Zeitenfeuer (eBook)

The First Empire
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2018 | 1. Auflage
624 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-44180-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Zeitenfeuer -  Michael J. Sullivan
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Einigkeit oder Untergang - die Rebellion gegen die falschen Götter wird zur Zerreißprobe Immer auswegloser erscheint der Aufstand der Menschen gegen ihre falschen Götter, die Fhrey. Die Magie des Feindes ist zu mächtig, die Clans der Menschen zu zerstritten. Da fasst Stammesführerin Persephone einen verzweifelten Plan: Sie will die Hilfe eines Volkes erbitten, das wie kein zweites die Kunst des Waffenschmiedens beherrscht. Doch die Dherg, vor langer Zeit unter die Erde vertrieben, knüpfen ihre Hilfe an eine unmögliche Bedingung. Persephone soll den Dämon vertreiben, der in den Tiefen der verlassenen Stadt lauert, älter und grauenhafter als die Zeit selbst ... 'The First Empire' geht in die zweite Runde: mit 'Zeitenfeuer' kehren die Leser in die Welt der falschen Götter von Bestseller-Autor Michael J. Sullivan zurück. 'Epische Fantasy aus der Feder eines meisterhaften Geschichtenerzählers' - The Library Journal Der Amerikaner Michael J. Sullivan, Autor der »Riyria-Chroniken«, hat mit »The First Empire« erneut ein mitreißendes High-Fantasy-Epos um wahren Mut, große Kämpfe und bitteren Verrat geschaffen. Die High-Fantasy-Saga ist in folgender Reihenfolge erschienen: • »Rebellion« • »Zeitenfeuer« • »Göttertod« • »Heldenblut« • »Drachenwinter«

Michael J. Sullivan, geboren 1961 in Detroit, lebt heute mit seiner Frau und drei Kindern in Fairfax in der Nähe von Washington D. C. als freier Autor. Zunächst publizierte er sehr erfolgreich im Eigenverlag, bis ein US-Verlag auf den Autor aufmerksam wurde. Inzwischen wurden seine Romane in 14 Sprachen übersetzt und haben mehr als 100 Preise gewonnen.

Michael J. Sullivan, geboren 1961 in Detroit, lebt heute mit seiner Frau und drei Kindern in Fairfax in der Nähe von Washington D. C. als freier Autor. Zunächst publizierte er sehr erfolgreich im Eigenverlag, bis ein US-Verlag auf den Autor aufmerksam wurde. Inzwischen wurden seine Romane in 14 Sprachen übersetzt und haben mehr als 100 Preise gewonnen.

1

Der Sturm


Viele glauben, dass die erste Schlacht des Großen Kriegs in Grandford stattfand, zu Beginn des Frühlings, aber in Wahrheit erfolgte der erste Angriff an einem Sommertag in Dahl Rhen.

– Das Buch Brin

 

»Sind wir sicher?«, rief Persephone zu der Eiche hinauf.

Magda war der älteste Baum im Wald, wuchtig und majestätisch zugleich. Vor ihr zu stehen war wie der Blick auf einen Ozean oder einen hohen Berg – in beiden Fällen fühlte sich Persephone klein. Ihr wurde bewusst, dass ihre Frage zu schlicht, zu ungenau formuliert sein könnte, und fügte hinzu: »Was müssen wir noch tun, um mein Volk vor den Fhrey zu schützen?«

Persephone wartete auf eine Antwort.

Eine Brise kam auf, die den Baum schüttelte, und ein großer Ast fiel herunter.

Persephone sprang zur Seite, kurz bevor er neben ihr aufschlug. Der Ast, der aus großer Höhe herabgefallen war, hatte sie nur um wenige Zentimeter verfehlt und hätte sie mit Sicherheit getötet. Abgebrochene Äste, die hoch oben im dichten Laubdach hingen, nannte man Witwenmacher. Da Persephone bereits ihren Ehemann verloren hatte, schien es sich bei dem toten Holz neben ihr um ein besonders ehrgeiziges Exemplar zu handeln.

»Was will sie mir damit sagen?«, fragte Persephone Suri.

Die junge Seherin mit dem weißen Wolf warf einen Blick auf den Ast und zuckte die Achseln. »Ich glaube, das war bloß der Wind. Es fühlt sich an, als ob sich ein Sturm zusammenbraut.«

Als Persephone zum ersten Mal den Rat des großen Baums erbeten hatte, hatten Magdas Worte ihr Volk gerettet. Jetzt stand sie wieder hier und stellte ein weiteres Mal ihre Fragen. Seit ihrem letzten Besuch waren Monate vergangen, und das Leben in Dahl Rhen bewegte sich wieder in seinen üblichen Bahnen. Die Spuren des Kampfes zwischen den Miralyith hatten sie zwar beseitigt, aber Persephone wusste, dass der eigentliche Konflikt dadurch nicht verschwunden war. Es gab immer noch Fragen – Fragen, die weder Mensch noch Fhrey beantworten konnten. Und trotzdem …

Persephone blickte auf den herabgefallenen Ast. Es ist kein gutes Zeichen, dass Magda unser Gespräch damit beginnt, dass sie mich zu zerquetschen versucht.

