Beschützer der Drachen (eBook)

Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2018
1120 Seiten
Penhaligon Verlag
978-3-641-18368-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Beschützer der Drachen - Robin Hobb
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Seinen besten Freund oder seine geliebte Königin - wen soll er verraten?
Fitz Weitseher ist wieder fester Bestandteil des königlichen Hofs von Bocksburg. Als loyaler Vasall zieht er mit Prinz Pflichtgetreu aus, um die Bedingung von Prinzessin Elliania für eine Vermählung zu erfüllen: Sie sollen auf der Insel Aslevja den legendären Drachen Eisfeuer enthaupten! Doch ausgerechnet Fitz' bester Freund, der Narr, beharrt darauf, dass Eisfeuers Überleben wichtig ist für das Wohl der Welt. Fitz muss sich entscheiden - zwischen der Treue zu seiner Königin und der Treue zu seinem Freund.

Dieses Buch ist bereits in zwei Bände geteilt im Bastei-Lübbe Verlag erschienen unter den Titeln »Der weiße Prophet« und »Der wahre Drache«

Robin Hobb wurde in Kalifornien geboren, zog jedoch mit neun Jahren nach Alaska. Nach ihrer Hochzeit ließ sie sich mit ihrem Mann auf Kodiak nieder, einer kleinen Insel an der Küste Alaskas. Im selben Jahr veröffentlichte sie ihre erste Kurzgeschichte. Seither war sie mit ihren Storys an zahlreichen preisgekrönten Anthologien beteiligt. Mit »Die Gabe der Könige«, dem Auftakt ihrer Serie um Fitz Chivalric Weitseher, gelang ihr der Durchbruch auf dem internationalen Fantasy-Markt. Ihre Bücher wurden seither millionenfach verkauft und sind Dauergäste auf der New-York-Times-Bestsellerliste. Im November 2021 wurde ihr der renommierte World Fantasy Award für ihr Lebenswerk verliehen. Robin Hobb hat vier Kinder und lebt heute in Tacoma, Washington.

Kapitel 1

Manchmal erscheint es einem ungerecht, dass längst vergangene Ereignisse noch über die Jahre hinweg genügend Kraft besitzen, ihre Klauen in das eigene Leben zu schlagen und alles in ihrem Gefolge zu verdrehen. Doch vielleicht ist gerade dies die ultimative Gerechtigkeit: Wir sind die Summe unserer Taten und dessen, was uns angetan worden ist. Niemand von uns vermag dem zu entkommen.

So floss alles, was der Narr je zu mir gesagt hatte, mit dem zusammen, was er ungesagt gelassen hatte, und die Summe war, dass ich ihn verraten hatte. Doch ich hatte geglaubt, in seinem und meinem besten Interesse zu handeln. Er hatte vorhergesehen, dass er sterben würde, sollte er auf die Insel Aslevjal gehen, und der Tod vielleicht auch wieder nach mir schnappen würde. Er versprach mir, alles in seiner Macht Stehende zu tun, um mein Überleben zu garantieren, denn das verlangte sein großer Plan, die Zukunft zu verändern. Aber mit meinem letzten Federstrich und dem Tod noch in frischer Erinnerung, muss ich sagen, dass ich seine Versprechen eher als bedrohlich denn als beruhigend empfand. Auch hatte er mich unbekümmert davon in Kenntnis gesetzt, dass ich, wenn wir erst einmal auf der Insel waren, zwischen unserer Freundschaft und meiner Treue Prinz Pflichtgetreu gegenüber würde wählen müssen.

Vielleicht hätte ich mich diesen Dingen stellen und standhaft bleiben können, doch ich bezweifle es. Jede einzelne dieser Prophezeiungen reichte schon aus, um mich verzagen zu lassen, und in der Summe überstiegen sie schlicht meine Kraft.

So ging ich zu Chade. Ich berichtete ihm, was der Narr gesagt hatte, und mein alter Mentor sorgte dafür, dass der Narr uns nicht begleitete, als wir zu den Äußeren Inseln aufbrachen.

Der Frühling hatte in die Bocksburg Einzug gehalten. Das grimmige schwarze Steingebäude kauerte noch immer misstrauisch auf den steilen Klippen über Burgstadt, doch auf den sanften Hügeln jenseits der Burg bahnte sich frisches Gras optimistisch einen Weg durch das braune Stroh, das von letztem Jahr übrig geblieben war, und in den kahlen Wäldern sprossen winzige Blätter an jedem Ast. Während des Winters hatten sich auf den Stränden Berge von totem Seetang angesammelt, die nun von der Flut hinweggespült wurden. Die Zugvögel kehrten zurück, und ihre Lieder hallten herausfordernd von den bewaldeten Hügeln über die Strände, wo die Seevögel sich lärmend um die besten Nistplätze an den Klippen stritten. Der Frühling belebte auch die düsteren Hallen der Burg, denn in jeder Nische fanden sich blühende Äste, und die ersten Blumen umrahmten die Eingänge zu den Versammlungsräumen.

