Echnaton - Im Schatten des Sonnengottes -  Alfred Bekker

Echnaton - Im Schatten des Sonnengottes (eBook)

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2023 | 1. Auflage
160 Seiten
Uksak E-Books (Verlag)
978-3-7389-1553-2 (ISBN)
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Der junge Echnaton ist von auffälliger Hässlichkeit und wird deshalb am Hof seines Vaters, des Pharao Amenophis, von der Priesterschaft geächtet. Als sein Vertrauter und Lehrer Ptah-Koram ermordet wird, setzt er alles daran, gemeinsam mit Nofretete den Verantwortlichen zu finden. Aber er kann nichts gegen die Täter und Auftraggeber tun. Doch als Echnatons Bruder stirbt, wird er, der vor den Augen der Götter bisher verborgen werden musste, plötzlich Pharao ... Über den Autor: Alfred Bekker, geb. 1964, begann bereits als Kind zu schreiben. Seinen ersten Roman verfasste er im Alter von 14 Jahren. Neben über 300 Romanen in unterschiedlichen Genres hat er auch Kurzgeschichten und Erzählungen geschrieben. Er lebt mit seiner Familie in Nordrhein-Westfalen.

Viele Jahre zuvor ...

„Komm her“, wisperte Amenho. Der schlanke Windhund mit dem spiralförmig aufgerollten Schwanz sah ihn aufmerksam an, zögerte aber noch. „Na los, Ankh-Weset“, flüsterte der Junge, der sich hinter einer der gewaltigen, von Hieroglyphen und farbigen Bildern bedeckten Säulen im Tempel des Amun verbarg. Ankh-Weset war eines der vielen heiligen Tiere, die den Tempel bevölkerten. Niemand wäre auf den Gedanken gekommen, sie zu vertreiben, denn das hätte Unglück gebracht. Da nahm man lieber in Kauf, dass sie hin und wieder die Zeremonien störten. Vor allem dann, wenn einer der Windhunde einer heiligen Katze nachjagte.

Neun Windhundgötter wurden verehrt – für jede der neun bekannten Windhundarten einer. Die Priester fütterten die Hunde und am Ende ihres Lebens wurden sie mumifiziert und bekamen ein besseres Begräbnis, als es sich viele der Bewohner aus den Armenvierteln leisten konnten.

Ankh-Weset jaulte laut und vernehmlich und übertönte damit sogar für einen Augenblick die Gesänge der Priester.

„Psst“, machte Amenho - nicht deshalb, weil es besonders schlimm gewesen wäre, wenn Ankh-West jetzt auch noch zu bellen begonnen hätte. Das wäre dem heiligen Windhund schon verziehen worden. Er gehört ja auch hier her – ich aber nicht, ging es Amenho durch den Kopf. Der Junge wollte nicht, dass man in  seine Richtung sah und vielleicht auf ihn aufmerksam wurde.

