Hofluft -  Nataly von Eschstruth

Hofluft (eBook)

Komplettausgabe beider Bände
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2024 | 2. Auflage
419 Seiten
Null Papier Verlag
978-3-96281-089-4 (ISBN)
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Neue Deutsche Rechtschreibung Nataly von Eschstruth war eine deutsche Schriftstellerin und eine der populärsten und berühmtesten Erzählerinnen der Gründerzeit. Null Papier Verlag

Nataly von Eschstruth (1860-1939) war eine deutsche Schriftstellerin und eine der populärsten und berühmtesten Erzählerinnen der Gründerzeit. In ihren unterhaltsamen Romanen schilderte sie eingängig das Leben einer höflichen Gesellschaft, wie sie es aus eigener Erfahrung gelernt hatet.

Nataly von Eschstruth (1860-1939) war eine deutsche Schriftstellerin und eine der populärsten und berühmtesten Erzählerinnen der Gründerzeit. In ihren unterhaltsamen Romanen schilderte sie eingängig das Leben einer höflichen Gesellschaft, wie sie es aus eigener Erfahrung gelernt hatet.

Band 1
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.
X.
XI.
XII.
XIII.
XIV.
Band 2
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.
X.
XI.
XII.

I.


Es war Früh­ling ge­wor­den. Lan­ge Zeit hat­te die Newa ge­dul­dig den Na­cken un­ter das Joch des Win­ters ge­beugt, hat­te den eis­glit­zern­den Pan­zer ge­tra­gen, wel­cher ihre stolz wo­gen­de Flut schmal und starr zu­sam­men­press­te, und wie die Wa­gen der Tri­um­pha­to­ren ehe­mals über den Leib des be­sieg­ten Fein­des stürm­ten, so roll­ten die Last­fuh­ren, klin­gel­ten die Schlit­ten und saus­ten die drei­spän­ni­gen Cha­riots voll ke­cken Über­muts über die ge­fes­sel­te Nixe, die Be­herr­sche­rin der al­ten Za­ren­stadt. Wohl hat­te die kla­re Win­ter­son­ne am Him­mel ge­stan­den und mit blen­dend grel­lem Lich­te Mil­li­ar­den von bläu­li­chen Fun­ken aus den wei­ten Eis- und Schnee­flä­chen ge­weckt, aber ihr Kuss war matt und kühl und ver­klär­te nur die Ket­ten der ge­fan­ge­nen Freun­din, ohne sie bre­chen zu kön­nen. – Als aber das bun­te Ge­trei­be der Pe­ters­bur­ger im­mer her­aus­for­dern­der wur­de, und die ge­wal­ti­ge Kris­tall­brücke der Newa gar zu viel des rast­lo­sen Le­bens er­tra­gen muss­te, da er­glüh­te das Ta­ges­ge­stirn voll Zorn hin­ter den Schnee­wol­ken, trieb sie aus­ein­an­der wie Ne­bel­ge­bil­de und for­der­te mit gold­nen Pfei­len den Win­ter zum Kampf. Und nicht lan­ge währ­te es, da trieb eine im­po­san­te Was­ser­flä­che ihre blau­en Wo­gen zwi­schen den Stein­wäl­len des Kais und den Gra­nit­wän­den der Fes­tung hin­durch, an den Gär­ten des fürst­lich So­bo­lefs­ko­i­schen Palais vor­über.

Ein ur­al­ter, präch­tig auf­ge­führ­ter Bau, lag das­sel­be et­was er­höht über dem ter­ras­sen­ar­ti­gen Park und ge­währ­te aus sei­nen ho­hen, durch eine ein­zi­ge Schei­be ge­schlos­se­nen Fens­tern einen köst­li­chen Aus­blick über die Stadt. Durch das zar­te Mai­grün der Bäu­me sah man auf eine wei­te, platz­ar­ti­ge Ebe­ne hin­ab, auf die et­was ent­fern­te­ren Stra­ßen und Dä­cher, aus wel­chen in ge­dräng­ter Fül­le Kup­peln und Kirchtür­me mit gold­blit­zen­den Pfei­len, ko­los­sa­le, ka­ser­nen­ar­ti­ge Ge­bäu­de und über den­sel­ben die fins­te­ren Fes­tungs­mau­ern em­por­rag­ten.

