Katzenfernsehen

und andere Geschichten von Herrn Reitmeister
Buch | Softcover
161 Seiten
2017
Angelika Lenz Verlag
978-3-943624-27-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Katzenfernsehen - Jan Bretschneider
13,90 inkl. MwSt
Herr Reitmeister kann witzig und ernsthaft, voller Humor und Tristesse, naiv und schlau, leichtgläubig und zweifelnd, gewinnend und abweisend daherkommen. Erscheint mal jünger, dann etwas älter, hier gebildet und da „einfach gestrickt“, geht unterschiedlichen Berufen und Berufungen nach. In der einen Situation ist er von seiner Meinung fest überzeugt, in einer anderen lässt er sich leicht beeinflussen. Kurzum: Er ist ein Mensch wie du und ich, dem allerhand Dinge passieren, die lustig oder bedenkenswert, außergewöhnlich oder skurril sein können. Der ganz normale Alltagswahnsinn eben ...

1 Selbstkritik
2 Die Ausgräber
3 Der Einbrecher
4 Das Pferderennen
5 Der Verrückte
6 Die Pleite
7 Missverständnisse
8 Noch ein Missverständnis
9 Würmer
10 Hammelkegeln
11 Irrtum
12 Der Pinkler
13 Der Notenwart
14 Der Beißkorb
15 Der Ameisenbär
16 Hundegeschäfte
17 Die Hundetoilette
18 Mobbing
19 Gefüllter Kragenbär
20 Katzenfernsehen
21 Kurlicht und Kurschatten
22 Der Kampf mit dem Essigbaum
23 Buchweizengrütze
24 Auf Wanderschaft
25 Wetter fühlen
26 Der Wachstumsbeschleuniger
27 Der Kampf mit den Hühnern
28 Ärgernisse
29 Urlaub
30 Telefonitis
31 Begegnungen
32 Göte und Schiller
33 Eifersucht
34 Der unfreiwillige Jäger
35 Katzeninvasion
36 Fasten
37 Verblüffende Logik
38 Der Kinderfeind
39 Philosophieren
40 Hahnenkämpfe
41 Frauen
42 Vergessen
43 Bekenntnis
44 Volltreffer
45 Homo digitalis
46 Unverhoffte Begegnungen
47 Kaffee kochen
48 Osterweihnachten oder Weihnachtsostern?
49 Vögelgeschichten
50 Der Abschied

