Wilhelm Storitz' Geheimnis (eBook)

(Autor)

eBook Download: EPUB
2017 | 1. Auflage
175 Seiten
e-artnow (Verlag)
978-80-268-8078-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Wilhelm Storitz' Geheimnis -  Jules Verne
Systemvoraussetzungen
0,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Der französische Maler Marc Vidal schreibt aus der Stadt Ragz in Südungarn an seinen Bruder Henry nach Frankreich, um diesen zu einer Reise nach Ungarn zu bewegen. Henry schildert dem Leser seine Reise nach Ungarn per Zug und Dampfschiff, die von einigen rätselhaften Umständen begleitet wird. Er lernt die zukünftige Frau seines Bruders kennen, die Myra Roderich heißt. Ihr Vater Dr. Roderich ist ein angesehener Arzt in Ragz, ihr Bruder Haralan Hauptmann bei der Armee. In Ragz lebt auch der fanatische Chemiker und Physiker Wilhelm Storitz, der Sohn von Otto Storitz aus Spremberg. Wilhelm Storitz steht im Ruf, ein Alchemist zu sein wie sein bereits gestorbener Vater. Er macht Myra einen Heiratsantrag, dieser wird von Myras Familie abgelehnt. Storitz greift zu einem ungewöhnlichen Mittel. Er hat eine Mixtur entwickelt, die einen Menschen unsichtbar machen kann. Als Unsichtbarer stiftet er Unruhe in der Stadt und sabotiert die Verlobungsvorbereitungen und die geplante Heirat von Myra. Er verübt einen Anschlag auf Myra. Jules Verne (1828-1905) war ein französischer Schriftsteller. Neben Hugo Gernsback, Kurd Laßwitz und H. G. Wells gilt Jules Verne als einer der Begründer der Science-Fiction-Literatur.

II.



Ich verließ Paris am 14. April um 7 Uhr morgens in einem mit Postpferden bespannten Reisewagen. In ungefähr zehn Tagen mußte ich die österreichische Hauptstadt erreichen.

Diesen ersten Teil meiner Reise will ich nur kurz erwähnen, da er durch keinerlei bemerkenswerte Zwischenfälle gekennzeichnet ist; auch sind die Gegenden, die ich auf meiner Fahrt passierte, viel zu gut bekannt, als daß sie einer regelrechten Beschreibung bedürften.

In Straßburg nahm ich meinen ersten längeren Aufenthalt. Als ich wieder zum Stadttore hinausfuhr, beugte ich mich noch einmal aus dem Wagenschlag. Die Turmspitze der Kathedrale, des berühmten Münsters, erschien mir wie in Sonnenstrahlen gebadet, die von Südosten einfielen.

Mehrere Nächte verbrachte ich im Wagen, wo das knarrende Geräusch der den Schotter der Straßen zermalmenden Räder mein einziges Schlummerlied bildete; aber gerade diese geräuschvolle Eintönigkeit wirkt oft besser einschläfernd als absolute Ruhe. Ich kam der Reihe nach durch Oos, Baden, Karlsruhe und mehrere andere Städte. Auch Stuttgart und Ulm in Württemberg, Augsburg und München in Bayern ließ ich hinter mir liegen. Nahe der österreichischen Grenze hielt ich mich etwas länger in Salzburg auf und endlich, am 25. April um sechs Uhr fünfunddreißig Minuten abends, blieben die dampfenden Pferde im Hofe des ersten Wiener Gasthofes stehen.

Aber auch hier währte mein Aufenthalt nur sechsunddreißig Stunden. Ich gedachte diese berühmte Hauptstadt bei meiner Rückkehr genau zu besichtigen.

Wien wird weder von der Donau durchschnitten noch von ihr begrenzt. Ich hatte fast eine Meile im Wagen zurückzulegen, um das Ufer des Stromes zu erreichen, dessen willfähriger Rücken mich bis Ragz tragen sollte.

Schon am Vorabend hatte ich mir einen Platz in einem Warenschiffe, der »Dorothea«, gesichert, welches auch eingerichtet war, Passagiere an Bord zu nehmen. Ein buntes Treiben herrschte auf dem Fahrzeug, auf dem gar viele Nationen vertreten waren; Deutsche, Österreicher, Ungarn, Russen, Engländer. Den Passagieren war der rückwärtige Teil des Schiffes zur Verfügung gestellt, während die Waren im Vorderdeck verstaut waren, so daß daselbst niemand Platz finden konnte.

