Vergessene Seelen - Frank Goldammer

Vergessene Seelen

Kriminalroman

***** 1 Bewertung

(Autor)

Buch | Softcover
384 Seiten
2018
dtv Verlagsgesellschaft
978-3-423-26201-9 (ISBN)
15,90 inkl. MwSt
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    keine Neuauflage
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Auf einer Dresdner Baustelle wird die Leiche eines Vierzehnjährigen gefunden: der dritte Fall für Kriminaloberkommissar Max Heller rund um Medikamentenmissbrauch, Geldwäsche und persönliche Rachemotive.
lt;p>Dresden 1948: Ein heißer Sommer, drei Jahre nach Kriegsende. Die große Währungsreform stürzt das besetzte und aufgeteilte Nachkriegsdeutschland in eine Krise. Inmitten der mühsamen Wiederaufbauarbeiten bekommt es Oberkommissar Max Heller mit dem Fall eines 14-jährigen Jungen zu tun, dessen Todesursache völlig unklar ist. War es ein Unfall, Mord oder sogar Selbstmord? Heller stößt bei seinen Ermittlungen auf eine Wand des Schweigens und wird dabei mit seinem ganz persönlichen Albtraum konfrontiert, den er längst vergessen geglaubt hatte.
 

Frank Goldammer wurde 1975 in Dresden geboren und ist gelernter Maler- und Lackierermeister. Neben seinem Beruf begann er mit Anfang zwanzig zu schreiben, verlegte seine ersten Romane im Eigenverlag. Mit ›Der Angstmann‹, Band 1 der Krimiserie mit Max Heller, gelangte er sofort auf die Bestsellerlisten. Er ist alleinerziehender Vater von Zwillingen und lebt mit seiner Familie in seiner Heimatstadt.

Erscheinungsdatum
Reihe/Serie Max Heller ; 3
Verlagsort München
Sprache deutsch
Maße 135 x 210 mm
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Historische Kriminalromane
Schlagworte 3. Fall • DDR • deutsche Nachkriegszeit • Deutsche Zeitgeschichte • Deutschland • deutschsprachige Kriminalromane • Deutschsprachige Krimis • Dresden • Ermittlerkrimi • Geldwäsche • historischer Krimi Dresden • Historischer Kriminalroman • Kriegsheimkehrer • Kriegstraumata • Krimis Deutschland • Max Heller • Medikamentenmissbrauch • Nachkriegsdeutschland • Nachkriegszeit • Ost-West-Konflikt • Panzerschokolade • Rache • Rachefeldzug • Regiokrimi Dresden • Sachsen • Sowjetische Besatzungszone • Sowjetische Besatzungszone SBZ • Trümmerfrau • Trümmerfrauen • Vergangenheitsbewältigung • Volkspolizei • Vopo • Währungsreform • Wiederaufbau
ISBN-10 3-423-26201-X / 342326201X
ISBN-13 978-3-423-26201-9 / 9783423262019
Zustand Neuware
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5 Dresden - In der Junihitze 1948

