Frau Mimis Vergangenheit -  Edmund Edel

Frau Mimis Vergangenheit (eBook)

Kriminalroman aus Schieberkreisen

(Autor)

Jürgen Schulze (Herausgeber)

eBook Download: EPUB
2024 | 2. Auflage
131 Seiten
Null Papier Verlag
978-3-96281-062-7 (ISBN)
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Ein komischer Boulevard-Krimi aus dem Wilden Berlin der 1910er um einen toten Erbonkel und sein unerwartetes Testament zugunsten einer Nackttänzerin. Fräulein Mimi, ehedem hoffnungsvolle Schauspielerin, jetzt nur noch eine Revuetänzerin, die so manchen Gast mehr als nur ihre schönen Beine vorzeigt, erbt Onkel Ferdinands Vermögen. Klar, dass das den Erbschleichern nicht passt. Denn eigentlich sollte das Erbe an Ferdinands Bruder Adolf oder vielmehr an seinen Neffen Paul fallen, wenn dieser lebendig aus dem Kriege heimkäme. Das Chaos aus Niedertracht und Neid ist vorprogrammiert. Aber Mimi weiß sich zu helfen. Null Papier Verlag

Edmund Albert Edel (1863-1934) war ein deutscher Karikaturist, Illustrator, Schriftsteller und Filmregisseur. Er stammte aus einer jüdischen Arztfamilie, die 1864 nach Charlottenburg gezogen war, das damals noch nicht zu Berlin gehörte. Nach einer kaufmännischen Ausbildung versuchte er sich in Paris und München als Künstler. In Paris freundete er sich u. a. mit Toulouse-Lautrec an. Aus dessen Künstlerkreis schöpfte er auch seine Inspirationen zur Plakatmalerei. Über frühe Erfolge als Illustrator und Gebrauchsgrafiker gelangte er Anfang des 20. Jahrhunderts auch zur Schriftstellerei und zum Film. Nach der Machtergreifung der Nazis 1933 fand sich der bis dahin bekannte und geschätzte Künstler und Autor zunehmend antisemitischen Anfeindung ausgesetzt. Er starb wenige Monate darauf.

Edmund Albert Edel (1863–1934) war ein deutscher Karikaturist, Illustrator, Schriftsteller und Filmregisseur. Er stammte aus einer jüdischen Arztfamilie, die 1864 nach Charlottenburg gezogen war, das damals noch nicht zu Berlin gehörte. Nach einer kaufmännischen Ausbildung versuchte er sich in Paris und München als Künstler. In Paris freundete er sich u. a. mit Toulouse-Lautrec an. Aus dessen Künstlerkreis schöpfte er auch seine Inspirationen zur Plakatmalerei. Über frühe Erfolge als Illustrator und Gebrauchsgrafiker gelangte er Anfang des 20. Jahrhunderts auch zur Schriftstellerei und zum Film. Nach der Machtergreifung der Nazis 1933 fand sich der bis dahin bekannte und geschätzte Künstler und Autor zunehmend antisemitischen Anfeindung ausgesetzt. Er starb wenige Monate darauf.

Autor
Erstes Kapitel.
Zweites Kapitel.
Drittes Kapitel.
Viertes Kapitel.
Fünftes Kapitel.
Sechstes Kapitel.
Siebtes Kapitel.
Achtes Kapitel.
Neuntes Kapitel.
Zehntes Kapitel.
Elftes Kapitel.
Zwölftes Kapitel.
Dreizehntes Kapitel
Vierzehntes Kapitel.
Fünfzehntes Kapitel.
Sechzehntes Kapitel.

Erstes Kapitel.


