Die Schiffe der Erde - Die Homecoming-Saga 3 (eBook)

Roman
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2018
Heyne Verlag
978-3-641-22872-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Schiffe der Erde - Die Homecoming-Saga 3 - Orson Scott Card
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Durch die Wüste
Seit Jahrmillionen wacht die KI Überseele über die Menschen auf Harmonie, doch der Computer beginnt die Kontrolle über seine Datenbanken zu verlieren. Die Folge: Die Menschen führen wieder Krieg gegeneinander. Die Stadt Basilika ist bereits gefallen, und Nafai und seine Familie ziehen jetzt mit einer kleinen Gruppe durch die Wüsten Harmonies. Sie wollen Überseele retten, indem sie die KI zur Erde zurückbringen, denn dort befindet sich Überseeles Mutter-KI, die seine Systeme reparieren kann. Wie sie das genau anstellen sollen, weiß Nafai nicht, aber er vertraut auf Überseeles Hilfe. Doch nicht alle Mitglieder der kleinen Gruppe an Auserwählten wollen Harmonie verlassen, darunter auch Nafais Bruder Elemak. Es kommt zu Streit und Verrat - bis einer von ihnen die geheime Stätte entdeckt, an der die uralten Raumschiffe verborgen wurden, mit denen die Menschen einst die Erde verließen ...

Orson Scott Card, 1951 in Richland, Washington geboren, studierte englische Literatur und arbeitete als Theaterautor, bevor er sich ganz dem Schreiben von Romanen widmete. Mit 'Enders Spiel' gelang ihm auf Anhieb ein internationaler Bestseller, der mit dem Hugo und dem Nebula Award ausgezeichnet wurde. Auch die Fortsetzung 'Sprecher für die Toten' gewann diese beiden prestigeträchtigen Auszeichnungen, somit ist Orson Scott Card der bislang einzige SF-Schriftsteller, dem es gelang, beide Preise in zwei aufeinanderfolgenden Jahren zu gewinnen. Orson Scott Card kehrte immer wieder in Enders Welt zurück und schrieb mehrere Fortsetzungen. Mit 'Enders Schatten' erschuf er einen zweiten Helden, dessen Geschichte parallel zu 'Enders Krieg' erzählt wird. 'Enders Game' wurde 2013 mit Asa Butterfield und Harrison Ford in den Hauptrollen verfilmt. Card lebt mit seiner Familie in Greensboro, North Carolina.

1

 

Das Gesetz der Wüste

 

Schedemei war Wissenschaftlerin und keine Wüstenreisende. Sie hatte kein großes Bedürfnis nach den Annehmlichkeiten der Stadt – sie gab sich genauso damit zufrieden, auf dem Boden oder einem Tisch zu schlafen, wie in einem Bett –, doch sie verabscheute es, von ihrem Labor fortgeschleppt worden zu sein, von ihrer Arbeit, von allem, was ihrem Leben Bedeutung gab. Sie hatte nie eingewilligt, sich an dieser halb verrückten Expedition zu beteiligen. Und doch war sie hier und schaukelte in der trockenen Hitze des Wüstenwindes auf einem Kamel hin und her, während sie beobachtete, wie das Hinterteil des Reittiers vor ihr in einem anderen Rhythmus schwankte. Die Hitze und die Bewegung erzeugten bei ihr eine leichte Übelkeit und Kopfschmerzen.

Sie war mehrmals fast umgekehrt. Den Weg hätte sie problemlos gefunden; sie hätte nur in die Nähe Basilikas zurückkehren müssen, und ihr Computer hätte sich mit dem der Stadt verbunden und ihr den Rest des Rückwegs gezeigt. Allein wäre sie schneller vorangekommen – vielleicht hätte sie es noch vor Anbruch der Dunkelheit nach Basilika zurück geschafft. Und man würde sie bestimmt wieder in die Stadt lassen – sie war mit keinem aus dieser Gruppe durch Blut oder Ehe verwandt. Sie war lediglich mit ihnen ins Exil geschickt worden, weil sie ihnen die Trockenbehälter voller Samen und Embryos besorgt hatte, mit denen man auf der Erde einen Teil der alten Flora und Fauna wiederherstellen wollte. Sie hatte ihrer alten Lehrerin einen Gefallen getan, mehr nicht – und dafür konnte man sie doch kaum ins Exil zwingen.

Doch gerade wegen dieser Fracht kehrte sie nicht zurück. Wer sonst konnte die Myriaden Spezies wiederbeleben, die diese Kamele trugen? Wer sonst wusste, welche zuerst ausgesetzt werden mussten, damit sie sich etablierten, bevor ihnen andere Spezies folgten, die sich von ihnen ernährten?

