Der Pakt der sieben Templer (eBook)
512 Seiten
Aufbau Verlag
978-3-8412-1473-7 (ISBN)
Das Mysterium der verbotenen Templer. Frankreich im Jahre 1318. Die junge Heilkundige Prisca von Speyer führt auf dem Landgut ihres Großvaters in Aquitanien ein zurückgezogenes Leben. Was niemand ahnt: Prisca hütet ein Geheimnis des verbotenen Templerordens. Zeitgleich bietet sich sieben überlebenden Templern die Gelegenheit, in Portugal einen neuen Orden zu gründen. Unter einer Bedingung: Die Männer müssen drei verschollene Reliquien aufspüren. Und dazu müssen sie nicht nur mächtige Verfolger abschütteln, sondern auch Priscas Versteck finden. Packend und auf historischen Fakten basierend - ein Roman über die Templer nach deren Untergang.
Guido Dieckmann, Jahrgang 1969, hat Geschichte und Anglistik studiert und lebt in der Pfalz. Er hat bisher mehrere sehr erfolgreiche historische Romane vorgelegt, unter anderem den Bestseller 'Luther'. Zuletzt veröffentlichte er im Aufbau Taschenbuch: 'Das Geheimnis des Poeten' sowie 'Der Fluch der Kartenlegerin'. Aus der Templer-Reihe erschien bisher: 'Die sieben Templer'. Mehr Informationen zum Autor unter www.guido-dieckmann.de
I.
FRAUENKLOSTER MÜHLEN, DIÖZESE WORMS, SOMMER 1318
Jakobus von Hahnheim war nicht nur schlecht gelaunt, er schäumte geradezu vor Wut, als er mit seiner Schar bewaffneter Reiter durch die schmale Dorfstraße auf das Kloster zuritt.
Sein weiter Mantel, dessen mit weißem Garn aufgesticktes Kreuz ihn als Ordensritter auswies, flatterte im Wind, wirkte aber schwarz wie er war wie ein Zeichen des Friedens. Als der ältere Mann den Dorfanger überquerte, sprang ihm alles, was Beine hatte, erschrocken aus dem Weg, um nicht von seinem Pferd niedergetrampelt zu werden. Bauern suchten hinter ihren Heukarren Schutz, Mütter zogen ihre Kinder von der Gasse in die Hütten. Hühner, Enten und Gänse stoben mit den Flügeln schlagend in alle Richtungen davon. Unter den Hufen der Pferde zerbarsten Tonkrüge und Schalen. Körbe mit Kohl und Zwiebeln wurden in den Morast gestampft. Jakobus kümmerte das nicht. Er ignorierte die finsteren Blicke, die sich ihm wie Pfeile in den Rücken bohrten; das Bauernvolk interessierte ihn nicht. Auf das Kloster und dessen Bewohnerinnen hatte er es abgesehen.
Am Ende des Dorfwegs gab Jakobus seinen Männern mit einer Geste zu verstehen, dass er von hier ab allein weiterreiten wollte. Nur Germund, an dessen Seite er bereits im Heiligen Land gekämpft hatte, wählte er aus, um ihn zu der Unterredung mit der Äbtissin von Mühlen zu begleiten. Als Jakobus durch das Tor ritt, stellte er mit Genugtuung fest, dass seine Ankunft bei dem Gesinde auf dem Klosterhof Unruhe hervorrief. Mit offenen Mündern starrte man ihn an, aber keiner von ihnen wagte es, ihn aufzuhalten oder dumme Fragen zu stellen. Zehn Jahre zuvor wäre ein solches Eindringen noch nicht so einfach gewesen, denn damals hatte es in der Nachbarschaft des Klosters ein Ordenshaus der Templer gegeben, und die hatten sowohl das Kloster als auch das Dorf unter ihren Schutz gestellt. Doch inzwischen waren die Nonnen hier draußen in der Einöde wehrlos und allein auf den Schutz ihrer Patronin, der heiligen Margareta, angewiesen.
Als Jakobus sich aus dem Sattel gleiten ließ, blies ihm ein stürmischer Ostwind Sand in die Augen, sodass er einen Moment lang wie blind umherging. Hoch oben am Himmel zogen sich schwarze Wolken zusammen, die ein Unwetter ankündigten. Doch trotz des drohenden Regens nahm der Mann sich Zeit, um den Klosterhof zu erkunden. Aufmerksam betrachtete er sich Scheunen, Lagerräume und das kleine Brauhaus, begutachtete die Pferde im Stall sowie den Zustand der Weinkeller. Der Besitz der Nonnen von Mühlen mochte bescheiden sein, schlecht bewirtschaftet war er jedoch keineswegs. Jenseits der Mauern stand ihr Korn goldgelb und reif auf den Feldern. Dazu kamen mehrere Obstgärten und ein Fischteich, der vom Wasser eines Baches gespeist wurde. In Kürze würden die Bauern eine reiche Ernte einfahren und ihre Herrinnen in dem grauen, zweistöckigen Haus neben der Kapelle noch reicher machen.
