Ein kalter Tag im Mai (eBook)

Kriminalroman | Der Nr. 1 Bestseller aus Italien
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2019 | 1. Auflage
432 Seiten
Rowohlt Verlag GmbH
978-3-644-40255-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Ein kalter Tag im Mai -  Antonio Manzini
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Der Nummer-1-Bestseller aus Italien. Er ist brillant. Er ist skrupellos - und er hat nichts zu verlieren. Wer Rocco Schiavone einmal entdeckt hat, muss ihn einfach lieben. Unberührte Landschaften, kristallklare Seen und eine atemberaubende Aussicht auf die italienischen Alpen. Alle lieben das Aosta-Tal - nur einer hasst es: Rocco Schiavone, der von Rom in die Berge strafversetzt wurde. Der Polizist ist auch nach zehn Monaten nicht mit seiner neuen Heimat warmgeworden. Zu kalt, zu nass, zu hinterwäldlerisch. Doch die Ruhe trügt. Als im Gefängnis ein Insasse während des Hofgangs ums Leben kommt, glaubt Rocco nicht an einen Unfall. Mimmo Cuntrea saß erst seit drei Tagen ein, Rocco selbst hatte ihn wegen der Entführung einer Schülerin hinter Gitter gebracht. Die Obduktion ergibt tatsächlich: Cuntrea wurde vergiftet. Rocco beginnt undercover im Gefängnis zu ermitteln - und muss um sein eigenes Leben fürchten. Denn noch immer ist ein Mörder hinter ihm her. Ein Mörder, dessen Kugel ihn schon einmal verfehlt hat... Der «Dr. House» der italienischen Alpen ist zurück! Ein neuer Fall für den unverschämten, korrupten und unvergleichlichen Rocco Schiavone.

Antonio Manzini, geboren 1964 in Rom, ist Schauspieler, Regisseur und Drehbuchautor. Seine im Aosta-Tal angesiedelten Kriminalromane um den charismatischen Ermittler Rocco Schiavone stehen in Italien regelmäßig an der Spitze der Bestsellerlisten und wurden erfolgreich verfilmt.

Antonio Manzini, geboren 1964 in Rom, ist Schauspieler, Regisseur und Drehbuchautor. Seine im Aosta-Tal angesiedelten Kriminalromane um den charismatischen Ermittler Rocco Schiavone stehen in Italien regelmäßig an der Spitze der Bestsellerlisten und wurden erfolgreich verfilmt. Anja Rüdiger, geboren in Bonn, hat in Köln, Paris und Santander Übersetzen/Dolmetschen studiert. Fünfzehn Jahre lang hat sie in verschiedenen Verlagen als Lektorin und Programmleiterin gearbeitet. Seit 2011 ist sie als freie Übersetzerin, Lektorin und Literaturscout tätig.

Montag


Aosta – Kredithaie im Schatten der ’Ndrangheta

Sie sollen an Unternehmer und Privatleute Geld zu Wucherzinsen verliehen haben, um sich deren Besitz und Geldvermögen anzueignen. So der Vorwurf gegenüber dem aus Soverato stammenden, bereits vorbestraften Domenico Cuntrera, der im Zuge der Ermittlungen zum Mordfall um Cristiano Cerruti, rechte Hand des Bauunternehmers und Inhabers der Firma Edil.ber Alessandro Berguet, festgenommen wurde.

Auf der Pressekonferenz versicherte Questore Andrea Corsi: «Dank der flächendeckenden Ermittlungen meiner Männer sind wir bis ins Herz der Organisation vorgedrungen. Mehr kann ich jedoch nicht dazu sagen, da wir sicher sind, dass es sich nur um die Spitze des Eisbergs handelt.»

«Es ist tatsächlich so, dass die Mafiaorganisationen schon seit Jahren auch hier im Aostatal verwurzelt sind, und ich denke, dass dieser zuletzt von der Questura in Aosta aufgedeckte Fall ein weiterer Beweis dafür ist», sagt dazu Gabriele Tosti, Commandante der Direzione Investigativa Antimafia in Turin.

«Dies ist ein Angriff auf den gesunden Teil unseres Landes. Wir dürfen auf keinen Fall zulassen, dass die einheimischen Unternehmen in die Hände dieser Mafiaorganisationen fallen», betont Staatsanwalt Baldi.

Domenico Cuntrera wurde an der Grenze zur Schweiz gefasst, nachdem er die von ihm betriebene Pizzeria Posillipo hier in Aosta fluchtartig verlassen hatte. In seinem Besitz befanden sich zahlreiche Dokumente, die auf eine Verbindung zu einem Mafiaclan schließen lassen und die nun von den Ermittlern untersucht werden. Die Festnahme Cuntreras könnte der erste nennenswerte Erfolg des Staates im Kampf gegen das organisierte Verbrechen in unserer Region sein.

