Elfenstress 3 - Sieben Könige -  Alpha O'Droma

Elfenstress 3 - Sieben Könige (eBook)

Ein historisches Schlachtenepos aus fernen Landen und noch fernerer Zeit, als Helden noch Helden und der Wein noch Wein war
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2018 | 1. Auflage
400 Seiten
Bundeslurch Verlag
978-3-96350-604-8 (ISBN)
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Der Lebensweg mancher Männer erscheint so geradlinig wie der eines Armbrustbolzens auf seiner Reise ins Herz des Feindes. Andere wiederum taumeln suchend durch die Welt wie ein Zecher in der Nacht der Lenzfeier, ohne je ihre Heimstatt zu finden. Das Leben mancher Menschen ergibt einen perfekten Kreis. Das Leben anderer gleicht in seiner Form allenfalls Erbrochenem auf dem rauen Bretterboden einer zwielichtigen Spelunke. Gar fadisierend kommen die Legenden großer Heroen daher: Drache raubt Jungfrau. Held tötet Drache. Hochzeit. Vorhang fällt. Wie lächerlich! Heutzutage sind die Drachen ausgestorben, zumindest in Ravendien, und das Publikum kapriziert sich auf derart romantische Vorstellungen, um sich für eine Kupferkrone beim Dult vor staubigen Jahrmarktbühnen daran zu ergötzen. Hochgebildete Herrschaften wie die geneigten Leser meiner Chroniken wissen natürlich, dass dies Ammenmärchen sind, da Jungfrauen bei Drachen völlig andere Begehrlichkeiten wecken. In meiner Jugend begab es sich, dass einer der letzten noch lebenden Drachen eine Jungfrau raubte. Ritterkönig Kamrau von Prack höchstselbst jagte und erlegte die Bestie. Eigentlich verlief es wie immer: Drache raubt Jungfrau. Held tötet Drache. Begräbnis. Kein Vorhang. Alles, was man im Magen des Ungeheuers noch fand, war ein Keuschheitsgürtel aus glänzendem Zwergenstahl, den wir in Ermangelung einer Jungfrau feierlich beisetzten. Das Heldenepos, das ich Ihnen, werter Leser, fürderhin schildern mag, kommt keineswegs derart schablonenhaft daher. Selbstverständlich erblicken wir einen jungen Helden, wie er die Bretterbühne der Vorsehung betritt, seine Bestimmung erfährt und ihr geradlinig wie erwähnter Bolzen folgt. Ohne Frage triumphiert am Ende das Gute über das Böse und irgendjemand heiratet, bevor der Vorhang fällt. Hier künstlich einen Spannungsbogen erzeugen zu wollen, deucht mir heuchlerisch, zumal Sie sich selbst ausmalen können, dass ich schwerlich all jene Ereignisse beim Genuss guten Weines einem kurzsichtigen Mönch diktieren könnte, hätte ich die epische Schlacht nicht überlebt. Ich behaupte, es steht auch außer Frage, dass das Leben unseres Helden einen perfekten Kreisbogen schlägt, der die Katharsis der letzten Jahrtausende darstellt - sollten sich Jahrtausende derartige Leidenschaften überhaupt vergönnen. Bevor Sie mir Euphemismen vorwerfen, sollten Sie sich am besten zuerst ihr eigenes Urteil bilden. Völlig wesensfremd wäre es mir, meine Chronik mit besagten Klischees zu überfrachten, die Figuren zu überhöhen, oder gar faktisch zu übertreiben. Ich, Amor do Ahpla, König von Zond, Chronist, Weltenbummler, Geschichtenerzähler und ein schlechter Mensch, schwöre hiermit feierlich, dass folgender Bericht die reine, unausgeschmückte Wahrheit darstellt, wie ich sie selbst erlebt habe. Sollte ich zum Beispiel beschreiben, wie der Zwergenkönig mit einem einzigen Streich seiner Streitaxt sieben Orks enthauptete, dann hat sich das auch exakt so abgespielt. Vielleicht waren es bloß fünf, halte er den Mund! Stupider Mönch! Oder auch nur zwei, bei den Göttern, es herrschte verdammt noch mal tiefste Nacht! Und wie oft habe ich ihm schon erklärt, dass er nicht jedes Wort mitschreiben soll, das ich ihm nicht ausdrücklich diktiere? Närrischer Schwannendrücker! Die Religion hat ihm wohl das Hirn zersetzt, den letzten Absatz streiche er gefälligst, was wirft das denn für ein Licht auf... Na warte! Auch noch frech werden, dich werde ich Mores lehren, du... Wirklich faszinierend ist weder die Saga per se, noch der große Held, da beide genretypischen Zwängen folgen. Warum kennen wir in den über 200 Bänden unserer Weltliteratur kein einziges großes Heldenepos, das am Ende nicht gut ausgegangen wäre? Weil es dann unsere übel riechenden Antagonisten verfasst hätten und nicht wir! Faszinierend ist lediglich, auf welch unglaubliche Weise all dies geschah.