Jakobus von Hahnheim wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Klosterhof zu. Ein wenig erinnerte der ihn mit seinen frei umherlaufenden Hühnern und Schweinen an den elsässischen Gutshof, auf dem er seine Kindheit verbracht hatte. Auch hier wurde fleißig gearbeitet. Einige Mägde schleppten eilig große Bündel mit frischen Binsen für die Fußböden des Klosters heran, andere beluden Karren mit duftendem Heu, während kleine Bauernmädchen Buckelkörbe, die für die Weinlese benötigt wurden, mit einigen Streifen Bast flickten. Bereits eine Meile vor dem Dorf waren Jakobus die gepflegten Weingärten aufgefallen, die zum Klosterbesitz gehörten und einen reichen Ertrag versprachen. Es war nicht schwer zu erraten, wer dies den Ordensfrauen beigebracht hatte. Jakobus ärgerte sich darüber, sobald er nur daran dachte.
Eine Insel der Seligkeit inmitten eines Reiches, das von den Machtkämpfen eines Königs und Gegenkönigs, eines Papstes im fernen Avignon sowie Dutzender Fürsten erschüttert wurde. Recht und Gesetz, für das auch Jakobus von Hahnheim mit dem Schwert in der Hand gekämpft hatte, lösten sich in Rauch auf. Der Klerus wirtschaftete in die eigene Tasche, anstatt sich um die Nöte der Armen zu kümmern. Und wie stand es um den Besitz von Mühlen? Gern hätte Jakobus den Erfolg der Nonnen ihrem Fleiß und ihrer Frömmigkeit zugeschrieben, doch was ihm zu Ohren gekommen war, ließ ihn daran zweifeln, dass die Frauen hier draußen nur beteten und arbeiteten, wie es ihre Regel vorschrieb. Wenn sein Verdacht sich bestätigte, waren sie keine harmlosen Klosterschwestern, sondern befanden sich auf einem gefährlichen Irrweg, ja, womöglich waren sie sogar mit dem Teufel im Bunde. Jakobus zog die Kapuze seines Mantels bis in die Stirn. Seine Blicke wanderten an dem hohen Turm aus grauem Feldstein empor, und er schwor sich dabei, den Satan aus ihrer Mitte zu vertreiben. Nur aus diesem Grund hatte er den anstrengenden Ritt auf sich genommen. Rasch schloss er die Augen und besann sich auf die Worte aus der Schrift, die ihm sein Kaplan mit auf den Weg gegeben hatte. Es ist unvermeidlich, dass Verführungen kommen. Aber wehe dem, der sie verschuldet.
Jakobus’ Misstrauen richtete sich vordergründig gegen die neue Äbtissin, eine Frau, die wie ein Blitz aus heiterem Himmel aus dem Osten hierhergekommen war.
Sie nannte sich Benedicta, die Gesegnete, doch in Wahrheit war sie eine Verführerin, die ihre Mitschwestern zu Aufsässigkeit anstiftete. Ihr musste das Handwerk gelegt werden, ehe sie weitere Frauen verdarb und Jakobus als neuen Vorsteher der benachbarten Kommende damit der Lächerlichkeit preisgab. Bis hin zu Peter von Aspelt, dem Erzbischof von Mainz, hatte sich schon herumgesprochen, was die frechen Weiber hinter ihren Mauern trieben. Der Kirchenfürst war ein vorsichtiger Mann, der nur ungern in eine Angelegenheit eingriff, bevor er alle Fakten kannte.
Nun, Fakten würde Jakobus von Hahnheim ihm bald in Hülle und Fülle liefern können.
»He, du!« Schroff rief er einen dünnen, blondgelockten Burschen herbei, der den Mägden mit dem Heukarren half, und drückte ihm die Zügel seines Rappens in die Hand. »Führ unsere Gäule zur Tränke«, befahl er. »Füttere und striegle sie, während ich mit deiner Herrin spreche! Machst du deine Sache gut, bekommst du einen halben Silberpfennig von mir! Also lass dich später nicht beim Faulenzen erwischen!« Der junge Knecht verbeugte sich wortlos vor den beiden Männern. Bevor er sich jedoch mit den Pferden entfernen konnte, packte Jakobus’ Begleiter ihn stirnrunzelnd am Arm.