 

Gianpaolo Gagliardi

Erleichtert stellte Rocco fest, dass sein Name in dem Artikel nicht erwähnt wurde. Was natürlich längst kein hinreichender Grund war, ihn aus seiner tiefen Niedergeschlagenheit zu reißen. Seit drei Tagen hatte er das Apartment nicht mehr verlassen. Seit drei Tagen hatte er sein Handy nicht eingeschaltet, sein Büro in der Questura nicht mehr betreten und die Kollegen nicht mehr gesehen, nicht auf der Piazza Chanoux gefrühstückt, keinen Joint mehr geraucht und nicht mit Anna gesprochen. Abgesehen davon, dass er regelmäßig mit Lupa Gassi gegangen war, hatte er sich in einem Ein-Zimmer-Apartment in der Residence Vieux Aosta vergraben, um entweder auf den Fernseher oder an die Decke zu starren, wobei Letzteres oft wesentlich interessanter war. Lupa schien dieses neue Leben gut zu gefallen, das darin bestand, die meiste Zeit neben ihrem Herrchen auf dem Bett zu schlafen, sich den Bauch vollzuschlagen und sich ab und zu im historischen Zentrum der Stadt kurz die Füße zu vertreten. Was durchaus verständlich war. Schließlich war die kleine Hündin mitten im Schnee einfach ausgesetzt worden, tagelang durch Wälder und Wiesen geirrt und mehrfach in Lebensgefahr geraten. Für sie musste es traumhaft sein, sich nun an einem warmen, sicheren Ort zu befinden und gemütlich auf einer weichen Daunendecke zu liegen, ohne Angst haben zu müssen, von einem Lastwagen überfahren zu werden oder sonst irgendwie zu leiden. Und sie genoss die Wärme und die Sicherheit jede Sekunde in vollen Zügen.

Rocco, der immer noch die Zeitung in der Hand hielt, blätterte um.

Mörder aus der Rue Piave noch immer unbekannt

Noch immer hat er weder einen Namen noch ein Gesicht: der Täter, der Donnerstagnacht in die Wohnung von Vicequestore Rocco Schiavone in der Rue Piave eingedrungen ist und dort mit acht Pistolenschüssen Adele Talamonti, 39 Jahre, aus Rom, Freundin und Vertraute des Vicequestore, kaltblütig ermordet hat. Wie zuletzt bekannt wurde, war das Opfer in Aosta nur zu Besuch. Talamontis Leichnam wurde inzwischen in die Hauptstadt überführt und in Monte Compatri in der Nähe von Rom, dem Wohnort der Familie, beigesetzt. Im Hinblick auf den Mord drängen sich viele Fragen auf: War das Ziel des Mörders wirklich Adele Talamonti oder nicht vielmehr Rocco Schiavone, der in der Mordnacht nicht zu Hause war? In der Questura schweigt man sich dazu beharrlich aus, und auch von der Staatsanwaltschaft ist keinerlei Kommentar zu hören. Das legt den Schluss nahe, dass man sich hier schützend vor den Vicequestore stellt, der seit September letzten Jahres in Aosta im Dienst ist und eine Reihe effizienter und erfolgreicher Ermittlungsergebnisse vorweisen kann, nicht zuletzt die Aufdeckung von kriminellen Kreditgeschäften des organisierten Verbrechens. Daher fragen wir uns: Geht es darum, die laufende Ermittlung nicht zu gefährden, oder handelt es sich um ein dezidiertes Schweigen der Ordnungskräfte, weil einer der Ihren im Mittelpunkt des Geschehens steht? In diesem Fall stünde zu befürchten, dass hier gegen demokratische Grundsätze verstoßen wird. Doch da wir unseren Ordnungskräften größtes Vertrauen entgegenbringen, fassen wir uns in Geduld.

 

Sandra Buccellato

«Verdammt, ihr könnt mich mal!» Rocco knallte die Zeitung auf den Boden. «Dezidierte Scheiße ist das!», brüllte er den ringsum verstreuten Zeitungsseiten entgegen. Wer, zum Teufel, war Sandra Buccellato? Und was wollte diese Frau damit andeuten?

Das war bereits der zweite Artikel, den diese Journalistin in einem solchen Ton über den Mordfall verfasst hatte. Jene «Adele Talamonti, 39 Jahre, aus Rom» war die Lebensgefährtin von seinem besten Freund Sebastiano gewesen. Das «Opfer» war eine langjährige Freundin, die ihm sehr viel bedeutet hatte und die nun auf dem Friedhof von Monte Compatri lag. Zu welchem Zweck also verspritzte diese Buccellato ihr Gift?

Warum hatte sie nicht gleich geschrieben: Dottor Schiavone! In Ihrer Wohnung wurde eine gute Freundin von Ihnen ermordet und anstatt zu ermitteln, ziehen Sie sich zurück wie ein Bär zum Winterschlaf! Worauf warten Sie? Reißen Sie sich zusammen und gehen Sie der Sache auf den Grund! Während Sie zu Hause Ihre Wunden lecken, läuft dieser Mistkerl einfach so frei herum. Krieg endlich den Arsch hoch, Schiavone!

