Bittere Schokolade (eBook)

Ein kulinarischer Krimi. Xavier Kieffer ermittelt
eBook Download: EPUB
2018 | 1. Auflage
480 Seiten
Verlag Kiepenheuer & Witsch GmbH
978-3-462-31664-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Bittere Schokolade -  Tom Hillenbrand
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»Ein kulinarischer Krimi-Genuss« Bunte. Eigentlich wollte der Luxemburger Koch Xavier Kieffer seine Jugendliebe Ketti Faber niemals wiedersehen - an ihre gemeinsame Zeit in Paris erinnert er sich nicht allzu gerne zurück. Doch als die Patisseurin ihn einlädt, ihre neue Schokoladenmanufaktur in der Nähe von Brüssel zu besichtigen, kann er nicht widerstehen.Kurz darauf wird Ketti brutal ermordet. Hat ihr Tod etwas mit jener mysteriösen Plantage in Westafrika zu tun, von der die Manufaktur ihren besonderen, fair angebauten Kakao bezog? Und was hat es mit dem Luxemburger Botschafter der Republik Kongo auf sich, der in etwa zur selben Zeit verstarb wie Ketti Faber? Kieffer beginnt zu ermitteln und kommt einem Verbrechen von ungeheuren Ausmaßen auf die Spur. Und er lernt, dass Schokolade eine sehr bittere Angelegenheit sein kann. »Hillenbrand ist ein eleganter Stilist, der es versteht, komplexe Geschichten leichthändig zu entwickeln.« Hamburger Abendblatt

Tom Hillenbrand, studierte Europapolitik, volontierte an der Holtzbrinck-Journalistenschule und war Redakteur bei SPIEGEL ONLINE. Seine Bücher erscheinen in vielen Sprache, wurden mehrfach mit Preisen ausgezeichnet und stehen regelmäßig auf der SPIEGEL-Bestsellerliste.

Tom Hillenbrand, studierte Europapolitik, volontierte an der Holtzbrinck-Journalistenschule und war Redakteur bei SPIEGEL ONLINE. Seine Bücher erscheinen in vielen Sprache, wurden mehrfach mit Preisen ausgezeichnet und stehen regelmäßig auf der SPIEGEL-Bestsellerliste.

Inhaltsverzeichnis

2


Xavier Kieffer stand hinter der Theke des »Deux Eglises« und war dabei, eine Flasche Rivaner zu entkorken. Nicht zum ersten Mal an diesem Abend musste er gähnen. Gestern war es spät geworden. Erst um halb drei hatte er das Restaurant zugesperrt. Hoffentlich konnte er heute früher schließen.

Er goss Rivaner in ein Glas und stellte die Flasche in einen Kübel. Beides schob er dem an der Theke sitzenden Pekka Vatanen hin. Sein Freund und Stammgast murmelte ein Wort des Dankes und trank. Mit einem genüsslichen Schmatzer stellte er das Glas wieder hin.

»Der ist gut«, sagte Vatanen.

»Ist der gleiche wie gestern«, erwiderte Kieffer. Sein finnischer Freund saß fast jeden Abend an diesem Platz und trank ein Fläschchen. Er bestellte stets Rivaner, am liebsten Coteaux de Remich. Vatanens Trinkgewohnheiten waren derart berechenbar, dass Kieffer bei seinem Moselwinzer jedes Jahr sechzig Kisten dieses Weins blind ordern konnte – der schlaksige EU-Beamte trank ihn ganz sicher weg.

»Er ist immer gut«, sagte Vatanen.

Kieffer gähnte erneut.

»Müde?«

Kieffer nickte. Leise fügte er an: »Ech kéint krepéieren fir e Kaffi.«

»Wie bitte?«

»Ich brauche Kaffee, Pekka.«

»Sollte in einem Restaurant kein Problem sein, oder? Aber mir scheint, was du eigentlich brauchst, ist eine Mütze Schlaf.«

»Vermutlich.«

Der Koch wollte gerade die Espressomaschine anwerfen, als der Aufzug bimmelte. Das »Deux Eglises«, dessen Koch und Besitzer Kieffer war, lag in Clausen, einem der Luxemburger Unterstadtviertel. In der ville basse war alles etwas eng und gedrängt. Das traf nicht nur auf die Gässchen zu, sondern auch auf das Innere der meisten Häuser. Das alte Garnisonsgebäude auf der Rue Wilhelm, in dem das »Deux Eglises« untergebracht war, bot im Erdgeschoss gerade genug Platz für eine Theke und vierzig Plätze. Die Küche befand sich deshalb im ersten Stock. Theoretisch hätte man die Speisen auch über eine schmale steinerne Treppe nach unten transportieren können. Aber das war erstens anstrengend und zweitens hatten sich dabei in der Vergangenheit unerfreuliche Unfälle ereignet. Kieffer konnte sich noch gut an jenen Tag erinnern, an dem er beschlossen hatte, den Aufzug installieren zu lassen. Eine Aushilfskellnerin war auf dem Weg hinunter in den Schankraum gestolpert. Dem Mädchen war nichts passiert, aber sein vollbeladenes Tablett hatte sich in ein Geschoss verwandelt, genauer gesagt in eine Salve von Geschossen. Zwei Portionen Seezungenröllchen nach Grand-Duc-Art, ein Suppenteller mit Bouneschlupp sowie eine Kasserolle Huesenziwwi waren durch den Schankraum katapultiert worden. Kieffer erinnerte sich noch genau an die einzelnen Gerichte. Schließlich hatte er nichtsahnend am Fuß der Treppe gestanden, als ihm der Bohnensuppen-Tsunami sowie der Schauer aus Fischbrocken, Pilzen und anderen Dingen entgegenkam. Wie die tapsige Kellnerin hieß, war ihm hingegen längst entfallen.

