Im Auftrag Odins -  Franz Harka

Im Auftrag Odins (eBook)

Roman

(Autor)

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2018 | 1. Auflage
268 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7528-8140-0 (ISBN)
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HRR 973, Provinz Daleminzien, pagus Belgor, Grenzburg Belegari. Der junge Hardit vom Stamm der Sachsen erhält von Odin den Auftrag, fünf Aufgaben zu erfüllen, deren Lösungen die Antworten auf 1000 Jahre später gestellte Fragen sind. Zusammen mit Odins legendärem Raben Munin und dem Drachen Fafnir macht er sich auf eine gefahrvolle Reise. Auf der Burg Belegari begegnet er mit dem Burgherrn Wernher de Belegora und dem Erzkanzler von Mainz treuen Vasallen des Kaisers. Die schöne byzantinische Gemahlin Ottos II., die maßgeblich die Geschicke des entstehenden Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation mitbestimmt, bringt ihn mit ihrem Erzieher Trigomestos zusammen, einem griechischen Universalgelehrten und Kenner uralten menschlichen und übermenschlichen Wissens. Doch nicht nur Trigomestos ist an dem mit druidischen Kenntnissen ausgestatteten Hardit höchst interessiert. Aufgrund seiner Fähigkeit, aus geworfenen Runen Weissagungen zu lesen, von denen eine den Tod den Kaisers voraussagt, erregt er das Misstrauen der Burgbewohner: Sie verdächtigen ihn, im Bund mit dem Teufel zu stehen und dem Kaiser nach dem Leben zu trachten. Obwohl Hardit kluge Vorkehrungen in die Wege geleitet hat, um das Kaiserreich gegen kriegerische Drohungen zu schützen, wird er zum Tode verurteilt ...

Der Autor wurde in einer Kleinstadt an der Elbe geboren und lebt auch heute noch dort. Vor der Veröffentlichung seines ersten Romans, "Im Auftrag Odins", hat er überwiegend wissenschaftliche und populärwissenschaftliche Beiträge publiziert. Franz Harka ist verheiratet und hat eine Tochter und einen Sohn.

Raidho


»Jetzt ist es aber genug!«, entschieden beendete Willigis die Diskussion. »Ich habe nicht vor, alle Absichten meines Kaisers ohne Beratung und Beachtung der unterschiedlichen Interessen aller Beteiligten umzusetzen. In dieser Angelegenheit aber, was die Stabilität und Erweiterung des Reiches betrifft, sind der Kaiser und ich als sein Kanzler hier, unmittelbar an der Ostgrenze, einer Meinung. Und wer anderer Auffassung ist, der sollte entweder den Teil seines Gehirns strapazieren, der strategisches Denken heißt – oder er sollte sich von dannen scheren!«

»Heiliger Gott«, entgegnete erschrocken ob dieser aggressiven Ansage der Weihbischof Adalbert von Merseburci, »ich wollte doch nur auf die Eventualkonflikte aufmerksam machen und darauf, was der Heilige Vater in Rom …«

»Und auf den Verlust der Pfründe für die Kirche bei einem Gebietsverlust im Osten des Reiches, nur darum geht es Euch und Eurem Heiligen Vater in Rom, wenn ich eure Interessenlage richtig beurteile«, entgegnete Willigis. »Nun, Burgherr, Ihr haltet Euch aus dem Streit heraus. Ich vermute, dass Ihr Eure eigenen Gedanken habt, um die Dinge zu richten?«, wandte er sich an Wernher de Belegora, der bis dahin den Streit ohne sichtliche Anteilnahme verfolgt hatte. Heftige Dispute zwischen dem Reichskanzler und einem Vertreter Gottes auf Erden war er gewohnt, und er hatte es stets vermocht, zwischen beiden zu vermitteln. Wernher wusste, dass ihm die überaus schwierige Aufgabe auferlegt war, die Ostgrenze des Reiches gegen die Slawen und Polen zu verteidigen, und dafür benötigte er die Mitwirkung der Kirche, die einen immensen Einfluss auf das gemeine Volk ausübte. Ohne sie konnte er die aus den westlichen Teilen des Reiches nachrückenden Siedler und die eigenen Soldaten schwerlich auf die Ziele des Kaisers einschwören. Demnach, so Wernhers Strategie, musste er wiederholt beide Kontrahenten nicht nur besänftigen, sondern eine Gemeinsamkeit zwischen beiden finden, die jedem von beiden das Gefühl gab, sich als Sieger der Auseinandersetzung zu sehen.

