Die Stadt des Lebens (eBook)
252 Seiten
Null Papier Verlag
978-3-96281-215-7 (ISBN)
Isolde Maria Klara Kurz (21.12.1853-06.04.1944) war eine deutsche Schriftstellerin und Übersetzerin. Sie wuchs in einem liberalen und an Kunst und Literatur interessierten Haushalt auf. Schon früh wurde sie mit den Schriften der klassischen Antike bekannt und arbeitete in jungen Jahren als Übersetzerin. Anfang der 1890er Jahre errang sie erste literarische Erfolge mit Gedicht- und Erzählbänden.
Isolde Maria Klara Kurz (21.12.1853–06.04.1944) war eine deutsche Schriftstellerin und Übersetzerin. Sie wuchs in einem liberalen und an Kunst und Literatur interessierten Haushalt auf. Schon früh wurde sie mit den Schriften der klassischen Antike bekannt und arbeitete in jungen Jahren als Übersetzerin. Anfang der 1890er Jahre errang sie erste literarische Erfolge mit Gedicht- und Erzählbänden.
Lorenzo il Magnifico
Der mediceische Musenhof
La Bella Simonetta
Der Brutus der Mediceer
Bianca Cappello
Lorenzo il Magnifico
Bisweilen gefällt es der Natur, ihre eignen Grenzen zu erweitern und eine einzelne Persönlichkeit mit so überschwenglichen Gaben auszustatten, dass alle Kräfte ihres Zeitalters in ihr versammelt erscheinen. Einer dieser Hochbegünstigten war Lorenzo de’ Medici, genannt il Magnifico. Beiläufig sei hier bemerkt, dass dieser Zuname erst von der Nachwelt auf Lorenzos Hochsinn, Prachtliebe und königliche Freigebigkeit bezogen wurde, ursprünglich war Magnificenz die Anrede an das nicht gefürstete Staatsoberhaupt, die schon den Vorgängern Lorenzos zukam.
Es ist bekannt, aus welch bescheidenen Anfängen die Familie Medici zu ihrer beispiellosen Größe emporgestiegen ist. Sie waren bürgerlicher Abstammung, ursprünglich Ärzte und Apotheker, wie der Name besagt; die goldenen Kugeln (Palle) ihres Wappens werden als Arzneipillen gedeutet. Im Handel reich geworden, traten sie bei dem Emporkommen der unteren Klassen mit wachsendem Ansehen und mit immer bedeutenderen persönlichen Zügen in den Vordergrund.
Goethes Wort, dass eine Familie nicht gleich das Vollkommene im Guten oder Bösen hervorbringt, sondern erst durch eine Reihe gesteigerter Persönlichkeiten hindurch gehen muss, um endlich die »Wonne« oder »das Entsetzen der Welt« zu erzeugen, bewährt sich nirgends so augenfällig, wie an dem Geschlechte der Medici.
Der Stammvater des Hauses, Giovanni di Averardo dei Medici, gemeinhin Giovanni di Bicci genannt, war noch völlig Privatmann, ein reicher Großhändler und Bankier, durch dessen Hände alle Geldgeschäfte Italiens gingen, vom größten Einfluss im Staate, ohne sich vorzudrängen, ein Freund des Volks, ein Vermittler und Wohltäter. Im großen Gang der Uffizien zu Florenz ist sein Bildnis aufgehängt: ein ernstes eckiges Bauerngesicht mit dem Ausdruck von Klugheit und zugleich von Redlichkeit. Hätte er in Bankos Zauberspiegel die Reihe seiner glorreichen Nachkommen vorüberziehen sehen, er würde die Fundamente, auf denen die künftige Größe des Hauses sich erheben sollte, nicht umsichtiger und dauerhafter haben ausmauern können. So sammelt die Arbeitsbiene aus Naturtrieb das Wachs und baut die Zelle für die königliche Puppe, deren Ausschlüpfen sie selbst nicht mehr erleben soll. In dem warmen Interesse für die Fortschritte der Kunst, die er durch seine reichen Mittel unterstützte, tritt schon der Familienzug hervor, der den unsterblichen Ruhm der Mediceer begründet hat.