Wer ist … ... eigentlich Herr Reitmeister? Möglicherweise eine VIP, also eine Very Important Person oder auf gut deutsch eine sehr bedeutende Persönlichkeit, die aber trotzdem kaum jemand kennt? Oder ist Herr Reitmeister ein im Verborgenen lebender Mann, der nun schriftlich ans Licht der Öffentlichkeit gezerrt werden soll? Etwa das Paradebeispiel für einen mustergültigen deutschen Bürger? Liebe eventuelle Leserinnen und Leser, nichts von alledem. Jedoch bevor ich diese Fragen und weitere beantworte, schauen wir uns gemeinsam ein wenig den Namen an. Beim Reitmeister geraten wir zunächst in die Historie. Er war in der vorindustriellen Zeit noch kein Name, sondern eine Berufsbezeichnung für metallgewerbliche Produzenten. Betriebsführer von Eisenhütten in der Eifel durften sich so nennen. Es handelt sich dabei aber auch um einen Titel, der Reitlehrern von der Deutschen Reiterlichen Vereinigung verliehen wird. Und das Adressbuch der Stadt Bonn aus dem Jahre 1902 weist einen Peter Reitmeister aus, der in der Bachstraße 50 eine Goldleistenfabrik betrieb. Ich gestehe, dass ich auf den Namen gekommen bin, bevor mir diese Informationen zur Verfügung standen. Streichen wir das erste „e“ des Reitmeisters und fügen ein „t“ hinzu, so landen wir beim ähnlich klingenden Rittmeister. Dabei handelt es sich um eine historische Dienstgradbezeichnung für Offiziere der Kavallerie in Deutschland und Österreich, welche dem Hauptmann entspricht. Sie war während des Zweiten Weltkrieges noch üblich. Jedoch damit möchte mein Herr Reitmeister nichts zu tun haben. Die Ablehnung wächst umso stärker, wenn dem Dienstgrad solche Männer zugeordnet werden, wie es der Schriftsteller Erwin Strittmatter im ersten Band seines Romans Der Wundertäter (Berlin, Aufbau Verlag 1960) vollbracht hat. „Ein feiner Mensch, dieser Rittmeister von Kleefeld. Vornehmer Kopf wie die Männer auf den Reklamebildern für die Sechspfennigzigarette ‚Attikah’. Oben schlank wie ein Pferdehals. Die Jacke knapp, aus feinstem Tuch. Die Reithosen beulig, in der Schenkelgegend wie Blasbälger, um die Knie eng werdend. Wadenlose Stelzvogelbeine in engen Stiefeln aus schmiegsamem Leder. Die Mädchen fielen fast aus den Fenstern, wenn die Kompanie ausritt. Voran Rittmeister von Kleefeld, ein preußischer Gott und Heiland.“ (S. 348) Als ebendieser Rittmeister abgelöst wurde, trat ein anderer, wie er gegensätzlicher nicht sein konnte, seinen Dienst an: „Der neue Rittmeister fuhr wie ein Beelzebub in die Kompanie. Er war ein bayrischer Bierbrauereibesitzer, der nur Schnaps trank. Sein Gesicht war je nach der Witterung lila, blau, hochrot und bei Wutanfällen fast schwarz. Sein Haar war auf Igelborsten zurückgeschnitten. Wenn er beim Appell durch die Gewehrläufe der Reiter sah, setzte er einen Kneifer auf die blaubunte Knollennase. Der Kneifer saß auf diesem Nasenklumpen klein und verspielt wie eine Fastnachtsbrille. Rittmeister Beetz schnaubte wie ein bayrischer Almbulle hierhin und dorthin ...“ „An Scheißkrieg is dös gegen vierzehn, achtzehn“, schnaubte der neue Rittmeister, „an Margarinekrieg!“ (S. 400) Man kann auch eine kleine Anleihe bei Jaroslav Hašek nehmen, der „Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk“ aufgeschrieben hat: „Melde gehorsamst, Herr Reitmeister, äh Verzeihung, Herr Rittmeister, dass mir vorhin ihr Hunderl bei Ausführn fortgelaufen is.“ Bevor der Angesprochene den Mund zu einer Erwiderung auftun konnte, fuhr Schwejk schon fort: „Weil ich grad ihren Namen verwechselt hab, da fällt mir ein, ich hab einen gekannt, der hieß wirklich Reitmeister, der Alois Reitmeister aus einem Dorf bei Pardubice, der hat herich ‘nen Hund gehabt ...“ Weiter kam Schwejk jedoch diesmal nicht; der Rittmeister schnauzte: „Verschonen Sie mich bloß mit Ihren Geschichten, Schwejk, schaffen Sie meinen Hund wieder her oder besorgen Sie mir einen neuen!“ Zum Glück erschöpft sich der Rittmeister nicht im Militärischen. Es gibt Hotels, die diesen Namen tragen, zum Beispiel „Landhotel Rittmeister“ in Rostock und „Zum Rittmeister“ in Werder. Rittmeister ist auch als Familienname gebräuchlich. In der Hansestadt Hamburg praktiziert zum Beispiel die Rechtsanwältin Dr. Sabine Rittmeister. Bekannter dürfte jedoch John Karl Friedrich Rittmeister (1898–1943) sein. Er war ein deutscher Arzt, Psychoanalytiker und Widerstandskämpfer gegen den Faschismus. Wegen Letzterem wurde er in Plötzensee durch das Fallbeil hingerichtet. Schließlich gibt es noch zwei Namen, die so ähnlich wie Reitmeister klingen. Da wäre zunächst Helga Reidemeister, geboren 1940, deutsche Dokumentarfilmerin, Dozentin, Mitglied der Akademie der Künste und Grimme-Preisträgerin. Und dann gibt es noch den Reisemeister. Das ist eigentlich kein Name für Personen, sondern unter „Die Reisemeister“ firmiert ein Thüringer Reiseveranstalter seit 2002. Und im Arnstädter Stadtecho 2016 stieß ich auf den Hinweis, dass an der Spitze des Rates der „Ratsmeister“ oder Bürgermeister stand. Ab 1307 lateinisch als „magister consulum“ und 1454 als „Ratismeystere“ bezeichnet hielt sich die Funktionsbezeichnung in Arnstadt bis 1553. Wenn Sie mir, liebe Leserinnen und Leser, bis hierher in meinen Gedanken gefolgt sind, bin ich es Ihnen nun aber schuldig, Antworten auf die Eingangsfragen zu geben. Den Herrn Reitmeister, wie er in diesem Buche steht, gibt es in der Realität nicht. Er ist gewissermaßen eine Kunstfigur, die ich erfunden habe. Es kann ihn nicht geben, weil er in den Geschichten mitunter völlig gegensätzliche Eigenschaften seiner Persönlichkeit offenbart. Herr Reitmeister kann witzig und ernsthaft, voller Humor und Tristesse, naiv und schlau, leichtgläubig und zweifelnd, gewinnend und abweisend daherkommen. Erscheint mal jünger, dann etwas älter, hier gebildet und da „einfach gestrickt“, geht unterschiedlichen Berufen und Berufungen nach. In der einen Situation ist er von seiner Meinung fest überzeugt, in einer anderen lässt er sich leicht beeinflussen. Der so Charakterisierte wendet sich den Menschen und Tieren zu, bleibt dabei bisweilen zurückhaltend. Er ist im mittleren Lebensalter, so zwischen Anfang vierzig und Ende fünfzig. Herr Reitmeister hat keinen Vornamen, keine Frau und keine Kinder. Aber um ihn sind Freunde, Kollegen und Nachbarn, mit denen er Kontakte pflegt. Er redet fast alle Leute mit „Sie“ an und erwartet diese Anrede auch auf seine Person bezogen – von wenigen Ausnahmen abgesehen. Nun könnten Sie, liebe Leserinnen und Leser, noch fragen: Sind es nun Geschichten von Herrn Reitmeister oder Geschichten über Herrn Reitmeister, die mich erwarten? Meine Antwort: beides trifft zu. Ich schreibe über Herrn Reitmeister und seine Lebenssituationen als Außenstehender, aber er kommt auch oft selbst zu Wort und lässt uns sogar in seine Gedankenwelt Einblick nehmen. Es gehört zu seinen Eigenheiten, recht häufig logisch, moralisch oder philosophierend aus seinen Erlebnissen Bilanz zu ziehen. Genug nun der Vorrede und Erklärungen; ich wünsche Ihnen eine angenehme Lektüre. Jan Bretschneider Weimar, April 2017

Erscheinungsdatum
Verlagsort Neu-Isenburg
Sprache deutsch
Maße 147 x 210 mm
Gewicht 222 g
Themenwelt Literatur Comic / Humor / Manga Humor / Satire
Schlagworte Alltagsgeschichten • Humor • Katzen • katzenfernsehen • Kurzgeschichten • Lustiges
ISBN-10 3-943624-27-7 / 3943624277
ISBN-13 978-3-943624-27-4 / 9783943624274
Zustand Neuware
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