»Sind wir einander nicht schon einmal begegnet?« Germund kniff die Augen zusammen und musterte den Burschen aufmerksam von Kopf bis Fuß. »Du kommst mir bekannt vor!«
Jakobus lachte halb verärgert, halb amüsiert. Er war schon daran gewöhnt, dass sein guter Germund seit ihrer Rückkehr aus Palästina jedermann misstraute, der ihm über den Weg lief, und hinter jedem Baum einen Angreifer lauern sah. Dabei war der bärtige und breitschultrige Hüne, der Jakobus fast um Haupteslänge überragte, alles andere als ein Waschweib, sondern ein erprobter Schwertkämpfer und ein scharfsinniger Beobachter, der im Gegensatz zu dem oft jähzornigen Jakobus kalt wie Marmor war. Obwohl er nie darüber redete, was ihm im Kopf herumging, gehörte Germund zu den wenigen Rittern des Ordens, deren Ratschläge Jakobus schätzte, und wenn man es recht bedachte, war es auch Germund gewesen, der ihn gedrängt hatte, die aufsässigen Nonnen aufzusuchen.
»Ich könnte schwören, dass ich das dünne Kerlchen schon einmal irgendwo gesehen habe«, holte Germunds Stimme ihn aus seinen Gedanken. »Aber hier war das nicht. Ich bin schließlich heute zum ersten Mal an diesem gottverlassenen Ort.«
Jakobus winkte gelangweilt ab. Was zum Teufel kümmerte ihn ein zerlumpter Fronknecht? Die Äbtissin war es, die er in die Knie zwingen musste, nicht ihre Leibeigenen. Seine Geduld mit der Frau war erschöpft, und das sollte sie zu spüren bekommen. Wehe, sie führte ihn noch einmal an der Nase herum.
»Es ist eine Schande, wie Ihr Euch uns Johannitern gegenüber aufführt«, fing er zu toben an, kaum dass die Äbtissin, eine zierliche, noch junge Person mit klugen Augen ihm und Germund Platz angeboten hatte. Sie saßen in einer Kammer, die äußerst schlicht ausgestattet war und ihr dürftiges Licht nur von einem Tonlämpchen auf dem Schreibpult erhielt. Während Jakobus Vorwurf an Vorwurf reihte, goss die Ordensfrau Wein in den Becher ihres wütenden Besuchers und verdünnte diesen anschließend mit frischem Brunnenwasser, damit er nicht zu Kopf stieg. »Ein ausgezeichneter Tropfen«, sagte sie unbekümmert. »Kostet nur!«
»Hört Ihr mir eigentlich zu?«, rief der Johanniter. Ihm kam es so vor, als machte sich die Frau über ihn lustig. Nun, das würde dieser Hexe noch schlecht bekommen. Er war nicht hier, um sich verspotten zu lassen, sondern, um die Rechte seines Ritterordens zu verteidigen.
Mit einem nachsichtigen Lächeln reichte Benedicta von Rosenfeld ihm den Trunk, den er nach kurzem Zögern entgegennahm.
»Aber natürlich höre ich Euch zu, Bruder Jakobus«, sagte sie. »Es wäre sehr freundlich, wenn Ihr mich über meine Verfehlungen aufklären würdet. Aber bitte nur, wenn es nicht zu lange dauert.« Sie seufzte. »Legt es mir nicht als Hochmut oder Desinteresse aus, aber es ist spät, und meine Schwestern und ich werden bald in der Kirche erwartet, um die Gebete zur Vesper zu sprechen! Vielleicht mögt Ihr Euch uns anschließen?«
Jakobus von Hahnheim verzichtete auf eine Antwort, denn er bemerkte, wie Germund den Becher in seiner Hand anstarrte, ohne einen Schluck daraus zu nehmen. Ob er den...
Erscheint lt. Verlag | 13.7.2018 |
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Reihe/Serie | Die Templer-Saga | Die Templer-Saga |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Historische Romane |
Literatur ► Romane / Erzählungen | |
Schlagworte | Christusritter • Die sieben Templer • Frankreich • Guido Dieckmann • Jacques de Molay • Katharer • Ketzer • Kreuzzug • Mark Brandenburg • Martina André • Mittelalter • Mysterium • ordensbruder • Papst • Papst Clemens • Papst Clemens V. • Tempelhof • Tempelritter • Templer |
ISBN-10 | 3-8412-1473-8 / 3841214738 |
ISBN-13 | 978-3-8412-1473-7 / 9783841214737 |
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