Nun kam alles per Aufzug. Er ging hinüber, öffnete das Türchen und holte zwei Teller Biwwelamoud heraus. Nachdem er sie an einen der Tische gebracht hatte, ging er zurück zur Kaffeemaschine. Kieffer klopfte gerade den Siebträger aus, als das Küchentelefon schellte. Seufzend nahm er ab. Es war seine Souschefin Claudine.

»Kannst du gleich hochkommen, Xavier?«

»Hütte brennt?«

»Hm, wir sind etwas hintendran.«

»Bin gleich da.«

Er schaute auf die Uhr. Es war erst halb acht. Wenn sie da bereits in Verzug waren, würde es später noch heiter werden. Kieffer legte den Siebträger weg. Er wandte sich Vatanen zu, zeigte nach oben und tippte sich gegen die Stirn.

Vatanen lächelte verschmitzt. »Doch kein Kaffee? Tja. No rest for the wicked.«

Kieffer ignorierte diese wenig hilfreiche Bemerkung und stieg die Treppe zur Küche empor. Oben angekommen sah er sofort, dass sie hintendran waren. Seine Postenköche hatten alle diesen stieren Blick, sie arbeiteten ruckartig, hastig. Niemand fluchte. Kieffer verzog das Gesicht. Wenn sie nicht einmal mehr fluchten, war das meist ein schlechtes Zeichen. Er machte sich an die Arbeit.

Als er für einen Kaffee wieder hinunter in den Schankraum ging, war es schon fast elf. Vermutlich wäre es besser gewesen, um diese Zeit keinen Espresso mehr zu trinken. Doch irgendwie spürte Kieffer, dass er so oder so schlafen würde wie ein Stein. Gegen neun war überraschend eine größere Gruppe Chinesen aufgetaucht, inzwischen war es erfreulich ruhig. Die verbliebenen Gäste arbeiteten an ihren Desserttellern, Kieffer selbst hatte sich eine Mummentaart aus der Küche mitgebracht, Luxemburger Apfelkuchen.

Vatanen saß immer noch an der Bar. Jemand musste ihm eine zweite Flasche Rivaner aufgemacht haben. Das zumindest vermutete Kieffer – der trinkfeste Finne hielt sich normalerweise keine drei Stunden lang mit einer Flasche auf.

»Der Kuchen sieht lecker aus«, sagte Vatanen.

Nun, da der Finne den Mund aufmachte, wurde Kieffers Vermutung zur Gewissheit. Vatanen lallte nicht, dafür soff er viel zu routiniert. Aber er versah jedes seiner Worte mit jener konzentrierten Betonung, mit der Betrunkene, die sich ihres Zustands bewusst sind, das Nuscheln zu vermeiden suchen.

»Nix da«, brummte Kieffer. »Das ist meiner.«

»Gibt’s noch mehr davon?«

Der Koch schüttelte den Kopf. »Das letzte Stück. Aber wir haben noch Quetscheflued und Schokoladentorte. Was willst du?«

»Was für eine Frage. Natürlich Schoko.«

»Sahne?«

Vatanen nickte energisch. Dabei hielt er sich mit einer Hand am Tresen fest.

»Ich kann’s mir ja leisten.«

Kieffer nickte. Anders als an dem nicht mehr ganz schlanken Koch blieb an dem Finnen nichts hängen, egal, was dieser in sich hineinstopfte. Über das Telefon orderte er die Schokotorte. Dann setzte er sich mit Kaffee und Apfelkuchen zu Vatanen.

»Irgendwas ist in der Stadt los«, sagte der Finne.

»Ja?«

»Heute Nachmittag war in der Oberstadt alles abgesperrt. Ich stand ewig im Stau.«

»Ist was passiert?«

»Keine Ahnung. Irgendwer sagte, oben am Palais wäre was.«

Vatanen meinte das Großherzogliche Palais, die Stadtresidenz des Luxemburgischen Staatsoberhauptes. Sie befand sich in der Altstadt.

»Am Palais ist immer was los«, erwiderte der Koch kauend.

Vatanen goss sich Wein nach. »Das stimmt. Hoher Besuch, vermutlich. Auf jeden Fall ist es mit dem Auto da oben gerade wieder eine Qual.«

Der Aufzug klingelte. Kieffer erhob sich und kam mit Vatanens Schokoladenkuchen zurück, einer wuchtigen Angelegenheit mit Ganache-Füllung. Über die tiefbraune Torte waren breite Späne aus weißer Schokolade gehobelt worden.

