Höllenkönig (eBook)

Roman

(Autor)

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2018 | 1. Auflage
608 Seiten
Penhaligon (Verlag)
978-3-641-21873-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Höllenkönig -  James Abbott
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Er war auserkoren, das Königreich zu regieren. Nun herrscht er über das grausamste Gefängnis der Fantasy.
Am Gipfel eines verschneiten Berges gelegen, inmitten einer todbringenden Einöde, liegt die Höllenfeste - ein unmenschliches Gefängnis, in dem die schlimmsten Verbrecher der Welt in lebenslanger Haft eingekerkert sind. Doch es sind nicht die Wachen, die die Macht über das Gefängnis in den Händen halten. Es ist der geheimnisvolle Höllenkönig, der die rivalisierenden Häftlinge kontrolliert. Was niemand weiß: Höllenkönig Xavier ist der einzige Verbrecher, der sich freiwillig in Ketten legen ließ. Welches entsetzliche Geheimnis hütet er - und was steht in der geheimen Botschaft, die den Höllenkönig plötzlich seine Ketten sprengen lässt?

James Abbott ist das Pseudonym eines erfolgreichen englischen Autors, der 1981 geboren wurde. Nach einem naturwissenschaftlichen Studium arbeitete er als Buchhändler und Verlagslektor, bis er seinen ersten Roman bei einem großen Verlag unterbrachte. Er lebt und arbeitet in Nottingham.

Die Tore der Hölle

»Falls ihr Glück habt, werdet ihr hier sterben.«

Ein Windstoß fegte über den breiten Innenhof und blies Landril die Schneeflocken aus den Bergen ins Gesicht. Damit er sich so richtig elend fühlte, schien sich wie alles andere auch das Wetter gegen ihn verschworen zu haben.

Die Eiseskälte und Landrils Lage waren schon schlimm genug, doch auf ihrem Weg über die schmutzverkrusteten Steinplatten wurden die Gefangenen auf Schritt und Tritt auch noch unerbittlich gequält. Die Wächter verspotteten die Neuankömmlinge, spuckten ihnen ins Gesicht oder griffen sie tätlich an. Landril fragte sich, welch widernatür­liches Vergnügen die Halunken an solchem Verhalten fanden. Wie armselig ihr Treiben auch sein mochte, die Gefangenen fühlten sich dadurch noch elender als ohnehin schon, nachdem das Schicksal sie an diesen Ort verschlagen hatte.

»Setzt euch in Bewegung, ihr Missgeburten!«, grunzte ein Wächter und stieß heftig mit dem Speer in Richtung all jener, die seiner Meinung nach nicht schnell genug über den Hof marschierten. »Eure Mütter müssen es mit Yaks getrieben haben, damit sie solche Lahmärsche wie euch gebären konnten.«

Der alte Mann mit Halbglatze vor Landril zuckte vor Schmerz zusammen und spuckte seinem Quälgeist trotzig vor die Füße.

Narr. Genau das wollen sie doch.

Eine Regung. Einen Anlass. Eine Gelegenheit, ihr kindisches Spiel in blutigen Ernst zu verwandeln.

Der Wärter näherte sich rasch und schleuderte den Alten zu Boden, während Landril jeden noch so leisen Anflug von Hilfsbereitschaft in sich niederrang. Die übrigen Häftlinge sahen tatenlos zu, äußerlich völlig ungerührt. Hier kämpfte jeder nur für sich. Die Wächter schlugen den Mann, schleiften ihn über den Stein und zurück in die weiße Weite. Es eilte ihnen offenbar nicht, ihre Taten zu Ende zu bringen, und sie stellten ihre Gewalt ungerührt zur Schau. Vielleicht als Warnung an die Zuschauer.

Landril behielt den Kopf unten und konnte daher nur verstohlen beobachten, wie die vier Wächter immer wieder auf den zusammengekauerten Häftling eintraten. Ein letzter grober Tritt ins Gesicht des Mannes schleuderte dessen Kopf mit einem Knirschen nach hinten. Blut spritzte, und Zähne schlugen auf Stein. Das Opfer brach im Schnee zusammen, während die Kerle sich lachend auf die Schultern klopften. Den Alten ließen sie einfach liegen. Landril war sich nicht sicher, ob er tot war oder noch lebte. Einen Moment lang konnte er den Blick nicht von dem zusammengesunkenen Leib lösen. Sollte dies auch sein Schicksal werden? Er nahm seine Umgebung näher in Augenschein. Wände aus gewaltigen Granitplatten und eine Reihe von Toren, die mehrere Innenhöfe unterteilten, eigens dazu angelegt, das Vorankommen aufständischer Häftlinge zu behindern. Habe ich das Richtige getan?, fragte er sich.

