen Männer, die das Kastell noch zu verteidigen suchten, überrannt und in nur kurz andauernden Gefechten niedergemetzelt wurden. Er schüttelte den Kopf und wandte sich ab, um die Vernichtung seiner Truppe nicht weiter mit ansehen zu müssen. Sicher war es besser, abzuhauen und seinem Tribun in Tungrorum Rapport über diese katastrophale Niederlage zu erstatten. Doch noch bevor er seinen Entschluss umsetzen konnte, erblickte er eine dunkel gekleidete Gestalt, die einen kurzen Speer in der Hand hielt und sich aus der Finsternis auf ihn stürzte. Den Speer mit dem Schild abwehrend, schlug er mit seiner Schwerthand hart ins Gesicht des taumelnden Mannes und schleuderte ihn gegen die Mauer. Mit einem dumpfen Geräusch prallte der Kopf des Angreifers an die Holzwand, wo er mit glasigen Augen zu Boden sackte. Der Zenturio kniete nieder, hielt dem gefallenen Angreifer seinen Gladius an den Hals und zischte ihm eine Frage ins Gesicht – die eine brennende Frage nämlich, die seit Monaten auf den Lippen aller Soldaten der Provinz lag.

»Obduro? Wer ist Obduro?«

Stumm sah der benommene Mann zu ihm auf, ohne zu antworten.

»Sag mir seinen verfluchten Namen, oder ich beende dein Leben!« Die Verzweiflung, die aus ihm sprach, machte seine Worte zu einer tödlichen Drohung, an deren Ernsthaftigkeit das Opfer kaum zweifeln konnte.

Der Angreifer kam langsam wieder zu sich, schüttelte jedoch nur verhalten den Kopf und richtete die Augen auf eine Stelle hinter dem rachedurstigen Zenturio. Leise begann er zu sprechen, und seine Stimme war im Kampflärm kaum zu verstehen: »Er ist viel mehr wert als mein geringes Leben.«

»Na gut!«

Als ihm bewusst wurde, dass sie nicht mehr allein waren, verhärtete sich das Gesicht des Zenturios, und er nickte bedächtig. Dann drehte er sich zu den Männern hinter ihm um und stach mit der Spitze seines Schwertes fast beiläufig durch den Hals des hilflosen Mannes. Er stemmte seinen Stiefel auf die schwer atmende Brust des Opfers, um ihn am Boden zu halten und seine Waffe aus dessen Körper herauszudrehen. Ein halbes Dutzend Angreifer stand im Halbkreis um ihn herum, und alle außer einem hatten ihre Speere auf ihn gerichtet. Ihre dunkle Kleidung, die sie zur Tarnung in dieser mondlosen Nacht angelegt hatten, verriet nichts darüber, wer sie sein mochten, auch wenn ihm einige Gesichter irgendwie bekannt vorkamen. Der sechste Mann trug lediglich ein um die Hüfte gegürtetes Schwert, dennoch trat der Zenturio unwillkürlich einen Schritt zurück, als er den römischen Kavalleriehelm sah, der die Gesichtszüge fast völlig verdeckte. Der dicke Gesichtsschutz bestand aus einer auf Hochglanz polierten verzinnten Eisenplatte, deren spiegelartige Oberfläche nur von Augenlöchern und einem Schlitz zwischen dünnen, grausam wirkenden Eisenlippen durchbrochen wurde. Die Maske warf das verzerrte Abbild des Zenturios zurück, der seinen Schild hob und sich zum Kampf bereit machte.

»Du suchst Obduro? Dann hast du ihn gefunden. Außerdem hättest du dir diese letzte Bluttat sparen können, Zenturio, denn deine Männer sind bereits geschlagen und zerstreut. Dieser Tote war ein guter Mann, einer meiner besten. Du weißt doch, dass ich dir für einen kurzen Augenblick der Rache lang anhaltende Qualen zufügen könnte. Und dennoch warst du entschlossen, diesen Preis zu zahlen, nur um dir ein wenig flüchtige Befriedigung zu verschaffen. Wie interessant …«

Die Gesichtsmaske des Helmes dämpfte seine Worte so sehr, dass sie kaum zu hören waren. Überdies klang die Stimme verzerrt, sodass die Identität ihres Trägers nicht auszumachen war – trotz all der Gerüchte, die die Soldaten in der ganzen Provinz verbreiteten.

»Heute Nacht, Zenturio, werden wir Gefangene nehmen und Männer rekrutieren, die mit uns in den Wald ziehen. Du kannst also weiterleben, sofern du Schwert und Schild fallen lässt, dein Knie vor mir beugst und mir treuen Dienst gelobst. Du kannst aber auch gleich hier sterben, allein und ohne Ehre, egal wie mutig dein Tod auch sein sollte.«

Der Zenturio schüttelte ablehnend den Kopf und packte sein Schwert, um zu kämpfen. »Hetz nur deine Männer auf mich, dann werden wir schon sehen, wie viele ich niederstrecke, bevor sie mich aufhalten können.« Er spuckte auf den erkalteten Körper zu seinen Füßen, um den Maskierten zu einer unbedachten Tat herauszufordern. »Bis du mich umgebracht hast, werde ich dich mehr kosten als dein...

Erscheint lt. Verlag 15.7.2019
Reihe/Serie Imperium-Saga
Übersetzer Wolfgang Thon
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel The Leopard Sword (Empire 4)
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte Abenteuerroman • action • Bernard Cornwell • eBooks • Feldzug • Germanen • Germanien • Geschichte • Historische Romane • Historische Schlachten • Kaiser • Römer • Römische Geschichte • Römisches Reich • Simon Scarrow • Zenturio
ISBN-10 3-641-21267-7 / 3641212677
ISBN-13 978-3-641-21267-4 / 9783641212674
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