Die Kinder von Alpha Centauri (eBook)

Roman

(Autor)

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2018
Heyne Verlag
978-3-641-23135-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Kinder von Alpha Centauri - James P. Hogan
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Spirale der Gewalt
Einmal mehr steht die Erde vor einem globalen Krieg, der die Menschheit zu vernichten droht. Um das Überleben unserer Spezies zu sichern, schicken Forscher eine Sonde ins Alpha-Centauri-System. An Bord: eine genetische Datenbank, künstliche Gebärmütter, Embryonen und Roboter, die diese vollautomatisch geborenen Kinder aufziehen und unterrichten sollen. Wider Erwarten überstehen die Menschen jedoch den Konflikt und bauen die zerstörte Zivilisation einmal mehr auf. Als Jahrzehnte später die Kolonie meldet, dass die erste Generation der Siedler erfolgreich aufgezogen wurde, schicken die irdischen Großmächte Raumschiffe aus, um Anspruch auf den fremden Planeten zu erheben - und wieder droht ein Krieg mit verheerenden Folgen ...

James P. Hogan (1941-2010) wuchs im Londoner Westen auf. Sein erster Roman Das Erbe der Sterne erschien 1977. Sein wissenschaftlich-technisch orientierter Schreibstil fand großen Anklang, sodass Hogan mehrere Nachfolgeromane schrieb. Er wurde oft mit seinem Landsmann Arthur C. Clarke verglichen. Bis zu seinem Tod lebte er mit seiner Frau Jackie, mit der er in dritter Ehe verheiratet war, in Florida und Irland.

Prolog


 

»... Meine Damen und Herren, unser heutiger Ehrengast – Henry B. Congreve.« Der Ansager beendete die Vorstellung und trat zur Seite, um die stämmige, weißhaarige Gestalt im Dinnerjacket mit schwarzer Fliege das Podium besteigen zu lassen. Begeisterter Beifall erhob sich von den dreihundert Gästen, die im Hiltonkomplex am westlichen Stadtrand von Washington, D.C., versammelt waren. Die Saalbeleuchtung erlosch und ließ das Publikum zu weißen Hemdbrüsten, funkelnden Hälsen und Fingern und maskenhaften Gesichtern verblassen. Zwei Punktscheinwerfer erfassten den Sprecher, während er das Verebben des Beifalls abwartete. Der Zeremonienmeister kehrte im Schatten neben ihm zu seinem Stuhl zurück.

Nach achtundsechzig Jahren Lebenskampf stand Congreves gedrungene Gestalt noch immer aufrecht, die Schultern strafften sich zu beiden Seiten des kurzgeschorenen Kopfes jugendlich kräftig. Die Linien seines scharf geschnittenen Gesichtes waren noch immer fest und geradlinig, und seine Augen funkelten belustigt, als er den Blick durch den Saal gleiten ließ. Es schien vielen Anwesenden sonderbar, dass ein Mensch von solch sprühender Lebenskraft, einer, der noch so vieles in sich barg, hier seine Abschiedsrede halten wollte.

Nur wenige der jüngeren Astronauten, Wissenschaftler, Ingenieure und leitenden Angestellten der North American Space Development Organization konnten sich NASDO ohne ihren Chef Congreve vorstellen. Für sie alle würde es nie wieder so sein wie früher.

»Danke, Matt.« Congreves Stimme grollte als heiserer Bariton aus den Lautsprechern ringsum. Er blickte von einer Seite zur anderen, um sein Publikum zu erfassen. »Ich, äh – ich wäre beinahe überhaupt nicht reingekommen.« Er legte eine Pause ein; auch das leiseste Konversationsgeflüster verstummte. »Ein Schild draußen in der Halle verkündet, dass die Fossilien oben in Zwölfnulldrei ausgestellt sind.« Die amerikanische Archäologenvereinigung hielt im Hiltonkomplex diese Woche ihre Jahrestagung ab. Congreve zog die Schultern hoch. »Da hätte ich eigentlich hingehört. Zum Glück stieß ich unterwegs auf Matt, der mich auf den rechten Weg zurückholte.« Eine Welle des Gelächters ging durch die Dunkelheit, untermalt von Protestrufen an einigen Tischen. Er wartete, bis es still geworden war, dann fuhr er mit ernsterer Stimme fort. »Das erste, was ich zu tun habe, ist, allen hier Anwesenden und denjenigen NASDO-Leuten, die heute nicht dabei sein können, für die Einladung zu danken. Außerdem muss ich natürlich meinen tiefempfundenen Dank für das da und noch mehr meine Dankbarkeit für die Gefühle ausdrücken, die es symbolisiert. Ich danke Ihnen allen.« Während seiner Worte wies er auf die einen halben Meter lange Nachbildung in Silber und Bronze der noch unbenannten, unerprobten Sternsonde SP3, die am Haupttisch auf ihrem Teaksockel vor Congreves Platz stand.

