Im Schnee wird nur dem Tod nicht kalt (eBook)
432 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-490939-4 (ISBN)
Jörg Maurer liebt es, seine Leserinnen und Leser zu überraschen. Er führt sie auf anspielungsreiche Entdeckungsreisen und verstößt dabei genussvoll gegen die üblichen erzählerischen Regeln. In seinen Romanen machen hintergründiger Witz und unerwartete Wendungen die Musik zur Spannungshandlung. All dies hat Jörg Maurer auch schon auf der Bühne unter Beweis gestellt. Als Kabarettist feierte er mit seinen musikalisch-parodistischen Programmen große Erfolge und wurde dafür mehrfach ausgezeichnet, bevor er sich ganz dem Schreiben widmete. Seine inzwischen fünfzehn Jennerwein-Romane sind allesamt Bestseller. Sein Roman »Shorty« war ebenfalls erfolgreich. Jörg Maurer lebt zwischen Buchdeckeln, auf Kinositzen und in Theaterrängen, überwiegend in Süddeutschland.
Jörg Maurer liebt es, seine Leserinnen und Leser zu überraschen. Er führt sie auf anspielungsreiche Entdeckungsreisen und verstößt dabei genussvoll gegen die üblichen erzählerischen Regeln. In seinen Romanen machen hintergründiger Witz und unerwartete Wendungen die Musik zur Spannungshandlung. All dies hat Jörg Maurer auch schon auf der Bühne unter Beweis gestellt. Als Kabarettist feierte er mit seinen musikalisch-parodistischen Programmen große Erfolge und wurde dafür mehrfach ausgezeichnet, bevor er sich ganz dem Schreiben widmete. Seine inzwischen fünfzehn Jennerwein-Romane sind allesamt Bestseller. Sein Roman »Shorty« war ebenfalls erfolgreich. Jörg Maurer lebt zwischen Buchdeckeln, auf Kinositzen und in Theaterrängen, überwiegend in Süddeutschland.
ein kriminalliterarisches Kunststück
dieser Kommissar-Jennerwein-Krimi macht geradezu süchtig
Rund um Glühwein und Kaminfeuer steigt Seite für Seite die Spannung.
Mitreißend und mit überraschenden Wendungen führt Maurer durch seinen mittlerweile elften Jennerwein-Fall.
Maurer in Höchstform...Urkomisch, originell und unterhaltsam [...] In seinem neuesten [Buch] treibt er ... die Spannung in neue Höhen... Ein Lesevergnügen, das man gar nicht unterbrechen möchte.
Schon der Titel signalisiert einmal mehr, dass sich hier Spannung, Humor und literarischer Eigensinn auf das Trefflichste verbinden.
Grandios erzählt [...] und unglaublich spannend. Ein Weihnachts-Maurer. [...] Ein Fest für alle Fans und ein Erlebnis für die, die das erst werden wollen.
6
Jennerwein riss sich von seinen Schulerinnerungen los und stapfte zurück zur Hütte, die still und friedlich in der zaghaft beginnenden Dämmerung lag. Darüber der witwengesichtige Mond und ein leichter Winselwind. Weit und breit war niemand zu sehen. Stengele war wohl bei seinem traditionellen und unverzichtbaren Sicherheitsrundgang. Er musste zwanghaft jede Umgebung checken und sie in verschiedene Sicherheitsstufen einteilen. Als sie noch in der Dienststelle zusammengearbeitet hatten, war Jennerwein einmal mit ihm essen gegangen, um einen Fall zu besprechen. Es war nicht auszuhalten gewesen. Der Allgäuer hatte das Menü kaum beachtet, hatte sich auf die Ausgänge der Kneipe konzentriert, die Bedienung misstrauisch beäugt und die Gerichte vorher beschnüffelt, bevor er sie hastig hinunterschlang. Unter dem Vorwand, sich verlaufen zu haben, war er sogar in das Allerheiligste des Restaurants eingedrungen.
