Der verhängnisvolle Brief -  Julian Hawthorne

Der verhängnisvolle Brief (eBook)

Kriminalroman

(Autor)

Jürgen Schulze (Herausgeber)

eBook Download: EPUB
2024 | 2. Auflage
212 Seiten
Null Papier Verlag
978-3-96281-392-5 (ISBN)
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Ein früher Meisterkrimi um den New Yorker Inspektor Byrnes. Das Leben des erfolgreichen und äußerst rücksichtslosen New Yorker Milliardärs Maxwell Golding wird bedroht. Sein Kompagnon sucht die Hilfe von Inspektor Byrnes. Der Schlüssel muss in einem anonymen Drohbrief stecken. Aber die Zeit drängt, denn der unbekannte Widersacher scheint zu allem entschlossen zu sein. Null Papier Verlag

Julian Hawthorne (22.06.1846-21. Juli 1934) war ein amerikanischer Schriftsteller, Journalist und Sohn des Schriftstellers Nathaniel Hawthorne und der Schriftstellerin Sophia Peabody. Er schrieb zahlreiche Gedichte, Romane, Kurzgeschichten, Krimis, Essays, Reisebücher, Biografien und Novellen. Als Journalist berichtete er für das New York Journal u.a. über den Spanisch-Amerikanischen Krieg.

Julian Hawthorne (22.06.1846–21. Juli 1934) war ein amerikanischer Schriftsteller, Journalist und Sohn des Schriftstellers Nathaniel Hawthorne und der Schriftstellerin Sophia Peabody. Er schrieb zahlreiche Gedichte, Romane, Kurzgeschichten, Krimis, Essays, Reisebücher, Biografien und Novellen. Als Journalist berichtete er für das New York Journal u.a. über den Spanisch-Amerikanischen Krieg.

Erstes Kapitel. – Im Bibliothekzimmer
Zweites Kapitel. – Ein moderner Finanzmann
Drittes Kapitel. – Ein Bündel Briefe
Viertes Kapitel. – Beratschlagung
Fünftes Kapitel. – Im Klub
Sechstes Kapitel. – Nachrichten
Siebentes Kapitel. – Talbot im Freundeskreise
Achtes Kapitel. – Cunliffe's Sorgen
Neuntes Kapitel. – Eine Tasse Tee
Zehntes Kapitel. – Eine Schlittenfahrt
Elftes Kapitel. – General Weymouth
Zwölftes Kapitel. – Großstädtisch
Dreizehntes Kapitel. – Aus den Fugen
Vierzehntes Kapitel. – In der Irre
Fünfzehntes Kapitel. – Verschwunden
Sechzehntes Kapitel. – Vermutungen
Siebzehntes Kapitel. – Auf dem Eise
Achtzehntes Kapitel. – Cunliffe's Wohltäter
Neunzehntes Kapitel. – Ungewissheit
Zwanzigstes Kapitel. – Eine Börsenpanik
Einundzwanzigstes Kapitel. – Verhaftet
Zweiundzwanzigstes Kapitel. – Der Postbezirk E
Dreiundzwanzigstes Kapitel. – Kitty Clive

Erstes Kapitel. – Im Bibliothekzimmer


Frisch ge­fal­le­ner Schnee lag in den Stra­ßen New Yorks. Das Ge­wand der Rein­heit, in wel­ches der Schnee die Erde klei­det, ist für uns kein Bild von Ju­gend und Le­ben, son­dern von Al­ter und Tod. Die Som­mer­hit­ze ist ver­ges­sen, die präch­ti­gen Fär­bun­gen des Herbs­tes ha­ben sich in ein­tö­ni­ges Braun ver­wan­delt, das zar­te Früh­lings­grün schwebt uns nur als fer­ner Hoff­nungs­schim­mer vor, der Win­ter deckt al­les zu mit sei­ner kal­ten wei­ßen Hül­le. Über den stein­hart ge­fro­re­nen Bo­den weht ein ei­si­ger Wind; in der Au­ßen­welt reizt uns nichts mehr – was Wun­der, wenn wir den Blick nach in­nen wen­den und am trau­li­chen Ka­min Er­satz su­chen für die ent­schwun­de­nen Freu­den der Na­tur! Die kal­te Jah­res­zeit weckt oh­ne­hin, mehr als die an­de­ren, alle Trie­be der Selbs­t­er­hal­tung, ja des selbst­süch­ti­gen Be­ha­gens; bei war­mem Son­nen­schein geht das Herz auf, der Mensch ist weit leich­ter zur Groß­mut ge­stimmt. Da­rum ist es ein Se­gen für See­le und Ge­müt, dass das Weih­nachts­fest mit­ten in den Win­ter fällt und durch sei­ne Lie­bes­wär­me neu­es Le­ben schafft in der er­starr­ten fros­ti­gen Welt.