»Nun, also«, begann er, als es an der Tür klopfte, ein Hauptmann nach Aufforderung eintrat, um Entschuldigung bat und meldete, dass ein Abgesandter des Polenherzogs Miesco mit einer wichtigen Botschaft für den Kaiser eingetroffen sei.

»Führe ihn zu uns«, befahl Wernher, nachdem er mit Blicken dem Kanzler und Bischof zu verstehen gegeben hatte, dass der Disput erst einmal ausgesetzt werden müsste.

Mit einem Wink der rechten Hand bedeutete er dem Hauptmann, den Boten vorzuführen.

Die Tür wurde geöffnet und der Bote unsanft in den Raum geschoben: von großer, schlanker Statur, schwarzer Haarschopf, schwarzer Lederpanzer und einen von seiner Rinde befreiten Haselnusszweig, der ihn als Überbringer einer Botschaft auswies, in den gefesselten Händen.

»Wer ist das und wie heißt er?«, herrschte der Kanzler den Hauptmann an. Doch bevor der Angesprochene antworten konnte, bedeutete Wernher dem Hauptmann zu schweigen.

»Überlasst das Verhör mir, Kanzler, ich kenne mich mit den Bräuchen unserer Gegner hier besser aus als Ihr, der Ihr in der entgegengesetzten Region des Reiches Feinde und Beweggründe besser einzuschätzen vermöget«, wandte er sich an den Kanzler, der nach kurzer Überlegung zustimmend nickte.

Ohne die Reaktion des Bischofs abzuwarten, begann Wernher die Befragung.

»Wer bist du, welchen Standes und was ist dein Begehr?«

Der Bote antwortete nicht, rollte mit den Augen und gab unverständliche Laute von sich.

»Sprichst du die Ostsprache, die Westsprache oder gar das Latein?«, fragte Wernher weiter.

Da der Bote erneut nur ein rätselhaftes Gemurmel von sich gab, befahl Wernher dem Hauptmann, einen Übersetzer beizubringen. Nach kurzer Zeit kam der Hauptmann in Begleitung eines ärmlich gekleideten schmalen Mädchens zurück.

»Wer ist das?«, fragte Wernher.

»Das ist Sejta, Herr«, antwortete der Hauptmann, »eine slawische Gefangene, die in der Küche frönt und unsere Sprache beherrscht.«

»Gut«, antwortete Wernher und wandte sich an das Mädchen. »Du bist Sejta?«

»Ja, Herr.«

»Wie lange bist du schon hier?«

»Zwei Jahre, Herr.«

»Woher stammst du?«

»Aus dem Dorf ›Czarny las‹, das heißt ›Schwarzer Wald‹.«

Wo liegt das Dorf?, wollte Wernher noch fragen, doch da ihn das nicht wirklich interessierte, fragte er, sich rückversichernd: »Du sprichst unsere und die Ostsprache?«

Das Mädchen bejahte mit einem Nicken.

»Gut. Dann sag diesem Mann hier, was ich dir jetzt sage, aber in der Ostsprache: Wer bist du, wes Geblütes, und wer schickt dich und weshalb?«

Sejta wandte sich an den Boten und gab gehorsam Wernhers Fragen weiter.

Der Bote rollte wieder mit den Augen, aus seinem Mund kamen unverständliche Laute. Sejta wiederholte die Fragen, doch das Ergebnis blieb ebenso erfolglos. Ängstlich und hilfesuchend blickte sie Wernher an, der ihr bedeutete, es nochmals zu versuchen. Seja tat, wie ihr geheißen, brach aber mitten im Satz ab, nachdem sie beim Senken ihres Blicks die linke Hand des Boten gesehen hatte.

»Was ist?«, empörte sich der Kanzler, erhob sich von seinem Stuhl und näherte sich bedrohlich dem Mädchen.