Meine erste Sorge galt dem Lagerplatz für die Nacht in dem gemeinsamen Schlafraum. Aber ich sah bald die Unmöglichkeit ein, meinen Koffer hineinzuschaffen und mußte ihn auf Deck neben einer Bank stehen lassen, von der aus ich während der Reise ein wachsames Auge auf mein Eigentum haben wollte.

Unter der doppelten Einwirkung der Strömung und eines frischen Windes glitt die »Dorothea« ziemlich rasch talwärts; ihr scharfer Kiel zerschnitt die gelblichen Wellen des schönen Stromes, dessen Wasser eher mit Ocker denn mit Ultramarin gefärbt erscheint – wenn auch die Legende vom Gegenteil berichtet. Wir begegneten zahlreichen Schiffen, die mit vollen Segeln dahinglitten und die Produkte des Landes weiterführten, das sich von beiden Ufern an in unabsehbarer Weite ins Innere hinein erstreckt. Auch an einem der riesigen Flöße kamen wir vorbei, die oft aus den Hölzern eines ganzen Waldes aufgebaut sind und auf denen schwimmende Dörfer errichtet werden, die bei der Abfahrt entstehen und bei der Ankunft zerstört werden; sie erinnern an die merkwürdigen brasilianischen »Jangadas« im Amazonenstrom. Dann folgte Insel auf Insel, die der Laune des Zufalles ihr Entstehen zu verdanken scheinen, so regellos sind sie hingesäet, große und kleine; viele ragen kaum über die Oberfläche empor und sind so flach, daß schon ein ganz geringes Steigen des Wasserspiegels sie überschwemmen würde. Sie boten einen gar erfreulichen Anblick, wie sie so frisch und grün, von Weiden und Pappeln umsäumt, aus den Wellen tauchten. Zwischen den feuchten Gräsern wuchsen viele Blumen in leuchtenden Farben.

Auch mehrere Wasserdörfer passierten wir, die unmittelbar am Rande des Stromes erbaut sind. Fast hat es den Anschein, als ob der durch die Schiffe verursachte Wellengang sie auf ihren Pfählen erzittern lasse. Mehrmals mußten wir – auf die Gefahr hin, mit unserem Maste hängen zu bleiben – unter dem von der einen zur anderen Böschung gespannten Seil durchgleiten, an dem eine Plätte befestigt war, die mittels zweier Stangen fortbewegt wurde, deren jede mit einer Flagge in den Landesfarben geschmückt war.

Während dieses Tages kamen wir an Fischamend und Riegelsbrunn vorbei und abends ging die »Dorothea« vor der Einmündung der March, eines aus Mähren kommenden linksseitigen Nebenflusses der Donau, vor Anker; wir waren schon ganz nahe der ungarischen Grenze. Hier verbrachten wir die Nacht vom 27. zum 28. April. Mit der Morgenröte wurde aufgebrochen und jetzt trug uns die rasche Strömung an den erinnerungsreichen Stätten vorüber, wo sich im 16. Jahrhundert Franzosen und Türken mit Todesverachtung bekämpften.

Nach kurzen Aufenthalten in Petronell, Altenburg und Hainburg passierten wir die Ungarische Pforte, nachdem sich die Schiffsbrücke vor uns geöffnet hatte und bald darauf legte die »Dorothea« am Kai von Preßburg an.

Die Manipulation der Waren machte eine Rast von vierundzwanzig Stunden nötig, deshalb konnte ich diese Stadt, die das Interesse des Reisenden mit Recht in Anspruch nehmen darf, mit Muße besichtigen. Sie macht den Eindruck, auf einer Halbinsel erbaut zu sein. Es könnte niemanden wundernehmen, wenn anstatt der ruhigen Wasser des Stromes das weite Meer sich zu ihren Füßen ausbreitete und sie mit seinen rollenden Wogen bespülte. Längs der herrlichen Kais erheben sich die Häuser der Stadt, welche in einem gefälligen Stile und mit beachtenswerter Regelmäßigkeit erbaut sind.

Ich bewunderte die Kathedrale, deren Kuppel in einer vergoldeten Säule endet, die zahlreichen Privatbauten, meist Paläste, die der ungarischen Aristokratie gehören Darauf stieg ich den Hügel hinan, an welchen sich das Schloß anlehnt und besichtigte diesen mächtigen, viereckigen Bau, dessen Ecken – ähnlich den mittelalterlichen Ruinen – mit Türmen befestigt waren. Ich bereute es nicht, den Aufstieg unternommen zu haben, denn die Aussicht, die sich mir hier oben bot, entschädigte mich reichlich. Ich überblickte die herrlichen Weingärten der Umgebung und die unendliche Ebene, durch welche die Donau, wie ein breites Silberband, sich durchwindet.

