Ehrensache, Jeeves! (eBook)

Roman
eBook Download: EPUB
2018 | 1. Auflage
359 Seiten
Insel Verlag
978-3-458-75877-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Ehrensache, Jeeves! -  P. G. Wodehouse
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Wodehouse-Fans können aufatmen! Weiter geht's mit Herrn Bertie und seinem getreuen und über die Maßen gebildeten Diener Jeeves - und der ganzen Entourage aus der zauberhaften Welt des degenerierten Adels.

Wieder einmal steht alles kopf im Leben von Bertie Wooster: Durch ein von ihm ausgelöstes Missverständnis droht die Verlobung von Gussie Fink-Nottle und Madeline zu platzen, Tante Dahlia schwafelt von einem silbernen Sahnekännchen in Form von einer Kuh, das er einem Antiquitätenhändler madigmachen soll, und ein alter Freund erwartet ein Ständchen über die Freuden der Liebe von ihm. Eine Situation, die nur Jeeves aufzulösen weiß, für ihn eine Ehrensache ...



<p>P.G. Wodehouse, geboren 1881 in Guildford, Surrey, starb 1975 in Long Island, NY. 1902 veröffentlichte er seinen ersten Roman, 95 weitere folgten. Er hat »nicht ein einziges Buch geschrieben, das kein Vergnügen bereiten würde« (Philipp Blom, Neue Zürcher Zeitung). Kurz vor seinem Tod wurde der 94-jährige Wodehouse von der Queen in den Ritterstand erhoben. Seine Bücher erscheinen im Suhrkamp und im Insel Verlag.</p>

P.G. Wodehouse, geboren 1881 in Guildford, Surrey, starb 1975 in Long Island, NY. 1902 veröffentlichte er seinen ersten Roman, 95 weitere folgten. Er hat »nicht ein einziges Buch geschrieben, das kein Vergnügen bereiten würde« (Philipp Blom, Neue Zürcher Zeitung). Kurz vor seinem Tod wurde der 94-jährige Wodehouse von der Queen in den Ritterstand erhoben. Seine Bücher erscheinen im Suhrkamp und im Insel Verlag. Thomas Schlachter lebt und arbeitet seit 30 Jahren in Zürich. Neben seinen »kongenialen, virtuosen Übersetzungen« (NZZ) von einem guten Dutzend Büchern von P. G. Wodehouse hat er unter anderem Werke von Gilbert Adair und Francisco Goldman aus dem Englischen ins Deutsche gebracht.

2. Kapitel


Ich weiß nicht, ob der geneigte Leser auch zu denen gehört hat, die dem Bericht über meine früheren Abenteuer mit Gussie Fink-Nottle folgten, oder ob er gerade anderweitig beschäftigt war, doch falls er dazugehört hat, wird er sich erinnern, dass der ganze Schlamassel mit einer Sturmflut von Telegrammen losbrach, und so wird es ihn nicht überraschen, wenn er erfährt, dass ich den Berg an Umschlägen argwöhnisch betrachtete. Seit damals wittere ich in Telegrammen jedweder Quantität entsetzliches Ungemach.

Auf den ersten Blick glaubte ich, etwa zwanzig dieser Mistdinger vor mir zu haben, doch bei genauerer Betrachtung waren es nur drei. Allesamt waren sie in Totleigh-in-the-Wold aufgegeben und mit demselben Namen gezeichnet worden.

Das erste lautete wie folgt:

Wooster,

Berkeley Mansions,

Berkeley Square,

London

Komm sofort. Heftiger Zwist zw. Madeline und mir. Antwort erbeten.

Gussie

Das zweite:

Erstaunt über ausbleibende Reaktion auf mein Telegramm des Inhalts: »Komm sofort. Heftiger Zwist zw. Madeline und mir.« Antwort erbeten.

Gussie

Und das dritte:

Hör mal, Bertie, warum reagierst du nicht auf meine Telegramme? Habe heute zwei des Inhalts geschickt: »Komm sofort. Heftiger Zwist zw. Madeline und mir.« Falls du nicht schnellstmöglich kommst und dich nach Kräften um Versöhnung bemühst, ist die Hochzeit abgeblasen. Antwort erbeten.

