Klingentänzer (eBook)

Das zweite Buch des Ahnen
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2019 | 1. Auflage
496 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-490561-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Klingentänzer -  Mark Lawrence
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Der zweite Band der actiongeladenen Fantasy-Trilogie von Bestseller-Autor Mark Lawrence. Als Novizin der Mystischen Klasse wird Nona in die tieferen Geheimnisse des Universums eingeweiht. Allerdings gelten im Konvent zur süßen Gnade harsche Regeln, und als dann auch noch die Inquisition den Arm nach dem Kloster ausstreckt, muss Nona fliehen. Ihr auf den Fersen sitzt nicht nur eine ehrgeizige Assassine, sondern obendrein der ebenso einflussreiche wie rachsüchtige Thuran Tacsis. Doch Nona wird in noch größere Konflikte hineingerissen: Während Sherzal, die rücksichtslose Schwester des Kaisers, nach der Macht greift, schmiedet Äbtissin Glas ihre eigenen Ränke, die das Reich in seinen Grundfesten erschüttern. Nonas gesamtes Wissen übers Kämpfen und über Klingen, über Schatten und Gifte ist gefragt, wenn sie ihren eigenen, blutigen Weg finden will. Für Leser von Jay Kristoff, Joe Abercrombie, Anthony Ryan und Peter V. Brett. »So unterhaltsam wie herausfordernd, so packend wie kompromisslos. Sehr zu empfehlen!« Anthony Ryan über »Waffenschwestern«, Band 1 der »Buch des Ahnen«-Trilogie

Mark Lawrence wurde in Illinois (USA) geboren und lebt in Bristol (UK). Bevor den promovierten Mathematiker die Leidenschaft für die Fantasyliteratur packte, arbeitete er im »Star Wars«-Raketenabwehrprogramm. Er war mehrfach für den Goodreads Choice Awards nominiert und ist mit dem David Gemmell Award für den besten Fantasyroman ausgezeichnet worden.

Mark Lawrence wurde in Illinois (USA) geboren und lebt in Bristol (UK). Bevor den promovierten Mathematiker die Leidenschaft für die Fantasyliteratur packte, arbeitete er im »Star Wars«-Raketenabwehrprogramm. Er war mehrfach für den Goodreads Choice Awards nominiert und ist mit dem David Gemmell Award für den besten Fantasyroman ausgezeichnet worden. Frank Böhmert, Jahrgang 1962, wurde hauptsächlich durch seine Mitarbeit an der Perry Rhodan-Serie bekannt und lebt als Autor und Übersetzer in Berlin. Er hat Autoren wie Philip K. Dick, James Tiptree jr. und Daryl Gregory ins Deutsche gebracht.

Überhaupt lassen die ersten beiden Bände [...] keine Wünsche offen [...].

Ein spannender Roman über tapfere Nachwuchskämpfer. [...] Band 2 der actiongelandenen Fantasy-trilogie.

1


Viele Gifte lösen Wahnsinn aus, aber vielleicht wirkt keines annähernd so verlässlich wie die Liebe. Schwester Apfel führte einhundert Gegengifte mit sich, doch ausgerechnet diesen Trank hatte sie aus freien Stücken und in dem Wissen geschluckt, dass es kein Heilmittel gab.

Dornen und Stacheln zerrten an ihr, der Eiswind heulte, selbst das Land widersetzte sich ihr mit seinem Auf und Ab, den langen Meilen, dem eisenharten Boden. Todmüde kämpfte sich die Giftmischerin voran und spürte jedes einzelne ihrer dreißig Lebensjahre. Ihr Reisemantel hing in Fetzen, deren Tanz den Wind erfreute.

Als der Wildpfad die Deckung verließ und eine breite Straße voller Fahrrinnen querte, folgte Apfel ohne Zögern, den Blick auf den Baumreihen, die ihren Marsch auf der anderen Seite fortsetzten.

»Halt!« Ein rauer Schrei, ganz nahe.

Apfel ignorierte ihn. Kessel hatte sie gerufen. Apfel spürte die Richtung, die Entfernung, die Schmerzen. Kessel wollte, dass sie kam. Kessel würde sie nie von ihrer Wachpflicht fortrufen, nicht einmal unter Lebensgefahr. Und doch hatte sie es getan.

»Stehen bleiben!« Weitere Rufe, ihrer Aussprache wegen schwer zu verstehen.

Die Baumlinie war zehn Meter entfernt, hinter einem Straßengraben. Apfel musste es nur in den Schatten unter den Ästen schaffen, dann war sie in Sicherheit. Ein Pfeil zischte an ihr vorbei. Sie sah die Straße hinab.

Fünf Durnen hatten sich quer darüber verteilt, die gepolsterte Rüstung salzfleckig und schlammbespritzt, die Eisenplatten an Schultern und Unterarmen braun von Rost. Apfel konnte es zu den Bäumen schaffen, bevor die Männer sie einholten – nicht jedoch vor dem nächsten Pfeil oder Speer.