Es ist nicht fair, dachte Schedemei zum tausendsten Mal. Ich bin die einzige in dieser Gruppe, die diese Aufgabe bewältigen kann – aber für mich stellt sie nicht die geringste Herausforderung dar. Das ist keine Wissenschaft, das ist Agrikultur. Ich bin nicht hier, weil die Aufgabe, für die die Überseele mich vorgesehen hat, so anspruchsvoll ist, sondern weil die anderen in dieser Hinsicht zutiefst unwissend sind.

»Du siehst wütend und unglücklich aus.«

Schedemei drehte sich um und sah, dass Rasa ihr Kamel auf dem breiten, steinigen Pfad zu dem ihren hatte aufschließen lassen. Rasa, ihre Lehrerin – fast ihre Mutter. Aber nicht in Wirklichkeit ihre Mutter, nicht durch das Blut, nicht von Rechts wegen.

»Ja«, sagte Schedemei.

»Wütend auf mich?«, fragte Rasa.

»Zum Teil«, sagte Schedemei. »Du hast uns alle in diese Lage gebracht. Ich habe nichts mit diesen Leuten gemein, außer durch dich.«

»Wir alle haben etwas gemein«, sagte Rasa. »Die Überseele hat dir einen Traum geschickt, nicht wahr?«

»Ich habe nicht darum gebeten.«

»Wer von uns hat das schon?«, sagte Rasa. »Nein, ich verstehe, was du meinst, Schedja. Alle anderen haben Entscheidungen gefällt, die dazu führten, dass sie ins Exil gehen mussten. Nafai und Luet und Huschidh und ich sind freiwillig mitgekommen … mehr oder weniger. Und Elemak und Meb – ganz zu schweigen von meinen Töchtern, gesegnet seien ihre bösen kleinen Herzen – sind hier, weil sie ein paar dumme und gemeine Entscheidungen getroffen haben. Die anderen sind hier, weil sie Eheverträge haben, obwohl für einige die Entscheidung, uns zu begleiten, den ursprünglichen Fehler nur noch schlimmer macht. Aber dich, Schedemei, dich führt lediglich dein Traum hierher. Und deine Treue zu mir.«

Die Überseele hatte ihr einen Traum geschickt, in dem sie durch die Luft schwebte, Samen verstreute und beobachtete, wie er wuchs, wie sich eine Wüstenei in Wälder und Wiesen verwandelte, voll von üppigem Grün, wimmelnd vor Tieren. Schedemei schaute sich in der öden Wüstenlandschaft um, sah die paar dornigen Pflanzen, die sich hier und da ans Leben klammerten, und wusste, dass ein paar Eidechsen von den wenigen Insekten lebten, die genug Wasser zum Überleben fanden. »Das ist nicht mein Traum«, sagte sie.

»Aber du bist gekommen«, sagte Rasa. »Zum Teil wegen des Traums und zum Teil aus Zuneigung zu mir.«

»Weißt du, es besteht keine Aussicht auf Erfolg«, sagte Schedemei. »Das sind keine Kolonisten. Nur Elemak hat die nötigen Fertigkeiten, um hier zu überleben.«

»Er ist der Erfahrenste, was Wüstenreisen betrifft. Njef und Meb schlagen sich ebenfalls recht gut. Und wir anderen werden es lernen.«

Schedemei schwieg. Sie wollte nicht streiten.

»Ich kann es nicht ausstehen, wenn du einem Streit auf diese Weise ausweichst«, sagte Rasa.

»Ich mag keine Konflikte«, sagte Schedemei.

»Aber du machst immer dann einen Rückzieher, wenn du der anderen Person gerade genau das sagen willst, was die sich unter die Nase reiben sollte.«

»Ich weiß nicht, was andere Personen sich unter die Nase reiben sollten.«

»Sag, woran du gerade gedacht hast«, forderte Rasa sie auf. »Sag mir, warum du glaubst, dass unsere Expedition zum Scheitern verdammt ist.«

»Basilika«, sagte Schedemei.

»Wir haben die Stadt verlassen. Sie kann uns jetzt keinen Schaden mehr zufügen.«

»Basilika wird uns in tausenderlei Hinsicht Schaden zufügen. Sie wird uns immer an ein sanfteres, einfacheres Leben erinnern. Wir werden immer von der Sehnsucht bedrängt werden, zu ihr zurückzukehren.«

»Aber das Heimweh bereitet dir doch bestimmt keine Sorgen«, sagte Rasa.

