Mythos (eBook)

Was uns die Götter heute sagen

(Autor)

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2018 | 2. Auflage
448 Seiten
Aufbau Verlag
978-3-8412-1633-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Mythos -  Stephen Fry
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Stephen Fry hat sich die griechischen Göttersagen vorgeknöpft: Grandios und umwerfend komisch!

Zügellosigkeit, Lebenslust, Mord und Totschlag, Triumph und Tragödie: Die griechischen Göttersagen sind wilder und wüster als das Leben selbst und bieten damit alles, was sich Leser wünschen. Die alten Griechen inspirierten unter anderen Shakespeare, Michelangelo, James Joyce und Walt Disney. In Stephen Frys brillanter Nacherzählung erwachen die alten Sagen zu neuem Leben. Wir verlieben uns mit Zeus, sehen die Geburt der Athene, nehmen mit Kronos und Gaia Rache an Uranos, wir weinen mit König Midas und jagen mit der wunderschönen und furchtlosen Artemis.

Meisterhaft und in bester Tradition des britischen Humors zeigt uns Stephen Fry die Bedeutung der griechischen Sagen für die Geburt der Literatur.



Stephen Fry ist Schriftsteller, Schauspieler, Moderator, Kolumnist und Regisseur. Sein exzentrischer Charakter erklärt sich durch seine krumme Nase und den halben Zentimeter, den er kleiner ist als Monty-Python-Legende John Cleese. Sein Buch »Mythos« wurde zum SPIEGEL-Bestseller, der Nachfolger Helden zum Historischen Buch des Jahres 2021 gekürt. »Helden' wurde 2021 von DAMALS. Das Magazin für Geschichte als 'Historisches Buch des Jahres' ausgezeichnet.

Bei Aufbau und im Aufbau Taschenbuch sind seine Romane »Geschichte machen«, »Der Lügner«, »Das Nilpferd« und »Der Sterne Tennisbälle« lieferbar, ebenso »Paperweight. Literarische Snacks«, »Feigen, die fusseln. Entfessle den Dichter in dir«, die Autobiographie »Ich bin so Fry. Meine goldenen Jahre« sowie »Mythos. Was uns die Götter heute sagen«, »Helden. Die klassischen Sagen der Antike neu erzählt« und »Troja. Von Göttern und Menschen, Liebe und Hass«.

Die zweite Generation


Uranos, der Himmel, deckte Gaia, die Erde, vollkommen, und zwar in jeder Hinsicht: Er deckte sie, wie der Himmel bis auf den heutigen Tag die Erde deckt, und er deckte sie, wie ein Hengst eine Stute deckt. Dabei geschah etwas Bemerkenswertes. Die Zeit begann.

Und etwas anderes begann ebenfalls – wie sollen wir es nennen? Persönlichkeit? Drama? Individualität? Charakter, mit all seinen Fehlern, Launen und Leidenschaften, Plänen und Träumen? Sinn begann, könnte man sagen. Gaias Saat gab uns den Sinn. Das Denken keimte auf und fand seine Form. Semantische Semiologie aus dem Samen des Himmels. Ich möchte solche Mutmaßungen den Fachleuten überlassen, aber es war dennoch ein großer Moment. In der Erschaffung des Uranos und der Verbindung mit ihrem Sohn und nun auch Mann, hat Gaia den Faden des Lebens abgespult, der durch die gesamte Menschheitsgeschichte hindurch bis zu uns führt, mir und Ihnen.

Von Anfang an war die Vereinigung von Uranos und Gaia erfreulich produktiv. Zwölf robuste, gesunde Kinder kamen zuerst – sechs männliche, sechs weibliche. Die Jungs waren OKEANOS, KOIOS, KREIOS, HYPERION, IAPETOS und KRONOS. Die Mädchen THEIA, THEMIS, MNEMOSYNE, PHOIBE, THETYS und RHEA. Diese zwölf waren dazu bestimmt, die zweite Generation der göttlichen Wesen zu bilden und sich einen legendären Namen zu verdienen.

Und irgendwo, als die Zeit sich anschlich, begann die Uhr zu arbeiten, die Uhr der kosmischen Geschichte, die bis heute tickt. Vielleicht war eines dieser Neugeborenen dafür verantwortlich, wir können uns später darum kümmern.