»Entschuldigen Sie, wo bin ich denn hier gelandet? Ach, das ist die Küche!«
Zum genussvollen Essen waren sie damals eigentlich nicht gekommen. Sie hatten aber im Folgenden die Lebensmittelkontrolle wegen Salmonellengefahr alarmiert, zwei Schwarzarbeiter gefasst, die Brandschutzbehörde über das offene Feuer informiert, zwei Drogendealer hochgenommen, eine Geldübergabe verhindert …
Jennerwein klopfte sich erneut die Schuhe ab. Er überlegte. Es blieb wohl nichts anderes übrig, als die Hüttentür mit einer Ramme aufzubrechen. Aber war das überhaupt möglich? Die ganze Sache wurde ihm langsam wahnsinnig peinlich. Den Schlüssel verlieren! Vielleicht war es besser, seine Teamkollegen anzurufen und ihnen vorzuschlagen, doch im Kurort in der Roten Katz zu feiern, vielleicht sogar im Polizeirevier, wie ursprünglich vorgesehen. Genügend Getränke hatten sie ja eingekauft. Jennerwein stand nun fünf Schritte entfernt vor der Tür. Er warf ein weiteres Hustenbonbon ein, das zehntausendste heute. Er versuchte, sich zu erinnern, was er einst im Kurs Haussuchung/Gefahrenabwehr gelernt hatte, über den günstigsten Einschlagspunkt für die Ramme. Er meinte behalten zu haben, dass man am besten zwei Handbreit unterhalb der Türklinke zuschlägt, und das in einem leichten Winkel nach oben. Jennerwein betrachtete die Tür. Sie war neu, sah superstabil aus, der Kollege vom Einbruchsdezernat hatte sicher auch daran gedacht, sie rammbockfest zu machen. Doch plötzlich wurde Jennerwein jäh aus seinen Gedanken gerissen. Erschrocken zuckte er zusammen, trat unwillkürlich einen Schritt zurück, wäre dadurch fast in den Schnee gefallen und den Abhang hinuntergerutscht. Denn die Tür, die verschlossene, einbruchsichere Fort-Knox-Hüttentür öffnete sich langsam, Zentimeter für Zentimeter, wie von Geisterhand. Erst einen Spaltbreit, dann ging sie ganz auf. Ludwig Stengele trat grinsend aus der Hütte heraus ins Freie.
»Wo kommen Sie denn her?«, entfuhr es Jennerwein und war sich sofort der Widersinnigkeit seiner Frage bewusst.
»Sie meinen, wie ich das gemacht habe? Alte Schule, Chef. Während Sie telefoniert haben, bin ich aufs Dach gestiegen und habe die kleine Luke entdeckt.«
»Aber Sie sind doch nicht durch diese winzige –«
»So winzig ist die gar nicht. Ich habe bemerkt, dass das Holz des Dachfensterrahmens eine andere Farbe hat als das der übrigen Rahmen. Daraufhin habe ich mir die Luke genauer angeschaut und bin zu dem Schluss gekommen, dass da wohl irgendwann einmal ein anderes Fenster dringewesen sein muss.«
Jennerwein hatte sich wieder gefangen. Er schüttelte anerkennend den Kopf.
»Ja, das ist richtig. Das wurde ausgetauscht.«
»Aber eben nicht sorgfältig genug. Die seitlichen Bretter waren leicht zu lösen, ich habe sie fast ohne Werkzeug entfernen können. Eine der alten Bauklammern, die ich neben dem Hackstock gefunden habe, hat genügt. Und ich bin ohne größere Anstrengungen reingekommen. Nur geschnitten habe ich mich.«
»Brauchen Sie ein Pflaster?«
»Nein, im Speicher habe ich schon einen alten Verbandskasten entdeckt.«
Als sich Stengele das Pflaster angelegt hatte, war sein neugieriger Blick kurz an einer uralten Kartusche für einen Camping-Gaskocher hängen geblieben, die danebenlag. Ob die noch intakt war?
»Ich danke Ihnen jedenfalls sehr, Stengele«, sagte Jennerwein. »Ich bin richtig erleichtert. Die erste Anekdote für den Hüttenabend haben wir schon.«
»Sie wollen das allen erzählen, Chef?«
»Natürlich, wenn die Unterhaltung mal stocken sollte. Alter Verhörtrick, erinnern Sie sich nicht mehr? Der Lehrgang bei Szroczcki über ›Verhör- und Befragungstechniken‹: Wenn das Schweigen unangenehm lang wird, ist es oft nützlich, ein kleines Missgeschick von sich selbst zu erzählen.«
Stengele lachte. Jennerwein bat ihn an den großen Tisch. Hier drinnen schien es wesentlich kälter als draußen zu sein. Stengele deutete mit dem Daumen nach oben zur Decke.
»Da in dem kleinen Speicher, durch den ich gekommen bin, wissen Sie, dass Sie da einige Raritäten gelagert haben?«
»Ach, die alten Ski meinen Sie?«
»Mit Klappbindung, ja. Und dann die Skischuhe: handgenagelt und aus Leder. Richtig historisch.«
»Historisch? Wie bitte? Ich bin damit noch gefahren!«
Die beiden ehemaligen Teamkollegen packten ihre Rucksäcke aus und verstauten sie im Nebenraum. Elektrisches Licht gab es in Jennerweins Hütte nicht, ebenso wenig wie fließendes Wasser. Im Winter wurde es aus Schnee geschmolzen, im Sommer holte man es direkt vom Bach. Jennerwein zündete die Petroleumlampe und die Kerzen an, die in den wachsverkrusteten Haltern warteten. Stengele kümmerte sich sofort um den Ofen, bald züngelte schon ein erstes kleines Flämmchen.
»In einer Stunde haben wir die Bude warm.«
Die Hütte war geräumiger, als es von außen den Anschein hatte. In der Mitte stand ein alter, gemütlich aussehender Holztisch. Die beiden Fenster nach hinten waren größer als die nach vorne. Jennerwein nahm die Innensicherungsgitter ab und wies auf die Aussicht. Die dämmrige Senke lag vor ihnen. Unscharf konnte man in der Mitte des Tals einen Bach erkennen, der sich mühsam durch Schnee und Eis kämpfte. Stengele öffnete eines der Fenster, sah hinunter und stieß einen anerkennenden Pfiff aus.
