Konrad und Albrecht -  Ursula W Ziegler

Konrad und Albrecht (eBook)

Tote Katze zum Mittag
eBook Download: EPUB
2018 | 3. Auflage
240 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7528-0911-4 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
7,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Unterschiedlicher können Freunde wohl kaum sein: Konrad, aufgeschlossen, wissbegierig, immer auf der Suche nach neuer Geistesnahrung - und Albrecht, Dauernörgler und Frauenheld. Kaum hat er mit einer Rabin ein Brutgeschäft angefangen, sieht er sich auch schon nach der Nächsten um. Ständig nörgelt er an etwas herum. Mal ist es das Wetter, mal seine Rabin, die ihn stört. Konrad dagegen lernt bei den Menschen, freut sich, wenn das Frühjahr beginnt und die Fenster an der Uni wieder geöffnet werden. Dass Konrad und Albrecht eng miteinander verbunden sind, merken sie erst, als Konrad sich aufmacht, eine neue Gegend, den ominösen Odinswald, kennenzulernen. Nachdem er dort seine große Liebe Sigrun findet, beschließt Konrad auch Albrecht, seinen alten Rabenfreund, in den Odinswald zu holen. Eine Zeit voller Überraschungen im mystischen Odinswald wartet auf die beiden. Die 18 Episoden der Rabenfreunde sind witzig, frech und und heiter; sie zaubern beim Lesen ein Schmunzeln auf die Lippen. - Raben stehen generell für Weisheit. Die Art, wie die beiden Raben das menschliche Verhalten unter die Lupe nehmen, regt zum Nachdenken an und verpasst einen sanften Schubs hin, sich selbst zu reflektieren. - Ein Buch, das anregt, mehrmals gelesen zu werden.

Ursula W Ziegler, Geschichtenerzählerin, Autorin, Workshopleiterin, Künstlerin, arbeitet mit ihrem Ehemann als ganzheitliche Lebensberaterin. "Geschichtenerzählerin" ist Ursula W Ziegler schon seit Kindesbeinen an. Mit der Jahrtausendwende begann sie die Geschichten, die ihr das Leben zuspielte, aufzuschreiben sowie in Form von Bildern Ausdruck zu verleihen. In ihren Beratungen und Workshops bringt sie ihre Fähigkeiten und ein holistisches Bild des Lebens ein. Das Leben führte Ursula W Ziegler über mentale Techniken und den Tzolkin (Maya-Kalender) in die Bereiche der Energiearbeit, des Bewusstseins und zur allumfassenden Liebe. Ihre wesentliche Stärke ist, Menschen und Situationen mit dem Herzen aufzunehmen, mit dem Geist zu erfassen - in Klarheit und Achtung vor dem Leben. Sie führt dabei den Menschen zurück in die Harmonie, in seine Liebe. Ursula W & Jan-Christoph Ziegler: "Wir glauben an die Unfehlbarkeit der Liebe und an die Macht des Geistes und daran, dass der Mensch mit der Macht der Liebe seinen Geist so konditionieren kann, dass die Erde und das gesamte Weltall zu einem Paradies werden." "Unser Schwerpunkt war und ist die Liebe zu allem, was ist und unsere Lebens-Philosophie ist für uns gelebte Wirklichkeit. In diesem Sinne 'lebenlieben' wir unsere Arbeit."

ZWEITE EPISODE


Tage später saß Konrad verträumt auf einer großen, duftenden Ackerscholle. Bauer Huber hatte sein Feld frisch gepflügt und Würmer und große Engerlinge, die zum Vorschein kamen, waren ein Leckerbissen, den sich kein Rabe entgehen lassen durfte. Er saß da und genoss die ungetrübte Sonne, die diesen Sommer etwas seltener unterwegs war. Doch nicht allzu lange, da erhob er sich auch schon wieder in die Luft und flog mit kräftigen Flügelschlägen davon.

Die aufgebrochenen Ackerschollen gaben bereits nach kurzer Zeit nichts mehr her. Die Sonne trocknete die Oberfläche des Ackerbodens recht schnell ab und die Käfer und Würmer verschwanden im Innern der Erde, dort, wo kein Rabe freiwillig hingeht. Doch er hatte noch Hunger. Sein Geruchssinn täuschte ihn selten und im Moment roch es nach frisch gemähtem Heu. Das wiederum versprach kleinere und größere Käfer und die eine oder andere Maus.

Der Wind war ideal und so brauchte er kaum Kraft, um an sein Ziel zu kommen. Es reizte ihn in der Luft zu surfen, wie er es den Möwen abgeschaut hatte. Es gelang perfekt. Runde um Runde drehte er über der gemähten Wiese ohne einen einzigen Flügelschlag. Konrad musste nur eine Feder verstellen, um seine Richtung zu ändern und es gelang ihm von Mal zu Mal schneller und besser. Wäre da nicht die dicke Spinne gewesen und der große Mistkäfer, würde er wohl immer noch oben schweben.