Gussie

Ich habe erwähnt, dass mein Aufenthalt im türkischen Bad einiges zur Wiederherstellung des mens sana in corpore-Dingsbums beitrug, doch die Durchsicht dieser grauenerregenden Botschaften bewirkte einen sofortigen Rückfall. Meine bösen Ahnungen waren also wohlbegründet gewesen. Beim Anblick der vermaledeiten Umschläge hatte mir eine Stimme ins Ohr geflüstert, nun fange alles von vorne an – und genau dies tat es.

Der Klang der vertrauten Schritte hatte Jeeves aus dem Wohnungshintergrund herbeischweben lassen. Mit einem Blick erfasste er, dass es um seinen Brotherrn nicht zum Besten bestellt war.

»Sind Sie krank, Sir?«, erkundigte er sich besorgt.

Ich ließ mich in einen Sessel plumpsen und strich mir mit fahriger Hand über die Stirn.

»Krank nicht, Jeeves, aber fix und fertig. Da, sehen Sie selbst.«

Er ließ die Augen über das Dossier schweifen und wandte sie dann mir zu, und ich las in ihnen die respektvolle Sorge, die ihm mein Wohlbefinden bereitete.

»Höchst beunruhigend, Sir.«

Er klang ernst. Offensichtlich erkannte er des Pudels Kern. Der unheilvolle Gehalt der Telegramme war ihm so klar wie mir.

Selbstverständlich diskutieren wir nie über das ganze Bassett-Wooster-Kuddelmuddel, denn das hieße ja, den guten Namen einer Dame besudeln, doch Jeeves ist mit den Fakten bestens vertraut und hat volle Kenntnis von der Gefahr, die mir von jener Seite droht. Es bedurfte folglich keiner Erklärung dafür, dass ich mir nun fieberhaft eine Zigarette ansteckte und die Kinnlade mit sichtlicher Mühe wieder hochklappte.

»Was ist Ihres Erachtens vorgefallen, Jeeves?«

»Darüber lässt sich nur schwer spekulieren, Sir.«

»Die Hochzeit könnte abgesagt werden, behauptet Gussie. Warum? Genau diese Frage stelle ich mir.«

»Jawohl, Sir.«

»Bestimmt stellen auch Sie sich diese Frage, nicht wahr?«

»Jawohl, Sir.«

»Man steht vor einem Rätsel, Jeeves.«

»Geradezu vor einem Mysterium, Sir.«

»Mit Gewissheit lässt sich einzig sagen, dass sich Gussie wieder einmal – und auf eine von uns noch in Erfahrung zu bringende Weise – wie ein Volltrottel aufgeführt hat.«

Ich sann Augustus Fink-Nottle nach und rief mir in Erinnerung, dass ihm in der Dussel-Klasse noch nie jemand das Wasser hatte reichen können. Die besten Preisrichter waren sich darin seit Jahren einig, und schon in der Privatschule, wo wir uns kennengelernt hatten, war ihm der Spitzname »Schafskopf« zugefallen, und zwar gegen die scharfe Konkurrenz von Bingo Little, Freddie Widgeon und mir.

»Was soll ich nur tun, Jeeves?«

»Am besten würden Sie sich wohl nach Totleigh Towers verfügen, Sir.«

»Aber wie soll das gehen? Der alte Bassett würde mich doch kurzerhand an die frische Luft setzen.«

»Falls Sie Mr. Fink-Nottle in einem Telegramm Ihre Lage schilderten, wüsste er möglicherweise Rat.«

Das erschien mir plausibel. Spornstreichs eilte ich zum Postamt und kabelte folgende Botschaft durch:

Fink-Nottle,

Totleigh Towers,

Totleigh-in-the-Wold

Das ist ja gut und schön. Du sagst, komm sofort, aber wie zum Kuckuck sollte ich? Du weißt ja nicht, wie ich zu Papa Bassett stehe. Keineswegs so, dass er Bertram mit offenen Armen empfinge. Würde mich in hohem Bogen rauswerfen und Hunde auf mich hetzen. Und spar dir den Vorschlag, dass ich mich mit falschem Backenbart als der Bursche ausgebe, der die Sickerrohre kontrolliert – der alte Knacker kennt meine Visage und würde mich gleich durchschauen. Was lässt sich da tun? Was ist passiert? Warum heftiger Zwist? Inwiefern heftiger Zwist? Was heißt »Hochzeit abgeblasen«? Warum zum Henker? Was hast du der Kleinen getan? Antwort erbeten.