»Willkommen in der Höllenfeste!«, feixte einer der Wächter und winkte die Neuankömmlinge durch.

Kopf nach unten! Niemandem in die Augen sehen!

Die Höllenfeste. Ein passender Name. Viel passender als die offizielle Bezeichnung Zitadelle sechsunddreißig. Die hohen grauen Wände im Stil einer Festung waren auf dem dritthöchsten Gipfel der Seidenspitzberge errichtet worden, sechshundert Schritt über den vor Langem aufgegebenen Handelsrouten aus den Ostkönigreichen. Fernab der heimeligen Annehmlichkeiten von Stravimon. Dies war ein Ort, an dem die abgebrühtesten und schlimmsten Verbrecher verwahrt wurden. Alle jene, die zu gefährlich waren, um in ein gewöhn­liches Gefängnis gesteckt zu werden, zugleich aber so wichtig oder gar nützlich, dass sie nicht hingerichtet wurden. Niemand war je von hier entkommen.

Weniger das Maß an Sicherheit machte die Anlage so unverwundbar als vielmehr ihre Lage – die Eiseskälte der Berghänge und die mangelnde Sicht durch den Schnee. Windumtoste, felsige und rutschige Pfade, die man ins dornige Gestrüpp gehauen hatte. Und die Hexen am Fuß des Berges.

Prüfend betrachtete Landril die fünfzehn stravirischen Soldaten in purpurnen Uniformen samt Bronzehelmen, die als Begleitung dienten. Es gab vier Dutzend weitere Männer im eigent­lichen Gefängnis, die wahrscheinlich an Kohlefeuern hockten und ihr Pech verfluchten, an den Arsch der Welt versetzt worden zu sein. Sie waren hier genauso gefangen wie die Häftlinge.

Als sein Trupp in den innersten Teil des Gefängnisses eskortiert wurde, drang ihm der Gestank von Scheiße und ungewaschenen Leibern in die Nase. Ob des wider­lichen Geruchs musste er fast würgen, war er doch eher an Weihrauch, Raumdüfte und das luxuriöse Stadtleben gewöhnt.

Der Ruf eines Horns hallte von den Wänden wider, und das gigantische Eisentor vor ihnen kreischte dämonisch, während es sich öffnete. Landril warf einen letzten zögernden Blick auf die Freiheit, bevor er mit den anderen Gefangenen durch das Tor zur Hölle gestoßen wurde.

Bei der Gnade der Göttin! Dieser Mistkerl ist hoffentlich noch am Leben, denn sonst bin ich verloren …

Durch Geflüster, durch Blicke und verborgene Gesten konnte jemand mit Landrils Erfahrung rasch nütz­liches Wissen sammeln. Nach nur wenigen Stunden in Gefangenschaft hatte er einen verschlagen aussehenden Mann von etwa fünfzig Sommern aufgetrieben, der sich äußerst dankbar für ein Päckchen von Landrils eingeschmuggelten Kräutern zeigte.

Sein Name lautete Krund, ein drahtiger Kerl mit ungepflegtem Bart und fettigem grauem Haar, das ihm auf die Schultern herabhing. Er war einer von drei Gefangenen, mit denen sich Landril die Zelle teilen musste. Alle Männer trugen die gleiche Kleidung, dicke graue Tuniken, die kratzten und juckten wie der Ausschlag einer Hafenhure.

»Eins verstehe ich nicht«, sagte Landril und gab den ahnungslosen Neuling.

»Was meinst du?«, seufzte Krund.

»Warum töten sie uns nicht und lassen es damit gut sein?«

»Tja, hier landen nur ganz bestimmte Männer«, raunte Krund. »Einem Dieb wird die Hand abgeschlagen. Ein ge­­wöhn­licher Mörder wird geköpft. Aber wir? Wir sind irgendwem dort draußen noch etwas wert. Also spart man sich unseren Tod auf.«

»Gibt es hier denn auch Berühmtheiten? Bekannte Namen vom Hof?«

Krund warf ihm einen listigen Blick zu. »Woher soll ich das wissen? Hier drinnen ist jeder ein Niemand.«

Mit Mühe hielt Landril seine Enttäuschung im Zaum. Um sicherzugehen, würde er das Gesicht jedes einzelnen Insassen betrachten müssen. Und irgendwann würde er in die kalten, harten Augen des Mannes starren, den er suchte – den Helden der Zwölf Täler, der Qualebene und so gut wie sämt­licher Feldzüge unter der Herrschaft des alten Cedius.