Zufrieden mit sich und der Welt verspeiste er, was vor seinen Schnabel kam, als er bemerkte, dass er nicht mehr alleine war. Freudig überrascht begrüßte er Albrecht, der für ihn so wie ein Freund war, wenn man so etwas überhaupt unter Raben findet. Jedenfalls war er jemand, den man stets wieder traf und mit dem man sich von Rabe zu Rabe immer wieder unterhalten konnte, selbst wenn die Anschauungen unterschiedlicher Natur waren.

„Bist du schon lange hier?“, fragte Konrad. Als eine Art Entschuldigung fügte er hinzu: „Ich hatte solchen Hunger, dass ich nur noch Augen für die Käfer und Spinnen hatte.“

„Nein, nein“, antwortete Albrecht fast beiläufig. „Ich sah dich hier kreisen und landen. Deshalb kam ich auch hierher geflogen. Eigentlich wollte ich auf den frisch gepflügten Huberacker.“ Er pickte nach einer dicken Larve und ließ sie sich schmecken.

„Da komme ich her“, sagte Konrad. „Er ist leider schon sehr abgetrocknet. Da findet sich fast nichts mehr.“

Auch wenn Albrecht und Konrad meist nicht dieselbe Anschauung teilte, so wusste Albrecht doch, dass er sich darauf verlassen konnte, dass Konrad immer den richtigen Riecher hatte, wenn es um gute Futterplätze und bestes Fressen ging.

So war es auch jetzt. Im Handumdrehen waren die Bäuche der beiden voll und sie stolzierten einfach so zum Spaß durch das frisch gewendete Heu.

Konrad sah zum Himmel. „Ist das nicht ein wunderbares Blau, keine Wolke weit und breit, ein herrlicher Sommerhimmel.“ Er schwärmte, was das Zeug hielt und reckte seinen Schnabel der Sonne entgegen.

„Krack, krack, krack“, Albrecht sah ihn argwöhnisch an. „Hast du was an der Pupille? Das soll blau sein? Vielleicht hat der Bauer was übers Heu gespritzt.“ Sichtlich gereizt redete er weiter. „Wenn du Glück hast, dann siehst du morgens, gleich nach Sonnenaufgang, einen richtig wahren Streifen blauen Himmels. Aber das hier“, er legte seinen Kopf nach hinten und sah nach oben, „wenn das blau ist, bin ich eine Ente.“

„Aber Albi“, neckte ihn Konrad, „die Sonne ist da, es regnet nicht, keine Wolke ist zu sehen.“

„Schon“, unterbrach ihn Albrecht verärgert, „ein blauer Himmel ist das aber nicht, Punkt!“

„Es ist ja auch heiß“, gab Konrad zu bedenken, „da kommt so etwas vor.“

„He, du Alleswisser, hast du was mit den Augen?“, krächzte Albrecht. „Wie wäre es, wenn du deinen Blick ab und zu nach oben richten würdest anstatt so viele Vorlesungen zu besuchen.“

Albrecht nutzte jede Gelegenheit Konrad unter den Schnabel zu reiben, dass er nichts von dessen Vorlieben hielt. Und dieser glaubte oft zu erkennen, dass es Albrecht eine gewisse Befriedigung verschaffte, ihn zu piesacken. Danach war „Albi“, wie er ihn oft neckend nannte, um ihn ein wenig zu ärgern, wieder gutmütiger und sanfter in seinen Ausdrücken.

„Was meinst du?“, fragte Konrad nun schon etwas unwillig.

„Die qualmen doch alle den Himmel voll. Ist dir das noch nie aufgefallen?“

Konrad überlegte laut. „Die Autos, die wir ständig sehen, qualmen doch bereits seit langem weit weniger als noch vor einigen Jahren. Und selbst die Menschen, die rauchspeiend durch die Gegend laufen, werden immer weniger.“

„Du vergisst die riesigen Stahlvögel am Himmel.“

„Aber die gibt es doch schon ewig“, unterbrach ihn Konrad.

„Sag mal“, Albrecht geriet langsam in Aufruhr. „Kannst du nicht richtig aus deinen Augen blicken? Die Stahlvögel, die nur qualmen und nach denen der Himmel milchblau, anstatt nur blau gefärbt ist, die gibt es erst seit kurzem. Du scheinst auch nicht zu wissen, dass die viel länger am Himmel kreisen können als die anderen, die viele Gucklöcher haben, hinter denen Gesichter zu sehen sind. Krack, krack.“

Albrecht flatterte aufgebracht vor Konrad hin und her. Dann pickte er wütend in das aufgeworfene Gras.