Alpha O'Droma, geboren 18.06.1963 in Berlin. Nach dem Abitur studierte er BWL/Marketing, brach das Studium ab, um dann einer Arbeit als City Boy nachzugehen (Warentermingeschäfte), Daraus ergab sich logischerweise dann eine Karriere als Berufsspieler, bis er schließlich einen Billardsalon in Kreuzberg eröffnete. Unmittelbar nach dem Mauerfall hat Alpha O'Droma alles verkauft und wanderte 1990 einen Tag nach dem Endspiel in Rom aus, um der unweigerlich folgenden Ernüchterung zu entgehen. Die schamanistische Lehre eines Sadhus in Rajastan eröffnete ihm völlig neue Sichtweisen des Universums und lehrte den elitären Schnösel dereinst Demut, denn sie entlarvte seine arrogante Rationalitätsbesessenheit als das was sie war: Angst vor der Wahrheit, die man lauthals vorgab zu suchen! Der folgende Sinneswandel trieb seine Blüten in einer langen Reise durch Asien und sich selbst. Ob als Pferdeknecht für den Maharaja von Udaipur, als Komparse in Hong Kong Filmen, als Orangenpflücker in Australien oder als schrulliger Umweltapostel im Thai-TV, immer folgte Alpha O'Droma der Maxime seines Gurus, stets zu werden und nie zu sein. Dennoch blieb ein Restzweifel im dichten Netz seines Intellekts haften: Wenn das Selbst eine Illusion ist, warum muss ich es dann so oft rasieren? Schließlich ließ er sich auf einer Insel im Golf von Siam nieder, um dort eine Schule zu bauen und Paviane zu studieren sowie viel kontemplative Zeit in buddhistischen Klöstern zu verbringen. Macht seitdem einen auf Sendungsbewusstsein, ist aber in Wahrheit nur ein bekennender Klugscheißer. Pleite gegangen 1998 mit Asienkrise. Seit 2000 wieder in Europa. Spielt gerne nackt Luftgitarre zu B52s. Sportbekloppter Hippie der guten alten epikureischen Schule. Taugt zu nichts außer Schriftsteller ...

Prolog


Die lange Zeit vor einem Krieg deucht mir die schlimmste zu sein. Es gilt, Vieles vorzubereiten, es wird marschiert und gedrillt, all diese Dinge helfen einem, sich zu wappnen für das, was da komme.

Solange man damit beschäftigt ist, scheint die Zeit nur so zu verfliegen, doch die Muße wird zunehmend unerträglich. Besonders in der Nacht, wenn einen die dunklen Gedanken heimsuchen, wünscht man sich, alles wäre bereits vorüber, und mit jedem Tag, da der Krieg näher rückt, wächst die Furcht.

Zu meinem Glück exorzierte Sheila, jene junge Elfenschützin, die mich bei Shandors Krönung bezaubert hatte, mir diese Dämonen der Nacht. Das Angesicht des womöglich nahenden Todes schien ein übernatürliches Aphrodisiakum darzustellen.

Wir fühlten uns lebendig!

Doch all dies half wenig, denn die Schlacht war unausweichlich und so blieb nicht mehr als die Hoffnung, sie einigermaßen unbeschadet zu überdauern.

Und der Wein. Der half auch.

I

Als die Sonne im Zenit stand, kamen die fünf höchsten Kriegsfürsten zu uns ins Lager. Sie brachten aufmerksamerweise einen leichten Elfenwein mit, dessen süße Blume und fruchtiger Abgang hervorragend mit dem Rehrücken harmonierten, der serviert wurde.

Mittlerweile mussten wir uns nicht mehr selbst bekochen. Vielmehr kamen alle Nase lang gastfreundliche Elfen angelaufen, um uns dies oder jenes zu kredenzen, falls unser Herz es begehrte. Als wir für die nächsten Stunden reichlich versorgt waren, flüsterte Meister An seinem Adepten etwas ins Ohr, offensichtlich detaillierte Instruktionen. Shandor nickte und begann darauf, einen Schutzzauber zu wirken, damit wir ungestört und vor allem unbelauscht reden konnten. An schien zufrieden und setzte sich zu uns in die Runde, wobei er sich bei den Gästen entschuldigte: »Verzeiht die Unhöflichkeit des Flüsterns, aber Worte der Magie sollten nur dem Kundigen zu Ohren kommen, da sie sich des Unkundigen zu leicht bemächtigen und Besitz von ihm ergreifen.«