In Cosimo wiederholen sich die Eigenschaften des Vaters, aber ins Großartige gesteigert und schon von dem bürgerlichen Hintergrunde abgelöst. Er spann ein Netz von Banken über die ganze abendländische Welt, die er von Florenz aus mit der Sicherheit eines heutigen Börsenkönigs, dem der elektrische Funke dienstbar ist, leitete. Durch Vorschüsse, die er nie zurückverlangte, machte er einen großen Teil seiner Mitbürger zu heimlichen Klienten der Medici. Die florentinischen Zustände waren derart, dass ein Mann von Cosimos Bedeutung seiner Existenz nicht sicher war, wenn er nicht die Hand am Steuer hatte. Cosimo brachte seine Anhänger in den Regierungspalast und ließ durch sie Gesetze geben. Nach Sturz und Verbannung kehrte er noch mächtiger zurück, denn Florenz hatte eingesehen, dass es seiner nicht mehr entraten konnte. Er wurde öffentlich mit dem Ehrentitel eines Pater patriae begrüßt und übte bis zu seinem Tode eine fast unumschränkte Gewalt. Doch wahrte er sein Leben lang ängstlich den Schein des Privatmannes und vermied in seinem Auftreten alles, was das Gleichheitsgefühl seiner Mitbürger verletzen konnte. Von seinem ungeheuren Vermögen macht man sich einen Begriff, wenn man hört, dass Cosimo, als Venedig und Neapel gegen Florenz rüsteten, die feindlichen Staaten lahmlegte, indem er seine dort kursierenden Gelder zurückzog und so durch eine einfache merkantile Maßregel den Frieden erzwang.
Obgleich durch und durch Kaufmann und ganz in weitblickenden Unternehmungen lebend, hatte er doch die geistigen Güter als die höchsten erkannt und legte den Grund zu der berühmten mediceischen Kunst- und Büchersammlung. Selber ungelehrt, fand er im Umgang mit Gelehrten und Künstlern seine glücklichsten Stunden. Durch Begründung der »platonischen Akademie« gab er kräftigen Anstoß zur Belebung der klassischen Studien, die Hand in Hand mit den Künsten gehend, dem ganzen Jahrhundert seine wundersame Doppelphysiognomie von Gelehrtentum und jugendfrischer Schöpferkraft aufgeprägt haben.
Cosimo stärkte jedes Talent und förderte jede Kunst, doch entsprach seiner gebietenden Persönlichkeit am meisten die Architektur, die Lieblingskunst der Herrscher, die sich vor allen anderen im Raume behauptet und die den Triumph des Willens und Geistes über die Masse darstellt. Mit Brunellesco und Michelozzo, den beiden großen Baumeistern seiner Tage, lebte er in naher persönlicher Freundschaft, und ein großer Teil der herrlichsten Bauten in und außerhalb Florenz ist eine Schöpfung Cosimos; auch ins Ausland, bis Paris, ja bis Jerusalem erstreckte sich seine Baulust. Der kolossale Aufwand, den er dafür machte, erregte seines noch großartigeren Enkels Lorenzo staunende Billigung.
Aber erst in diesem Enkel erscheint die Absicht der Natur erreicht und die Höhe erklommen.
Seine Vorgänger hatten sich mit zähen Wurzeln in dem heimischen Boden festgesaugt, nun kam Lorenzo und breitete tausend Äste aus, aus denen sich die ganze Frühlingspracht der Renaissance mit ihrem berauschendsten Blumenduft und Vogelgeschmetter entfalten konnte.
Er wurde am 1. Januar 1449 als Sohn des tüchtigen, aber durch körperliche Gebrechen hintangehaltenen Piero de’ Medici und der geistvollen Lucrezia Tornabuoni geboren. Er erhielt eine gelehrte Erziehung, die ihn zum Gebildetsten unter den damals hochgebildeten Herrschern Italiens machte. Zugleich wurde er früh auf die Regentenlaufbahn vorbereitet und erwarb sich in den Geschäften des Hauses und des Staates den sicheren Weltblick und die praktische Erfahrung. Die...
Erscheint lt. Verlag | 12.12.2024 |
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Reihe/Serie | Klassiker bei Null Papier | Klassiker bei Null Papier |
Verlagsort | Neuss |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Historische Romane |
Schlagworte | Adel • Adolf Friedrich von Schack • Betrug • Doge • Dogen • Emanuel Geibel • Felix Dahn • Franz von Kobell • Friedrich Bodenstedt • Gondel • Hermann Lingg • Italien • Kaiser • König • Paul Heyse • Robert von Hornstein • Tyrannei • Untergang • Verrat • Wilhelm Heinrich Riehl • Wilhelm Hertz |
ISBN-10 | 3-96281-215-6 / 3962812156 |
ISBN-13 | 978-3-96281-215-7 / 9783962812157 |
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