Stromabwärts von Preßburg, am 30. April morgens, kam die »Dorothea« in den Bereich der Pußta. Diese Pußta ist wie die russischen Steppen, wie die amerikanischen Savannen; in unabsehbarer Weite dehnen sich die Ebenen über ganz Mittelungarn aus. Es ist eine merkwürdige Region mit ihren unermeßlichen Weideflächen, deren Ende das Auge nicht erreichen kann, durch welche oft in rasender Flucht unzählbare Herden von wilden Pferden jagen und die viele Tausende von Rindern und Büffeln ernährt.

Hier entwickelt sich die eigentliche ungarische Donau in ihren mannigfaltigen Schlangenwindungen; nachdem sie schon aus den Kleinen Karpathen und den Steirischen Alpen kräftige, tributpflichtige Verbündete aufgenommen, verdient sie hier erst den Namen eines mächtigen Stromes, während ihr, so lange sie auf österreichischem Gebiete weilt, nur die Bezeichnung »Fluß« zukommt.

Im Gedanken folgte ich dem Weg, den sie bis hierher genommen, aufwärts bis zur fernen Quelle, nahe der französischen Grenze, im Großherzogtum Baden, das ja an Elsaß grenzt und ich war der Meinung – und freute mich darüber – daß ihre ursprüngliche, seine Wasserader wohl dem Regen in Frankreich ihre Entstehung verdanken mag.

Abends legte unser Schiff in Raab an und blieb hier die Nacht hindurch liegen, ebenso am nächsten Tage und in der folgenden Nacht. Zwölf Stunden genügten mir vollkommen, die Stadt, die mehr den Charakter einer Festung aufweist, das »Györ« der Magyaren, kennen zu lernen.

Einige Meilen unterhalb Raab tauchte am folgenden Morgen die berühmte Zitadelle Komorn auf, eine Gründung des Königs Matthias Corvinus, wo sich der letzte Akt des ungarischen Aufstandes abspielte.

Ich kann mir nichts Fesselnderes vorstellen, als sich in diesem Teile des magyarischen Gebietes auf der Donau treiben zu lassen. Ihre willkürlichen, sanften Wendungen, ihre plötzlichen, scharfen Krümmungen lassen die Landschaft immer wieder unter anderen Gesichtspunkten erscheinen, dann tauchen ungeahnte, flache Inseln auf, halb überschwemmt von den Fluten, Tummelplätze für Reiher und Störche. Das ist die Pußta in ihrer ganzen Pracht und Herrlichkeit, mit ihren üppigen Wiesen, die am fernen Horizont von welligen Hügeln eingefaßt werden. Hier gedeihen die edelsten ungarischen Reben. Man schätzt den Weinertrag dieses Landes – den Tokajer Distrikt mitgerechnet – auf mehr als eine Million Tonnen; Ungarn ist das erste Weinland nach Frankreich und steht in der Liste der die Kultur der Rebe betreibenden Staaten vor Italien und Spanien. Man behauptet, daß der gewonnene Wein fast ausschließlich im Lande selbst verbleibe. Ich gestehe, daß ich in den Schenken am Ufer einigen Flaschen den Hals brach; welch ein Verlust für die magyarischen Kehlen!

Man kann erfreulicherweise feststellen, daß die Kulturverhältnisse in der Pußta sich von Jahr zu Jahr bessern. Aber es gibt da noch viel Arbeit! Vor allem müßte ein Netz von Bewässerungskanälen geschaffen werden, was eine außerordentliche Fruchtbarkeit außer Zweifel setzen würde; Bäume müßten gepflanzt werden, Tausende von Bäumen, ausgedehnte, dichte Schutzwände gegen die rauhen Winde. Dann...

Erscheint lt. Verlag 10.12.2017
Verlagsort Prague
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Literatur Historische Romane
Literatur Krimi / Thriller / Horror Historische Kriminalromane
Schlagworte Artemis • Blutsbruder • Die Sagen der Alaburg • Die Sterngefallene • Harry Potter • herman hesse • Nimmerherz • origin • Thomas Mann • Vergeltung
ISBN-10 80-268-8078-1 / 8026880781
ISBN-13 978-80-268-8078-3 / 9788026880783
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Thriller

von Marc Elsberg

eBook Download (2023)
Blanvalet (Verlag)
19,99
Das Licht von Coelum

von Runa Rugis

eBook Download (2023)
epubli (Verlag)
6,99