Liebenswert - werter - am allerwertesten -  Brigitte Anna Stolle

Liebenswert - werter - am allerwertesten (eBook)

Humortolle Alltagserfahrungen - 55 kurze Geschichten
eBook Download: EPUB
2018 | 2. Auflage
116 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7528-1980-9 (ISBN)
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Der Alltag ist voller Überraschungen und so auch dieses Buch. Unerwartetes kitzelt unsere Lachmuskeln. Veränderungswürdiges kurbelt unsere grauen Zellen an und manches kann man einfach nur mit Gelassenheit und Humor annehmen. In diesem Buch erfahren Leserinnen und Leser von menschlichen Stärken und Schwächen, die, wenn man sie aus etwas Abstand betrachtet, köstliche Sahnehäubchen sind.

Die Auseinandersetzung mit humorvollen und philosophischen Themen kennzeichnet die Werke der Autorin. In Gedichten und Kurzgeschichten, in philosophischen Betrachtungen und Aphorismen versucht sie, den Dingen auf den Grund zu gehen und sie von verschiedenen Seiten zu beleuchten.

Nimm´s mit Humor


Telefonterror

Ganz schön anstrengend, dieses Kneten! Mit beiden Händen mühte ich mich ab. Ob die Plätzchen wohl besonders gut schmecken würden nach diesem Kraftakt?

Das Telefon klingelte mich aus meinen Gedanken. Ich wollte loslaufen, aber mit diesen Händen? Wie wäre es eigentlich mit einer küchengeeigneten Freisprechanlage für gestresste Hausfrauen? Ein ideales Geschenk! Ich wickelte meine Hände in multifunktionales Küchenpapier, und so präpariert erreichte ich das Telefon gerade noch kurz bevor der Anrufbeantworter ansprang.

„Ja, hallo?“ meldete ich mich.

„Guten Tag! Spreche ich mit Frau S.?“ tönte es zu mir herüber.

„Ja“

„Frau S., Sie haben vor einiger Zeit ein SKL-Los gekauft. Erinnern Sie sich?"

„Nein“.

„Leider hatten Sie dabei kein Glück. Aber für alle, die nichts gewonnen haben, haben wir jetzt ein besonderes Angebot, bei dem Sie garantiert profitieren werden. Wir schicken Ihnen 10 Lose zu einem Preis von nur 50,- € zu und Sie...........“

„Schönen Dank für Ihr Angebot. Aber wenn ich Lotto spielen möchte, kaufe ich mir meine Lottoscheine schon selbst. Dazu brauche ich Ihr Angebot nicht. Ich kann das schon. Ich bin schon erwachsen.“

„Ja, aber bei uns spielen Sie in einer Spielergemeinschaft. Das erhöht Ihre Gewinnchancen ungemein.“

„Da haben Sie Recht, aber der Gewinn wird dann ja auch ungemein verkleinert, weil er ja durch die Anzahl der Spieler geteilt wird, nicht wahr?“

„Sie können ja jederzeit zurücktreten, wenn Sie nicht mehr mitspielen wollen.“

„Das mache ich jetzt sofort. Bitte nehmen Sie zur Kenntnis, dass ich keine Lose haben will. Einen schönen Tag noch.“

Ich legte auf. Ärgerlich dieser Anruf! Trotz meiner Vorkehrungen sah man Spuren von Teig am Hörer. Hörer in Backteig – ein neues Gericht. Vielleicht würde solch ein Anruf angenehmer, wenn man gleichzeitig an der knusprigen Kuchen-Umhüllung knabbern könnte. Zumindest würde man sich mit seinen Protesten zurückhalten – weil man ja einen vollen Mund hätte. (Empfehlung für eine neue Verkaufsstrategie: zuerst eine Gebäckprobe schicken mit dem Hinweis, dass sie am besten an Nachmittag um 16.30 Uhr schmeckt und dann anrufen und den Gebäcktester in einen Verkaufsmonolog verwickeln. Der Erfolg wäre garantiert!)