»Guten Appetit, Pekka.«

Der Finne nickte und begann, den Kuchen in sich hineinzuschaufeln. Die Sache ging erstaunlich schnell und war nicht schön anzusehen.

»Ich muss jetzt rauchen«, sagte Kieffer.

Vatanen kratzte die letzten Schokoladenreste vom Teller. »Und ich muss gehen. Habe morgen einen Termin in Straßburg, viel zu früh, natürlich.«

Gemeinsam traten sie vor die Tür. Das »Deux Eglises« befand sich am Fuße des Kirchbergs, hinter dem alten Gemäuer ragte der Hang auf. Unter ihnen lag Clausen, in der Dunkelheit nur eine Ansammlung grauer Dächer und Türmchen. Rechts erhob sich die hell beleuchtete Oberstadt. Kieffer gähnte.

»Schlaf dich mal aus«, sagte Vatanen.

»Morgen früh eher nicht. Ich fahre nach Brüssel.«

»Und da?«

»Ich besuche eine Freundin.«

Pekka Vatanen zog die Augenbrauen hoch. Alles, was mit Frauen und Frauengeschichten zusammenhing, interessierte den Finnen brennend. Er stupste Kieffer am Arm.

»Details, bitte.«

Kieffer entzündete zunächst eine Zigarette, sog Rauch ein.

»Gibt nicht viel zu erzählen. Sie hat einen Laden in Brüssel. Schokolade, Pralinen. Ich kenne sie schon sehr lange, hatte sie aber aus den Augen verloren.«

»Woher?«

»Aus Paris.«

»Du hast es irgendwie mit den Pariserinnen, hm?«

Vatanen spielte auf Kieffers Freundin an, die französische Gastrokritikerin Valérie Gabin. Mit ihr war er seit über fünf Jahren liiert.

»Keine Pariserin. Ketti ist Luxemburgerin. Ich habe sie kennengelernt, als ich im ›La Houle‹ gearbeitet habe.«

Kieffer hatte in einem Pariser Fischrestaurant dieses Namens den Posten des Souschefs bekleidet. Das war eine Ewigkeit her, bald ein Vierteljahrhundert. Er musste damals um die fünfundzwanzig gewesen sein. Das »La Houle« hatte in einer Seitenstraße des Boulevard de Montparnasse gelegen. Schräg gegenüber befand sich seinerzeit ein Bistro mit dem wunderlichen Namen »La Couleur Tombée Du Ciel«. Die Küche war weniger ambitioniert als die des »La Houle«, aber »La Couleur« besaß dennoch einen guten Ruf, vor allem wegen der Nachtische und Kuchen. Viele Gäste aßen in einem der vielen Restaurants rund um die Kreuzung der Boulevards Montparnasse und Raspail, um dann auf einen Nachtisch ins »Couleur« überzusiedeln. Auch Kieffer war häufig dort gewesen, hatte sich an Paris-Brest-Kränzen, Vitréais und Religieuses gütlich getan. Irgendwann fragte er die Kellnerin, woher diese fantastischen Kuchen eigentlich stammten. So hatte er Ketti Faber kennengelernt.

»Ketti also«, sagte Vatanen. »Und die ist Konditorin?«

Kieffer nickte. »Eine sehr gute. Inzwischen macht sie aber nur noch Schokolade. Schaue...

Erscheint lt. Verlag 8.11.2018
Reihe/Serie Die Xavier-Kieffer-Krimis
Die Xavier-Kieffer-Krimis
Die Xavier-Kieffer-Krimis
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte 6. Fall • Belgien Krimis • Brüssel • Brüssel Krimis • Ermittler Koch • Fairtrade-Schokolade • Frankreich Krimis • Gastroführer Guide Bleu • Gastrokritikerin • Gault Millau • Gefährliche Empfehlungen • Goldenes Gift • Julie Dubois • Kakao-Genuss • Kieffer Krimis • Knödelkochbuch • Krimi Küche • Kriminal-Roman • Krimi-Neuerscheinungen • Krimireihe • Krimi-Reihe • Krimis für den Urlaub • Krimis über Essen • Kulinarische Krimis • Letzte Ernte • Luxemburg • Luxemburg Krimis • Michelin • Nicole de Vert • Regionalkrimi • Rotes Gold • Schlemmerparadies • Schokolade • Schokolade macht glücklich • Spiegel-Bestseller-Reihe • Sterne-Küche • Sterne-Restaurant-Koch • Teufelsfrucht • Tödliche Oliven • Urlaubsbuch • Urlaubs-Krimis • Urlaubs-Lektüre • Ville de Luxembourg • Xavier Kieffer • Xavier Kieffer 6 • Xavier Kieffer Band 6 • Xavier Kieffer Reihe • Xavier Kieffers sechster Fall
ISBN-10 3-462-31664-8 / 3462316648
ISBN-13 978-3-462-31664-3 / 9783462316643
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