Die Be­gü­ter­ten wis­sen sich auch zur Win­ters­zeit das Da­sein er­freu­lich zu ge­stal­ten. Sie schmücken ihre Häu­ser mit al­lem Glanz, den der Reich­tum ver­leiht, der rau­en Wirk­lich­keit zum Trotz schwel­gen sie in Ge­nuss und Ver­gnü­gen. Die Ar­men da­ge­gen drückt der Man­gel dop­pelt schwer und seuf­zend zäh­len sie, ob ihre ge­rin­ge Bar­schaft ge­nügt, ih­nen ne­ben Nah­rung und Klei­dung auch einen war­men Ofen zu ver­schaf­fen. Und die Fein­de der Ge­sell­schaft, die Ver­bre­cher? – Die wis­sen, dass die Vor­rä­te ein­ge­heimst sind, Geld und Gut an­ge­häuft und die Be­sit­zer sich in Si­cher­heit wie­gen. So ent­wi­ckeln sie denn ge­ra­de im Win­ter eine fie­ber­haf­te Tä­tig­keit, um sich auf ihre Wei­se die Gü­ter der Erde an­zu­eig­nen. Auch der Dieb kann sich im Som­mer leich­ter durch­brin­gen, wäh­rend der Win­ter ihn in die Stadt treibt, wo ohne Geld nichts zu ha­ben ist.

Zum Kampf ge­gen die küh­nen Mis­se­tä­ter rüs­tet sich je­doch auch die Po­li­zei mit be­son­de­rer Wach­sam­keit. Vom Mo­nat No­vem­ber an bis ge­gen Ende März fin­det man sie stets be­reit auf die­sem Plan. Die Ge­rich­te sind in vol­ler Ar­beit, die Ge­fäng­nis­se wer­den nicht leer; mit al­len Mit­teln wird das Ver­bre­chen ge­walt­sam nie­der­ge­hal­ten – aber nicht er­tö­tet. Dem al­ten Dra­chen wächst stets ein neu­es Haupt an Stel­le des ab­ge­schla­ge­nen. Wird er je­mals ganz über­wun­den wer­den und sei­ne Brut ver­tilgt? – Trotz al­ler Leh­ren der Re­li­gi­on, trotz al­ler Fort­schrit­te der Kul­tur wächst nach wie vor Gu­tes und Bö­ses zu­sam­men in der Welt von Jahr zu Jahr, von ei­nem Jahr­hun­dert zum an­de­ren. Wohl kla­gen wir mit Recht, dass sich das Schlech­te und Ge­mei­ne selbst dem Edels­ten und Bes­ten an­hef­tet, aber wir dür­fen uns auch zum Trost sa­gen, dass das Un­kraut die gu­ten Kei­me nie ganz er­stickt und sich selbst im Ver­wor­fens­ten noch Spu­ren des Gu­ten ent­de­cken las­sen. –

Noch lag drau­ßen auf dem Lan­de über Fel­dern und We­gen die wei­ße glat­te Schnee­de­cke aus­ge­brei­tet, aber in den Stra­ßen der Groß­stadt hat­te sie sich schon in Schmutz und Näs­se ver­wan­delt, wie zur ärgs­ten Re­gen­zeit. Der brau­ne Schlamm war schwarz ge­wor­den und ström­te in fäul­nis­ar­ti­gem Zu­stand einen wah­ren Lei­chen­ge­ruch aus, be­son­ders in den Tei­len von New York, wo Han­del und Wan­del den Ver­kehr am leb­haf­tes­ten mach­ten. In der fünf­ten Ave­nue war die Sa­che noch er­träg­lich, weil dort der Schnee von den Trot­toirs auf den mitt­le­ren Fahr­weg ge­schau­felt wor­den war. Auf der brei­ten Bahn schos­sen die Schlit­ten lus­tig hin und her, wäh­rend die Fuß­gän­ger in war­me Pel­ze gehüllt schnel­len Schrit­tes da­hin­eil­ten. Al­les war voll Le­ben und Be­we­gung, der Ver­kehr nahm erst ab, als die Nacht her­ein­brach, die La­ter­nen an­ge­zün­det wur­den und das Schlit­ten­ge­läu­te all­mäh­lich ver­stumm­te, bis zu­letzt nur noch we­ni­ge spä­te Wan­de­rer auf der Stra­ße zu se­hen wa­ren.

