Aus der Begründung der Jury:
Der Archipel liegt am äußersten Rand Europas, Schauplatz ist die Insel Teneriffa. Gerade hier verdichten sich die Kolonialgeschichte und die Geschichte der europäischen Diktaturen im 20. Jahrhundert. Inger-Maria Mahlke erzählt auf genaue und stimmige Weise von der Gegenwart bis zurück ins Jahr 1919. Im Zentrum stehen drei Familien aus unterschiedlichen sozialen Klassen, in denen die Geschichte Spaniens Brüche und Wunden hinterlässt. Vor allem aber sind es die schillernden Details, die diesen Roman zu einem eindrücklichen Ereignis machen. Das Alltagsleben, eine beschädigte Landschaft, aber auch das Licht werden in der Sprache sinnlich erfahrbar. Faszinierend ist der Blick der Autorin für die feinen Verästelungen in familiären und sozialen Beziehungen.
Ein großer europäischer Familienroman von der Peripherie des Kontinents: der Insel des ewigen Frühlings, Teneriffa.
"Es ist der 9. Juli 2015, vierzehn Uhr und zwei, drei kleinliche Minuten. In La Laguna, der alten Hauptstadt des Archipels, beträgt die Lufttemperatur 29,1 Grad. Der Himmel ist klar, wolkenlos und so hellblau, dass er auch weiß sein könnte". Damit fängt es an. Und mit Rosa, die zurückkehrt auf die Insel und in das heruntergewirtschaftete Haus der vormals einflussreichen Bernadottes.
Rosa sucht. Was, weiß sie nicht genau. Doch für eine Weile sieht es so aus, als könnte sie es im Asilo, dem Altenheim von La Laguna, finden. Ausgerechnet dort, wo Julio noch mit über neunzig Jahren den Posten des Pförtners innehat. Julio war Kurier im Bürgerkrieg, war Gefangener der Faschisten, er floh und kam wieder, und heute hütet er die letzte Lebenspforte der Alten von der Insel. Julio ist Rosas Großvater. Von der mütterlichen Seite. Einer, der Privilegien nur als die der anderen kennt.
Inger-Maria Mahlke ist in nur wenigen Jahren zu einer der renommiertesten deutschen Schriftstellerinnen avanciert und hat sich mit jedem ihrer Bücher thematisch und formal weiter vorgewagt. In "Archipel" führt sie rückwärts durch ein Jahrhundert voller Umbrüche und Verwerfungen, großer Erwartungen und kleiner Siege. Es ist Julios Jahrhundert, das der Bautes und Bernadottes, der Wieses, der Moores und González' – Familiennamen aus ganz Europa. Aber da sind auch die, die keine Namen haben: Die Frau etwa, die für alle nur 'die Katze' war: unverheiratete Mutter, Köchin, Tomatenpackerin - und irgendwann verschwunden. Denn manchmal bestimmen Willkür, Laune, Zufall oder schlicht: mitreißende Erzählkunst über das, was geht, und das, was kommt.
Inger-Maria Mahlke wuchs in Lübeck und auf Teneriffa auf, studierte Rechtswissenschaften an der FU Berlin und arbeitete dort am Lehrstuhl für Kriminologie. 2009 gewann sie den Berliner Open Mike. Ihr Debütroman "Silberfischchen" wurde ein Jahr später mit dem Klaus-Michael-Kühne-Preis ausgezeichnet. Für einen Auszug aus ihrem Roman "Rechnung" offen bekam sie beim Wettbewerb um den Ingeborg-Bachmann-Preis den Ernst-Willner-Preis zugesprochen; 2014 erhielt sie den Karl-Arnold-Preis der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste. Ihr Roman "Wie Ihr wollt" gelangte unter anderem auf die Shortlist des Deutschen Buchpreises. Inger-Maria Mahlke lebt in Berlin.