Der Windhund entrollte seinen Schwanz etwas und seine Ohren zeigten an, wie aufmerksam er im Augenblick war. Dann senkte Ankh-Weset den Kopf und kam näher. Amenho strich ihm über das Fell. Er kannte viele der Tiere, vor allem der Windhunde, die im großen Amun-Tempel der Hauptstadt Theben zu Hause waren, aber Ankh-Weset mochte er am liebsten. Amenho war nämlich durchaus öfter mal im Amun-Tempel und sah sich dann die Bilder und Inschriften an den Wänden an. Nur zu festlichen Anlässen wie heute durfte er eigentlich gar nicht hier sein. „Komisch, du hast auch große Ohren und eine lange Nase wie ich und trotzdem behauptet von dir niemand, dass du deshalb von den Göttern verflucht seist“, flüsterte Amenho. Der Windhund fiepte leise, sodass man fast den Eindruck haben konnte, dass er die Worte des Jungen bestätigen wollte. Amenho erhob sich. Vorsichtig sah er an der Säule vorbei in die große Haupthalle des Tempels. Die Gesänge der kahlköpfigen Priester schwollen an. Amenho sah seinen Vater, den Pharao, auf einem hölzernen Thron, den ein Dutzend kräftige Träger hereingebracht hatten. Die höchsten Würdenträger des Reiches umgaben ihn – allen voran natürlich die königliche Familie, darunter auch Amenhos Mutter Teje. Zur Rechten des Pharao stand sein Bruder Thutmosis. Er war einige Jahre älter als Amenho – ein junger Mann, der vor kurzem zum obersten Priester im größten Tempel der Hauptstadt ernannt worden war. Schon jetzt stand fest, dass er eines Tages selbst Pharao werden würde. Hinter Thutmosis befanden sich Amenhos vier Schwestern: Sitamun, Iset, Henuttaunebu und Nebet-tah. Jede von ihnen war mit Ehrentiteln versehen worden, die durch Amulette angezeigt wurden. Amenho musste schlucken. Eigentlich würde ich dort auch hingehören, dachte er bitter. Aber das hatten die Amun-Priester verboten. Und selbst ein Pharao wie sei Vater konnte sich gegen ihr Wort kaum wehren, denn ihr Einfluss war zu groß. „Bin ich wirklich so hässlich, dass Amun erschaudern muss, wenn er meine abstehenden Ohren sieht?“, flüsterte der Junge dem Windhund zu, während er sich niederbeugte, um ihm noch einmal das Fell zu kraulen.

Ankh-Weset verstand ihn – besser als jeder andere, abgesehen vielleicht von seinem Lehrer Ptah-koram, bei dem der Junge jeden Tag Unterricht im Lesen, Schreiben und einigen anderen Künsten bekam, die ein ägyptischer Prinz beherrschen musste. Denn ein Prinz war er trotz allem – wenn auch ein Prinz im Schatten, der verborgen werden musste.

Sein Lehrer Ptah-koram war einer der wenigen Menschen, mit denen er darüber sprechen konnte, wie sehr es ihn belastete, als Unglücksbringer und Verfluchter zu gelten. Ptah-koram hatte ihm immer wieder davon erzählt, dass mehr und mehr Menschen in den „beiden Ländern“, wie Ober- und Unterägypten zusammen genannt wurden, davon überzeugt seien, dass all die vielen Götter nur verschiedene Erscheinungen eines einzigen Gottes seien, der alles Lebendige lieben würde.

„Auch einen hässlichen Jungen mit abstehenden Ohren, dessen Körperhaltung so schlecht ist, dass sein Rücken meistens wie der Krummstab des Pharao aussieht?“, hatte Amenho ihn daraufhin mal gefragt.

„Das ist ihm gleichgültig.“

„Dann wird dieser eine Gott wohl nicht in Amuns Gestalt erscheinen, denn dem ist das anscheinend nicht egal.“

„Woher willst du das wissen?“

„Weil es die Amun-Priester sagen.“

„Du solltest die Worte der Priester nicht mit den Worten von Amun verwechseln! Die Priester denken nur an ihre Geschäfte mit den Opfergaben und an ihre Macht.“

Amenho erinnerte sich noch sehr gut an dieses Gespräch und immer, wenn er mal wieder sehr traurig darüber war, dass man ihn von allem ausschloss, half ihm der Gedanke, dass Ptah-koram vielleicht Recht hatte. Der Gedanke an einen einzigen Gott, der alles Lebendige liebte, tröstete ihn zumindest ein wenig und die Gespräche, die er mit Ptah-koram während des Unterrichts im Hieroglyphenlesen führte, gaben ihm Kraft.

Mit seinen Eltern über diese Dinge zu reden, war nicht möglich. Sie waren wohl einfach zu traurig darüber, mit einem verfluchten Kind gestraft zu sein, und fragten sich wohl insgeheim, was sie getan hatten, um den Zorn der Götter auf sich zu lenken.

