Die Opfer, die man bringt (eBook)

Kriminalroman
eBook Download: EPUB
2018 | 1. Auflage
560 Seiten
Rowohlt Verlag GmbH
978-3-644-22121-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Opfer, die man bringt -  Michael Hjorth,  Hans Rosenfeldt
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Sebastian Bergman. Kriminalpsychologe. Er ist hochintelligent. Steht vor seiner schwersten Entscheidung. Aber wird er auch das Richtige tun? Kriminalpsychologe Sebastian Bergman hat sich damit abgefunden, dass er Kommissar Höglunds Team bei der Reichsmordkommission verlassen musste. Er widmet sich seinem Buchprojekt und hält Vorträge, einzig zu Tatortanalytikerin Ursula hat er noch Kontakt. Seine Tochter Vanja will ihn weder sehen noch sprechen. Vanja arbeitet inzwischen bei der Polizei in Uppsala, sie ermittelt in einer perfiden Vergewaltigungsserie. Als die Reichsmordkommission eingeschaltet und auch Sebastian Bergman hinzugezogen wird, trifft das Team von einst wieder zusammen: Alte Konflikte drohen zu eskalieren. Und der brutale Vergewaltiger schlägt weiter zu. Bei der Suche nach ihm verdichten sich die Hinweise, dass er seine Opfer nicht zufällig auswählt. Doch gleich mehrere Personen scheinen verhindern zu wollen, dass die Verbindung zwischen den Frauen ans Licht kommt und der Täter gefasst wird.

Michael Hjorth ist ein erfolgreicher schwedischer Produzent, Regisseur und Drehbuchautor. Er schrieb u.a. Drehbücher für die Verfilmungen der Romane von Henning Mankell.

Michael Hjorth ist ein erfolgreicher schwedischer Produzent, Regisseur und Drehbuchautor. Er schrieb u.a. Drehbücher für die Verfilmungen der Romane von Henning Mankell. Hans Rosenfeldt, Jahrgang 1964, ist einer der angesehensten Drehbuchautoren Schwedens und Schöpfer der bislang erfolgreichsten skandinavischen Serie «Die Brücke», die in über 170 Ländern ausgestrahlt wurde und zahlreiche Preise erhielt. Für die britische Fernsehserie «Marcella» wurde er mit dem British Screenwriters' Award in der Kategorie Best Crime Writing on Television ausgezeichnet. Als Teil des Autorenduos Hjorth & Rosenfeldt schrieb er acht Kriminalromane der Sebastian-Bergman-Reihe, die in 34 Ländern erscheint, sich weltweit über 4 Millionen mal verkauft hat - allein in Deutschland 2,5 Millionen mal - und die von Sveriges Television in Kooperation mit dem ZDF verfilmt wird. Alle Bände befanden sich monatelang in den Top 10 der Spiegel-Bestsellerlisten, mit Band 6 gelang der Sprung auf Platz 1 sowohl auf der Spiegel-Hardcover- als auch der Taschenbuch-Liste. In seinem Heimatland Schweden ist Hans Rosenfeldt ein beliebter Radio- und Fernsehmoderator.  Ursel Allenstein, 1978 geboren, übersetzt u.a. Sara Stridsberg, Johan Harstad und Tove Ditlevsen. 2011 und 2020 erhielt sie den Hamburger Förderpreis, 2013 den Förderpreis der Kunststiftung NRW und 2019 den Jane-Scatcherd-Preis für ihre Übersetzungen aus den skandinavischen Sprachen. Ulla Ackermann studierte Skandinavistik, Germanistik und Anglistik in Münster/Westfalen und Lund. Nach dem Studium lebte sie mehrere Jahre in Stockholm. Seit 2015 arbeitet sie als freie Übersetzerin in Kiel und übersetzt vorwiegend Belletristik aus dem Schwedischen und Norwegischen. Unter anderem gehören die Kriminalromane von Anna Tell, Bo Svernström und Anders Roslund zu den von ihr übertragenen Titeln. 