Die Bal­kon­tür zu ei­nem der Mit­tel­sa­lons stand ge­öff­net, und die Son­nen­strah­len, wel­che das Zim­mer durch die fast bis zum Par­kett rei­chen­den Fens­ter wahr­haft über­flu­te­ten, ver­rie­ten jetzt erst völ­lig die pomp­haf­te Pracht, wel­che der Win­ter so­lan­ge hin­ter sei­nen Däm­me­rungs­schlei­ern ver­steckt hat­te. Wenn der alte Auss­pruch: »von der Ein­rich­tung ei­nes Zim­mers lässt sich auf den Cha­rak­ter des Be­woh­ners schlie­ßen«, sich stets be­wahr­hei­tet, so muss­te die­ses Bou­doir im Palais So­bo­lefs­koi ent­schie­den von der ele­gan­tes­ten, pe­ni­belst mo­der­nen, zar­tes­ten und an­mu­tigs­ten Frau be­wohnt wer­den. In ge­schmack­volls­ter Wei­se wa­ren die ein­zel­nen Stücke des Ameuble­ments zu­sam­men­ge­stellt; mit Vor­lie­be schie­nen lich­te Far­ben, him­mel­blau und a­bri­cot, ver­wandt zu sein, hier und da über­han­gen von duf­ti­gen Spit­zen, durch zier­li­che Gold­bron­zen ge­stützt und um­weht von süßem Blu­men­duft, wel­chen über­rei­che Jar­di­nie­ren spen­de­ten. Un­zäh­li­ge klei­ne Kost­bar­kei­ten la­gen auf Ti­schen und Kon­so­len aus­ge­brei­tet, rosa Schlei­er ver­hüll­ten die Lam­pen, wei­che At­las­kis­sen bil­de­ten trau­li­che Eck­chen, und wo man auch hin­bli­cken moch­te, über­all schi­en eine idea­le, wei­che und un­end­lich ver­wöhn­te Frau­en­hand zu wal­ten. Den­noch be­her­berg­te das Palais So­bo­lefs­koi kei­ne Dame, und in dem ent­zückends­ten al­ler Ge­mä­cher, vor dem un­ter zar­tes­ten Nip­pes fast zu­sam­men­bre­chen­den Schreib­tisch saß die schlan­ke, et­was krank­haft ha­ge­re Ge­stalt ei­nes Herrn, um des­sen Schlä­fen sich das Haar, wenn auch mit pein­lichs­ter Sorg­falt ju­gend­lich fri­siert, so doch schon grau und spär­lich lock­te.

Fürst Gre­gor So­bo­lefs­koi, der Kam­mer­herr des Za­ren.

An sei­ner wie durch­sich­tig wei­ßen Hand sprüht ein Dia­mant von sel­tens­ter Schön­heit, das Ehren­ge­schenk ei­nes Groß­fürs­ten, wel­ches der­sel­be dem er­prob­ten Freund des Kaiser­hau­ses bei sei­nem fünf­zig­jäh­ri­gen Dienst­ju­bi­lä­um an den Fin­ger ge­streift hat.