Tatsächlich entsprach es der Wahrheit, dass Adele an seiner Stelle gestorben war. Jene acht Pistolenschüsse, die auf sie abgegeben wurden, als sie ruhig und friedlich in seinem Bett in der Rue Piave schlief, hatten ihm gegolten. Nur ihm. Er hatte Adele auf dem Gewissen. Und nicht nur sie.

Genau wie Marina.

 

Der Tag ging dahin wie eine welkende Blume.

Jemand klopfte an die Tür. Lupa, die ausgestreckt auf dem ungemachten Bett lag, richtete ein Ohr auf. Rocco rührte sich nicht. Er wartete. Es klopfte erneut.

Der geht schon wieder, dachte er.

Rocco hörte, wie sich die Schritte des Besuchers über den Flur entfernten. Er seufzte erleichtert.

Auch diese Nervensäge war er losgeworden!

Langsam ging er wieder zum Bett hinüber und ließ sich auf die Daunendecke fallen. Lupa rollte sich unter seiner Achselhöhle zusammen. So schliefen sie beide ein, aneinandergeklammert wie zwei Ertrinkende.

 

«Einen Espresso macchiato und einen koffeinfreien!», rief Tatiana. Corrado Pizzuti reagierte nicht und starrte mit leerem Blick auf die Tassen, die in die Spülmaschine geräumt werden mussten.

«Corrado, wach auf, es ist mitten am Tag! Einen Espresso macchiato und einen koffeinfreien!» Corrado gab sich einen Ruck und blickte auf die beiden Gäste an der Theke. Es waren Ciro und Luca, die beiden Polizisten aus dem Ort.

«Bist du eingeschlafen?», fragte Ciro.

«Mach dir doch auch einen Kaffee», scherzte Luca.

Corrado wandte sich der Kaffeemaschine zu und machte sich an die Arbeit.

«Es ist so ein schöner sonniger Tag heute, Tatiana. Warum gehst du nicht später mit mir zum Fischessen?» Seit drei Jahren versuchte Luca nun schon, bei Corrados Geschäftspartnerin Tatiana zu landen. Anscheinend hatte er immer noch nicht kapiert, dass die Russin bereits seit zwei Jahren verheiratet war, mit dem verwitweten, kinderlosen Buchhalter De Lullo.

«Iss den Fisch doch lieber mit deiner Frau!», antwortete Tatiana freundlich.

Corrado lächelte leicht. Tatiana war immer freundlich. Hatte für jeden ein Lächeln übrig. War immer positiv. Unter anderem deshalb hatte er sie vor drei Jahren gefragt, ob sie nicht mit ihm zusammen die Bar führen wolle. Tatiana hatte sich nicht mit einer Geldeinlage beteiligt. Woher hätte sie die auch nehmen sollen? Aber Corrado hatte jemanden gebraucht, auf den er sich verlassen konnte, dem er vertrauen konnte, dem er die Bar und die Kasse überlassen konnte, wenn er aus irgendeinem Grund mal nicht da war. So wie letzte Woche. Als Enzo Baiocchi mitten in der Nacht aufgetaucht war, um ihn zu zwingen, mit ihm nach Aosta zu fahren. Wer diesem Mistkerl wohl seine Adresse hier in Francavilla al Mare gegeben hatte? Wie, zum Teufel, hatte Enzo ihn nur finden können? Dieser verdammte Mörder war gekommen und hatte ihn erpresst, sodass ihm keine andere Wahl geblieben war, als mitzugehen und zu hoffen, dass Enzo Baiocchi möglichst schnell wieder aus seinem Leben verschwinden würde.

«Was ist denn los?», flüsterte Tatiana ihm zu. Corrado grinste entschuldigend. «Du bist dauernd in Gedanken.»

Was sollte er darauf antworten? Dass sein Leben sich gerade anfühlte wie ein nie endender Albtraum? Dass er am liebsten ins nächste Flugzeug steigen und ans andere Ende der Welt fliegen würde? Stattdessen sagte er: «Hier, für dich, Luca!», und schob dem Polizisten den Kaffee zu.

«Na, was ist, Tatiana? Kommst du nun mit zum Fischessen oder nicht?»

«Weißt du, was, Luca? Trink deinen Kaffee und dreh mit Ciro noch eine...

Erscheint lt. Verlag 16.4.2019
Reihe/Serie Rocco Schiavone ermittelt
Rocco Schiavone ermittelt
Übersetzer Anja Rüdiger
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Alpen • Aosta • Aosta-Tal • Bestsellerliste • Der Kommissar und die Alpen • Italien • Italienische Krimis • Krimi • Krimi Italien • Kriminalroman • Rocco Schiavone • Schnee • Skifahren • Spannung
ISBN-10 3-644-40255-8 / 3644402558
ISBN-13 978-3-644-40255-3 / 9783644402553
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