Fluchend steckte sie beide Hände in die Manteltaschen. Einige der Obszönitäten, die sie murmelte, hatte wahrscheinlich noch keine Nonne je ausgesprochen.

»Tötet mich nicht. Lebendig nütze ich euch mehr.« Apfel versuchte, anders zu klingen als beim Unterrichten. Sie zog die Hände heraus, eine Wachskapsel mit Entbeiner in der einen, ein Päckchen Grausenf in der anderen und eine kleine weiße Pille zwischen Finger und Daumen. Sie warf sich die Pille in den Mund und baute darauf, dass es Bitterwill war. Sie bewahrte sämtliche Gegengifte sortiert in den vielen Innentaschen ihres Habits auf, aber mit einem Griff dort hinein hätte sie einen Pfeil oder Speer geradezu herausgefordert, darum hatte sie auf Gedächtnis, Tastsinn und Glück vertraut und in der Außentasche ihres Reisemantels gefischt.

»Du bist … Nonne?« Der Größte machte, den Speer auf sie gerichtet, einen Schritt nach vorn. Er war älter als die anderen vier. Verwittert.

»Ja. Eine Heiligschwester.« Sie schluckte die Pille und verzog das Gesicht. Schmeckte jedenfalls wie Bitterwill. Die vier jüngeren Piraten, alle mit dem gleichen dunklen und verfilzten Haar, packten ihre Waffen fester und murmelten zu Heidengöttern. Höchstens eine Nonne von hundert war keine Heiligschwester, doch bei den Geschichten, die in Durnland erzählt wurden, konnte man den Männern schlecht vorwerfen, dass sie jede Frau im Habit für eine Rotschwester oder für eine Heilighexe hielten, der es in den Fingern juckte, verkohlte Überreste aus ihnen zu machen. »Eine Nonne. Aus dem Kloster.«

»Kloster.« Der Anführer bewegte das Wort im Mund. »Kloster.« Er spuckte es zwischen frostrissigen Lippen hervor.

Apfel nickte. »Das mit der großen goldenen Statue«, wollte sie schon hinzufügen, doch sie verkniff es sich. Die Piraten würden von allein in die Falle tappen. Wenn sie spürten, dass Apfel sie lenkte, wäre sie binnen Sekunden tot.

Der Anführer sah nach hinten zu seinen Männern und sagte etwas, das Apfel fast verstand. Durnisch klang, als hätte man die Reichssprache durch den Wolf gedreht und deftig gewürzt. Hätten die Männer einen Tick langsamer und mit anderer Betonung gesprochen, wäre die Nonne vielleicht daraus schlau geworden. Immerhin zwei Wörter hörte sie heraus, und die sprachen für ihr Überleben. »Kloster« und »Gold«. Sie zerdrückte die Entbeinerkapsel in der Faust und verteilte die sirupartige Flüssigkeit mit den Fingern auf der Handfläche, dann wischte sie damit über den anderen Handrücken und das Handgelenk.

»Du. Bring uns zum Kloster.« Der Anführer näherte sich zwei weitere Schritte und bedeutete ihr mit dem Speer, sich in Bewegung zu setzen.

»Das geht nicht!« Apfel versuchte, eher ängstlich als ablehnend zu klingen. Sie dachte an Kessel, die in Gefahr war, verletzt vielleicht, und Angst drang in ihre Stimme. »Ich darf nicht. Es ist verboten.« Die Männer mussten noch dichter herankommen. Wenn die beiden Speerträger sie vorantrieben, konnte sie nicht viel ausrichten. Die Nonne ließ ihren Blick zwischen den Gesichtern hin und her huschen und gab sich ebenso unsicher wie widerstrebend. Vielleicht bekamen sie ja Lust, ihren Widerstand zu brechen.

Der Anführer machte eine Handbewegung, und zwei seiner Männer traten vor, um Apfel bei den Armen zu packen. Ein dritter behielt den Bogen auf sie angelegt, Sehne halb durchgezogen: Trau dich und renn. Der letzte lehnte sich mit leerem Grinsen auf seinen Speer.

Apfel täuschte Panik vor und hob abwehrend die Hände, verzichtete jedoch auf Gegenwehr, um keine Schläge herauszufordern. Einer der beiden zog ihr trotzdem seine harte, schwielige Hand durchs Gesicht. Sie spuckte Blut und flehte um Gnade. Beide Männer hatten jetzt den klaren Entbeinersirup an ihren Fingern kleben.

Der Prügler drehte ihr einen Arm auf den Rücken, und sein Kumpane, der vermutlich nicht wusste, dass die Bräute des Ahnen ein Armutsgelübde ablegten, grapschte nach ihren Manteltaschen. Damit er bei seiner Suche nach Gold oder Silber nicht ihre Auswahl an Giften und Gegengiften fand, schluchzte Apfel mitleiderregend auf und reckte ihre geballte Faust weg, um die Männer darauf hinzuweisen, dass sie darin ja offensichtlich etwas verbarg.