Die Generäle nickten wissend. Bei uns saßen der schon bekannte General Sharkley, dann General Sheridan, ein alter Zausel von fast 60 Lenzen, welcher genau wie General Shocka und General Shreken schon unter Shandors Vater gedient hatte. Die beiden Letztgenannten hatten in etwa so viele Lenze gesehen wie ich, waren damals also auch noch junge Kerle gewesen. Der Fünfte im Bunde war Meister Elrind. Auch er bekleidete den Rang eines Generals, doch der Titel des Bogengroßmeisters war weitaus bedeutender als alle militärischen Ränge und Auszeichnungen, die er ebenfalls innehatte. Die Generäle verbeugten sich tief: »Euer Majestät …«

Shandor ergriff das Wort: »Zuerst danke ich Euch für Euer Kommen und bitte darum, die Förmlichkeiten beiseitezulassen. Ihr alle habt mit meinem Vater gekämpft, ihr wart seine Freunde, als ich das Licht der Welt noch nicht erblickt hatte, also nennt mich bitte Shandor! Wenn ich mir im Gegenzug die Freiheit erlauben darf, Euch ebenfalls zu duzen? Bis auf Meister Elrind selbstverständlich, denn das ziemte sich nicht.«

Die Generäle stießen mit ihrem König darauf an: »Shocka, ist mir eine Ehre, Shandor!«

»Shreken, und mir erst, Euer, äh, Shandor!«

»Elrind, du darfst dir das Meister sparen.«

»Aber Meister!«

»Schweig jetzt und tu, was ich sage!«

»Ja, Mei …, äh, Elrind!«

»Man nennt mich Sheridan, mein Sohn. Ich gebe meine anfänglichen Zweifel offen zu, doch jetzt erkenne ich Shabernak in jeder Faser deiner Erscheinung. Du gleichst deinem jungen Vater, Shandor.«

»Und mich nenn ruhig Sharkley, ich hatte ja bereits das Vergnügen, deine Bekanntschaft zu machen, Shandor«, lachte der Schlächter.

Shandor grinste frech, aber freundlich zurück: »Das Vergnügen war ganz auf meiner Seite!«

Sharkley schlug sich glucksend auf die Schenkel: »Das glaub ich dir, Shandor, man sieht, dass du auf dem Schlachtfeld geboren wurdest. Aber das nächste Mal lasse ich mich nicht übertölpeln. Dann versohle ich dir deinen kleinen knochigen Arsch, mein König!«

Allgemeines Gelächter. Das Eis war gebrochen.

In den nächsten Stunden erläuterte Shandor seinen Schlachtplan. Noch viel detaillierter als in Zalor. Er befahl bis zum Herbst 60.000 Eichenstäbe von 6 Fuß Länge zu fertigen. Dazu musste man keine Eichen fällen, was Elfen ohnehin nur im Notfall übers Herz gebracht hätten, man konnte sie beschneiden. Jedoch stellte dies viel Arbeit dar, weshalb Shandor nahe legte, alsbald damit zu beginnen, damit das Holz im Herbst auch gut abgelagert war, wenn man daraus die Piken herstellen wollte, welche die neuen Angriffswaffen der Infanterie würden. Er erläuterte, wie man die Langschwerter der Infanterie um die Hälfte kürzen würde und aus dem oberen Drittel des Schwertes die Piken schmiedete. Den übrigen Stahl, also etwa ein Sechstel der Klinge, konnte man für Pfeilspitzen verwenden. Zantor sagte zu, 100 seiner besten Schmiede nach Shalmira zu schicken, da die Elfen nicht über derart viele verfügten, um in Rekordzeit 60.000 Piken herzustellen.

Schwerter benutzten sie nur im Krieg und Pfeilspitzen konnten immer wieder verwendet werden, selbst wenn der Pfeil zerbrach.

Das Elfenvolk kam also mit relativ wenig Metall aus. Shandor war dem Zwergenkönig dankbar für diese Hilfe und ließ Zantor Blanko-Passierscheine ausstellen, damit der Einmarsch einer Hundertschaft Zwerge mit mächtigen Hämmern auch von keinem seiner Untertanen missgedeutet würde.

Zu seinem Erstaunen ging der Protest der Kriegsfürsten nicht über ein Stirnrunzeln hinaus, als er ihnen eröffnete, dass die circa 50.000 Infanteristen aus Ravendien, welche die 60.000 Piken tragen würden, unter Fins Führung geschlossen an der Westküste nach Shalmira marschieren sollten, um mitten im Winter den Gegner von Westen kommend zu überraschen, während sich dessen Armee noch sammelte.

