Die Kinder des Wüstenplaneten (eBook)

Roman
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2020 | 1. Auflage
592 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-23358-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Kinder des Wüstenplaneten -  Frank Herbert
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Paul Atreides, der Retter des Wüstenplaneten, ist verschwunden. In seiner Abwesenheit regiert seine Schwester Alia mit immer grausamerer Hand, bis sich schließlich die anderen Kinder von Paul Atreides gegen sie erheben. Doch der Machtkampf hat ungeahnte Folgen für den Planeten und das ganze Sternenimperium ...

Frank Herbert (1920-1986) wurde in Tacoma, Washington, geboren. Nach einem Journalismus-Studium arbeitete er unter anderem als Kameramann, Radiomoderator, Dozent und Austerntaucher, bevor 1955 sein Debütroman »The Dragon in the Sea« zur Fortsetzung in einem Science-Fiction-Magazin veröffentlicht wurde. Der Durchbruch als Schriftsteller gelang ihm schließlich Mitte der 1960er-Jahre mit seinem Roman »Der Wüstenplanet«, der sowohl mit dem Hugo Award als auch mit dem Nebula Award ausgezeichnet wurde. Bis heute gilt »Der Wüstenplanet« zusammen mit den Nachfolgeromanen als einzigartige literarische Weltenschöpfung, die jede Generation von Leserinnen und Lesern neu für sich entdeckt.

Muad’Dibs Lehren sind zum Spielplatz für Scholastiker geworden, für die Abergläubischen und Korrupten. Er hat eine ausgewogene Art zu leben gelehrt, eine Philosophie, mit der ein Mensch den Problemen begegnen kann, die ein sich in stetem Wandel befindliches Universum hervorbringt. Er hat erklärt, dass sich die Menschheit immer weiterentwickelt, dass sie sich in einem nie endenden Prozess befindet. Er hat erklärt, dass diese Evolution veränderlichen Prinzipien folgt, die nur die Ewigkeit kennt. Wie kann ein korrumpiertes Denken mit einer solchen Essenz spielen?

– Worte des Mentaten Duncan Idaho

Ein Lichtfleck erschien auf dem tiefroten Teppich, der den nackten Fels des Höhlenbodens bedeckte. Das Licht hatte keine erkennbare Quelle, es existierte scheinbar einzig und allein auf dem roten, aus Gewürzfasern gewebten Stoff. Es bewegte sich unvorhersehbar, ein suchender Kreis von etwa zwei Zentimetern Durchmesser, der mal eine längliche, mal eine ovale Form annahm. Als es auf einen tiefgrünen Bettkasten traf, sprang es hoch und kroch über die faltigen Laken.

Unter der grünen Decke lag ein Kind mit rostrotem Haar, das Gesicht mit den vollen Lippen noch rund vom Babyspeck. Sein Körper hatte nichts von der Sehnigkeit der Fremen, war aber auch nicht so wasserfett wie der eines Außenweltlers. Als das Licht über die geschlossenen Lider des Kindes strich, regte sich die kleine Gestalt. Das Licht verschwand.

Nun waren nur regelmäßiges Atmen und, leise im Hintergrund, das beruhigende Tropfen des Wassers zu hören, das sich im Auffangbecken der Winddestille weit oberhalb der Höhle sammelte.

Erneut erschien das Licht in dem Zimmer, diesmal etwas größer und einige Lumen heller. Seine Quelle ließ sich nun vage erkennen: Eine Gestalt in einem Kapuzenmantel stand im Türbogen des Zimmers. Von ihr ging das Licht aus. Einmal mehr glitt es durch den Raum, prüfend, suchend. Es hatte etwas Bedrohliches an sich, eine ruhelose Unzufriedenheit. Diesmal hielt es sich von dem schlafenden Kind fern, verharrte auf dem Belüftungsgitter in der oberen Ecke und tastete sich an einer Wölbung der grün-goldenen Wandbehänge entlang, mit denen der umliegende Fels verdeckt war.

Dann erlosch das Licht wieder. Ein verräterisches Rascheln von Stoff erklang, als sich die Kapuzengestalt bewegte und neben den Türbogen stellte. Jeder, der mit den Abläufen hier im Sietch Tabr vertraut war, hätte sofort erahnt, dass es sich um Stilgar handelte, den Naib des Sietchs und Wächter der Waisenzwillinge, die eines Tages das Werk ihres Vaters, Paul Muad’Dibs, fortsetzen würden. Stilgar inspizierte nachts häufig die Gemächer der Zwillinge, wobei er immer erst in das Zimmer ging, in dem Ghanima schlief, und sich anschließend hier im Nachbarzimmer davon überzeugte, dass Leto keine Gefahr drohte.

