Lüge nie! (eBook)

Thriller

(Autor)

eBook Download: EPUB
2018 | 1. Auflage
352 Seiten
Aufbau digital (Verlag)
978-3-8412-1629-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Lüge nie! - Kate White
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Bist du mein Geliebter - oder ein Mörder?

Die erfolgreiche Autorin Bryn Harper kämpft seit einem schweren Autounfall, bei dem sie fast verbrannt wäre, mit einer Schreibblockade. Alpträume suchen sie heim, und ihr Ehemann Guy versucht, sie abzulenken, indem er eine Dinnerparty ausrichtet. Dort hinterlässt ihr jemand rätselhafte Zeichen, die auf den Unfall hinweisen, und die Chefin der Catering-Firma verhält sich ihr gegenüber feindselig - am nächsten Morgen ist sie tot. Und dann muss Bryn erfahren, dass ihr Mann nicht der zu sein scheint, als der er sich ausgibt ...

»Diesen Thriller kann man nicht beiseitelegen - verrückte Träume garantiert!« Cosmopolitan.



Kate White war mehrere Jahre lang Chefredakteurin bei Cosmopolitan. Ihre Bücher sind in dreizehn Ländern erschienen.

Kapitel 2


Kurz darauf kämpfe ich mich aus einem Gespinst aus Schlaf. Mir wird klar, dass ich einen Alptraum hatte, ich bin jetzt hellwach. Mein Herz hämmert in meiner Brust. Meine Haut glüht, als wäre ich zu lange in der Sonne gewesen, und mein T-Shirt ist schweißnass.

Ich blicke mich um, immer noch unsicher, wo ich bin. Es ist hell, vielleicht später Nachmittag. Und dann weiß ich es. Ich befinde mich auf der abgeschirmten Veranda des Hauses, das wir in Saratoga Springs gemietet haben. Neben mir liegt eine abgegriffene Ausgabe von House Beautiful. In der Ferne höre ich das Dröhnen eines Rasenmähers und das Bellen eines Hundes.

Mein Herz schlägt immer noch wie wild. Ich stehe auf und atme tief durch die Nase ein, durch den Mund wieder aus, eine Technik, die mir Dr. G. gleich bei unserer ersten Sitzung beigebracht hatte.

Schließlich beruhigt sich mein Puls. Ich greife nach Stift und Block, die auf dem Beistelltisch bereitliegen, und notiere Fragmente meines Traums: Hotelzimmer, Rauch, schmelzende Türklinke, eine Wand aus Flammen. In den letzten Wochen hatte ich schon mehrfach diesen oder ähnliche Alpträume. Dr. G. hat vorgeschlagen, die Träume aufzuzeichnen. Sie scheinen wegen des Feuers etwas mit dem Unfall zu tun zu haben, den ich vor drei Monaten hatte.

Sie glaubt, dass mich das Niederschreiben der Träume beruhigen würde – und mit Glück auch einige meiner Erinnerungslücken füllen könnte.

Ich schließe meine Augen und versuche, weitere Details festzuhalten, aber der Traum zerfällt in meiner Erinnerung wie ein Haufen toter Blätter, die vom Wind verweht werden.

Ich zwinge mich dazu, von der Liege aufzustehen, und trotte in den Haupttrakt des Hauses. Vor etwas über hundert Jahren ist es im viktorianischen Stil erbaut worden. Es gibt nicht viele Zimmer, aber sie sind geräumig und elegant, mit hohen Decken, aufwändigen Stuckverzierungen und Wandverkleidungen. Nicht die Art von Haus, für die ich mich entschieden hätte – es ist alles so steif und ordentlich –, aber angenehm für einen Sommer.

Ich gehe in die Küche. Die weißen Fliesen unter den Hängeschränken glänzen in der Junisonne. Ich öffne den Kühlschrank und nehme den Krug mit Eistee heraus, gieße mir ein Glas ein und trinke es aus.

Der Tee löscht meinen Durst, vertreibt aber nicht mein Unbehagen. Ich schaue auf die Uhr. Es ist sechzehn Uhr dreißig. Guy wird gegen sechs zu Hause sein. Vielleicht können wir sogar noch draußen auf der Veranda essen, es wird ein lauer Abend werden.

Ich zwinge mich aufzustehen und das Geschirr abzuspülen. Dann nehme ich zwei Hühnerbrüste aus dem Kühlschrank und schnipple die grünen Bohnen, die ich vorhin gekauft habe.