Klara kauerte auf dem Sofa. Obwohl sie drei Kleidungsschichten übereinander trug und in eine Decke gehüllt war, fror sie immer noch. Als würde sie die Kälte aus dem dunklen Hinterhof wie eine zweite Haut umgeben. Sie umklammerte ihren Teebecher mit beiden Händen und blickte die Frau an, die leicht vorgebeugt mit einem Notizblock am anderen Ende des Sofas saß.

Anne-Lie Ulander. Kommissarin.

Klara fand, sie sah eher aus wie eine erfolgreiche Anwältin in einer amerikanischen Fernsehserie, mit ihrem einfachen, perfekt geschnittenen und sicher teuren roten Kleid und ihrem schulterlangen dunklen Haar, das wie flüchtig frisiert aussah, doch Klara hatte den Verdacht, dass ein aufwendiges Styling dahintersteckte.

«Schwarze Kleidung, eine Kapuze und irgendein Stoff, mit dem er sein Gesicht verbarg. Können Sie sich an noch etwas erinnern?»

Klara begegnete Anne-Lies mitfühlendem Blick und schüttelte den Kopf.

«Wie groß war er Ihrer Schätzung nach?»

Klara überlegte. Obwohl sie sicher war, dass sie das Erlebte nie vergessen würde, weil es sich ihr für immer eingebrannt hatte, waren ihre Erinnerungen seltsam verschwommen und unzusammenhängend. Als wollte ihr Gehirn sie schützen.

«Ich weiß es nicht genau. Größer als ich.»

«Und wie groß sind Sie?»

«Einen Meter neunundsechzig.»

Anne-Lie vermerkte die letzte Information unter ihren Aufzeichnungen zu Klaras Bericht. Sobald Vanja käme, würde sie zum Tatort fahren. Carlos war bereits dort, und er war ein guter Mitarbeiter, aber sie durften sich nicht den kleinsten Fehler erlauben. Drei Überfälle innerhalb eines Monats. Auf Uppsalas Straßen lief ein gefährlicher Mann herum.

«Er wurde wach, als ich nach Hause kam», erklärte Klara leise. Anne-Lie sah von ihrem Notizblock auf und warf einen Blick in die Küche, wo ein Mann mit einem Jungen in einem Spider-Man-Schlafanzug auf dem Schoß saß. Er las dem Sohn mit gedämpfter Stimme aus einem Buch vor, während das Kind offensichtlich versuchte, sich wach zu halten, und gleichzeitig von Zeit zu Zeit beunruhigt zu Klara hinüberschielte. «Er schlief schon, als ich kam, aber er muss uns gehört und begriffen haben, dass etwas passiert ist …»

«Möchten Sie, dass ich mit ihm rede?»

Klara wandte den Kopf von ihrer Familie ab und drehte sich fragend zu Anne-Lie um.

«Um ihm was zu sagen?»

«Wie alt ist er denn?»

«Acht.»

«Ich könnte ihm sagen, dass ich mit Ihnen spreche, weil Sie etwas beobachtet haben, das wichtig für uns ist. Er muss nicht denken, dass Ihnen etwas zugestoßen ist.»

«Das hat Zach schon getan. Er hat gesagt, dass ein paar dumme Jugendliche vor der Volkshochschule randaliert haben und ich ein bisschen Angst bekommen hätte …»

Sie verstummte, weil es an der Haustür klingelte, und erstarrte. Anne-Lie bemerkte es und legte Klara zur Beruhigung die Hand aufs Knie.

«Das ist nur meine Kollegin», erklärte sie und stand auf, um die Tür zu öffnen. Kurz darauf kam sie mit einer jungen Frau zurück, die sich als Vanja Lithner vorstellte.

«Klara Wahlgren», krächzte Klara heiser, obwohl die neue Polizistin das sicher schon wusste. Klaras Halsschmerzen wurden immer schlimmer. Irgendwie musste sie sich beim Schreien verletzt haben. Vielleicht hätte sie doch ins Krankenhaus fahren sollen? Aber sie hatte es nicht getan. Danach. Denn es war ja nichts passiert.