»Was ist? Warum fragst du nicht weiter?«

Sejta senkte erneut den Blick und schwieg. Der Kanzler, erbost über diesen Ungehorsam, hob bereits die Hand, besann sich aber seines Vorsatzes, nie ein Kind oder eine Frau zu züchtigen. Dies sollte der Hauptmann für ihn erledigen, dachte er, doch Wernher kam dem zuvor, orderte den Hauptmann zu sich und raunte ihm ins Ohr: »Sorge dafür, dass sie niemandem von der Ankunft des Boten erzählen kann. Bring sie weg. Du weißt, wohin!«

»Was soll das?«, rief empört der Kanzler, »wie könnt Ihr das Mädchen gehen lassen ohne ein Befragungsergebnis? Lasst sie auspeitschen, wenn sie nicht gehorchen will!«

»Könnt Ihr keine Blicke lesen?«, fragte Wernher den Kanzler. »Habt Ihr nicht die Augen des Mädchens verfolgt, als sie die Fragen an den Boten richtete und plötzlich abbrach?«

»Na und?«

»Ihre Augen glitten über das Gesicht, sein Lederwams bis hinab zu seinen Händen.«

»Na und?«, wiederholte der Kanzler.

»Nachdem sie seine Hände gesehen hatte, erwartete sie keine Antwort mehr von ihm und verstummte eingeschüchtert.«

»Warum?«, wollten nun Kanzler und Bischof im Chorus hören.

»Weil der Bote«, Wernher ergriff die linke Hand des Boten und wies auf ein kleines Brandzeichen am kleinen Finger der linken Hand, »nicht sprechen kann!«

Verblüfft blickten Kanzler und Bischof auf die linke Hand des Boten, dann auf die braune Brandnarbe und alsdann Wernher fragend an.

»Dieses Zeichen an dieser Stelle bedeutet«, so Wernher, »dass der Fremde eine hervorgehobene Stellung im Gefolge seines Herrn genießt und nur für außergewöhnliche Dienste ausgewählt wird.«

»Weiter«, bat der Kanzler neugierig.

Wernher legte eine kurze Pause ein, schaute in die angespannten Gesichter seiner Besucher und genoss seine Überlegenheit. Endlich konnte er dem Kanzler – dem Bischof weniger – beweisen, dass der Kaiser ihm nicht ohne Grund das Regiment über den Pagus Belgor und damit einen Teil der Provinz Daleminzien anvertraut hatte.

»Nun«, sagte er, »die Narbe rührt von einer Brennung der Haut durch ein kleines Siegel her, und wenn ihr es näher betrachtet, werdet Ihr im Inneren des Kreises den Buchstaben M vorfinden.«

Kanzler und Bischof blickten ungläubig drein. Der Kanzler wies den wieder eingetretenen Hauptmann an, die linke Hand des Boten vorzuführen. Tatsächlich gewahrten sie im Inneren des Brandzeichens das M.

Noch immer erstaunt und eine Erklärung fordernd, wandten sich beide an Wernher. Dieser nahm sich abermals Zeit und erklärte: »Nur enge Vertraute und sehr wahrscheinlich gar Verwandte des Herzogs ›M‹ erhalten die Auszeichnung, im Namen ihres Herrn wichtige Botschaften überbringen zu dürfen. Diese Boten müssen besondere Prüfungen bestehen, genießen hohes Ansehen und sind Todgeweihte. Befehlt nun dem Hauptmann, seinen Mund zu öffnen, und Ihr werdet meine Worte verstehen.«

Der Kanzler signalisierte dem Hauptmann, den Hinweis Wernhers zu befolgen. Der Hauptmann trat an den Boten heran und versuchte, ihm den Mund zu öffnen, doch jener hielt die Kiefer fest geschlossen. Noch einmal versuchte es der Hauptmann, jedoch wieder erfolglos. Da trat der Bischof an den Boten heran, bohrte ihm Daumen und Mittelfinger so zwischen die Kiefer, dass jener qualvoll und widerwillig den Mund öffnete. Anerkennend nickte Willigis dem Bischof zu, und beide blickten in den gewaltsam geöffneten Mund, erblickten die oberen und unteren Zahnreihen,...

Erscheint lt. Verlag 16.4.2018
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
ISBN-10 3-7528-8140-2 / 3752881402
ISBN-13 978-3-7528-8140-0 / 9783752881400
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