Als ich damit fertig bin, gehe ich nach oben und mache das Bett. Aber während ich den Stoff geradeziehe, wird mir zum ersten Mal die totale Lächerlichkeit – und auch Ironie – dessen bewusst, was ich da tue. Im übertragenen Sinn war mein Leben bisher nichts als eine Abfolge ungemachter Betten, für die ich viel zu beschäftigt war und einfach nur glücklich, am Ende eines verrückten Tages hineinzufallen. Aber ich weiß genau, warum ich mich jeden Tag aufs Neue dieser Aufgabe widme. Es lenkt mich davon ab, was ich eigentlich machen sollte.

Dieser Sommer in Saratoga in einem zauberhaften Ferienhaus sollte mir die Gelegenheit geben, wieder auf die Beine zu kommen, nachdem meine Knochenbrüche größtenteils verheilt sind. Außerdem wollte ich an einem Exposé für mein neues Buch arbeiten, womit ich schon längst begonnen haben wollte, bevor dann der Unfall dazwischenkam. Aber es soll wohl nicht sein. Ich habe permanenten Jetlag wie ein Reisender, der aus einem Flugzeug taumelt, nachdem er ein Dutzend Zeitzonen durchflogen hat.

Und dann ist da noch meine Schreibblockade. Ich hatte befürchtet, dass es eine Weile dauern würde, bis es wieder rund läuft, aber inzwischen habe ich schon ganze Tage damit verbracht, auf einen leeren Computerbildschirm zu starren. Manchmal kommt es mir vor, als hätten Aliens mein Gehirn leergesaugt. Wenn die Panik mich überrollt, stelle ich mir vor, dass ich nie wieder ein Wort würde schreiben können, nie wieder mit jemandem teilen könnte, was ich gelernt habe, nie wieder in einem Raum voller Zuhörer sprechen könnte.

Nach einem letzten Aufschütteln des Federbettes erhasche ich einen flüchtigen Blick in den Spiegel über der Kommode. Weil ich bis vor kurzem noch einen Gipsarm hatte und meine Haare trotzdem waschen und föhnen musste, habe ich vor drei Monaten mein braunes Haar ziemlich kurz schneiden lassen. Die Frisur ist ganz nett, aber weil ich viel Gewicht verloren habe, sehe ich ein wenig mitgenommen aus.

Handyklingeln reißt mich aus meinen Gedanken. Als ich es aus der Tasche meines Sweatshirts ziehe und Guys Namen auf dem Display sehe, muss ich unwillkürlich lächeln.

»Hallo, Schatz«, sagt Guy. »Ich habe dich nicht bei einer Siesta gestört, oder?«

Glaubt er, dass ich mir jeden Tag ein Mittagsschläfchen gönne? Nun ja, im Grunde mache ich das wohl auch.

»Nein, ich erledige nur gerade ein paar Sachen.«

»Ich habe hier ein Problem mit einem Geldgeber, aber ich gehe davon aus, dass ich es lösen kann.«

Guy leitet das Fundraising von Saratogas kleiner, aber renommierter Opernkompanie. Sein Job ist es, Geldgeber an Land zu ziehen und sie bei der Stange zu halten.

»Wie ärgerlich. Um welchen Geldgeber geht es?«

»Ja, der Typ, der letzte Woche hunderttausend geben wollte. Ich muss ihn wohl auf ein paar Drinks einladen und ihn beruhigen.«

»Heute Abend?«

»Ja, tut mir wirklich leid, aber hier brennt die Luft.«

Bei dieser Wortwahl zucke ich zusammen und registriere, wie er sich auf die Zunge beißt und überlegt, ob er sich entschuldigen soll, doch dann entscheidet, dass das die Sache nur schlimmer machen würde.

»Du schaffst das bestimmt, Liebling«, sage ich.

»Hoffentlich. Ich werde heute Abend einen der Sänger einladen. Mario vielleicht.«

»Mario kann Menschen doch gut um den Finger wickeln, oder?«

Er gluckst, und ich habe das Grinsen auf seinem hübschen Gesicht genau vor Augen. Guy ist ein Improvisationstalent, jemand, der unverdrossen Probleme löst, von denen die meisten von uns in den Wahnsinn getrieben würden – gestrichene Flüge, verlorenes Gepäck, Kreditkartenkatastrophen.