Fünf­zig Jah­re im Dienst des Ho­fes! Fürst So­bo­lefs­koi hat­te als zehn­jäh­ri­ger Kna­be ers­ten Pa­gen­dienst ge­tan und als acht­zehn­jäh­ri­ger Jüng­ling als Kam­mer­herr sei­nen Dienst bei ei­nem der kai­ser­li­chen Prin­zen of­fi­zi­ell an­ge­tre­ten, nach­dem er seit sei­nen ers­ten Le­bens­jah­ren be­reits ein stän­di­ger Gast in der Kin­der­stu­be des Win­ter­pa­lais und des Gat­schi­na­er Schlos­ses ge­we­sen. Fünf­zig Jah­re! Wie sich eine Pflan­ze mit tau­send fei­nen und un­lös­li­chen Wur­zel­fa­sern fest­saugt und an­klam­mert an den Bo­den, wel­cher ihr zur Hei­mat ge­wor­den ist, so ist auch Gre­gor So­bo­lefs­koi mit dem hö­fi­schen Par­kett ver­wach­sen, so ist auch er mit un­zäh­li­gen Ban­den an den Schlüs­sel ge­ket­tet, wel­cher für ihn je­des Sein und Exis­tie­ren er­schließt. Das Ver­mö­gen des Fürs­ten ist un­ge­heu­er, er be­sitzt Län­der­ge­bie­te, wel­che er nie in ih­rer gan­zen Aus­deh­nung ge­schaut, er hat Reich­tü­mer bei in- und aus­län­di­schen Ban­ken an­ge­häuft, wel­che er kaum der Zahl nach an­zu­ge­ben ver­mag, er könn­te selbst einen Hof­staat hal­ten und wie ein klei­ner Kö­nig sein Ge­biet re­gie­ren, und den­noch beugt er voll fa­na­ti­schen Ei­fers sein Haupt im Diens­te des Za­ren, des­sen klei­ne Win­ke und Be­feh­le für ihn zum In­be­griff des Le­bens ge­wor­den sind. Fünf­zig Jah­re am Hof!

Alle Fä­den der harm­lo­sen und nicht harm­lo­sen Int­ri­gen, wie sie das täg­li­che Le­ben in Fürs­ten­sch­lös­sern so selbst­ver­ständ­lich um­spie­len und sei­ne Luft er­fül­len, wie der gel­be Staub der Kätz­chen einen blü­hen­den Wei­den­baum um­wir­belt, wa­ren ent­we­der durch die Hän­de So­bo­lefs­ko­is ge­lau­fen oder doch voll bren­nen­den In­ter­es­ses von ihm be­ob­ach­tet wor­den, und ohne die­sen klei­nen Klatsch, wel­cher je­des Mal für ihn die Wich­tig­keit ei­ner »Kri­se« an­nahm, deuch­te ihn das Le­ben un­er­träg­lich lang­wei­lig und so ge­schmack­los wie un­ge­säu­er­tes Brot! Fürst So­bo­lefs­koi kann­te alle Ele­men­te der Ge­sell­schaft und war von al­len ge­kannt, es ge­reich­te zu sei­ner ho­hen Be­frie­di­gung, über­all mit ein paar ver­trau­li­chen Wor­ten die Hand zu schüt­teln und mit dis­tin­guier­ten Leu­ten in­tim zu sein und höchst wich­ti­gen Ge­sichts mit ir­gend­ei­nem Wür­den­trä­ger zu tu­scheln und zu flüs­tern, wenn ein Pub­li­kum dazu an­we­send war.

Als Kam­mer­herr ward ihm in spä­te­rer Zeit meis­tens das Ehren­amt, den Hof bei Fei­er­lich­kei­ten in aus­wär­ti­gen Re­si­den­zen zu ver­tre­ten, und als­dann sonn­te er sich in dem Glanz der Fürs­ten­kro­nen, wel­che ihm je­des Mal...

Erscheint lt. Verlag 12.12.2024
Reihe/Serie Klassiker bei Null Papier
Klassiker bei Null Papier
Verlagsort Neuss
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte Hedwig Courths-Mahler • Heimat • Heimatroman • Herzschmerz • Liebesroman • Schnulze
ISBN-10 3-96281-089-7 / 3962810897
ISBN-13 978-3-96281-089-4 / 9783962810894
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