Redemption Point (eBook)

Thriller | Vorlage zur Mini-Serie »Troppo«

(Autor)

Thomas Wörtche (Herausgeber)

eBook Download: EPUB
2018 | 1., Deutsche Erstausgabe
400 Seiten
Suhrkamp Verlag
978-3-518-75959-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Redemption Point - Candice Fox
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Ted Conkaffey, Ex-Cop und unschuldig unter Verdacht, eine 13-Jährige entführt zu haben, kann seine Vergangenheit nicht loswerden. Dale Bingley, der Vater seines vermeintlichen Opfers, taucht in Teds nordaustralischem Refugium Crimson Lake auf. Er will das Verbrechen an seiner Tochter auf eigene Faust aufklären und rächen. Auch der mächtige Gangster Khaled hat ein Interesse daran, den wahren Täter zu finden und final aus dem Verkehr zu ziehen - eine Lösung, die Ted, der seine Unschuld beweisen will, nicht wirklich helfen würde. Also muss er den Psychopathen zuerst finden, koste es, was es wolle.

Währenddessen ist seine Privatdetektiv-Partnerin, die exzentrische, einst wegen Mordes verurteilte Amanda Pharrell, mit einem anderen Fall beschäftigt: dem Doppelmord an zwei Mitarbeitern einer üblen Kneipe, der zunächst wie ein simpler Raubmord aussieht. Amanda tut sich mit Detective Inspector Pip Sweeney zusammen, die ihr erstes Tötungsdelikt zu bearbeiten hat und Amandas Genie dringend braucht. Bald stehen für Amanda und Ted ihr Leben und ihre Existenz auf dem Spiel.



<p>Candice Fox stammt aus einer eher exzentrischen Familie, die sie zu manchen ihrer literarischen Figuren inspirierte. Nach einer nicht so braven Jugend und einem kurzen Zwischenspiel bei der Royal Australian Navy widmet sie sich jetzt der Literatur, mit akademischen Weihen und sehr unakademischen Romanen. F&uuml;r den ersten und zweiten Teil ihrer Trilogie, <em>Hades</em> und<em> Eden</em>, wurde sie 2014 und 2015 mit dem Ned Kelly Award ausgezeichnet.</p>

Candice Fox stammt aus einer eher exzentrischen Familie, die sie zu manchen ihrer literarischen Figuren inspirierte. Nach einer nicht so braven Jugend und einem kurzen Zwischenspiel bei der Royal Australian Navy widmet sie sich jetzt der Literatur, mit akademischen Weihen und sehr unakademischen Romanen. Für den ersten und zweiten Teil ihrer Trilogie, Hades und Eden, wurde sie 2014 und 2015 mit dem Ned Kelly Award ausgezeichnet. Andrea O'Brien, geboren 1967, studierte Anglistik und Germanistik in Aachen und Dublin und Literarische Übersetzung in München. Seit 2001 ist sie als freie Übersetzerin tätig.

Da war ein Schuh, direkt vor meinem Gesicht, aber diesmal kein schwarzer. Kein Stiefel, sondern ein schmutziger pinker Converse-Turnschuh, an dessen Schnürsenkeln feuchtes Gras klebte. Darüber ein schmaler Knöchel voller Tätowierungen: gelbe Tiger, nasse Dschungelblätter, die sich in die Länge zogen, als sich die Person über mich beugte. Amanda. Mit dem anderen Fuß versetzte sie mir einen Stoß in die Seite, und ich presste ein Lebenszeichen hervor.

»Ted! Du lebst also tatsächlich noch«, bemerkte sie, doch ihr Enthusiasmus war nur von kurzer Dauer. »Scheiße! Jetzt habe ich die Wette verloren.«

Sie stützte sich auf meinem Rücken ab, und ich spürte eine Klinge zwischen meinen Handgelenken, als sie den Kabelbinder durchtrennte. Meine Arme flatschten leblos zu Boden.

»Vögel«, sagte ich.

»Was?«

»Die Vögel.«

»Oh«, entfuhr es ihr. »Stimmt.«

Sie verschwand auf die Veranda, ließ die Tür hinter sich zuknallen. Ich blieb liegen und gab mich meinen Gedanken hin. Während der Haftstrafe und auch danach hatte ich eine Menge Prügel eingesteckt, deswegen wusste ich, dass schnelles Aufstehen die Sache nur noch schlimmer machen würde.