Er fragt nach meinem Tag, und ohne es zu wollen, erwische ich mich dabei, wie ich die Einzelheiten aufhübsche. Ich sage »Ich war heute Morgen einkaufen« anstatt »Ich habe einen Beutel grüne Bohnen gekauft.« Ich sage »Ich habe einen kleinen Spaziergang gemacht« statt »Ich stand im Garten und habe dem Farn dabei zugesehen, wie es sich im Wind bewegt«.

»Wie läuft es mit dem Schreiben?«, fragt Guy. »Geht es dir schon wieder leichter von der Hand?«

»Ja, es wird besser. Ich habe mir Notizen für das neue Buch gemacht.« Auch das stimmt nicht wirklich. Ich habe lediglich das Wort Neuanfang mit einem Fragezeichen aufgeschrieben und siebenundzwanzig Minuten lang darauf gestarrt.

»Soll ich mit dem Essen warten, bis du zu Hause bist? Mir macht es nichts aus, später zu essen.«

»Nein, warte nicht. Ich weiß wirklich nicht, wie lange es dauern wird. Stell mir einfach was in den Kühlschrank, okay?«

»Mache ich«, antworte ich und versuche, mir meine Enttäuschung nicht anmerken zu lassen.

»Alles in Ordnung wegen morgen Abend?«

»Ja, sicher. Ich freu mich drauf.« Morgen werde ich hier zum ersten Mal die Gastgeberin einer Dinnerparty spielen, die wir für zwei Geldgeber und ihre Frauen geben. Guy kann mit dem Haus ein wenig angeben, und er hofft, es wäre eine gute Gelegenheit für mich, wieder in die Gänge zu kommen und ein paar Einheimische kennenzulernen. Sein Büro sorgt für das Catering, also muss ich nichts vorbereiten, einfach nur einen Abend lang mit Gästen plaudern, genau die Art von Aktivität, die ich bis zum März dieses Jahres sowohl privat als auch professionell genossen habe. Jetzt aber graut es mir vor der seelischen Anstrengung, die mir das abverlangen wird.

»Was mich daran erinnert«, füge ich hinzu, »dass ich im Esszimmer nach Servietten suchen sollte. Beide Geldgeber bringen ihre Frauen mit, richtig?«

»Ja, obwohl es außer uns eigentlich fünf sind«, sagt er. »Ich habe noch diesem Professor für Journalistik vom Ballston College eingeladen, Derek Collins. Ich habe ihn kennengelernt, als er mit seinem Kurs eine Diskussionsveranstaltung im Theater besucht hat. Er ist ein großer Fan deiner Bücher.«

»Bringt er niemanden mit?«

»Nein, er ist Single und meinte, er würde lieber allein kommen.«

»In Ordnung. Dann bis später.«

»Ja, ich freu mich. Ich liebe es, dich neuerdings jeden Abend für mich zu haben.«

Bis vor drei Wochen hatten wir zwei Jahre lang eine Fernbeziehung geführt. Er hatte Verständnis dafür, dass ich für einen Umzug in eine Kleinstadt nicht zu haben bin, und war mehr als glücklich, an den Wochenenden nach Manhattan zu kommen, bis er sich irgendwann einen Job in der Stadt suchen würde. Und obwohl wir mit der Fernbeziehung gut klarkommen, sind sieben gemeinsame Tage pro Woche statt zweieinhalb eine nette Abwechslung für uns. Außer wenn Guys Arbeit mal wieder dazwischenfunkt.

»Dito.«

Nachdem ich aufgelegt habe, plagt mich ein schlechtes Gewissen, weil ich wegen meines Tages geschwindelt habe. Ich belüge ihn nicht gerne, weil es das...

Erscheint lt. Verlag 7.12.2018
Übersetzer Matthias Frings
Sprache deutsch
Original-Titel The Secrets You Keep
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Affäre • Alptraum • Amerika • Autorin • Autounfall • Betrogene Ehefrau • Catering • Cosmopolitan • Domestic Crime • falsche Beschuldigung • falscher Verdacht • Hinweise • Kate White • Matthias Frings • Paula Hawkins • Psychologischer Thriller • Psychothriller • Schreibblockade • Spannung • Thriller • USA • Wahnsinn • Zeichen
ISBN-10 3-8412-1629-3 / 3841216293
ISBN-13 978-3-8412-1629-8 / 9783841216298
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