Oder jedenfalls nicht das, was hätte passieren können.

Klara erschauderte abermals und nahm einen Schluck Kamillentee. Doch der vermochte sie weder zu wärmen noch den Schmerz in ihrem Hals zu lindern, aber sie trank ihn trotzdem. Aus ihrer Tasse mit der Aufschrift Die beste Mama der Welt.

Das vermittelte ihr Normalität. Geborgenheit.

Die zweite Polizistin hängte ihre Jacke im Flur auf. Dann kam sie wieder ins Wohnzimmer, setzte sich und fragte, wie es Klara gehe. Sie zuckte mit den Schultern. Wie es ihr ging? Das wusste sie nicht. Ihre Gedanken drehten sich im Kreis. Sie fühlte sich vollkommen erschöpft, nachdem sich der Adrenalinspiegel wieder gesenkt hatte, und trotzdem hatte sie das Gefühl, ihr Körper befände sich noch in höchster Alarmbereitschaft.

Anne-Lie stand auf und überließ Vanja ihre Notizen.

«Ich muss jetzt zum Tatort fahren, aber Vanja wird an dieser Stelle übernehmen.» Damit zog sie eine Visitenkarte hervor und legte sie auf den Sofatisch. «Wenn noch irgendetwas ist, falls Sie Hilfe brauchen, Fragen haben oder ärztliche Behandlung benötigen, rufen Sie einfach an.»

«Danke.»

Hastig legte Anne-Lie ihre Hand auf Klaras Schulter, ehe sie Vanja zunickte und die Wohnung verließ. Klara sah ihr nach. Neben der Tür zum Flur hing ein Foto. Es zeigte sie, Zach und Victor, letztes Jahr auf Kreta. Sie hatten auf der Südseite ein kleines Dorf namens Loutro entdeckt. Hier gab es keine Straßen, und man konnte es nur mit dem Boot erreichen. Etwa fünfzig Häuser, die in einem Halbkreis um die kleine Bucht verstreut waren. Kleine Restaurants und Hotels, kaum Ablenkung – hier konnte man einfach nur baden, sich sonnen und entspannen.

Der perfekte Urlaub.

Das perfekte Leben.

Ob sie je wieder so glücklich sein würde?

Unter dem Foto stand ein Sessel, den sie neu bezogen hatte. Klara ließ ihren Blick auf dem geblümten Muster ruhen, als ihr ein Gedanke kam. Sie hatte schon in dem Moment daran gedacht, als sie auf dem Parkplatz saß, dann war der Gedanke wieder verschwunden.

«War es derselbe Mann, der auch Ida überfallen hat?»

Vanja sah erstaunt von den Notizen auf.

«Ida Riitala?»

Klara nickte.

«War es derselbe?»

«Kennen Sie Ida?», fragte Vanja, anstatt ihr zu antworten, sofort interessiert. Dass zwei der Opfer miteinander bekannt waren, konnte die Suche nach dem Täter womöglich eingrenzen. Gleichzeitig musste es aber nicht unbedingt etwas zu bedeuten haben. Es könnte auch reiner Zufall sein. Wenn der Mann die Lampen an der Gebäudefassade zerstört hatte, musste er jedoch auf Klara gewartet haben, wobei sie das natürlich nicht sicher wussten. Vielleicht hatte er Klara einfach nur aus der Volkshochschule kommen sehen, war ihr gefolgt und hatte die Gelegenheit ergriffen, als sie in den dunklen leeren Innenhof ging.

Doch sie kannte Ida Riitala.

«Woher kennen Sie Ida?»