»Was nicht stimmen?«, fragte Arion. Die Fhrey mühte sich redlich, die Sprache der Rhunes zu lernen. Sie stand neben Suri und Minna und beobachtete die Szene mit großem Interesse. Sie trug den grünen Hut, den Padera für sie gehäkelt hatte. Das grobe, etwas eigenwillige Ding ließ die Miralyith zugänglicher erscheinen, weniger göttlich, vielmehr – menschlich. Arion war mit ihnen gekommen, um das Orakel im Einsatz zu erleben, obwohl Persephone zugegebenermaßen mehr Worte und weniger Einsatz erwartet hatte.

Suri blickte zu dem Baum hinauf. »Weiß nicht.«

»Was will Magda uns sagen?«, rief Persephone Suri zu, um den lauter werdenden Wind zu übertönen.

So sollte es eigentlich ablaufen. Persephone stellte dem Baum Fragen, und die Seherin erläuterte dann seine Antworten, nachdem sie dem Rascheln der Blätter und Äste gelauscht hatte. Aber Arion hatte recht, irgendetwas stimmte nicht. Suri sah perplex aus – das war mehr als bloße Verwirrung. Sie wirkte besorgt.

»Bin mir nicht sicher«, antwortete das Mädchen.

Persephone zupfte sich eine Haarsträhne vom Mund. »Warum nicht? Spricht sie in Rätseln oder ignoriert sie dich einfach?«

Suri verzog frustriert das Gesicht. »Oh, sie redet jede Menge, aber so schnell, dass ich ihre Worte nicht verstehen kann. Sie brabbelt eigentlich nur. Habe sie noch nie so erlebt. Sie wiederholt die ganze Zeit ›Flieht … flieht schnell … flieht weit weg. Sie jagen euch.‹«

»Sie? Wer? Redet sie mit uns? Ist das die Antwort auf meine Fragen?«

Suri schüttelte den Kopf. Ihre kurz geschnittenen Haare flatterten über den Tätowierungen auf ihrer Stirn hin und her. »Nein. Sie hat schon geschrien, bevor du auch nur ein Wort gesagt hast. Ich glaube nicht, dass sie dich gehört hat. Ich bin mir nicht mal sicher, woher Magda das Wort ›fliehen‹ kennt. Mal ganz ehrlich, woher soll ein Baum wissen, was das bedeutet?«

»Willst du mir sagen, dass der Baum hysterisch ist?«

Suri nickte. »Sie fürchtet sich zu Tode. Ich kenne Mäuse, deren Geplapper mehr Sinn ergeben hat. Jetzt spricht sie nicht einmal mehr Wörter, sondern macht nur noch Geräusche.« Suris Augenbrauen zuckten nach oben, ihr Gesicht verzog sich vor Anspannung – zusammengekniffene Augen, zusammengekniffener Mund.

»Was ist los?«, fragte Persephone.

»Es ist nie gut, wenn ein Baum schreit.«

Das hohe Gras peitschte gegen Persephones Beine. Ihr Kleid klatschte laut flatternd auf ihre Haut. Die abgerissenen Eichenblätter verdunkelten die Luft, wie es sonst nur in einem Schneesturm geschah. Persephone konnte den Himmel durch Magdas dichte Laubkrone nicht sehen, aber der Sturm hatte noch an Kraft gewonnen. Als sie unter dem Baum hervortrat, sah Persephone, dass der eben noch wolkenfreie blaue Himmel einem stürmischen Grau gewichen war. Dunkle Wolken schoben sich brodelnd übereinander und verwandelten den helllichten Tag in ein düsteres Zwielicht. Ein seltsamer grüner Schimmer hatte sich über den Wald gelegt und tauchte alles in einen gespenstischen, widernatürlichen Ton.

»Was passiert?«, fragte Arion.

»Baum in Panik«, antwortete Suri.

»Vielleicht sollten wir zum Dahl zurückkehren«, sagte Arion und sah nach oben. »Ja?«

Minna winselte und drängte sich so dicht an Suri, dass sie das Mädchen beinahe umstieß. Die Seherin kniete sich hin, um ihre Wölfin zu beruhigen. »Nicht gut, oder, Minna?«

Arion wirkte nun wesentlich ernster. Sie gab es auf, Rhunisch zu sprechen, und wechselte wieder in ihre Muttersprache. »Wir müssen …« Sie wurde von einem grellen Blitz und ohrenbetäubendem Krachen unterbrochen.

Minna jaulte auf und flüchtete den Abhang hinab.

Persephone schwankte. Das Nachbild des Blitzes hinterließ ein strahlendes, fleckiges Band vor ihren Augen. Sie versuchte es wegzublinzeln, doch ohne Erfolg. Ihre Nase füllte sich mit dem Geruch von brennendem Holz, und sie spürte Hitze, die direkt vor ihr aufflackerte.

Magda brennt!