Er hatte an dieser Stelle mit mehr Widerstand gerechnet.

General Shreken bestand darauf, dass jedem Infanteristen eingeschärft wurde, keine Bäume zu fällen, seien sie auch noch so klein. Es lag genug Feuerholz herum. König Fin sicherte ihm dies ausdrücklich zu, lud sogar explizit elfische Beobachter ein, die Truppe zu begleiten, um Vorfälle mit der Zivilbevölkerung, die der Allianz abträglich sein könnten, von vornherein zu verhindern. General Sheridan belehrte ihn grinsend, das es in Kriegszeiten keine Zivilbevölkerung in Shindagar gäbe, man jedoch dieses Angebot gern annähme.

Die Saat des Friedens, die Meister An, Shabernak, Zantor, König Kamrau und auch der alte König Fin damals auf den harschen Boden Jahrtausende alter Fehden geworfen hatten, war aufgegangen, hatte gekeimt und schien tatsächlich zu knospen. Shandor, Gumbert und jung Fin gossen diese zarte Pflanze ihrer Väter, was Meister An, Zantor und auch die Elfenveteranen mit Wohlwollen erfüllte. Die Gespräche fanden in einer Atmosphäre des Vertrauens statt. Niemand war auf seinen Vorteil aus, im Gegenteil: ein jeder überlegte nur, wie er dem anderen vielleicht helfen könne, im Sinne des gemeinsamen, hehren Zieles. Der völkerverbindende Geist dieser militärischen Lagebesprechung war vorbildlich.

Ich kann dies beurteilen, habe ich doch, als Vertrauter des Unsterblichen, an vielen solcher Konferenzen teilgenommen, die meist nur ein elendes Geschachere um Geld, Macht und militärischen Einfluss darstellten.

In diesem Geiste verlief unser gesamter Aufenthalt in Shindagar. Shandor musste unzählige Leute kennen lernen, weitere Generäle oder Sippenführer, und es kristallisierte sich sein persönlicher Führungsstil heraus. Immer wieder kamen befehlsgewohnte, selbstbewusste, altgediente und ehrenvolle Sippenführer auf ihn zu, um ihm klarzumachen, wie diese oder jene Situation sich darstellte und was sie zu tun gedachten.

Dabei war unterschwellig immer eine gewisse Furcht zu spüren, der junge König wolle ihnen vielleicht reinreden oder gar bestimmen, wie sie ihre Sippe zu führen hätten. Shandor begegnete dem sehr geschickt, indem er sich ihre Vorträge geduldig anhörte, ihnen in allem Recht gab, was sie sagten, und laut betonte, dass er sein vollstes Vertrauen in ihre außergewöhnlichen Führungsqualitäten stecke.

Lediglich in militärischen Dingen verlangte er unbedingten Gehorsam, auch die Sache mit der Infanterie aus Ravendien, die vielen Sippenführern überhaupt nicht schmeckte, hatten sie ohne Murren zu unterstützen. Mit besagten Eichenstäben, aber auch mit Wasser und Verpflegung, wenn die Truppen erst mal im Land waren. Da er ihre politische Autonomie in Sippenfragen nicht antastete, ja sie sogar durch seine unbedingte Zustimmung stärkte, machte er es ihnen leicht, den Plan mit fremden Truppen im Heimatland zu schlucken. Zum Schluss lobte er sie und ihre politische Weitsicht noch mal über den grünen Klee und machte sich auf zum nächsten Sippenführer.

Ich hatte ihn mal gefragt, warum er den Sippenführern so nach dem Mund redete und nie auch nur ein Wort der Kritik übte. Seine Antwort bewies mir, wie reif der Knabe für seine jungen Jahre schon war: »Für die Sippenführer stellt ein neuer König eine Bedrohung ihrer Autorität dar, denn sie hatten seit dem Tod ihres Königs keinen Regenten mehr über sich. Und jetzt kommt so ein junger Hosenscheißer von sonst wo daher und hat die Befehlsgewalt!? Die Angst muss ich ihnen nehmen, damit sie mich akzeptieren. Diese Männer sind doppelt bis dreimal so alt wie ich und stehen ihrer Sippe meist schon länger vor, als ich aufrecht gehen kann. Was soll ich denen sagen, wie sie ihre Sippe zu führen haben? Das wissen sie doch viel besser als ich, Amor! Indem...

Erscheint lt. Verlag 1.9.2018
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
ISBN-10 3-96350-604-0 / 3963506040
ISBN-13 978-3-96350-604-8 / 9783963506048
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