Wandertage in Hellas -  Isolde Kurz

Wandertage in Hellas (eBook)

1913 München bei Georg Müller

(Autor)

Jürgen Schulze (Herausgeber)

eBook Download: EPUB
2024 | 2. Auflage
237 Seiten
Null Papier Verlag
978-3-96281-248-5 (ISBN)
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Neue Deutsche Rechtschreibung Isolde Kurz ist auch heute noch eine ambivalente Schriftstellerin. Schon in jungen Jahren selbstständig als Autorin und Übersetzerin, war sie eine Seltenheit im wilhelminischen Deutschland. Später jedoch geriet sie wegen ihres Schweigens im Dritten Reich und ihrer altmodischen Sprache in Kritik. Hervorzuheben sind ihre Werke 'Vanadis' und 'Florentiner Novellen'. Isolde Kurz wuchs in einem liberalen und an Kunst und Literatur interessierten Haushalt auf. Anfang der 1890er Jahre errang sie erste literarische Erfolge mit Gedicht- und Erzählbänden. Null Papier Verlag

Isolde Maria Klara Kurz (21.12.1853-06.04.1944) war eine deutsche Schriftstellerin und Übersetzerin. Sie wuchs in einem liberalen und an Kunst und Literatur interessierten Haushalt auf. Schon früh wurde sie mit den Schriften der klassischen Antike bekannt und arbeitete in jungen Jahren als Übersetzerin. Anfang der 1890er Jahre errang sie erste literarische Erfolge mit Gedicht- und Erzählbänden.

Isolde Maria Klara Kurz (21.12.1853–06.04.1944) war eine deutsche Schriftstellerin und Übersetzerin. Sie wuchs in einem liberalen und an Kunst und Literatur interessierten Haushalt auf. Schon früh wurde sie mit den Schriften der klassischen Antike bekannt und arbeitete in jungen Jahren als Übersetzerin. Anfang der 1890er Jahre errang sie erste literarische Erfolge mit Gedicht- und Erzählbänden.

Widmung
Triest – Piraeus
Athen
Ägina und Salamis
Eleusis
Menidhi-Acharnä
Kap Sunion
Die Argolis
Korinth und der Isthmus
Delphi
Nach Olympia
Ein arkadischer Frühlingstag
Besuch in Theben
Chalkis
Letzte Tage in Athen

Triest – Piraeus


Kalt bläst der Wind aus dem Karst­ge­bir­ge, zer­fetz­te graue Wol­ken zie­hen über den Him­mel, nur auf Schloss Mi­ra­mar liegt Son­nenglanz, wäh­rend wir durch den un­ru­hi­gen Wel­len­gang des Ha­fens von Triest ins of­fe­ne Meer steu­ern.

Un­ser »Baron Beck« vom ös­ter­rei­chi­schen Lloyd ist über­füllt mit Rei­sen­den, die sich zum Ori­en­ta­lis­ten­kon­gress nach Athen be­ge­ben. Da die Ge­le­gen­heit so ein­zig güns­tig ist, hat mei­ne alte Schutz­her­rin Pal­las Athe­ne auch mich im Handum­dre­hen zur Ori­en­ta­lis­tin um­ge­schaf­fen und mich mit der Kon­gress­kar­te, vor der sich alle Rie­gel öff­nen, auf dem »Baron Beck« ein­ge­schifft. Zum Beglei­ter gab sie mir mei­nen al­ten Freund Er­ne­stos, der mich in mei­ner Früh­zeit die grie­chi­schen Dich­ter im Ur­text le­sen lehr­te und mir schon da­mals den Traum von Grie­chen­land träu­men half. Als klas­si­scher Phi­lo­lo­ge konn­te er sich in al­ler Eile noch vor Ab­gang des Schif­fes in den Be­sitz von so viel Neu­grie­chisch set­zen, als wir bei­de an Ort und Stel­le brau­chen wer­den.