Unzufrieden mit diesen zwölf starken und schönen Brüdern und Schwestern, schenkten Uranos und Gaia der Welt noch weitere Nachkommen, zwei unverkennbare, aber unverkennbar nicht schöne Drillingspaare. Zuerst kamen die drei Zyklopen, einäugige Giganten, die ihrem Vater, dem Himmel, ein ganz neues Arsenal an Ausdrucksmöglichkeiten verschafften. Der älteste Zyklop wurde BRONTES3 genannt, Donner, dann kam STEROPES, der Blitz, und schließlich ARGES, die Leuchtkraft. Uranos konnte nun den Himmel mit flackernden Blitzen und tosendem Donner erfüllen. Er kostete den Krach und Tumult gründlich aus. Aber das zweite Drillingspaar, das Gaia gebar, ließ ihn sogar noch mehr erbeben, ebenso wie alle, die sie sahen.

Höflich ausgedrückt, handelte es sich vielleicht um eine Art Mutationsexperiment, das nicht noch einmal wiederholt werden sollte, eine genetische Sackgasse. Diese Neugeborenen – die HEKATONCHEIREN – hatten nämlich jeweils fünfzig Köpfe und hundert Hände und waren so böse, abscheulich, gewalttätig und mächtig wie nichts und niemand zuvor.

Sie hießen KOTTUS, der Wütende, GYGES, der Langgliedrige, und AIGAION, der Steinbock, manchmal auch BRIAREOS genannt, der Kraftstrotzende. Gaia liebte sie. Uranos fand sie abstoßend. Vielleicht hat ihn am meisten die Vorstellung befremdet, dass er, der Herr des Himmels, so merkwürdige und hässliche Wesen gezeugt haben könnte, aber ich glaube, dass sein Hass, wie so oft, einer Furcht entsprang.

Voller Abscheu verfluchte er sie: »Weil ihr meine Augen beleidigt, sollt ihr nie wieder das Licht erblicken!« Während er wutentbrannt diese Worte brüllte, presste er sie und die Zyklopen zurück in Gaias Schoß.

Gaias Rache


Wir haben guten Grund, uns zu fragen, was »er presste sie zurück in Gaias Schoß« eigentlich bedeutet. Manche schließen daraus, dass er die Hekatoncheiren in der Erde begraben hat. Göttliche Identität war zu dieser frühen Zeit noch im Fluss. Es ist schwer zu sagen, wie viel an einem Gott Person war und wie viel eine Eigenschaft. Es gab noch keine Großbuchstaben. Gaia, die Mutter Erde, war dasselbe wie Gaia, die Erde an sich, genauso wie Uranos, der Himmel, dasselbe war wie der Himmelsvater Uranos.

Sicher ist, dass Uranos’ Reaktion auf die drei Hekatoncheiren, seine eigenen Kinder, und die abscheuliche Grausamkeit, mit der er seine Frau behandelte, das erste Verbrechen überhaupt darstellte. Eine Schandtat, die nicht ungesühnt bleiben konnte.

Gaias Schmerz war unerträglich, und neben dem Trio der strampelnden, sich windenden, mit dreihundert Händen kratzenden und hundertfünfzig Köpfen zustoßenden Hekatoncheiren kam in ihr ein entsetzlicher, unerbittlicher Hass gegenüber Uranos auf, dem Sohn, den sie geboren, und dem Ehemann, mit dem sie einer neuen Generation das Leben geschenkt hatte. Und wie Efeu sich um einen Baum windet, wuchs in ihr ein Racheplan heran.

Den nagenden Schmerz der Hekatoncheiren noch im Körper, bestieg Gaia den Othrys, einen hohen Berg in der heutigen zentralgriechischen Region Fthiotida. Von seinem Gipfel aus sieht man, wie die Ebene von Magnesia sich den blauen Wassern der westlichen Ägäis zuneigt, die sich wiederum um den malischen Golf winden und die verstreut liegenden Inseln namens Sporaden umspielen. Aber Gaia war so schmerzerfüllt und wütend, dass sie kein Auge für einen der schönsten Panoramablicke der Welt hatte. Auf dem Gipfel des Berges Othrys begann sie aus seinem Felsgestein ein äußerst ungewöhnliches und schreckliches Etwas zu fertigen. Neun Tage und neun Nächte arbeitete sie daran, bis sie einen Gegenstand hergestellt hatte, den sie in einer Gebirgsspalte versteckte.

Als Nächstes besuchte sie ihre zwölf schönen, starken Kinder.

»Willst du deinen Vater Uranos töten und mit mir zusammen den Kosmos beherrschen?«, fragte sie eines nach dem anderen. »Du wirst von ihm den Himmel erben, und die gesamte Schöpfung wird unser Eigentum sein.«

Wir stellen uns vielleicht vor, dass Gaia – die Mutter Erde – weich, warm, gütig und freundlich ist. Nun ja, manchmal ist sie das auch, aber man muss bedenken, dass in ihrem Inneren ein Feuer lodert. Manchmal kann sie brutaler, grausamer und furchterregender sein als die wildeste See.