SCHWADEN VON WEIHRAUCH wehten durch den Tempel. Der Gesang hatte inzwischen aufgehört. Stattdessen sprach nun einer der Priester einige Worte, die den Pharao ehren und Amun danken sollten.

Der Windhund schnellte plötzlich ein paar Schritte fort, blieb dann stehen und drehte sich in Amenhos Richtung um. Er fiepte – diesmal noch etwas eindringlicher als beim ersten Mal.

„Willst du mir etwas zeigen?“, fragte Amenho flüsternd.

Der Windhund entfernte sich erneut ein Stück und blieb nun bei einem der zahlreichen Tore stehen, durch die man den Tempel verlassen konnte.

Eine geweihte Katze, die bis dahin ganz in der Nähe auf dem angenehm kühlen Steinboden gelegen und sich ausgestreckt hatte, zog es vor, jetzt schleunigst zu verschwinden. Ankh-Weset hatte sie zwar in keiner Weise anzugreifen versucht, aber offenbar traute die Katze grundsätzlich keinem Windhund.

Ankh-Weset blieb stehen, entrollte seinen spiralförmigen Schwanz nun völlig und richtete ihn in die Höhe. Der Hund wartete einen Augenblick und ließ dann ein durchdringendes Bellen hören.

Musst du mich so auffällig rufen?, dachte Amenho ärgerlich. Einer der Wächter, die an allen Tempelausgängen postiert waren, wenn der Pharao und seine Familie hier an einer der Zeremonien des Amun-Festes teilnahmen, sah zu dem Hund herüber. Das Gebell hatte die Worte des Priesters übertönt.

Glücklicherweise begann nun wieder der Gesang des Priesterchores, unterstützt von Flöten und Trommeln, sodass man schon im nächsten Moment ohnehin nichts anderes mehr hören konnte.

Amenho wartete einen kurzen Augenblick, sah noch einmal zu seiner Familie und wagte sich dann hinter der Säule hervor. Nach wenigen Schritten hatte er die nächste Säule erreicht. Er trug ein Kopftuch, das seine großen Ohren verdeckte. Manchmal hielt er sich das herabhängende Tuchende auch vor das Gesicht, damit ihn niemand erkannte. Aber da er ja noch nie zum Amun-Fest zugelassen worden war und er sich außerdem in einfacher Kleidung ohne irgendwelchen königlichen Schmuck hierher geschlichen hatte, würde ihn vermutlich sowieso niemand erkennen.

Zumindest hoffte er das.

Andernfalls wäre ihm großer Ärger sicher gewesen. Nicht nur mit den Priestern des Gottes Amun, sondern auch mit seinen Eltern und Geschwistern! Was, wenn durch ihn tatsächlich Amun verärgert wurde? Was, wenn Unglück über das Königshaus und ganz Ägypten kam, nur weil ein schlaksiger Junge mit dünnen Armen und Beinen, großen Ohren, langer Nase und großen Augen auch gegen den Willen eines Gottes sich dieses prächtige Fest ansehen wollte?

Aber darüber hatte Amenho nicht weiter nachgedacht.

Die Neugier war einfach zu groß gewesen. Er musste unbedingt mit ansehen, was hier geschah! So oft hatte er seinen Geschwistern hinterher dabei zuhören müssen, wie sie vom Geruch des Weihrauchs und von den Gesängen der Priester erzählten. Flackerndes Licht unzähliger Fackeln ließ die riesige, in bunten Farben angemalte Statue Amuns beinahe lebendig erscheinen. Amenho drehte sich noch einmal um, denn er wusste ja nicht, ob es ihm je wieder gelingen würde, sich wie heute unerkannt in den Tempel zu schleichen.

Dann folgte er Ankh-Weset.

Einer der Wächter sah ihn an....

Erscheint lt. Verlag 21.4.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
ISBN-10 3-7389-1553-2 / 3738915532
ISBN-13 978-3-7389-1553-2 / 9783738915532
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