Das Fest­land ist schon weit zu­rück­ge­blie­ben, aber mei­ne al­ten Do­lo­mi­ten leuch­ten mir noch in nie ge­se­he­nem Glan­ze, bis tief her­ab mit Schnee be­deckt. Gleich un­ge­heu­ren sil­ber­nen Rie­sen­bur­gen ste­hen sie über der Küs­te und schau­en uns noch stun­den­lang nach. Wie die letz­te Abend­son­ne über ih­nen ver­sprüht, wird das Meer dun­kel­stahl­blau mit weis­sen Schaum­kro­nen. Links im Os­ten er­scheint selt­sam un­wirk­lich der ist­ri­sche Küs­tensaum mit dem dunklen Strich der nied­ri­gen Berg­wäl­der, hin­ter de­nen der Mon­te Mag­gio­re auf­ragt, und dem Leucht­turm auf vor­ge­scho­be­ner Spit­ze; ge­gen­über in kla­re­rer Zeich­nung das ge­bir­gi­ge Ufer Ita­li­ens. Doch be­vor die mit Un­ge­duld er­war­te­te Küs­te von Dal­ma­ti­en in Sicht kommt, ver­sinkt al­les in Dun­kel­heit.

Ein Blick in mei­ne Ka­jü­te hat­te mir zei­tig jede Hoff­nung auf Nachtru­he be­nom­men. Das Schiff war so voll, dass man un­ser vie­re in den en­gen Raum ge­pfercht hat­te. Jetzt fand ich dar­in noch einen Turm von Hutschach­teln al­ler­neues­ten Um­fangs auf­ge­baut, je­den Zoll­breit Fuss­bo­den mit Klei­dungs­stücken be­sät, und eine Luft, die nicht zu at­men war. Ich be­schloss also, die Nacht auf Deck zu ver­brin­gen, und Freund Er­ne­stos, in des­sen Ka­jü­te die Din­ge nicht viel bes­ser stan­den, leis­te­te mir Ge­sell­schaft. Um Mit­ter­nacht wur­de der Wind so stark, die Feuch­tig­keit so durch­drin­gend, dass wir uns die Lehn­stüh­le nach dem lee­ren un­te­ren Schiffs­raum, der als drit­te Klas­se be­nutzt wird, brin­gen lies­sen. Dort la­gen nur we­ni­ge ver­mumm­te Ge­stal­ten, die ich zu­erst für Sä­cke hielt, in der Ecke auf Prit­schen um­her. Doch nach ei­ner Stun­de war auch dort der feucht­kal­te Zug­wind un­er­träg­lich ge­wor­den, und es blieb uns nichts üb­rig, als uns in un­ser Ge­schick und in un­se­re Ka­bi­nen zu fü­gen. Ich hat­te noch einen Schwert­tanz zwi­schen den auf­ge­rich­te­ten gros­sen Stahl­spies­sen der am Bo­den lie­gen­den Hüte auf­zu­füh­ren, ehe ich auf der Lei­ter mein Bett er­klomm.

Durch über­lau­tes Ge­schä­ker in tries­ti­ni­schem Ita­lie­nisch vor der Zeit ge­weckt, bot sich mir der un­er­freu­lichs­te An­blick: zwei Da­men wa­ren von der See­krank­heit stumm und re­gungs­los nie­der­ge­streckt; die drit­te Lär­men­de, die zu ei­ner der Stil­len sprach, hat­te sich des ge­mein­sa­men Wasch­ge­räts und al­ler üb­ri­gen Ge­brauchs­ge­gen­stän­de in ei­ner Wei­se be­mäch­tigt, die es un­mög­lich und auch nicht mehr wün­schens­wert mach­te, sich der­sel­ben gleich­falls zu be­die­nen. Mei­ne höf­li­che Bit­te um et­was Platz hat­te eine un­höf­li­che Ant­wort und ver­mehr­te Aus­brei­tung ih­rer­seits zur Fol­ge. Kei­ne Ret­tung, als den Ort zu räu­men und mich ins Ba­de­ka­bi­nett zu flüch­ten, wo­hin mir bald eine Dame aus Ber­lin nach­kam, die gleich­falls vor ih­ren Zel­len­ge­nos­sin­nen floh. Wel­che Aus­sicht auf die drei wei­te­ren Näch­te, die noch an Bord zu ver­brin­gen wa­ren!