Der Prügler grunzte etwas, und der Grapscher ließ von dem Mantel ab und griff nach Apfels Hand. Dabei bekam er eine zweite Dosis Entbeiner an die Handfläche. Mit dem Bitterwill als Gegengift spürte Apfel nur eine gewisse Taubheit in den Händen. Ihre Armkraft war nicht beeinträchtigt.

Sie brach in Wehklagen aus, während ihre geballte Faust den nachlassenden Anstrengungen des Grapschers standhielt. Der Prügler verdrehte ihr den anderen Arm, und es brannte wie Feuer, doch sie schaffte es, sich loszureißen. Gleichzeitig bewegte sie sich seitwärts, immer näher an den Anführer und den Bogenschützen heran, ohne jedoch in ihre Richtung zu sehen. Die Schuhnägel des Durnen zogen Rillen im Schlamm. Der hintere Mann machte keine Anstalten zu helfen, sondern lachte schallend über die Anstrengungen seiner Kameraden. Der Anführer schnaubte abfällig, schickte den Bogenschützen mit einer Handbewegung vor, rammte seinen Speer mit dem Ende in den Boden und bewegte sich zur Seite, um dem stolpernden Trio den Weg abzuschneiden.

Weder Prügler noch Grapscher schienen bislang zu begreifen, dass sie vergiftet worden waren, und nahmen stattdessen wohl an, dass Apfel eine ungewöhnlich starke Frau war, deren Angst irgendwelche animalischen Kräfte freisetzte. Als sie bei dem Anführer ankamen, hob sie die Faust, blies durch die geschlossene Hand, ein kurzer, fester Stoß, und eine Pulverwolke aus der zerdrückten Packung staubte um den Kopf des Mannes herum auf. Der Bogenschütze schräg hinter ihm bekam auch noch etwas ab.

Nun verlieh tatsächlich die Angst ihr die Kraft, sich den Griffen der Durnländer zu entreißen und rückwärts in die schlammigen Fahrrinnen zu werfen. Sie hatte miterlebt, was Grausenf anrichtete, und kein einziges ihrer Gegengifte vermochte den Schmerz und die Entstellungen auf ein erträgliches Maß abzumildern.

Die Schreie des Anführers zerrissen die Luft, und beim Atemschöpfen sog er sich die Senfsporen in die Lunge. Der Bogenschütze krallte nach seinen Augen und wich zurück. Schläger und Grapscher stolperten davon und schienen jeden Moment umzufallen. Womit Apfel sich, die Hände leer und rücklings auf dem Boden liegend, einem nur wenige Meter entfernten, unversehrten Feind gegenübersah, der einen Speer in den Händen hielt.

Die Qualen eines Mitmenschen üben eine gewisse Faszination aus; der Mann stand mit vor Entsetzen aufgerissenem Mund da und sah zu, wie sein Anführer sich das Gesicht zerkratzte. Apfel warf einen Blick zu den Baumschatten. So nahe: Ein kurzer Sprint konnte sie außer Gefahr bringen. Kessels Ruf drängte sie sogar noch stärker als der Fluchtinstinkt. Doch Schwestern der Verschwiegenheit legen mehr als nur Glaubens- und Armutsgelübde ab. Apfel unterdrückte ein ungeduldiges Knurren und zog ihr Messer. Langsam erhob sie sich aus dem Schlamm, in den Ohren die erstickten Schreie des Anführers, die Flüche des Bogenschützen und das Ächzen der beiden Entbeinten, die vergeblich versuchten, wieder auf die Füße zu kommen. Apfels Haube hatte sich gelöst, rotes Haar ergoss sich um ihre Schultern. Der letzte Knebelknopf gab nach, und ihr Reisemantel blähte sich wie die dunklen Schwingen eines Raubvogels. Sie hielt ihr Messer wurfbereit, in der anderen Hand ein Beutelchen Prahlkraut für den Fall, dass sie den Speerträger lebend zu fassen bekam.

Der Pirat riss sich von dem Anblick seines Anführers los, der jetzt mit schaumbedeckten Lippen in den Straßengraben gefallen war, und bemerkte Apfel im letzten Moment. Noch während er den Speer senkte, ließ die Nonne die Hand hochschnellen, und im nächsten Moment steckte ihm ihr Messer bis zum Heft unter dem Kinn. Verwirrt setzte er sich auf den Hosenboden und griff sich an die Kehle.

Der...

Erscheint lt. Verlag 24.7.2019
Reihe/Serie Waffenschwestern
Übersetzer Frank Böhmert
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte Anthony Ryan • Assassine • Brent Weeks • Dämon • Fantasy • Fantasy Bestseller • Fantasy Erwachsene • Fantasy Neuerscheinung 2019 • Fantasy Roman • Fantasy Serie • Grimdark • gritty fantasy • Inquisition • Jay Kristoff • Joe Abercrombie • Kampfkunst • Kill Bill • Kloster • Low Fantasy • Magie • Nevernight • Peter V. Brett • Starke Frauen • Sword & Sorcery
ISBN-10 3-10-490561-4 / 3104905614
ISBN-13 978-3-10-490561-7 / 9783104905617
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