Die Shannara-Chroniken: Die Reise der Jerle Shannara 1 - Die Elfenhexe (eBook)

Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2018
544 Seiten
Blanvalet Taschenbuch Verlag
978-3-641-23301-3 (ISBN)

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Die Shannara-Chroniken: Die Reise der Jerle Shannara 1 - Die Elfenhexe - Terry Brooks
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Der Fantasy-Klassiker endlich wieder verfügbar - in überarbeiteter Neuausgabe.
Seit er 1977 seinen ersten Roman veröffentlichte, hat sich der Autor Terry Brooks immer mehr von seinem großen Vorbild, J.R.R. Tolkien, gelöst. Vierzig Jahre später, im Jahr 2017, widerfuhr im die größte Ehre, die ein Fantasy-Autor erhalten kann. Für sein Lebenswerk wurde ihm der World Fantasy Award verliehen, die renommierteste Auszeichnung der Fantasy. Damit steht er auf einer Stufe mit Autoren wie Peter S. Beagle, Terry Pratchett, Stephen King und George R.R. Martin. Die Reise der Jerle Shannara ist die dritte Subserie der Shannara-Chroniken, die Blanvalet in edler Neuaustattung und komplett überarbeitet veröffentlicht.

Im Jahr 1977 veränderte sich das Leben des Rechtsanwalts Terry Brooks, geboren 1944 in Illinois, USA, grundlegend: Gleich der erste Roman des begeisterten Tolkien-Fans eroberte die Bestsellerlisten und hielt sich dort monatelang. Doch »Das Schwert von Shannara« war nur der Beginn einer atemberaubenden Karriere, denn bislang sind mehr als zwanzig Bände seiner Shannara-Saga erschienen.

1

Hunter Predd patrouillierte in den Gewässern der Blauen Spalte nördlich der Insel Mesca Rho, einem Außenposten der Flugreiter am westlichen Rand der Elfengewässer, als er den Mann auf einer Spiere hängen sah. Der Kerl war wie eine Puppe über die ganze Länge des Holzes drapiert, sein Kopf lag auf der Planke, das Gesicht ragte kaum aus dem Wasser, und einen Arm hatte er um sein schmales Floß geschlungen, damit er nicht abrutschte. Seine Haut war verbrannt und von Sonne, Wind und Wetter gezeichnet, und die Kleidung hing in Fetzen an ihm herab. Er lag so still, dass man unmöglich sagen konnte, ob er noch lebte. Eigentlich war es die eigentümlich rollende Bewegung seines Körpers auf den sanften Wellen, die Hunter Predd als Erstes aufgefallen war.

Obsidian hielt bereits auf den Schiffbrüchigen zu und brauchte die Führung seines Reiters durch Hände und Knie nicht; er wusste, was zu tun war. Da seine Augen schärfer waren als die des Elfen, hatte er den Mann im Wasser schon vor Hunter entdeckt und Kurs auf ihn genommen, um ihn zu retten. Das war ein wichtiger Teil seiner Arbeit, für die er ausgebildet worden war: Er sollte jene finden und retten, deren Schiffe auf See verloren gegangen waren. Der Rokh konnte einen Menschen auf tausend Meter von einem Stück Holz oder einem Fisch unterscheiden.

Mit weit ausgestreckten Flügeln ging er langsam in die Kurve, sank hinunter und holte den Mann mit sicherem und vorsichtigem Griff aus dem Wasser. Die großen Krallen legten sich fest und dennoch sanft um die schlaffe Gestalt, und dann stieg der Rokh wieder auf. Klar wölbte sich der Spätfrühlingshimmel als blaue Kuppe über ihnen, und die strahlende Sonne erwärmte die Luft und spiegelte sich silbern glitzernd auf den Wellen. Hunter Predd lenkte sein Reittier zurück zu einem kleinen Atoll, das einige Meilen von Mesca Rho entfernt war und das nächstgelegene Stück Land darstellte. Dort würde er sehen, was er tun konnte, wenn es nicht schon zu spät war.

Sie erreichten das Atoll in weniger als einer halben Stunde, da Hunter Predd Obsidian niedrig hielt und gleichmäßig fliegen ließ. Der Rokh war schwarz wie Tinte und im besten Alter, der dritte in seiner Zeit als Flugreiter und vermutlich der beste. Obsidian war nicht nur groß und kräftig, sondern besaß auch hervorragende Instinkte und hatte gelernt vorauszuahnen, was sein Flugreiter als Nächstes von ihm wollte. Inzwischen waren sie fünf Jahre zusammen, was nicht lange war für einen Reiter und sein Tier, aber dennoch handelten sie bereits, als wären ihre Körper und Seelen miteinander verbunden.