»Wir tragen die halbe Stadt bei uns«, sagte Schedemei. »Alle Krankheiten der Stadt, aber keine ihrer Stärken. Wir kennen den Luxus des Müßiggangs, haben aber nicht den Reichtum und den Besitz, der ihn erst ermöglicht. Wir sind daran gewöhnt, uns vielen unserer Gelüste hinzugeben, denen man sich aber in einer so winzigen Kolonie, wie die unsrige es sein wird, niemals hingeben darf.«

»Wir sind nicht die ersten, die die Stadt verlassen und eine Kolonie gründen.«

»Ich weiß. Die, die sich anpassen wollen, werden sich anpassen«, sagte Schedemei. »Aber wie viele wollen das? Wie viele sind bereit, ihre Gelüste hintanzustellen, zum Wohl von uns allen darauf zu verzichten? Nicht einmal ich bin so hingebungsvoll. Mit jedem Kilometer, den wir uns weiter von meiner Arbeit entfernen, werde ich wütender.«

»Nun, dann haben wir ja Glück«, sagte Rasa. »Sonst hatte niemand hier eine Arbeit, die der Rede wert ist. Und die, die eine hatten, haben alles verloren, so dass sie sowieso nicht zurückkehren könnten.«

»Mebs Arbeit wartet hier auf ihn«, sagte Schedemei.

Rasa schaute einen Augenblick lang verwirrt drein. »Ich wüsste nicht, dass Meb irgendeine Arbeit hatte, wenn du nicht seine traurige kleine Laufbahn als Schauspieler meinst.«

»Ich meine sein lebenslanges Vorhaben, sich mit jeder Frau in Basilika zu paaren, die nicht mit ihm blutsverwandt, ausgesprochen hässlich oder tot ist.«

»Oh«, sagte Rasa und lächelte fahl. »Diese Arbeit.«

»Und er ist nicht der einzige«, sagte Schedemei.

»Oh, ich weiß«, sagte Rasa. »Du bist zu freundlich, um es zu sagen, aber meine eigenen Töchter sehnen sich zweifellos danach, dort wieder anzufangen, wo sie mit ihrer Version dieses Vorhabens aufgehört haben.«

»Ich wollte dich nicht beleidigen«, sagte Schedemei.

»Ich bin nicht beleidigt. Ich kenne meine Töchter viel zu gut. Sie haben zu viel von ihrem Vater in sich, als dass ich nicht wüsste, was ich von ihnen zu erwarten habe. Aber sage mir ganz ehrlich, Schedja, welchen dieser Männer sie wohl attraktiv finden werden?«

»Nach ein paar Wochen oder ein paar Tagen werden für sie alle Männer immer besser aussehen.«

Rasa lachte leise. »Ich bin geneigt, dir beizupflichten, meine Liebe. Aber alle Männer in unserer kleinen Gruppe sind verheiratet – und du kannst darauf wetten, ihre Frauen werden dafür sorgen, dass niemand in ihr Territorium eindringt.«

Schedemei schüttelte den Kopf. »Rasa, du gehst von einer falschen Voraussetzung aus. Nur weil du dich entschlossen hast, mit ein und demselben Mann verheiratet zu bleiben, den Vertrag mit ihm seitdem Jahr für Jahr zu erneuern – nun ja, zumindest seit du Nafai geboren hast –, bedeutet das noch lange nicht, dass irgendeine der anderen Frauen hier so besitzergreifend und eifersüchtig auf ihren Ehemann achten wird.«

»Meinst du nicht?«, sagte Rasa. »Meine liebe Tochter Kokor hätte ihre Schwester Sevet fast umgebracht, weil sie mit Kokors Gatten Obring geschlafen hat.«

»Also … wird Obring nicht noch einmal versuchen, mit Sevet zu schlafen. Das hindert ihn aber nicht daran, es zum Beispiel bei Luet zu versuchen.«

»Bei Luet!«, sagte Rasa. »Sie ist ein wunderbares Mädchen, Schedja, aber sie hat nicht die Schönheit, die ein Mann wie Obring sucht, und sie ist auch sehr jung, und sie ist eindeutig in Nafai verliebt. Doch am wichtigsten ist, dass sie die Wasserseherin von Basilika ist und Obring viel zu viel Angst hat, um sich ihr zu nähern.«

Schedemei schüttelte den Kopf. Begriff Rasa nicht, dass alle diese Argumente mit dem Lauf der Zeit zur Bedeutungslosigkeit verblassen würden? Begriff sie nicht, dass Menschen wie Obring und Meb, Kokor und Sevet für die Jagd lebten und sich nur wenig darum kümmerten, wer die Beute war?

»Und wenn du...

Erscheint lt. Verlag 30.4.2018
Übersetzer Uwe Anton
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel The Ships of Earth - Homecoming Book 3
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte Die Heimkehr • Die Homecoming-Saga • diezukunft.de • eBooks • Ferne Zukunft • Future History • Generationenraumschiff • Kolonie • Künstliche Intelligenz
ISBN-10 3-641-22872-7 / 3641228727
ISBN-13 978-3-641-22872-9 / 9783641228729
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