Ich begab mich wieder an meine Arbeit. Der Teig war gut. Für das Ausrollen brauchte man Geschick und Geduld. Meine Geduld verlängerte ich mir mit gelegentlichen Kostproben. Sie verkürzten die Zeit und auch die Teigrolle gleichermaßen, sozusagen proportional. Wenn jetzt noch 80 Plätzchen aus dem Rest entstehen sollten, musste ich die Rolle einfach in dünnere Scheiben schneiden. Sie würden dann auch schneller fertig gebacken sein, was eine Verminderung der Backzeit und damit der Stromkosten bedeuteten würde.

Meine ökonomischen Überlegungen wurden von einem erneuten Telefonanruf zerrissen. Zum Glück brauchte ich dieses Mal nur das Messer aus der Hand zu legen.

„Ja, hallo!“

„Guten Tag. Spreche ich mit Frau S?“

„Ja!“

„Schön, dass ich Sie antreffe, Frau S.. Wir machen eine Umfrage zum Einkaufsverhalten, damit wir unseren Kunden besser gerecht werden können. Unser Zufallscomputer hat Sie ausgewählt. Haben Sie ein paar Minuten Zeit?“

Blitzschnell ging mir durch den Kopf, dass der Backofen

schon vorgeheizt war und die Plätzchen darauf warteten, hineingeschoben zu werden. Der Anruf warf demnach meine Zeitplanung und auch meine präzisen Energiekalkulationen über den Haufen. Sollten sich doch andere nach ihren Einkaufsgewohnheiten befragen lassen. Ich pflegte sowieso nur das einzukaufen, was ich brauchte und repräsentativ würden meine Antworten ohnehin nicht sein. Mit einer vielleicht etwas zu schrillen Stimme bedauerte ich, im Moment wirklich keine Zeit zu haben und brachte es sogar noch fertig, meinem Gesprächspartner einen schönen Rest vom Tag zu wünschen.

Ich eilte in die Küche zurück und nahm das Telefon mit – vorsichtshalber!

Von nun an lief das Plätzchenbacken völlig entspannt. Die Kabarettsendung im Radio plätscherte dahin wie das Abwaschwasser. Der Backofen war programmiert und die Plätzchen verströmten einen überzeugenden Duft. Das Piepen meines Backofens ließ mich zusammenfahren. Nicht schon wieder das Telefon! Mitunter nämlich ähneln sich die Töne, die heutzutage von den diversen elektrischen Geräten ausgesendet werden. Der Backofen lässt sich kaum vom Telefon unterscheiden, das Telefon nicht vom Radio, der DVD-Player nicht von der Türklingel und das Handy nicht vom Frühlingsgesang einer Amsel.

Diesmal war es allerdings eindeutig der Backofen. Ich nahm die heißen Plätzchen heraus und legte sie mit Hilfe eines Messers auf die Kuchenroste. Noch waren einige von ihnen nicht umgesiedelt, als wieder ein Klingelton zu vernehmen war. Eindeutig mein schnurloses Telefon, das bereits in der Warteschlange auf dem Küchentisch lag. Da Telefone ja dazu da sind, wichtige und auch eilige Nachrichten rechtzeitig an den Mann / die Frau zu bringen, nahm ich das Gerät und meldete mich mit „Hallo“.

„Guten Tag, spreche ich mit Frau S.?“

Die Stimme des Mannes am anderen Ende schien vor Freude zu hüpfen, dass sie mich nun sprechen konnte. Diese Freude teilte ich nicht und meine aufsteigende Wut fing an, in mir zu brodeln. Was erlaubten sich diese wildfremden Menschen eigentlich, mich immer wieder bei meiner Arbeit zu unterbrechen, indem sie mir etwas anboten, was ich nicht haben wollte. Sie raubten mir meine Zeit und erwarteten wohl noch, dass ich höflich auf ihre Angebote reagierte. „Einfach auflegen“, dachte ich. Aber schon kam es mir sturzbachartig über die Lippen: „Ja, Sie sprechen mit Frau S., aber nicht mehr lange. Ich kaufe nichts. Guten Tag!“

Ich legte auf. Jetzt einmal tief Luft holen!