Ich bin ein alter Narr, dachte Stilgar.

Er betastete das kalte Gehäuse des Lichtwerfers und steckte ihn dann in seinen Gürtel zurück. Das Ding ärgerte ihn, obwohl er nicht ohne es auskam. Es war ein fein eingestelltes Gerät aus dem Imperium, mit dem man größere Lebensformen aufspüren konnte. In den königlichen Schlafgemächern hatte es ihm lediglich die beiden schlafenden Kinder gezeigt.

Stilgars Gedanken und Gefühle ähnelten diesem Gerät. Es war, als könnte er sein inneres Suchlicht nicht abstellen. Die Bewegungen dieses Lichts wurden von einer höheren Macht gelenkt, die ihn in diesen Augenblick warf, in dem er das ganze Ausmaß der Gefahr spürte. Hier war der Fokus für die größten Träume überall im bekannten Universum. Hier lagen der Schatz der Zeit, die säkulare Herrschaft und der mächtigste aller mystischen Talismane: die göttliche Authentizität von Muad’Dibs religiösem Vermächtnis. Diese Zwillinge – Leto und seine Schwester Ghanima – waren das Brennglas einer Furcht einflößenden Macht. Solange sie lebten, lebte Muad’Dib, der für tot gehalten wurde, in ihnen fort.

Es waren keine gewöhnlichen neunjährigen Kinder. Sie waren eine Gewalt der Natur, die man anbetete und fürchtete. Sie waren die Kinder von Paul Atreides, der zu Muad’Dib geworden war, dem Mahdi aller Fremen. Muad’Dib hatte die menschliche Zivilisation zum Explodieren gebracht. In einem Dschihad waren die Fremen von ihrer Heimatwelt aufgebrochen und hatten ihre religiöse Herrschaft, deren Ausmaße und Allgegenwart auf jedem Planeten Spuren hinterlassen hatten, in das Universum getragen.

Und doch sind diese Kinder Muad’Dibs aus Fleisch und Blut, dachte Stilgar. Zwei Stöße meines Messers würden genügen, um ihren Herzschlag zum Erliegen zu bringen. Ihr Wasser würde zurück an den Stamm gehen.

Der Gedanke versetzte sein Inneres in Aufruhr.

Muad’Dibs Kinder töten …

Doch die Jahre hatten ihn auch weise werden lassen. Er kannte den Ursprung eines so entsetzlichen Gedankens – er rührte von der linken Hand des Verdammten her, nicht von der rechten des Gesegneten. Ayat und Burhan des Lebens hielten nur noch wenige Geheimnisse für ihn bereit. Einst war er stolz gewesen, sich als Fremen und die Wüste als seinen Freund zu betrachten, seinen Planeten in Gedanken den Wüstenplaneten und nicht Arrakis zu nennen, wie er auf den Sternenkarten des Imperiums verzeichnet war.

Wie einfach doch alles noch war, als unser Messias nur ein Traum gewesen war. Indem wir unseren Mahdi gefunden haben, haben wir unzählige Träume von Erlösung auf das Universum losgelassen. Jedes vom Dschihad unterworfene Volk träumt nun von einem zukünftigen Führer.

Er spähte in die Dunkelheit des Schlafgemachs.

Wenn mein Messer all diese Menschen befreien würde, würden sie dann mich zum Messias machen?

Jetzt hörte er, wie sich Leto in seinem Bett regte.

Stilgar seufzte. Er hatte den Atreides-Großvater, nach dem das Kind benannt war, nie kennengelernt. Aber viele sagten, dass die moralische Stärke Muad’Dibs aus dieser Quelle stammte. Würde die fruchtbare Eigenschaft der Richtigkeit eine Generation überspringen? Stilgar stellte fest, dass er die Frage nicht beantworten konnte.

Sietch Tabr gehört mir. Ich herrsche hier. Ich bin ein Naib der Fremen. Ohne mich hätte es keinen Muad’Dib gegeben. Aber diese Zwillinge … Durch Chani, ihre Mutter und meine Verwandte, fließt mein Blut in ihren Adern. Ich bin mit Chani und Muad’Dib und all den anderen in diese Sache verwickelt. Was haben wir unserem Universum nur angetan?