Der gan­ze Tag ver­geht uns auf ho­her See. Man sieht nichts als die schwarz­blaue, ge­heim­nis­vol­le Flut, die um das Schiff her durch den vor­quel­len­den Schaum weiss­lich ge­ädert er­scheint, ein selt­sa­mer An­blick, wie wenn far­bi­ger Mar­mor flüs­sig ge­wor­den wäre. Um 11 Uhr nachts wird in Brin­di­si an­ge­legt: vie­le Lich­ter am Quai, ita­lie­ni­scher Ha­fen­lärm, durch­tönt vom Ge­sang deut­scher Ma­tro­sen, dann wird eine Trep­pe nie­der­ge­las­sen, und zu un­se­rem Schre­cken er­giesst sich noch ein gan­zer Strom von Ori­en­ta­lis­ten in un­ser Schiff, die alle bis Pa­tras mit­fah­ren wol­len, aber kei­ne Ka­bi­nen­plät­ze be­kom­men kön­nen. Ess­zim­mer und Rauch­sa­lon wer­den zu Schlaf­sä­len für die Her­ren ver­wan­delt; wo die Da­men un­ter­kom­men, bleibt ein Rät­sel. Ich quar­tie­re mich im Ba­de­ka­bi­nett ein, wo mir der Ste­wart auf mei­ne Bit­te ein Brett mit Kis­sen über die Wan­ne le­gen lässt, weil ich un­ter kei­nen Um­stän­den mehr mit der tries­ti­ni­schen Hul­din in ei­nem Rau­me schla­fen will.

Das Gute hat ein sol­ches La­ger, dass man am Mor­gen nicht ver­schläft. Ich bin in der Frü­he un­ter den ers­ten auf Deck und stau­ne die Ber­ge von Al­ba­ni­en an, die sich in herr­li­chen For­men zu un­se­rer Lin­ken er­he­ben, lich­ter, zar­ter als ir­gend et­was je im Sü­den Ge­se­he­nes, wie aus zart­grau­em Duft ge­wo­ben. In San­ti Qua­ran­ta wird an­ge­legt. Hier ist schon der Ori­ent. Eine Men­ge Al­ba­nier in der be­kann­ten ma­le­ri­schen Tracht kom­men an Bord, ein ge­bun­de­nes Lämm­chen mit sich füh­rend, das sie, wie ich fürch­te, un­ter­wegs zu ver­zeh­ren ge­den­ken, denn Os­tern ist vor der Tür. Die­se gan­ze bun­te Welt wird un­ten in der drit­ten Klas­se ver­staut und ver­schwin­det zu­nächst un­se­ren Bli­cken.

Am Mit­tag er­rei­chen wir die schö­ne Bucht von Kor­fu, die der stol­ze Pan­to­kra­tor über­ragt. Be­vor wir ein­fah­ren, er­le­ben wir eine son­der­ba­re Über­ra­schung. Aus der Tie­fe des Schif­fes tau­chen erst ein­zeln, dann in im­mer wach­sen­der An­zahl kor­fio­ti­sche Boots­leu­te und Trä­ger auf, die uns ge­räusch­voll in ita­lie­ni­scher Spra­che ihre Diens­te für die Lan­dung an­bie­ten. Es ist, als hät­te das Meer sie auf un­ser Schiff ge­spien, denn wir sind noch weit vom Land, und man be­greift nicht, wo sie her­kom­men. Als wir uns der Ein­fahrt nä­hern, hat ihr An­sturm et­was Be­täu­ben­des und so Ge­walt­tä­ti­ges, dass man mei­nen könn­te, wir sei­en von Pi­ra­ten ge­ka­pert. Erst spä­ter in Grie­chen­land, wo der glei­che Vor­fall sich vor je­der Lan­dung wie­der­hol­te, er­fuhr ich, wie es die Leu­te mit Hil­fe der Ma­tro­sen fer­tig brin­gen, sich an ei­nem aus­ge­häng­ten Seil schon auf ho­her See in den fah­ren­den Damp­fer ein­zu­schwär­zen.

Beim Aus­boo­ten in Kor­fu wird das Drän­gen und Schrei­en die­ser Wil­den nur im­mer är­ger; man muss acht­ge­ben, dass man nicht von der Schiff­strep­pe ins Meer ge­stos­sen wird. Wir las­sen uns zu Wa­gen, denn die Zeit ist...

Erscheint lt. Verlag 12.12.2024
Reihe/Serie Klassiker bei Null Papier
Klassiker bei Null Papier
Verlagsort Neuss
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte Adel • Adolf Friedrich von Schack • Betrug • Doge • Dogen • Emanuel Geibel • Felix Dahn • Franz von Kobell • Friedrich Bodenstedt • Gondel • Hermann Lingg • Italien • Kaiser • König • Paul Heyse • Robert von Hornstein • Tyrannei • Untergang • Verrat • Wilhelm Heinrich Riehl • Wilhelm Hertz
ISBN-10 3-96281-248-2 / 3962812482
ISBN-13 978-3-96281-248-5 / 9783962812485
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