Danach klingelte das Telefon erneut.

Ich zögerte abzuheben. Es könnte ja eines meiner Kinder sein, eine Freundin, der Rückruf meines Anlageberaters oder eine Einladung zur Sendung „Wer wird Millionär?“

„Hallo“, hörte ich mich sagen.

„Ich will Ihnen gar nichts anbieten!“ empörte sich die Stimme im Telefon. „Wie kommen Sie darauf? Ich möchte mich bei Ihnen bedanken und Ihnen sagen, dass Ihre Spende eine tatkräftige Hilfe für die Erdbebenopfer war. Allerdings gibt es noch viel zu tun. Wenn Sie vielleicht monatlich eine kleine Summe übrig hätten, könnte noch weit mehr Menschen geholfen werden. Für einen Dauerauftrag benötige ich nur Ihre Adresse. Wie ist die Straße?“ Das Telefon flog samt seiner geballten inwendigen Wohltätigkeit im hohen Bogen auf die Couch. Nein, nein, nein, dass konnte doch nicht wahr sein. War heute Vollmond? War der Luftdruck stark gefallen? Hatte sich jemand im Reiki versucht und die Energien falsch auf den Weg gebracht?

Anrufe dieser Art hatte ich schon oftmals bekommen, aber so gehäuft wie heute? Ich erinnerte mich, nach manch einem verlängerten Wochenende viele Anrufe auf meinem Anrufbeantworter vorgefunden zu haben. Ich war richtig erbost. Diese Menschen stahlen mir ungeniert meine Zeit. Mehr noch, sie nötigten mich, mich aus meiner mehr oder weniger komplizierten Tätigkeit zu lösen, um wieder Opfer eines unerwünschten Angebotes zu werden - dem vierten an diesem Nachmittag! Ich nahm mir vor, es diesen Zeitdieben mit gleicher Münze heimzuzahlen.

Da die Plätzchen nun fertig waren, begab ich mich an meinen Schreibtisch. Rechnungen und unerledigte Schreibarbeiten – alles nicht so angenehme Herausforderungen – hatten sich ihren Platz unter dem höchsten Stapel von Manuskripten ausgesucht, sicherlich mit voller Absicht. Sie wollten von mir nicht so leicht gefunden werden, genauso wie kleine Kinder, die sich beim Spielen hinter dem Rücken ihrer Mütter verstecken.

Ich suchte nach einem ganz speziellen Gedicht. Ich wusste, es musste hier irgendwo sein. Vielleicht hatte es sich zu den Abrechnungen gesellt, wohl ahnend, was ich mit ihm vorhatte. Ah, da war es ja!

Es dauerte keine halbe Stunde, da kam der nächste Anruf.

„Hallo, wer ist da?“

Eine jugendliche, männliche Stimme mit weichem Timbre und angenehmer Stimmlage begrüßte mich aufs herzlichste. Nachdem ich ihm bestätigt hatte, dass ich Frau S. sei, ergriff ich ohne Umschweife die Initiative. Ohne ihn weiter zu Wort kommen zu lassen, bedankte ich mich überschwänglich bei ihm dafür, dass er offensichtlich Zeit für mich hatte. Ich informierte ihn unaufgefordert darüber, dass Zeit das Kostbarste sei, was der Mensch zu geben vermag. Und genau darum sei ich ja auch so sehr über seinen Anruf erfreut. Zwischen den Dankestiraden, die ich über meinen sprachlosen Zuhörer ergoss, ließ ich vernehmen, dass er ein objektiver und daher idealer Gutachter für mein gerade neu geschriebenes Gedicht sei und der...

Erscheint lt. Verlag 27.6.2018
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Lyrik / Dramatik Lyrik / Gedichte
Literatur Romane / Erzählungen
ISBN-10 3-7528-1980-4 / 3752819804
ISBN-13 978-3-7528-1980-9 / 9783752819809
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