Konrad dachte nach. Vor einiger Zeit hatte er so etwas schon einmal gehört. Einer der Sprecher einer Veranstaltung in einer großen Halle, die er auf einem nahen Baum sitzend verfolgte, sprach davon.

Jener meinte, dass diese Spielchen aufhören könnten, wenn jeder bewusster durch die Welt gehen würde. Damals wusste Konrad nicht, was dies bedeuten solle und nun sprach ausgerechnet Albrecht davon. Da musste also etwas dran sein.

„Krack, krack, denen gehört doch alle zusammen der Schwanz abgepickt.“ Wütend stakste Albrecht durchs Heu. Das war ein Thema ganz nach seinem Geschmack.

„Hast du es schon versucht?“ Konrad war sehr nachdenklich. Mit diesen übergroßen Flugzeugen, wie die Menschen diese Stahlvögel nannten, war nicht zu spaßen. Nicht nur, dass sie laut und groß waren, sie bedeuteten eine Gefahr für alle Kreaturen der Lüfte. Wer in ihre Flugbahn kam, hatte keine Chance zu überleben, da sie nie auswichen. Einige Verwandte seiner letzten Rabenfrau und einige seiner Freunde hatten ihr Leben durch solch eine Kollision verloren. Nun qualmen die auch noch, wie Albrecht sagt. Da muss etwas unternommen werden!

Albrecht musste erst überlegen, was Konrad mit seiner Frage »Hast du es schon versucht?«, meinte. Endlich kam er drauf.

„Ich kam noch nicht so hoch“, krächzte er. „Die fliegen höher als die anderen. Weißt du aber, was die Höhe ist?“ Albrecht war wütend und aufgebracht zugleich, was bei ihm allerdings sehr schnellpassiert. Seine Stimme überschlug sich fast, als er weiter sprach. „Die haben noch nicht einmal einen Strich drauf, damit du sie nicht wiedererkennen kannst. Nichts ist da zu sehen, absolut nichts. Nur ab und zu so ein eigenartiges Glitzern. Aber vielleicht ist das ihre Erkennung. Nur die kann ich nie lange und deutlich genug sehen. Alle sehen so gleich aus. Aber“, er machte eine kleine Pause, „meine Verdauung funktionierte an einem Tag besonders gut, als ich sie am Boden entdeckte und so bekamen drei von ihnen eine gehörige Portion ab.“ Albrecht streckte seine Brust stolz heraus, als er davon sprach.

„Gib es so viele von den Dauerqualmstahlvögeln?“, Konrad war erstaunt.

„Nein“, sagte Albrecht schadenfroh, „von denen standen nur zwei dort, aber es reichte noch für einen Dritten.“

Langsam begann Konrad sich die Federn zu putzen. Eigentlich hätte das noch Zeit gehabt, denn er hatte sie erst auf Bauer Hubers Acker gepflegt. Aber er brauchte Ruhe zum Nachdenken und das ging besonders gut, wenn er eine seiner Federn im Schnabel hatte.

Er putze lange und Albrecht bekam bereits wieder Hunger. Missmutig pickte er im Heu herum, erwischte eine kleine Maus und sagte dazu auch nicht Nein. Seine Laune besserte sich dadurch jedoch nicht sonderlich.

„Was die rollenden Nester betrifft, die du Autos nennst“, begann er plötzlich aus heiterem Himmel und blieb vor Konrad stehen, „platt gemacht gehören sie, alle platt gemacht. Du denkst zwar die qualmen nicht mehr, aber stinken tun sie noch allemal.“

Ein breites, hämisches Grinsen überzog sein Gesicht. „Einen“, sagte er mit sichtlicher Genugtuung, „habe ich geschafft.“

Konrad horchte auf und unterbrach seine konzentrierte Putzerei. „Wie?“, fragte er überrascht. Er hätte Albrecht alles zugetraut, aber dass er wirklich in Aktion tritt, nun dies schien ihm höchst hörenswert.

„Krack, krack“, Albrecht plusterte sein Gefieder etwas auf. „Da war doch vor einiger Zeit eine Ansammlung von Menschen und Rollnestern nahe am Wald. Dabei stand einer...

Erscheint lt. Verlag 23.8.2018
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Comic / Humor / Manga
Literatur Romane / Erzählungen
ISBN-10 3-7528-0911-6 / 3752809116
ISBN-13 978-3-7528-0911-4 / 9783752809114
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 406 KB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich

von Georgia Bockoven

eBook Download (2024)
MORE by Aufbau Digital (Verlag)
8,99