Fer­di­nand Grün­mei­er leb­te zu ei­ner Zeit, da in der Welt noch ei­ni­ger­ma­ßen Ord­nung herrsch­te. Krieg war ein apo­kry­pher Be­griff und Re­vo­lu­tio­nen kann­te man nur aus Ope­ret­ten und aus Zei­tungs­be­rich­ten über süd­ame­ri­ka­ni­sche Katz­bal­ge­rei­en. Fer­di­nand war der Erbon­kel der Fa­mi­lie. Die­se Fa­mi­lie, die der Agent Adolf Grün­mei­er mit Frau und Sohn dar­stell­te und die ih­ren Da­seins­zweck in stramm bür­ger­li­cher Pf­licht er­füll­te, blick­te wäh­rend zwei­er Jahr­zehn­te mit ehr­fürch­ti­ger Hochach­tung auf den On­kel Fer­di­nand, den sie mit al­ler in Fa­mi­li­en üb­li­chen Lie­be und Sorg­falt um­gab. On­kel Fer­di­nand sei­ner­seits ver­füg­te über nicht so stark aus­ge­präg­ten Fa­mi­li­en­sinn. Er hat­te in glück­li­chen Spe­ku­la­tio­nen ein an­sehn­li­ches Ver­mö­gen er­wor­ben, das eine sie­ben­stel­li­ge Zahl in sich fass­te, und be­nutz­te sei­nen Reich­tum, um sich einen gu­ten Tag zu ma­chen, um sich mit al­len je­nen schö­nen Din­gen zu um­ge­ben, die man sich für Geld an­schaf­fen konn­te. Zu die­sen schö­nen Din­gen ge­hör­te auch Mimi.

Die Fa­mi­lie Adolf Grün­mei­er be­ob­ach­te­te den Erbon­kel so­zu­sa­gen aus dem Ver­steck. Adolf war reich­lich zehn Jah­re jün­ger als Fer­di­nand und fühl­te sich da­her aus Na­tur­ge­setz erb­be­rech­tigt. Kein Le­be­we­sen auf der Welt hät­te ihm die­ses Recht neh­men kön­nen. Grün­mei­ers gab es nicht vie­le auf Er­den und im Ber­li­ner Te­le­fon­buch konn­te man nur noch einen fin­den, der den glei­chen wohl­klin­gen­den Na­men führ­te. Aber die­ser Grün­mei­er schrieb sich mit ai, war also kein ech­ter Grün­mei­er.

On­kel Fer­di­nand dach­te aber den Teu­fel dar­an, sich von sei­ner Fa­mi­lie über­haupt be­er­ben zu las­sen. Er er­freu­te sich ei­ner aus­ge­zeich­ne­ten Ge­sund­heit und amü­sier­te sich vor­läu­fig so gut es ging. Er war, nach­dem es ihm sei­ne Mit­tel er­laubt hat­ten, Le­be­mann ge­wor­den, emp­fing in sei­ner pracht­voll ein­ge­rich­te­ten Woh­nung im Wes­ten sei­ne Freun­de, ver­säum­te kei­ne Pre­mie­re im Thea­ter, war auf al­len Ren­nen und öf­fent­li­chen Bäl­len zu tref­fen, reis­te nach der Ri­vie­ra und nach der Nord­see, wie es die Sai­son er­for­der­te. Er hat­te den wirk­li­chen Grands­eigneurs es ab­ge­guckt, wie sie sich räus­pern und ähn­li­ches tun und stell­te mit sei­nem forsch ge­stri­che­nen Haby-Bart1 ganz den Typ des Be­zwin­gers von vor 1914 dar.

Sein Bru­der Adolf leb­te in be­schei­de­nen Ver­hält­nis­sen und muss­te viel in der Stadt her­um­lau­fen, um das täg­li­che Brot zu ver­die­nen. Für sei­nen Sohn Paul sorg­te zwar On­kel Fer­di­nand, der ihn auf der tech­ni­schen Hoch­schu­le stu­die­ren ließ und ihm man­chen Hun­der­ter Ex­tra­ta­schen­geld zu­steck­te. Adolf ging treu und brav den Lei­dens­weg der Tret­müh­le. Im stil­len Her­zens­käm­mer­chen schlum­mer­te das si­che­re Be­wusst­sein, einst­mals Herr der Fer­di­n­and­schen Mil­li­on zu wer­den. Kommt Zeit, kommt Rat. Adolfs Frau, die gute Lui­se, rech­ne­te nicht mit. Sie war eine je­ner Haus­frau­en, die mög­lichst bil­lig ein­zu­kau­fen such­te und die sich selbst und ih­ren Mit­menschen zur Qual leb­te, denn sie litt an der ewi­gen Zwangs­vor­stel­lung, mit ih­rem Haus­hal­tungs­geld nicht aus­kom­men zu kön­nen.