von (Chemnitz), am 08.08.2018

Teil drei - Vergessene Seelen - nimmt den Leser mit in die heißen Junitage des Sommers 1948. In Dresden geht der Wiederaufbau langsam voran. In mühseliger, eintöniger Arbeit beräumen die Trümmerfrauen die Stadt von den Ruinen. Kriminaloberkommissar Max Hellers Frau Karin ist mitten unter ihnen. Fast beneidet er seine Frau um ihre Tätigkeit, da sie den Erfolg ihrer Arbeit tagtäglich vor Augen hatte. Max dagegen sah seine Bemühungen im Kampf gegen das Verbrechen selten belohnt. In der hochsommerlichen Hitze wird er sehr bald hintereinander mit mehreren Todesfällen konfrontiert. Einer davon ist der Tod eines 14jährigen Jungen, der zunächst unklar erscheint. Max Heller stößt bei seinen Ermittlungen mehr auf Widerstände als auf Bereitschaft zur Mitarbeit. Zudem kommen ihm selbst ganz unmittelbar die eigenen, quälenden Erinnerungen in die Quere...
Der Kriminalroman berichtet nur über einen kurzen Zeitraum, vom 17. Juni bis 25. Juni 1948. Von der ersten Seite an begeisterte mich der direkte, lebendige Sprachstil Frank Goldammers, der den jeweiligen Umständen voll entspricht. Gut recherchiert empfinde ich den Zeitgeist in der sowjetischen Besatzungszone. Kaum von einer Diktatur erlöst, befindet sich die nächste schon in den Startlöchern. Der Zeitraum, persönliche Entscheidungen zu treffen, in welchem Teil Deutschlands man zukünftig leben wollte, war eng gesteckt. Die Menschen waren zum größten Teil verunsichert, traumatisiert, seelisch und körperlich verwundet und immer noch verblendet von der Kriegspropaganda.
„Viele glaubten den Berichten über die Gräuel der Nazis nicht und hielten das für Russenpropaganda. Dabei waren sie bereit gewesen, der Nazipropaganda bis in den Untergang zu folgen.“
Der Krieg in den Köpfen ging also weiter und die Angst vor einem erneuten Weltbrand war in der Bevölkerung Tagesgespräch. Gerüchte machten die Runde. Die Währungsreform in der Trizone wurde vollzogen, der Osten hinkte hinterher, vorerst gab es nur Aufklebeaktionen (Tapetengeld). Das es im Westen schon viel besser vorwärtsging, war nicht nur Gerede. Das war die bittere Realität im Juni 1948. Am Beispiel der Familie Heller wird auch das sehr gut in Szene gesetzt durch die beiden Söhne Erwin und Klaus. Erwin bleibt im Westen und Klaus ist schon im neuen System angekommen und integriert. Der Riß, der durch die Familie geht, war da schon so gut wie vollzogen. Ich glaube nicht, das Max Heller seine pragmatische Sichtweise zugunsten irgendeiner Partei in der Zukunft noch aufgibt.
Mit Max Heller, seiner Hauptfigur, gelang dem Autor ein sympathischer, geradliniger Charakter. Ihm habe ich seine Zweifel, Ängste, seine Unsicherheit, seine Unrast bei der Ermittlertätigkeit, bei allen seinen Entscheidungen abgenommen. Dass auch Max seine dunklen Seiten hat, woher seine Alpträume stammen, wird im letzten Kapitel deutlich. Vergessene Seelen, das ist ein Titel, den ich als sehr treffend gewählt bezeichne. Um so mehr ich darüber nachdachte, desto mehr ging es mir nahe. Alle Menschen, ob groß oder klein müssen mit einer Realität fertig werden, die sie vor Riesenprobleme stellt. Ihre Welt ist aus den Fugen geraten. Der Krieg war zwar vorbei, aber nichts in Ordnung. Anhand der Familie Utmann und ihrem Umfeld konnte ich das gut nachvollziehen. Für mich lebendig gewordener Geschichtsunterricht! Um sich das Leben erträglicher zu gestalten, konsumieren selbst schon die jüngeren Kinder Drogen (hier: Pervitin, eine Rauschdroge, die Soldaten im Krieg verwendeten). Viele der Leute sind in krumme Geschäfte verwickelt. Das Verbrechen boomt, von Hehlerei über Diebstahl, Raub, Bandentum bis zu Mord und Totschlag – alles vorhanden.
Der Krimi hat mich gut unterhalten und mir die Zeit nahe gebracht. Das Ende war für mich überraschend und hatte ich so nicht erwartet! Chapeau, Frank Goldammer!
„Vergessene Seelen“ und die beiden Vorgängerbände sind für mich ganz ausdrucksstark geschriebene Bücher, die das Leben drei Jahre nach Kriegsende so realitätsnah wie möglich beschreiben. Ein Stück gewichtige Literatur, die ihren Platz in den Lehrplänen der Schulen finden sollte!
Band 4 „Roter Rabe“ soll noch im Dezember kurz vorm Weihnachtsfest in den Buchhandel kommen. Ich habe es mir notiert, um es nicht zu verpassen.
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