Seine Stimme wurde noch ernster.

»Ich will mich nicht auf eine Menge persönlicher Anekdoten und Reminiszenzen einlassen. Dergleichen ist bei solchen Anlässen zwar üblich, aber das wäre banal, und ich möchte meine letzte Rede als Leiter der NASDO nicht mit Banalitäten belasten. Die Zeiten gestatten solchen Luxus nicht. Stattdessen möchte ich über Dinge sprechen, die von globaler Bedeutung sind und jeden Einzelnen betreffen, der auf diesem Planeten lebt, ja sogar die künftigen Generationen – vorausgesetzt, es wird sie geben.« Er schwieg einen Augenblick. »Ich möchte vom Überleben sprechen – vom Überleben der menschlichen Gattung.«

Obwohl im Saal gebannte Stille herrschte, schien diese sich bei seinen Worten noch zu vertiefen. Hier und dort sah man sich im Publikum verwundert an. Offenkundig würde dies nicht einfach eine gewöhnliche Abschiedsrede sein. Congreve ergriff wieder das Wort.

»Wir standen schon einmal kurz vor einem dritten Weltkrieg und hingen schon über dem Abgrund. Heute, im Jahr 2015, sind dreiundzwanzig Jahre vergangen, seitdem amerikanische und sowjetische Streitkräfte in Belutschistan mit taktischen Atomwaffen gegeneinander kämpften, und obwohl die rasche Verbreitung einer auf Fusion beruhenden Wirtschaft wenigstens die Aussicht bietet, das Energieproblem zu lösen, das diese Konfrontation ausgelöst hatte, sind Eifersucht, Argwohn und Verdächtigungen, die uns damals an den Rand des Krieges brachten und unsere Gattung während ihrer gesamten Geschichte beharrlich heimgesucht haben, heute noch ebenso vorhanden.

Heute giert die Industrie nicht nach Erdöl, sondern nach Mineralen. In fünfzig Jahren wird unsere Beherrschung der Prozesse kontrollierter Kernfusion vermutlich auch diese überflüssig machen, aber inzwischen erzeugen kurzsichtige politische Überlegungen wieder das Klima von Spannungen und Rivalität, das gegen Ende des vergangenen Jahrhunderts die Erdölfrage so brisant machte. Wie man deutlich sehen kann, beeinflusst die Bedeutung Südafrikas in diesem Zusammenhang die jetzigen Machtverhältnisse, und der mutmaßliche Krisenherd für einen erneuten Zusammenstoß zwischen Ost und West wird wiederum das Grenzgebiet Iran-Pakistan sein. Nach Meinung unserer Strategen werden die Sowjets versuchen, es sich einzuverleiben, um Zugang zum Indischen Ozean zu erlangen, als Vorbereitung zum Eingreifen in einem Krieg der sogenannten schwarzafrikanischen Befreiung gegen den Süden.«

Congreve machte eine Pause, ließ den Blick durch den Saal gleiten und hob resigniert die Hände.

»Es scheint, dass wir als Einzelne nur hilflos beobachtend dabeistehen und die Ereignisse verfolgen können, die uns der Kollektivität entgegenreißen. Die Lage wird weiter kompliziert durch das Aufkommen und rapide wirtschaftliche und militärische Wachstum der chinesisch-japanischen Co-Prosperity Sphere, die damit droht, Moskau einen unangreifbaren Machtblock gegenüberzustellen, sollte es sich mit uns und den Europäern einigen. Mehr als nur einige Kreml-Analytiker müssen ihr am wenigsten riskantes Spiel nun darin sehen, sich entscheidend mit dem Westen zu schlagen, bevor eine solche Allianz Zeit gehabt hat, sich zu konsolidieren. Mit anderen Worten, es wäre nicht übertrieben, wollte man behaupten, die Zukunft der Menschheit sei nie gefährdeter gewesen als in eben diesem Augenblick.«

Congreve stützte sich mit den Armen am Rednerpult ab und richtete sich dann auf. Als er weitersprach, klang seine Stimme ein wenig heiterer.