Die warmen Winde vertrieben auch meine düstere Stimmung. Zwar bekümmerten mich noch stets dieselben Probleme, doch der Frühling vermag eine Vielzahl von Sorgen hinwegzufegen. Meine Gesundheit hatte erstaunliche Fortschritte gemacht – ich musste ein junger Mann Mitte zwanzig gewesen sein, als ich mich zum letzten Mal so frisch und lebendig gefühlt hatte. Nicht nur, dass meine Muskeln zu alter Stärke zurückgefunden hatten, mein Körper befand sich endlich wieder in dem trainierten Zustand, der einem Mann in meinen Jahren gebührte. Die harte Heilung, die mir durch die unerfahrenen Hände der Kordiale zuteilgeworden war, hatte auch alte Wunden wieder geschlossen: Missbrauch, den ich durch Galens Hände erfahren hatte, als ich von ihm im Gebrauch der Gabe unterwiesen worden war; Verletzungen, die ich als Krieger erlitten hatte; und selbst die tiefen Narben waren verschwunden, die ich von der Folter in Edels Kerker davongetragen hatte. Nur noch selten plagten mich Kopfschmerzen, meine Sicht war nicht länger verschwommen, wenn ich müde war, und die morgendliche Kälte bereitete meinem Körper keine Schmerzen mehr. Ich lebte nun in dem Leib eines starken, gesunden Tieres. Nur wenige Dinge sind so belebend wie gute Gesundheit an einem klaren Frühlingsmorgen.

Ich stand auf der Turmspitze und blickte aufs Meer hinaus. Hinter mir standen junge Obstbäume in Töpfen mit frisch gedüngter Erde, sortiert nach weißen und rosa Blüten. Aus einigen kleineren Töpfen kletterten lange Ranken, die ebenfalls erste Knospen trugen. Zwiebelblumen reckten ihre grünen Blätter empor, als wollten auch sie die herrliche Frühlingsluft kosten. In anderen Töpfen steckten noch kahle, dürre Zweige, doch um sie herum kündigte sich bereits neues Leben an, während sie noch auf wärmere Tage warteten. Zwischen ihnen standen kunstvoll arrangierte Skulpturen und Bänke, die zum Verweilen einluden. Vor dem Wind beschirmte Kerzen warteten auf sanfte Sommernächte, um ihr Licht in die Dunkelheit zu senden. Königin Kettricken hatte die alte Pracht des Königinnengartens wieder erstrahlen lassen. Dieser hoch gelegene Zufluchtsort war ihr privates Reich. Seine gegenwärtige Schlichtheit spiegelte ihre Bergwurzeln wider, doch seine Existenz hatte eine wesentlich ältere Tradition hier in der Bocksburg.

Ruhelos schritt ich am Rand entlang und zwang mich schließlich dazu, ruhig stehen zu bleiben. Der Junge war nicht zu spät; ich war zu früh. Dass die Minuten sich so in die Länge zogen, war nicht seine Schuld. Erwartung und Widerwille rangen in meinem Inneren miteinander, während ich auf mein erstes Treffen mit Flink, Burrichs Sohn, wartete. Meine Königin hatte mich damit betraut, Flink neues Wissen zu lehren und ihn im Umgang mit Waffen auszubilden. Ich fürchtete mich vor dieser Aufgabe. Der Junge verfügte nicht nur über die Alte Macht, er war auch noch unbestreitbar eigensinnig. In Verbindung mit seiner Intelligenz konnten ihm diese beiden Eigenschaften rasch Ärger einbringen. Laut Verfügung der Königin musste jeder die Zwiehaften mit Respekt behandeln, doch viele glaubten noch immer, dass die besten Heilmittel für »Tiermagie« ein Strick, ein Messer oder das Feuer seien.

Ich verstand, warum die Königin mir Flink anvertraut hatte. Sein Vater, Burrich, hatte ihn aus dem Haus geworfen, als der Junge der Alten Macht nicht entsagen wollte. Doch derselbe Burrich hatte Jahre seines Lebens dafür geopfert, mich großzuziehen, als ich ein kleiner Junge gewesen war, den sein königlicher Vater im Stich gelassen hatte, weil er es nicht gewagt hatte, mich als Bastard anzuerkennen. Es war nur angemessen, dass ich nun das Gleiche für Burrichs Sohn tat, auch wenn ich den Jungen nie wissen lassen durfte, dass ich einst Fitz-Chivalric und das Mündel seines Vaters gewesen war. So kam es, dass ich Flink, einen dürren Jungen von gerade mal zehn Sommern, genauso nervös erwartete, wie es bei seinem Vater der Fall gewesen wäre.