'Archipel' ist eine große Reise durch die Zeit und bis ans Ende Europas. Die Städte Teneriffas atmen ihren ewigen Sommer, aber zwischen all den Gerüchen und Geräuschen des Südens spürt man den Luftzug eines ganzen Jahrhunderts. Während in einem Altenheim die Menschen ihre letzten Wege gehen, versuchen es die Jungen mit neuer Hoffnung. Es ist der Zyklus des Privaten, den Inger-Maria Mahlke auf grandiose Weise mit dem Politischen verknüpft. Und so blättert man durch hundert Jahre wie durch ein Album voll schmerzhaft schöner und genauer Bilder. Sieht Abkömmlinge der spanischen Konquistadoren und majestätische Putzfrauen, Aufstieg und Abstieg, Liebe und Korruption. deutscher-buchpreis.de 20180911
'Archipel' ist eine große Reise durch die Zeit und bis ans Ende Europas. Die Städte Teneriffas atmen ihren ewigen Sommer, aber zwischen all den Gerüchen und Geräuschen des Südens spürt man den Luftzug eines ganzen Jahrhunderts. Während in einem Altenheim die Menschen ihre letzten Wege gehen, versuchen es die Jungen mit neuer Hoffnung. Es ist der Zyklus des Privaten, den Inger-Maria Mahlke auf grandiose Weise mit dem Politischen verknüpft. Und so blättert man durch hundert Jahre wie durch ein Album voll schmerzhaft schöner und genauer Bilder. Sieht Abkömmlinge der spanischen Konquistadoren und majestätische Putzfrauen, Aufstieg und Abstieg, Liebe und Korruption.
Für ihren multiperspektivischen Ritt über das Inselreich wählt Inger-Maria Mahlke eine gewagte Konstruktion. Die turbulente Historie der Bautes, der Bernadottes, Wieses und all der anderen aus den verschiedensten Gründen auf Teneriffa gestrandeten Familien wird nicht chronologisch erzählt ... Das ist radikal und manchmal unbequem zu lesen und hat doch größten Reiz.
Eine beglückende Lektüre … Inger-Maria Mahlke führt den Familienroman ins 21. Jahrhundert, unprätentiös, literarisch souverän und - vor allem - auch politisch relevant.
Die Geschichte Europas im 20. Jahrhundert von der äußersten Peripherie aus zu erzählen - ich weiß gar nicht, wer das vor Mahlke je gemacht hat als Schriftsteller …
Mahlkes für die Longlist des Deutschen Buchpreises nominierter Roman gehört zur anspruchvollsten Literatur, die derzeit in deutscher Sprache geschrieben wird.
Keine Geschichtsschreibung von oben, sondern von allen Seiten, mit untrüglichem Gespür für soziale Ungerechtigkeit. So formt sich aus scheinbar willkürlich und doch wohl komponierten Elementen ein Geschichtspanorama des südwestlichsten Außenpostens Europas.
Ein ganz erstaunlicher Roman … Inger-Maria Mahlke schreibt kein Wort zu viel, fast spröde ist ihr Stil, doch liegt gerade in den so präzise heraufbeschworenen Bildern - Poesie.
In 'Archipel' spült Inger-Maria Mahlke die Geschichte Teneriffas an, von 1919 bis heute. Auch wenn der buchpreisnominierte Roman Löcher hat: Seine Struktur, seine Bilder, seine Figuren machen tolle Wellen.
Ein kühn konzipierter Roman, der die Geschichte Teneriffas zu einem Lehrstück über das 20. Jahrhundert formt, das fasziniert.
Ein sehr intensiver, nachhallender Roman.
Erscheinungsdatum | 03.08.2018 |
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Sprache | deutsch |
Maße | 133 x 210 mm |
Gewicht | 513 g |
Einbandart | gebunden |
Themenwelt | Literatur ► Historische Romane |
Literatur ► Romane / Erzählungen | |
Schlagworte | 1900 bis Gegenwart • Bernadotte • Deutscher Buchpreis • Ehe • Europa • Familie • Faschismus • franko • Frauen • Geschichte 20. Jahrhundert • Kanarische Inseln • Kolonialismus • Königshaus • Königshaus • La Laguna • Shortlist • Spanischer Bürgerkrieg • Spanischer Bürgerkrieg • Teneriffa • Tinerfeno • Zeitgeschichte |
ISBN-10 | 3-498-04224-6 / 3498042246 |
ISBN-13 | 978-3-498-04224-0 / 9783498042240 |
Zustand | Neuware |
Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR) | |
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