Er konnte sich nicht erklären, warum ihn nachts solche Gedanken heimsuchten und warum sie derartige Schuldgefühle verursachten. In seinem Kapuzenmantel kauerte er sich auf den Boden. Die Realität entsprach ganz und gar nicht dem Traum. Die Freundliche Wüste, die sich einmal von Pol zu Pol erstreckt hatte, war auf die Hälfte ihrer früheren Größe geschrumpft, und das mythische Paradies sich ausbreitenden Grüns erfüllte Stilgar mit Verzweiflung. Es war einfach nicht wie in dem Traum. Und er wusste, dass auch er sich mit seinem Planeten verändert hatte. Er war jetzt ein weit kultivierterer Mann als noch zu seinen Zeiten als Sietchoberhaupt. Er wusste nun über vieles Bescheid – über Staatskunst und über die weitreichenden Folgen kleinster Entscheidungen. Und doch empfand er dieses Wissen und diese Kultiviertheit als dünne Fassade über dem eisernen Kern eines einfacheren, deterministischen Denkens. Und dieser Kern rief ihn, flehte ihn um eine Rückkehr zu klareren Werten an.

Die morgendlichen Sietchgeräusche mischten sich in seine Gedanken. Die Bewohner nahmen ihre Wege durch die Höhlen auf. Stilgar spürte einen Luftzug an den Wangen – die Türsiegel öffneten sich in die Dunkelheit vor der Morgendämmerung. Der Luftzug verriet nicht nur, wie spät es war, sondern zeugte auch von Achtlosigkeit. Die Bewohner unterirdischer Stätten hielten sich nicht mehr an die strenge Wasserdisziplin früherer Zeiten. Warum sollten sie auch, wenn man auf dem Planeten schon Regen gespürt hatte, wenn man Wolken sah, wenn acht Fremen von einer plötzlichen Flut in einem Wadi in den Tod gerissen worden waren? Bis zu diesem Ereignis hatte es das Wort »ertrunken« in den Sprachen des Wüstenplaneten nicht gegeben. Aber dies war nicht mehr der Wüstenplanet. Dies war Arrakis. Und heute stand ein ereignisreicher Tag bevor.

Jessica, die Mutter Muad’Dibs und Großmutter der königlichen Zwillinge, kehrt heute nach Arrakis zurück. Warum beendet sie gerade jetzt ihr selbstauferlegtes Exil? Warum lässt sie den sicheren Planeten Caladan hinter sich, um sich den Gefahren von Arrakis zu stellen?

Und das war nicht das Einzige, was Stilgar zu denken gab. Würde Jessica seine Zweifel bemerken? Sie war eine Bene-Gesserit-Hexe. Man hatte sie in die tiefsten Geheimnisse der Schwesternschaft eingeweiht. Und sie war eine Ehrwürdige Mutter. Solche Frauen waren scharfsinnig – und gefährlich. Würde sie ihm befehlen, sich in sein eigenes Messer zu stürzen, so wie man es dem Umma-Beschützer von Liet-Kynes befohlen hatte?

Würde ich ihr gehorchen?, fragte er sich.

Auch diese Frage konnte er nicht beantworten, aber nun dachte er über Liet-Kynes nach, den Planetologen, der als Erster davon geträumt hatte, die Wüste in jene menschenfreundliche, grüne Welt zu verwandeln, zu der sie nun wurde. Liet-Kynes war Chanis Vater gewesen. Ohne ihn hätte es keinen Traum gegeben. Keine Chani. Keine königlichen Zwillinge. Diese fragile Verkettung beunruhigte Stilgar.

Wie sind wir hier zusammengekommen? Wie haben wir uns miteinander verbunden? Zu welchem Zweck? Ist es meine Aufgabe, all dem ein Ende zu setzen, dieses...

Erscheint lt. Verlag 14.12.2020
Reihe/Serie Der Wüstenplanet - neu übersetzt
Übersetzer Jakob Schmidt
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Children of Dune
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte "Children of Dune" • Denis Villeneuve • Der Wüstenplanet • Dune • eBooks • Hollywood-Verfilmung • Klassiker der Science-Fiction • Neu übersetzt • Science-Fiction-Klassiker • Wüstenplanet-Zyklus
ISBN-10 3-641-23358-5 / 3641233585
ISBN-13 978-3-641-23358-7 / 9783641233587
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