Zu ei­nem der letz­te­ren wol­len wir uns ge­sel­len. Er schrei­tet am Bruns­wick-Ho­tel vor­über auf der rech­ten Sei­te der Ave­nue mit schnel­lem aber fes­tem Tritt. Es muss ihm wohl eine wich­ti­ge An­ge­le­gen­heit im Sin­ne lie­gen, nach dem Aus­druck sei­ner wohl­ge­bil­de­ten, cha­rak­ter­vol­len Züge zu ur­tei­len, in de­nen sich der kla­re Geist ei­nes star­ken tat­kräf­ti­gen Man­nes spie­gelt. Sei­nem ru­hi­gen, doch schar­fen Blick ent­geht nichts, was in sein Be­reich kommt. Sein Le­ben ist ernst und ar­beits­voll, sei­ne Zeit kost­bar, aber alle Ob­lie­gen­hei­ten so wohl­ge­ord­net und be­dacht, dass von kei­ner Über­stür­zung, kei­ner Hast und Un­ge­duld die Rede zu sein braucht. Ein runder Filz­hut, war­me Hand­schu­he, ein di­cker Über­rock, der über der Brust zu­ge­knöpft ist, schüt­zen ihn vor der Käl­te, die bren­nen­de Zi­gar­re ver­brei­tet ein fei­nes Aro­ma. Of­fen­bar ge­hört er den hö­hern Ge­sell­schafts­klas­sen an, aber in sei­nem We­sen liegt ein ge­wis­ses Et­was, das ihn über die Mehr­zahl sei­ner Stan­des­ge­nos­sen er­hebt, ihn vor an­de­ren aus­zeich­net. Ge­wiss eine be­kann­te Per­sön­lich­keit – wir ha­ben sei­nen Na­men ohne Zwei­fel schon oft nen­nen hö­ren! Wer mag es nur sein?

An ei­ner Stra­ßen­e­cke stand ein großer äl­te­rer Herr mit ge­ra­der mi­li­tä­ri­scher Hal­tung. Sein lan­ger Schnauz­bart, der schon ins Graue spiel­te, die dun­keln Au­gen und die schar­fe Ad­ler­na­se mach­ten ihn zu ei­ner ari­sto­kra­ti­schen Er­schei­nung. Er schi­en ver­geb­lich in sei­nen Ta­schen nach et­was zu su­chen, und als sich der Fuß­gän­ger ihm nä­her­te, trat er rasch auf ihn zu und sag­te höf­lich: »Mir ist die Zi­gar­re aus­ge­gan­gen, darf ich um Feu­er bit­ten?«

Der an­de­re stand still. »Eine kal­te Nacht«, be­merk­te er und reich­te dem Herrn mit ei­ner Ver­beu­gung sei­ne Zi­gar­re hin.

»Bes­ten Dank«, sag­te die­ser, sie ihm zu­rück­ge­bend, dann trenn­ten sie sich.

Eine flüch­ti­ge Be­geg­nung! Doch blieb die Ge­stalt des mi­li­tä­risch aus­se­hen­den Herrn dem nächt­li­chen Wan­de­rer in der Erin­ne­rung haf­ten. Bei­de ahn­ten in­des­sen nicht, wie bald und auf wie selt­sa­me Wei­se das Schick­sal sie wie­der zu­sam­men­füh­ren soll­te.

Als der Wan­de­rer sich jetzt ei­nem der großen Klub­häu­ser nä­her­te, die eine Zier­de der Ave­nue sind, ka­men zwei Män­ner Arm in Arm die Stu­fen her­un­ter. Er grüß­te den statt­li­chen rot­bär­ti­gen Herrn, den er kann­te, der an­de­re, ein schlan­ker jun­ger Mann von an­ge­neh­mem Äu­ßern war ihm fremd. »Das ist ein klu­ger Kopf«, dach­te er bei sich, »wie de­ren die Klub­ge­sell­schaft nicht vie­le zäh­len mag.«

Nun bog er in eine Sei­ten­stra­ße, stieg die Stu­fen vor ei­nem hüb­schen Haus hin­an und zog an der Glo­cke. Die Tür sprang auf und er trat ein.

»Ist Mr. Owens zu spre­chen?«

»Ja­wohl, be­mü­hen Sie sich ge­fäl­ligst hier her­ein.«

Der Be­su­cher folg­te dem...

Erscheint lt. Verlag 12.12.2024
Reihe/Serie Krimis bei Null Papier
Krimis bei Null Papier
Übersetzer Margarete Jacobi
Verlagsort Neuss
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Bankraub • Krimi • Mord • Mörder • New York • Serienkiller • Sherlock Holmes • Spannung • True Crime
ISBN-10 3-96281-392-6 / 3962813926
ISBN-13 978-3-96281-392-5 / 9783962813925
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