»Auf dem Gebiet, das uns alle hier im Alltag betrifft, hat die Beschleunigung des Raumfahrtprogramms in den vergangenen zwei Jahrzehnten viel Aufregung verursacht. Einige ermutigende Leistungen haben dazu beigetragen, die weniger erfreulichen Meldungen aus anderen Gebieten auszugleichen: Wir haben Dauerstützpunkte auf Mond und Mars errichtet, im Weltraum werden Kolonien gebaut, eine bemannte Mission hat die Jupitermonde erreicht, und Roboter sind unterwegs, um die entlegensten Winkel des Sonnensystems und darüber hinaus zu erforschen. Aber« – er breitete die Arme wie zu einem bildlichen Seufzen aus – »diese Maßnahmen sind nationaler, nicht internationaler Art gewesen. Trotz der Hoffnungen und der Worte vergangener Jahre ist die Militarisierung der Forschung weltweit auf den Fersen gewesen, und wir müssen zu dem unabweisbaren Schluss gelangen, dass ein Krieg, wenn er denn ausbräche, sich bald über die Grenzen der Erdoberfläche hinaus ausdehnen und unsere Gattung überall gefährden würde. Wir müssen der Tatsache ins Gesicht sehen, dass die Gefahr, die uns in den bevorstehenden Jahren droht, keine geringere ist als diese.«

Er wandte sich kurz zu dem Modell der SP3 um, das vor ihm auf dem Tisch funkelte, und deutete darauf.

»In fünf Jahren wird diese automatische Sonde die Sonne verlassen und die benachbarten Sterne nach bewohnbaren Welten erforschen ... jenseits der Erde und jenseits aller Mühen, Probleme und Gefahren der Erde. Wenn alles gutgeht, wird sie schließlich an einem solchen Ort eintreffen, durch unvorstellbare Entfernungen isoliert von den Problemen, die dafür sorgen werden, dass Zwist ein untrennbarer und unauslöschlicher Teil der bedrückenden Geschichte menschlichen Daseins auf diesem Planeten bleiben wird.« Congreves Blick schien in die Ferne zu gehen, als flöge er mit der Sonde hinauf und hinaus in den Weltraum. »Es wird ein neuer Ort sein«, sagte er versonnen. »Eine neue, unverbrauchte, vibrierende Welt, unzernarbt vom Kampf des Menschen, sich über die Tiere zu erheben, ein Ort, der bietet, was die einzige Gelegenheit für unsere Rasse sein könnte, einen Ableger von sich dort zu bewahren, wo er überleben und, falls notwendig, neu beginnen kann, diesmal aber mit den Lehren der Vergangenheit als Leitschnur.«

Gemurmel raunte durch die Reihen. Congreve nickte, um zu zeigen, dass er die Einwände kannte. Er hob die Hand, bis sich die Aufregung legte.

»Nein, ich sage nicht, dass SP3 umgebaut und statt als Roboterfahrzeug mit menschlicher Besatzung fliegen sollte. In diesem späten Stadium lässt sich das nicht mehr einrichten. Zu vieles müsste von Anfang an neu durchdacht werden, eine solche Aufgabe würde Jahrzehnte erfordern. Und trotzdem ist nichts mit SP3 Vergleichbares zur Zeit irgendwo im Planungsstadium, geschweige denn vor der Fertigstellung. Die Gelegenheit ist eine einmalige und darf auf keinen Fall versäumt werden. Aber gleichzeitig können wir uns die Verzögerung nicht leisten, die nötig wäre, um diese Gelegenheit zu nutzen. Gibt es einen Ausweg aus diesem Dilemma?« Er blickte auf seine Zuhörer hinunter, als rechne er mit einer Antwort. Sie musste ausbleiben.

»Wir haben uns mit diesem Problem nun seit einiger Zeit beschäftigt und glauben an eine Lösung. Es wäre nicht machbar, ein Kontingent erwachsener Menschen mit dem Raumschiff...

Erscheint lt. Verlag 26.2.2018
Übersetzer Tony Westermayr
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Voyage From Yesteryear
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte Alpha Centauri • Aufbruch ins All • diezukunft.de • eBooks • Genmanipulation • Hard SF • Kolonie • Prometheus Arward • Zukunftskrieg
ISBN-10 3-641-23135-3 / 3641231353
ISBN-13 978-3-641-23135-4 / 9783641231354
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