Langsam flatternd ging Obsidian auf der Leeseite des Atolls nieder, legte seine Last auf einem sandigen Streifen Strand ab und landete auf den nahen Felsen. Hunter Predd sprang von ihm herunter und eilte zu der reglosen Gestalt. Der Mann reagierte nicht, als der Flugreiter ihn auf den Rücken drehte und nach Lebenszeichen forschte. Puls war vorhanden, das Herz schlug. Die Atmung ging schleppend und flach. Dann betrachtete Hunter Predd das Gesicht und stellte fest, dass die Augen und die Zunge herausgeschnitten worden waren.

Es handelte sich um einen Elfen, erkannte der Flugreiter. Allerdings um kein Mitglied des Schwingenhorstes. Das war offensichtlich, da die Narben vom Harnisch an Unterarm und Händen fehlten. Hunter untersuchte den Körper sorgfältig auf gebrochene Knochen hin, entdeckte jedoch keine weiteren Schäden. Die einzigen Verletzungen waren jene im Gesicht. Vor allem litt der Mann an Ernährungsmangel und Unterkühlung. Hunter benetzte die Lippen des Mannes mit frischem Wasser aus seinem Schlauch und ließ ein wenig davon in den Mund rinnen. Die Lippen bewegten sich schwach.

Nun dachte Hunter über seine Möglichkeiten nach und entschied sich, den Mann in den Seehafen Bracken Clell zu bringen, die nächstgelegene Siedlung, in der er einen Elfenheiler finden würde, der ihm die notwendige Pflege angedeihen lassen konnte. Er hätte ihn auch nach Mesca Rho fliegen können, doch die Insel war lediglich ein Außenposten. Ein zweiter Flugreiter und er selbst waren die einzigen Bewohner. Einen Heiler gab es dort nicht. Wenn er dem Mann das Leben retten wollte, würde er es riskieren müssen, ihn zum Festland zu transportieren.

Der Flugreiter wusch die Haut des Mannes mit frischem Wasser ab und trug eine Heilsalbe auf, die vor weiteren Schädigungen schützen sollte. Hunter hatte keine zusätzliche Kleidung dabei; deshalb würde der Mann die Reise in den Lumpen an seinem Leib hinter sich bringen müssen. Erneut versuchte er, dem Mann Wasser einzuflößen, und diesmal bewegte sich der Mund gierig. Der Mann stöhnte leise. Er bemühte sich, die entstellten Augen zu öffnen, und lallte etwas Unverständliches.

Weil es das Naheliegendste war und weil es der Flugreiter in seiner Ausbildung so gelernt hatte, durchsuchte er den Mann und nahm ihm die zwei einzigen Gegenstände ab, die er fand. Beide überraschten und verblüfften ihn. Er betrachtete sie genauer mit gerunzelter Stirn.

Da er seinen Aufbruch nicht länger aufschieben wollte, legte er den Verletzten mit Obsidians Hilfe auf den breiten Rücken des Rokhs. Mit gepolsterten Riemen wurde er gesichert. Nachdem Hunter alles ein letztes Mal überprüft hatte, bestieg er sein Tier, und Obsidian hob ab.

Drei Stunden lang flogen sie in der hereinbrechenden Dunkelheit nach Osten, und bei Sonnenuntergang erreichten sie Bracken Clell. Die Bevölkerung des Seehafens bestand aus einem Bevölkerungsgemisch, in dem Elfen vorherrschten, und die Bewohner waren an den Anblick von Flugreitern und deren Rokhs gewöhnt. Hunter Predd lenkte Obsidian landeinwärts zu einer Lichtung, die für Landungen vorgesehen war, und der große Rokh glitt sanft zwischen die Bäume. Ein Bote, der unter den sich rasch versammelnden Neugierigen ausgewählt wurde, lief in die Stadt, und der Elfenheiler erschien in einem Pulk von Trägern mit einer Bahre.

»Was ist mit ihm passiert?«, fragte der Heiler Hunter Predd, als er die leeren Augenhöhlen und den malträtierten Mund bemerkte.

Hunter schüttelte den Kopf. »So habe ich ihn gefunden.«

»Wer ist er?«

»Ich weiß es nicht«, log der Flugreiter.

Er wartete, bis der Heiler und seine Helfer den Schiffbrüchigen hochgehoben hatten und ihn zum Haus des Heilers trugen, wo der Mann in einem Krankenzimmer untergebracht werden würde, ehe er Obsidian zu einem etwas entlegeneren Ort schickte und der Gruppe dann folgte. Was er wusste, würde er weder dem Heiler noch irgendjemandem sonst in Bracken Clell mitteilen. Nur ein einziger Mann sollte es erfahren.