»Vierzig oder fünfzig Meter geht es runter, schätze ich mal. Frau Schmalfuß darf da nicht rausschauen, bei ihrer Höhenangst.«
Jennerwein lächelte.
»Wir werden die Vorhänge auf dieser Seite zuziehen, wenn sie kommt.«
Schon bald wurde es tatsächlich warm in der Hütte. Erst jetzt fiel Jennerweins Blick auf den Briefumschlag, der auf dem Tisch lag.
»Ach, das wird eine Nachricht vom letzten Besucher sein. Mike W. Bortenlanger ist ein befreundeter Detective aus Chicago. Er hat die Hütte ein paar Tage genutzt. Wahrscheinlich bedankt er sich für den Aufenthalt. Ich lese den Brief später.«
»Sie vermieten die Hütte ab und zu?«
»Vermieten ist zu viel gesagt. Ich stelle sie zur Verfügung. Hauptsächlich an Kollegen.«
Und Ganoven, fügte er insgeheim hinzu.
Stengele trat zu einem der vorderen Fenster und deutete hinaus.
»Ich glaube, wir bekommen Besuch. Vielleicht von Bob Marley.«
Tatsächlich stapfte ein hagerer Mann mit Rucksack den Hügel hoch. Zunächst schien es so, als würden dicke, dunkelbraune Dreadlocks aus seiner Mütze quellen, die ihm bis zu den Hüften reichten. Doch als er näher kam, entpuppten sich diese als mehrere Ketten von Räucherwürsten, die außen am Rucksack baumelten und auf diese Weise frisch und luftig transportiert wurden. Polizeiobermeister Franz Hölleisen war nicht den Weg gekommen, den sie gegangen waren, sondern schon mittags mit der Gondel zur Hemmacher Alm gefahren und von dort zur Hütte abgestiegen. Er begrüßte die beiden Kollegen freudig, half Stengele auch gleich beim Holzhacken.
»Wissen Sie, wen ich – knacks! – unten im Tal – knacks! – noch getroffen habe? Ich bin über den Friedhof gegangen –«
»Friedhof? Dann können es eigentlich bloß die Graseggers gewesen sein.«
»Alle vier. Ursel wollte mir – knacks! – selbstgebackene Plätzchen mitgeben. Ich habe höflich abgelehnt, habe gesagt, dass ich dann – knacks! – bei der Hüttenfeier keinen Appetit mehr hätte.«
»Alle vier Graseggers?«
»Ja, die Kinder waren auch dabei. Furchtbare Gören.«
»Wie alt sind die denn?«
»Um die – knacks! splitter! – dreißig, schätze ich.«
Jennerwein kümmerte sich indessen weiter ums Feuer, das langsam Fahrt aufnahm. Ihm fiel die Bemerkung seines Nachbarn über die verschwundene Katze wieder ein. Als er mit seinem Wanderrucksack am frühen Nachmittag aus dem Haus gegangen war, um sich mit Stengele zu treffen, war er an einem begrünten Seitenstreifen zwischen Straße und Radweg vorbeigekommen, der momentan mit einer dichten Schneedecke überzogen war. Er war kurz stehen geblieben, denn ihm war eine Erhebung auf der zugeschneiten Wiese aufgefallen. Und gleich hatte er das Bild wieder vor sich: Der kleine Hügel hatte ungefähr die Ausmaße einer Katze gehabt. Jennerwein ging nach draußen zu der Latschen- und Zirbelgruppe, zu der Stelle mit dem guten Handyempfang. Er rief Hansjochen Becker an, den Spurensicherer, der ebenfalls zur Party geladen war.
»Hallo, Jennerwein hier. Immer noch bei der Arbeit?«
»Kann man so sagen. Aber ich bin gleich fertig. Was gibts? Soll ich noch einen Träger Bier mitbringen?«
»Das weniger. Aber können Sie mir einen Gefallen tun?...
Erscheint lt. Verlag | 24.10.2018 |
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Reihe/Serie | Kommissar Jennerwein ermittelt | Kommissar Jennerwein ermittelt |
Verlagsort | Frankfurt am Main |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Krimi / Thriller |
Schlagworte | Alpenkrimi • Andreas Föhr • Berghütte • Bestseller • Brauchtum • Drohne • Explosion • Garmisch • Gefahr • Grasegger • Humor • Hüttenfeier • Jennerwein • Jennerweins Vergangenheit • Klüpfl/Kobr • Kommissar Jennerwein • Kurort • Mord • Nr.-1-Bestseller • Partenkirchen • Regio-Krimi • Rita Falk • Schlitten • Schnee • Schulstreich • Snowboarden • Spannung • STINKBOMBE • Weihnachten • Werdenfelser Land • Winter • Winterfeuer • Winterkrimi • Wintersaison |
ISBN-10 | 3-10-490939-3 / 3104909393 |
ISBN-13 | 978-3-10-490939-4 / 9783104909394 |
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