Amanda Pharrell, meine Mitdetektivin, war eine bunt tätowierte Elfe, die während der Ermittlung brillante Einfälle haben konnte, aber im Alltag ungefähr so nervig war wie ein lästiges Insekt. Ich hatte sie kurz nach meiner Ankunft in Crimson Lake kennengelernt, als wir unseren ersten Fall übernahmen und meine Arbeit beim Drogendezernat von New South Wales schon lange der Vergangenheit angehörte. Man könnte sagen, dass sie mich »eingestellt« hatte, offiziell war ich also Mitarbeiter ihres Detektivbüros – der Einzige. Doch unsere Zusammenarbeit war eigentlich eher einem wunderbaren Zufall geschuldet, eine schicksalhafte Fügung sozusagen. Auf meiner Flucht aus Sydney war ich schließlich in Crimson Lake gelandet und hatte beschlossen, mich dort niederzulassen. Und auf wundersame Weise gab es in diesem Kaff einen Menschen, den die Leute genauso inbrünstig hassten wie mich. Mein Anwalt brachte uns zusammen, und seltsamerweise – mir ist bis heute nicht klar, wieso – hat es funktioniert.

Die Gesellschaft würde weder mich noch Amanda je wieder liebevoll aufnehmen. Sie hatte eine siebzehnjährige Mitschülerin erstochen, in deren Auto, im Regenwald unweit von Crimson Lake, wo eine Party steigen sollte. Dabei traf sie keine Schuld, doch mit dieser Tat hatte sie ihren Ausschluss aus der »normalen« Welt besiegelt – genau wie ich.

Amanda hatte mir den gelben Umschlag gegeben, kurz nach unserem ersten Fall. Darin befanden sich Dokumente, die genau belegten, wie sie den Mann finden wollte, der Claire Bingley tatsächlich verschleppt und vergewaltigt hatte. Ich wollte nicht wissen, was drinstand – aus Angst vor dem, was ich dabei empfinden würde. Und Amanda hatte das akzeptiert. Es lag bei mir, was ich mit den Unterlagen anstellte, doch in den Wochen danach hatte mir der Inhalt des Umschlags nichts als Sorgen und Furcht beschert. Was, wenn ich Claires Angreifer nie fand? Und was, wenn ich ihn zwar fand, er aber verschwand, bevor ich ihn dingfest machen konnte? Oder mich durch die Suche nach ihm verdächtig machte und letztendlich nicht beweisen konnte, dass er der wahre Täter war? Oder, oder, oder. Wenn ich den Umschlag einfach ignorierte und er es wieder tat und sein Opfer beim nächsten Mal umbrachte – was dann? Es wäre meine Schuld. Aus diesem Umschlag konnte einfach nichts Gutes kommen, egal, was ich damit anstellte.

Polternde Schritte verrieten mir, dass Amanda zurückkehrte.

»Wie viele Gänse hast du vorher gehabt?«

»Sieben.« Ich stöhnte, zog langsam die Beine an und stützte mich auf die Ellbogen. »Sechs graue, eine weiße.«

»Ja, sind alle noch da.« Sie schniefte und kickte die Verandatür zu, als wäre sie hier zu Hause. »Haben sich nur ein bisschen aufgeplustert. Sind schlecht drauf.«

»Bin ich auch.« Ich rappelte mich auf. Sie hakte sich bei mir unter und stützte mich auf dem Weg ins Bad, doch sie war so ein zartes Persönchen, dass mir das kaum weiterhalf. Auf dem Weg dorthin schmierte ich Blut auf den Türrahmen und hinterließ Fußabdrücke auf den Scheidungsunterlagen, die meine Frau mir schon vor einiger Zeit geschickt und die ich immer noch nicht unterschrieben hatte. Im Badezimmerspiegel erkannte ich das Ausmaß der Verletzungen: Mein Gesicht war voller Blut, eine Seite so geschwollen, dass von meinem Auge nur noch ein Sehschlitz zwischen zwei lilafarbenen Höckern übrig war, mit dem Zickzackmuster der Küchenfliesen verziert.

»Was machst du hier?«, fragte ich.