Ich sog die kühle Morgenluft tief in meine Lunge. Der Duft der Obstbaumblüten wirkte wie Balsam. Ich erinnerte mich daran, dass meine Aufgabe nicht lange währen würde. Schon bald würde ich den Prinzen auf seiner Queste nach Aslevjal auf die Äußeren Inseln begleiten. Bis dahin würde ich es wohl ertragen können, den Jungen zu unterweisen.

Die Alte Macht verleiht einem die Fähigkeit, anderes Leben zu fühlen, und so drehte ich mich schon um, bevor Flink die schwere Tür aufschob. Trotz des langen Aufstiegs die Treppe empor war er nicht außer Atem. Ich hielt mich ein wenig hinter den blühenden Ästen verborgen und musterte ihn. Er war in Bocksburgblau gekleidet, in die schlichte Tracht, die einem Pagen anstand. Chade hatte recht gehabt. Der Junge würde einen guten Axtkämpfer abgeben. Er war noch dünn, wie es bei Knaben seines Alters nun mal üblich ist, doch die unter dem Wams sichtbaren Schultern deuteten darauf hin, dass er einst die Muskeln seines Vaters haben würde. Sonderlich groß würde er zwar nicht werden, aber breit genug, um dies auszugleichen. Flink besaß die schwarzen Augen seines Vaters sowie dessen dunkles, lockiges Haar, während sein Kinn ebenso wie die Augenform eher an Molly erinnerte. Molly, meine verlorene Liebe und Burrichs Weib. Ich atmete tief durch. Das hier konnte sich als schwieriger erweisen, als ich erwartet hatte.

Ich sah, wie Flink sich meiner Gegenwart bewusst wurde. Ich rührte mich nicht, sondern ließ seine Augen nach mir suchen. Eine Zeit lang standen wir beide einfach nur da und sagten kein Wort. Dann suchte er sich einen Weg über die gewundenen Pfade, bis er vor mir stand. Seine Verbeugung war zu gut einstudiert, um elegant zu wirken.

»Herr, ich bin Flink der Zwiehafte. Man hat mir aufgetragen, mich bei Euch zu melden, und so stehe ich nun vor Euch.«

Offenbar gab er sich große Mühe, höfisches Benehmen zu lernen, doch die unverhohlene Verwendung seiner Tiermagie als Namensbestandteil machte seine Worte fast zu so etwas wie einer Herausforderung, als wolle er ausprobieren, ob das Dekret der Königin betreffs der Achtung von Zwiehaften auch Bestand hatte, wenn er hier mit mir allein war. Er begegnete meinem Blick auf eine Art, welche die meisten Adligen als Anmaßung betrachtet hätten. Aber, so ermahnte ich mich selbst, ich war kein Edelmann. Und das sagte ich ihm auch. »Nun, die Anrede ›Herr‹ ist wohl nicht ganz zutreffend. Tatsächlich bin ich niemandes Herr, mein Junge. Ich bin Tom Dachsenbless, ein Gardesoldat der Königin. Du darfst mich Meister Dachsenbless nennen, und ich werde dich Flink rufen. Einverstanden?«

Er blinzelte zweimal und nickte dann, bevor er sich daran erinnerte, dass das so nicht korrekt war. »Jawohl, Herr … Meister Dachsenbless.«

»Gut, gut. Nun denn, Flink, weißt du, warum man dich hierhergeschickt hat?«

Er biss sich zweimal kurz auf die Oberlippe, bevor er tief durchatmete, den Blick senkte und antwortete: »Ich nehme an, ich habe irgendjemandes Missfallen erregt.« Dann blickte er mir wieder in die Augen. »Aber ich weiß nicht, was ich getan habe oder wem das missfallen haben könnte.« Und mit einem Hauch von Trotz in der...

Erscheint lt. Verlag 17.12.2018
Reihe/Serie Das Erbe der Weitseher
Das Erbe der Weitseher
Übersetzer Rainer Schumacher
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Fool's Fate (Tawny Man 3)
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte Assassine • Bernhard Cornwall • eBooks • Epos • Fantasy • Für Leser von George R.R. Martin • George R.R. Martin • Heroische Fantasy • High Fantasy • Intrige • Mörder • New York Times Bestseller • Patrick Rothfuss • World Fantasy Award
ISBN-10 3-641-18368-5 / 3641183685
ISBN-13 978-3-641-18368-4 / 9783641183684
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