Und wo wir gerade von der Meereswelt sprechen: Die ersten ihrer Kinder, die Gaia auf ihre Seite ziehen wollte, waren Okeanos und seine Schwester Thetys, aber die verhandelten gerade mit Thalassa, der primordialen Göttin des Meeres, über einen Teil des Ozeans für sich. Alle Kinder dieser Generation waren damit beschäftigt, ihre Muskeln spielen zu lassen. Keifend und knurrend steckten sie ihren jeweiligen Einflussbereich ab und testeten wie Welpen im Körbchen gegenseitig ihre Kraft und Überlegenheit aus. Okeanos hatte sich überlegt, Gezeiten und Meeresströme zu erschaffen, die wie ein großer Salzfluss die Erde umspannen sollten. Thetys bekam ein Baby von ihm – in der Frühzeit natürlich keine Sünde: Fortpflanzung wäre ohne Inzest nicht möglich gewesen. Sie war schwanger mit Neilos, dem Nil, und würde auch weiterhin mindestens dreitausend Okeaniden oder Seenymphen gebären, attraktive Gottheiten, die sich gleichermaßen elegant im Wasser wie an Land bewegen konnten. Zwei erwachsene Töchter hatten sie schon, Klymene, die Geliebte des Iapetos, und die kluge Metis, die später noch eine wichtige Rolle spielen wird.4 Die beiden waren glücklich und freuten sich auf ein Leben auf den Wellen des Ozeans, sahen also keine Notwendigkeit, ihren Großvater Uranos umzubringen.

Dann besuchte Gaia ihre Tochter Mnemosyne, die beschäftigt, aber schwer auszusprechen war. Sie schien eine ziemlich oberflächliche, alberne und ignorante Person zu sein, die nichts wusste und noch weniger verstand. Das war trügerisch, denn Tag für Tag wurde sie klüger, besser informiert und fähiger. Ihr Name bedeutet Gedächtnis. Als die Mutter vorbeischaute, waren die Welt und der Kosmos noch sehr jung, also hatte Mnemosyne noch nicht so viel Gelegenheit gehabt, sich mit Wissen oder Erfahrung hervorzutun. Im Lauf der Jahre machte ihre unbegrenzte Fähigkeit, Wissen und Sinneswahrnehmungen zu speichern, sie so weise wie kaum eine andere. Eines Tages würde sie Mutter von neun Töchtern sein, den MUSEN, denen wir später noch begegnen werden.

»Ich soll dir helfen, Uranos zu töten? Der Himmelsvater ist doch sicher unsterblich?«

»Dann eben entthronen oder unschädlich machen … er hat es schließlich verdient.«

»Ich werde dir nicht helfen.«

»Warum nicht?«

»Es gibt einen Grund, und wenn ich ihn kenne, werde ich mich daran erinnern und ihn dir nennen.«

Entnervt ging Gaia als Nächstes zu Theia, die sich ebenfalls mit einem ihrer Geschwister eingelassen hatte, mit ihrem Bruder Hyperion.

Zu gegebener Zeit würde sie HELIOS auf die Welt bringen, die Sonne, SELENE, den Mond, und EOS, die Morgendämmerung, genügend elterliche Verpflichtungen also, um ziemlich eingespannt zu sein. Auch sie waren nicht sonderlich an Gaias Plänen interessiert, Uranos loszuwerden.

Verzweifelt, weil ihre biedere, wenig abenteuerlustige Brut sich weigerte, das zu tun, was sie als ihrer aller göttliche Berufung betrachtete – ganz abgesehen davon, wie verhätschelt und zahnlos sie ihr vorkamen –, versuchte Gaia ihr Glück bei Phoibe, vielleicht die Intelligenteste und Verständnisvollste der zwölf. Von Kind an hatte die glänzende Phoibe ein Talent für Weissagungen an den Tag gelegt.

»O nein, Mutter Erde«, sagte sie, als sie von Gaias Plan hörte. »Ich kann mich daran nicht beteiligen. Das wird nicht gut enden. Davon abgesehen bin ich schwanger …«

...

Erscheint lt. Verlag 5.10.2018
Reihe/Serie Die Mythos-Trilogie
Übersetzer Matthias Frings
Sprache deutsch
Original-Titel Mythos. A Retelling of the Myths of Ancient Greece
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
Geschichte Allgemeine Geschichte Altertum / Antike
Geisteswissenschaften Sprach- / Literaturwissenschaft Germanistik
Schlagworte Der Sterne Tennisbälle • Götter • Griechenland • Homer • Ilias • Monty Python • Mythen • Odysseus • Sagen • Stephen Fry
ISBN-10 3-8412-1633-1 / 3841216331
ISBN-13 978-3-8412-1633-5 / 9783841216335
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