Arion lag auf dem Rücken zwischen Magdas Wurzeln, beide Hände schützend über den Kopf gehoben. Die Miralyith rief ein einziges Wort – keines, das Persephone wiedererkannte, aber es klang wie ein Befehl. Das Feuer, das die alte Eiche eben noch mit züngelnden Flammen umschlossen hatte, verschwand mit einem lauten Knall. An seine Stelle trat ein furchtbares Zischen und Rauch, der von einem böswilligen Wind gen Himmel gewirbelt wurde. Magdas Stamm war in der Mitte gespalten. Eine hässliche, rußgeschwärzte, klaffende Wunde mit leuchtend roten Rändern, die bei jedem Windstoß aufglühten. Die uralte und erstaunliche Mutter aller Bäume war durch die Hand der Götter getötet worden.

Persephone half Arion auf die Beine.

»Wir müssen fliehen«, sagte die Fhrey.

»Was? Warum?«

Arion packte sie am Handgelenk und zog sie mit sich. »Jetzt!«

Persephones Schädel prickelte, als Arion sie den Hügel hinabzerrte, fort von der Lichtung und hinein in die dichten Schatten des Sichelwaldes. Suri und Minna rannten ihnen ein gutes Stück voraus.

Krack!

Ein Blitz fuhr irgendwo hinter ihnen in die Erde.

Krack! Krack!

Zwei weitere Blitze durchzuckten die Luft, nah genug, dass Persephone ihre Hitze spüren konnte. Seite an Seite rannten Persephone und Arion hinter Suri und Minna her, die sich bereits, ohne noch einmal zurückzusehen, in Dornen, Dickicht und Gestrüpp stürzten. Persephone japste nach Luft und warf einen hastigen Blick über die Schulter. In einer direkten Linie zwischen ihnen und der Eiche schwelten mehrere Brandflecken.

Krack!

Sie alle zuckten zusammen, als es direkt über ihren Köpfen laut krachte. Wie schon zuvor die alte Eiche fing nun auch das Laubdach über ihnen Feuer. Ein riesiger Ast fiel wie eine gigantische Fackel herab – noch ein überehrgeiziger Witwenmacher.

»Brauchen Schutz«, sagte Arion und zerrte erneut an Persephones Handgelenk.

»Rhol in der Nähe«, rief Suri. »Hier lang.« Das Mädchen rannte tiefer in den Wald hinein, Minna dicht an ihrer Seite.

Persephone mochte zwar die Sprache der Bäume nicht verstehen, aber sie verstand Angst und Qual. Der Wald kreischte vor Schmerzen. Äste knickten ab, Baumstämme ächzten, und der gesamte Wald jaulte auf, als der Sturm sein grünes Sommerkleid von den Zweigen riss. Dann ertönte ein neues Geräusch, ein lautes, allumfassendes Dröhnen, das von allen Seiten zu kommen schien. Zuerst dachte Persephone, dass es wohl heftig zu regnen begonnen hatte, aber dafür war das Geräusch viel zu laut, viel zu aggressiv. Faustgroße Eiskugeln brachen wie Geschosse durch Blätter und Geäst, zerrissen, was vom Laubdach übrig war, und prallten an Ästen und Stämmen ab. Persephone riss die Arme über den Kopf und schrie auf, als sie von zwei großen Eisstücken am Rücken getroffen wurde – nur gestreift, doch der Schmerz war beißend wie ein Gertenhieb und von stumpfer Gewalt wie ein Faustschlag zugleich.

Weiter vorn blieb Suri am Fuß einer steilen, felsigen Klippe stehen und hieb mit der offenen Hand auf die steinerne Oberfläche. Zu Persephones großer Erleichterung öffnete sich ein Spalt im Fels und gab den Blick auf einen kleinen, sorgsam aus dem massiven Stein herausgemeißelten Raum frei. Die Seherin sprang hinein, dicht gefolgt von ihrer Wölfin. Von der Schwelle aus winkte sie die anderen beiden Frauen mit...

Erscheint lt. Verlag 26.4.2018
Reihe/Serie Zeit der Legenden
Zeit der Legenden
Übersetzer Marcel Aubron-Bülles
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte Abenteuer • Abenteuer-Fantasy • action • Action und Abenteuer • Aufstand gegen die Götter • Clans • Drachenwinter • Fall der Götter • Fantasy • fantasy bücher für erwachsene • fantasy geschichte • fantasy götter • Fantasy Krieg • Fantasy-Reihe • Fantasy Romane Erwachsene • Fantasy-Saga • Fantasy-Serie • First Empire • Geschichtenerzähler • Göttertod • Heldenblut • Held wider Willen • Heroische Fantasy • High Fantasy • High Fantasy Bücher • High Fantasy Bücher Erwachsene • High Fantasy Buchreihe • high fantasy romane • Kampf gegen Götter • Magie • Meisterwerk • Michael J. Sullivan • Michael J Sullivan The First Empire • Mythen • Mythen und Magie • Rebellion • Riyria • Riyria-Chroniken • sterbliche Götter • Weitere Titel der Reihe • Zeit der Legenden • Zeit der Legenden Band 2 • Zeitenfeuer
ISBN-10 3-426-44180-2 / 3426441802
ISBN-13 978-3-426-44180-0 / 9783426441800
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