»Hatte so was im Urin«, antwortete Amanda, während sie mich auf den Badewannenrand verfrachtete. »Vor zehn liegst du nie in der Falle, bist aber trotzdem nicht ans Telefon gegangen.«

»Woher weißt du, wann ich ins Bett gehe?«

»Ich bin eine Superdetektivin. Eine Spürnase vor dem Herrn. Ein investigatives Naturtalent.«

»Was, wenn ich nicht da gewesen wäre? Oder Besuch gehabt hätte?«

Lachend hielt sie einen Lappen unter den Wasserhahn. Natürlich hatte sie recht. Ich war genau um zehn ins Bett gegangen. Im Gefängnis hatten sie abends um Punkt acht das Licht gelöscht. Deswegen hatte ich die Bettruhe nach meiner Entlassung auf eine für Erwachsene akzeptable Stunde verschoben, hielt mich aber trotzdem an eine strikte Routine, denn zu viel Freiheit überforderte mich. Um sechs stand ich auf, um halb sieben gab’s Frühstück, das Mittagessen genau um zwölf und um Viertel vor zehn ging ich in die Falle, wo ich auf meinem Handy herumspielte, bis ich um zehn das Licht ausknipste. Alles andere fühlte sich falsch an.

Amanda betastete meine Wange. »Das muss genäht werden«, beschloss sie. In ihrem Leben gab es mehr als ein Dutzend strenger Regeln für unsere Zusammenarbeit, und eine davon verbot es mir, sie je anzufassen. Doch je länger ich sie kannte, desto öfter berührte sich mich. Es fühlte sich an, als würde sie einen Teil meines Gesichts stützen. »Soll ich Frau Wunderdoktor anrufen?«

Ich streckte mich, um noch mal in den Spiegel zu sehen. Unter meinem Auge klaffte ein gebogener, etwa fünf Zentimeter langer Schnitt, der das rohe Fleisch darunter freilegte. »Frau Wunderdoktor« war eine befreundete Rechtsmedizinerin, die mich in Notfällen versorgte, weil ich keine normalen Ärzte oder normale Krankenhäuser aufsuchen konnte. Sogar zum Einkaufen fuhr ich in die übernächste Stadt, und das auch nur mit Sonnenbrille und tief ins Gesicht gezogener Basecap. Dabei sprach ich kein Wort, mit niemandem. Rein und raus, schwer atmend, schweißgebadet wie ein Bankräuber. Mein Gesicht hatte einst auf den Titelseiten aller wichtigen Zeitungen des Landes gestanden. Wenn die Leute mich erkannten, reagierten sie unterschiedlich. Einige der Männer griffen zu Gewalt, Frauen wurden plötzlich eiskalt, ließen mich einfach stehen und ignorierten mich, bis ich ging. Ältere Damen kreischten und zeigten mit dem Finger auf mich. Allein der Gedanke, irgendwann mal zum Zahnarzt zu müssen, konnte mich in Panik versetzen.

Ich nahm Amanda den Waschlappen ab und drückte ihn auf die Wunde.

»Geht schon. Ich muss los. Vielleicht erwische ich ihn noch.«

»Wen?«

»Den Typen.« Ich sah Amanda an. »Claire Bingleys Vater.«

»Bist du bescheuert?« Sie schlug mir gegen die Brust. Ich zuckte zusammen.

»Nee.«

»Was hast du vor? Willst du ihn verprügeln? Ich komm mit.« Sie boxte sich in die Hand und schob ihr Kinn vor. »Ich steh auf Aggro.«

»Ich werde ihm nichts tun, sondern mit ihm reden.«

»Reden?« Amanda war entsetzt. »Und worüber genau? Der Kerl hat dich gerade auf deinem Küchenboden ausgeknockt. Ich glaube, der hat seine Meinung ziemlich deutlich gesagt. Oder bist du nicht sicher, was er dir mitteilen wollte? Kein Problem, ich erklär’s dir: Der Mann will, dass du ins Gras beißt. Krepierst. Das Zeitliche segnest. Dein Leben aushauchst …«

»Ja,...

Erscheint lt. Verlag 2.10.2018
Reihe/Serie Crimson-Lake-Serie
Crimson-Lake-Serie
Übersetzer Andrea O’Brien
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Amanda Pharrell • Außenseiter • Australien • bücher neuerscheinungen • Crimson Lake • Crimson Lake 2 • Crimson Lake Nachfolger • Doppelmord • Eden • Edward Conkaffey • Fall • Geschenke für Frauen • Geschenke für Männer • Geschenk für Frauen • Geschenk für Männer • Hades • Krimi • Kriminalroman • Krimi Neuerscheinungen • Krokodile • Missing Boy • Noir • Nordaustralien • Privatdetektei • Privatdetektiv • Spannung • ST 5026 • ST5026 • suhrkamp taschenbuch 5026 • Thriller
ISBN-10 3-518-75959-0 / 3518759590
ISBN-13 978-3-518-75959-2 / 9783518759592
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