»Wie bist du hier gelandet?«, fragte Krund mit kaum verhohlener Gleichgültigkeit. »Du hast keinen Akzent. Du siehst nicht aus wie einer, der sich mit dem Führen von Klingen auskennt.«

Wissen war Macht, das wusste Landril besser als jeder andere. Er lächelte geheimnisvoll.

»Es handelte sich … sagen wir mal … um eine politische Angelegenheit.«

Krund gluckste, und seine Züge wurden weicher. Sein Hauptaugenmerk galt jedoch noch immer dem Kräuterpäckchen, das Landril ihm gegeben hatte.

»Und du? Was hat dich hierher verschlagen, Krund?«

»Ich war Anwalt in den Diensten eines stravirischen Herzogs. Belassen wir es dabei, dass ich in Vorgänge verwickelt wurde, in die ich nicht hätte verwickelt sein sollen. Doch das Leben ist grausam. Deshalb zu grollen lohnt sich kaum, stimmt’s? Ich habe mich mit meinem Los abgefunden. Und ich lebe noch, nicht wahr? Aber nun bin ich müde, Fremder. Ich könnte etwas Ruhe und Zeit mit deiner milden Gabe gebrauchen.«

Landril ließ Krund in seiner Ecke sitzen und wusste, dass der Mann ihm zur rechten Zeit noch als nütz­licher Informant dienen würde. Er sah zu, wie die Tür seiner Zelle mit jäher Endgültigkeit verriegelt wurde. Wenig später erfolgte ein hallendes Gerumpel nach dem anderen, als die übrigen Insassen in ihre Zellen eingeschlossen wurden, die eher an Grüfte erinnerten. Der schmale Lichtstreifen, der durch eine Ritze im Stein hindurchfiel, erhellte den Raum nur wenig. Steinerne Liegen mit schmutzigen Decken, die kaum Wärme boten. Irgendjemand hatte behauptet, die Decken seien Spenden eines benachbarten Klosters. Landril konnte nur hoffen, dass sie noch nicht völlig flohverseucht waren. Ansonsten gab es in diesem Raum nichts als bekritzelte klamme Wände, einen Eimer für die Notdurft und die Gesellschaft elender, hoffnungsloser Gestalten.

Das war es dann also. Landril Devallios, Meisterspion, verreckt hier neben einem Eimer voller Pisse.

Er richtete seine Gedanken auf die vor ihm liegende Aufgabe. Morgen würde er mit der Suche nach dem Mann beginnen, der ihn aus diesem Verlies befreien konnte, und ihm eine Nachricht überbringen. Einige Tage später wären sie nicht mehr hier, falls die Gerüchte zutrafen, die über jenen Mann kursierten. Falls nicht, blieb er bis ans Ende seiner Tage in diesem gräss­lichen Rattenloch eingekerkert. Dann war der Tod die deutlich bessere Wahl.

Selbst bei einem Mann wie Landril, der sonst gern auf Zeit spielte, sorgten die Bedingungen in der Höllenfeste für Anspannung und Ungeduld. Sie ließen sich mit nichts vergleichen, was ihm je widerfahren war. Und von seiner Beute fehlte noch immer jede Spur. Ein Tag verlief wie der andere.

Sein Leben bemaß sich nur noch in kleinen Qualen – den Rückenschmerzen von den harten Steinplatten, der ständigen Kälte, dem...

Erscheint lt. Verlag 23.4.2018
Übersetzer Ole Johan Christiansen
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel The Never King
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte Brandon Sanderson • eBooks • Fantasy • Für die Leser von Brent Weeks • Gefängnis • grim & gritty • Hexen • High Fantasy • Inglourious Basterds • Joe Abercrombie • Kriegsheld • Leigh Bardugo • Rache
ISBN-10 3-641-21873-X / 364121873X
ISBN-13 978-3-641-21873-7 / 9783641218737
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