Er setzte sich auf die Veranda, legte den Langbogen und das Jagdmesser neben sich ab, rauchte seine Pfeife und wartete auf den Heiler. Die Sonne war untergegangen, und das letzte Licht tauchte das Wasser der Bucht in Purpur- und Goldtöne. Hunter Predd war für einen Flugreiter klein und schlank, doch zäh wie eine geknüpfte Leine. Man konnte ihn weder jung noch alt nennen, doch lag sein Alter in der angenehmen Mitte und gefiel ihm sehr gut. Das von der Sonne gebräunte Gesicht zeigte Falten, die Augen unter dem dichten braunen Haarschopf waren tiefgrau, und er wirkte genau wie das, was er auch war: ein Elf, der den größten Teil seines Lebens im Freien verbracht hatte.

Während er wartete, holte er einmal kurz das Kettchen hervor, hielt es ins Licht und vergewisserte sich, dass er sich bei dem Wappen darauf nicht geirrt hatte. Die Karte ließ er in seiner Tasche.

Einer der Helfer des Heilers brachte ihm einen Teller mit Essen, das Hunter schweigend verspeiste. Nachdem er damit fertig war, tauchte der Helfer erneut auf und nahm den Teller wieder mit. Der Heiler war noch nicht wieder erschienen.

Es war spät, als er schließlich kam, und der Heiler, der abgehärmt und beunruhigt wirkte, setzte sich neben Hunter. Sie kannten sich bereits seit geraumer Weile, denn der Heiler hatte sich nur ein Jahr, nachdem Hunter aus den Grenzkriegen zurückgekehrt und in den Dienst bei den Flugreitern vor der Küste eingetreten war, in dem Seehafen niedergelassen. Sie hatten mehr gemeinsam als ihre Rettungsbemühungen, und obwohl sie aus verschiedenen Gegenden stammten und unterschiedliche Berufe hatten, ähnelten sich ihre Überzeugungen in Bezug auf die Dummheit des Fortschritts der Welt. Hier im Hinterland der Zivilisation, wie man die Vier Länder nannte, hatten sie ihre kleine Zuflucht vor dem Wahnsinn gefunden.

»Wie geht es ihm?«, fragte Hunter Predd.

Der Heiler seufzte. »Nicht gut. Vielleicht bleibt er am Leben, wenn man es so nennen kann. Er hat die Augen und die Zunge verloren. Beides wurde mit Gewalt entfernt. Unterkühlung und mangelnde Ernährung haben ihn so nachhaltig seiner Kräfte beraubt, dass er sich möglicherweise nie wieder ganz erholen wird. Einige Male wurde er wach und wollte sich verständlich machen, konnte es jedoch nicht.«

»Im Laufe der Zeit vielleicht …«

»Zeit ist nicht das Problem«, unterbrach ihn der Heiler. »Er kann weder sprechen noch schreiben. Es ist nicht nur die Zunge oder die mangelnde Kraft. Es ist sein Kopf. Er hat den Verstand verloren. Was auch immer er erleiden musste, hat nicht wiedergutzumachenden Schaden bei ihm angerichtet. Ich glaube, er weiß nicht, wo er ist, und womöglich nicht einmal, wer er überhaupt ist.«

Hunter Predd blickte hinaus in die Nacht. »Nicht einmal seinen Namen?«

»Nicht einmal den. Ich denke, er erinnert sich kaum an das, was ihm zugestoßen ist.«

Der Flugreiter schwieg und grübelte. »Würdest du ihn noch eine Weile hierbehalten, ihn pflegen und auf ihn aufpassen? Ich möchte der Sache nachgehen.«

Der Heiler nickte. »Wo willst du anfangen?«

»Vielleicht in...

Erscheint lt. Verlag 15.10.2018
Reihe/Serie Die Shannara-Chroniken: Die Reise der Jerle Shannara
Die Shannara-Chroniken: Die Reise der Jerle Shannara
Übersetzer Andreas Helweg
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel The Voyage of the Jerle Shannara Trilogy 1 - The Ilse Witch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte Der Herr der Ringe • eBooks • Elfensteine • Epos • Fantasy • Game of Thrones • Heroische Fantasy • High Fantasy • Klassiker • RTL 2 • shannara chronicles • TV-Serie
ISBN-10 3-641-23301-1 / 3641233011
ISBN-13 978-3-641-23301-3 / 9783641233013
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