Bertie

Die Replik kam während des Abendessens:

Wooster,

Berkeley Mansions,

Berkeley Square,

London

Erkenne Problem, glaube aber, dass ich Kind schaukeln kann. Halte trotz angespannter Beziehung weiter Kontakt zu Madeline. Teile ihr mit, dass Eilbrief mit deiner Bitte um Einladung eingetroffen. Rechne baldigst mit ebensolcher.

Gussie

Und nach durchwälzter Nacht gingen mir am nächsten Tag sage und schreibe drei weitere Telegramme zu.

Das erste lautete so:

Habe Kind geschaukelt. Einladung auf dem Weg. Bring mir bitte das Buch Mein Freund, der Molch von Loretta Peabody mit, erschienen bei Popgood & Grooly, im Buchhandel erhältlich.

Gussie

Das zweite:

Bertie, du Knalltüte, wie ich höre, kommst du hierher. Bin entzückt, da du mir großen Gefallen tun kannst.

Stiffy

Und das dritte:

Komm nur, Bertie, so du denn magst, aber ist es auch klug? Wird dich mein Anblick nicht unnötig schmerzen? Streust du damit nicht Salz in Wunde?

Madeline

Jeeves brachte mir gerade den Morgentee, als ich diese Depeschen las. Ich überreichte sie ihm schweigend, und ebenso schweigend las er sie durch. Ich konnte mir eine geschätzte Flüssigunze des kräftigenden Heißgetränks zuführen, ehe er sprach.

»Nach meinem Dafürhalten sollten wir sofort aufbrechen, Sir.«

»Nach meinem auch.«

»Ich werde auf der Stelle packen. Wünschen Sie, dass ich Mrs. Travers telefonisch kontaktiere?«

»Warum denn?«

»Sie hat heute Morgen mehrmals angerufen.«

»So? Ja, dann klingeln Sie sie besser an.«

»Das dürfte nicht nötig sein, Sir. Ich vermute, dass sie das ist.«

Von der Wohnungstür her hörte man ein lang anhaltendes Klingeln, als habe eine Tante den Daumen auf den Knopf gedrückt und nicht mehr abgezogen. Jeeves verschwand von der Bildfläche, und dass ihn seine Intuition nicht getäuscht hatte, zeigte sich kurz darauf. Eine dröhnende Stimme rollte durch die Wohnung, jene Stimme, die einst die baldige Ankunft eines Fuchses so laut angekündigt hatte, dass sich Dahlias Jagdbrüder und -schwestern nur mit Mühe im Sattel halten konnten.

»Ist der Satansbraten denn noch nicht auf, Jeeves? … Ach, da bist du ja.«

Tante Dahlia kam über die Schwelle gerauscht.

Zu jeder Zeit und bei jeder Gelegenheit hat diese Verwandte aufgrund...

Erscheint lt. Verlag 16.4.2018
Übersetzer Thomas Schlachter
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Original-Titel The Code of the Woosters
Themenwelt Literatur Klassiker / Moderne Klassiker
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 20. Jahrhundert • Adel • Auf geht’s • Auf geht’s Jeeves! • Bertie Wooster • Brinkley Court • Britisch • Britischer Humor • Butler • Butler Jeeves • Chaos • Diener • England • Englische Gegenwartsliteratur • Englischer Adel • Geschenkbuch • Gesellschaftsroman • Herr Bertie • Humor • insel taschenbuch 4717 • IT 4717 • IT4717 • Jeeves • Jeeves! • Klassiker • Neuübersetzung • Roman • Spaß • The Code of the Woosters deutsch • Thomas Schlachter • Unterhaltung • Wodehouse-Fans
ISBN-10 3-458-75877-1 / 3458758771
ISBN-13 978-3-458-75877-8 / 9783458758778
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