«Wir haben früher zusammen im Chor gesungen. Wir sind Freundinnen.» Klara verstummte, schien aber noch mehr auf dem Herzen zu haben. Vanja wartete ab. «Na, jedenfalls auf Facebook», fuhr Klara fort, nachdem sie anscheinend genauer darüber nachgedacht hatte, wie ihre Beziehung zu Ida wirklich aussah. «Wir treffen uns nicht so oft …»

«Kennen Sie auch Therese Andersson?», fragte Vanja.

«Nein, wer ist das?»

«Sie ist ungefähr im selben Alter wie Sie, arbeitet als Gesundheitsberaterin und wohnt mit ihrem Freund Milan Pavic in der Almqvistgatan.»

Klara schüttelte den Kopf.

«Ich habe ein Foto von ihr», erklärte Vanja.

Sie hatte immer Fotos von allen Personen, die im Zusammenhang mit ihren Ermittlungen standen, auf ihrem Handy. Ob das tatsächlich im Einklang mit allen Datenschutzgesetzen und Persönlichkeitsrechten stand, wollte sie gar nicht so genau wissen, denn es war praktisch und erleichterte ihr die Arbeit.

Sie scrollte zu dem Bild von Therese und hielt es Klara hin, die erneut den Kopf schüttelte, nachdem sie einen kurzen Blick darauf geworfen hatte.

«Sind Sie deshalb zu zweit gekommen? Ich dachte, dass höchstens ein, na, Sie wissen schon, ein ganz normaler Polizist vorbeischaut, wenn überhaupt. Man hört ja immer, dass Sie wenig Zeit und nicht genügend Personal haben.»

Vanja musste einen Seufzer unterdrücken. Sie war es so leid, dass das Vertrauen in die Polizei Jahr für Jahr weiter zurückging und bei einem Großteil der Bevölkerung der Eindruck vorherrschte, sie seien personalschwach, ineffektiv und manchmal auch inkompetent. Wobei das leider auch in einigen Fällen zutraf.

«Gewaltverbrechen werden stets vorrangig behandelt, aber ja, wir sind unter anderem hier, weil wir den Verdacht haben, dass der Täter, der Sie angegriffen hat, auch für zwei andere Überfälle auf Frauen hier in Uppsala verantwortlich ist.»

«Wie der Hagamann.»

Diesmal konnte Vanja den Seufzer nicht unterdrücken. Sie hatte bereits bei Anne-Lies Anruf denselben Gedanken gehabt.

Der Hagamann, verurteilt wegen zweifachen Mordversuchs, vier Vergewaltigungen und zwei versuchter Vergewaltigungen und zudem verdächtig, in den Jahren 1998 bis 2005 noch weitere Verbrechen begangen zu haben, ehe er endlich gefasst wurde. Nach sieben Jahren. Das war ein zu langer Zeitraum.

Zu viele Opfer.

Zu viel Leid.

Zu viel Angst.

«Wir werden ihn kriegen, bevor er zu einem neuen Hagamann wird.» Vanja ließ keinen Zweifel daran, dass sie es ernst meinte. Klara reagierte jedoch nicht, sondern ließ ihren Blick wieder in die Küche schweifen, zu ihrer Familie.

«Sind wir bald fertig?», fragte sie. «Es ist schon spät …»

«Ja, wir sind fertig, es sei denn, Ihnen fällt noch etwas ein?»

«Nein.»

«Wenn doch, dann melden Sie sich bitte», sagte Vanja, ging in den Flur und nahm ihre Jacke vom Haken.

Klara stand auf, machte aber keine...

Erscheint lt. Verlag 11.10.2018
Reihe/Serie Ein Fall für Sebastian Bergman
Übersetzer Ursel Allenstein, Ulla Ackermann
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Bergman • Billy • Ekelpaket • Heckenschütze • Kriminalpsychologe • Reichsmordkommission • Scharfschütze • Schweden • Schwedenkrimi • schwedische Thriller • Sebastian • Skandinavische Krimis • Sniper • Stockholm • Thriller • Tochter • Tsunami • Vanja
ISBN-10 3-644-22121-9 / 3644221219
ISBN-13 978-3-644-22121-5 / 9783644221215
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