Jah­re­lang ging das Le­ben der Grün­mei­ers so da­hin. Adolf schuf­te­te um die paar Gro­schen, Fer­di­nand leb­te in Saus und Braus. An sei­nem Ge­burts­tag oder zu Weih­nach­ten öff­ne­ten sich die Schleu­sen sei­ner Ge­ne­ro­si­tät und er über­schüt­te­te sei­ne Ver­wand­ten mit ei­nem Abendes­sen, das er bei Bor­chardt an­ge­mie­tet. Und Adolf be­trank sich je­des Mal in ech­tem Pom­me­ry und Char­te­reu­se. Aber um sei­ne In­ti­mi­tä­ten wob Fer­di­nand im­mer einen un­durch­sich­ti­gen Schlei­er. Man muss­te wohl, dass er ein tüch­ti­ger Drauf­gän­ger war und dass er trotz sei­ner sech­zig Jah­re für den er­klär­ten Lieb­ling der Tanz­pa­last­schön­hei­ten galt. Adolf hör­te von man­chem Aben­teu­er sei­nes leicht­le­bi­gen Bru­ders und be­nei­de­te ihn im Stil­len. Und dach­te an das schö­ne Geld, das ihm durch die­se ero­ti­schen Übun­gen ver­lo­ren ging.

Bis ei­nes schö­nen Ta­ges das Gerücht zu ihm drang, Fer­di­nand Grün­mei­er hal­te die Schau­spie­le­rin Mimi Schwarz aus, die im Me­tro­pol­thea­ter all­abend­lich ei­nem sehr ver­ehr­ten Pub­li­ko ihre schö­nen Bei­ne und noch an­de­re Tei­le ih­res eben­so schö­nen Kör­pers im Ge­fun­kel des Ram­pen­lich­tes feil­bot.

Die­se Wen­dung der Din­ge gab al­ler­dings zu den­ken.

Adolf be­rech­ne­te die Un­sum­men, die die­se Ver­schwen­dung ver­schlang.

Als der Krieg aus­brach und alle Leu­te sich ein­schränk­ten, glaub­te Adolf, sein Bru­der wür­de sich des Mä­dels ent­le­di­gen.

Je­den­falls hör­te man im Sturm der Er­eig­nis­se nichts mehr von On­kel Fer­di­nand. Auch bei ihm blieb das Rad ste­hen und das Ein­zel­schick­sal ver­sank im großen Mas­sen­grab des Wel­ten­kamp­fes.

Paul ging in’s Feld.

Adolf ver­such­te, Ge­schäf­te zu ma­chen, woll­te sei­nen Bru­der zu Un­ter­neh­men ver­an­las­sen, die je­ner aber ab­wies. Denn er be­tei­lig­te sich selbst an Lie­fe­run­gen und mach­te große Ab­schlüs­se, die un­ge­heu­ren Ver­dienst ab­war­fen.

Dann trat eine Ka­ta­stro­phe ein, an die kei­ner bei Grün­mei­ers ge­dacht. On­kel Fer­di­nand starb nach ei­ner Krank­heit von drei­tä­gi­ger Dau­er.

Plötz­lich. Ohne ei­gent­lich einen Grund zu ha­ben. Über­ra­schend. An der Grip­pe, die eine Mo­de­krank­heit ge­wor­den. Und ein Spöt­ter hät­te sa­gen kön­nen, dass On­kel Fer­di­nand, der alle Mo­den wie ein rich­ti­ger Snob mit­ge­macht hat­te, auch die­se Mode nicht aus­las­sen woll­te.

Aber On­kel Fer­di­n­ands Tod war nicht die ein­zi­ge Über­ra­schung in der Fa­mi­lie Grün­mei­er.

Das Ver­blüf­fen­de, das wie ein Blitz aus hei­te­rem Him­mel ein­schla­gen­de, war das Te­sta­ment.

Eine Nie­der­träch­tig­keit.

Das sag­te Lui­se Grün­mei­er, die Schwä­ge­rin.

Es muss übel um das Te­sta­ment be­stellt ge­we­sen sein, wenn Frau Lui­se sich zu sol­cher schar­fen Kri­tik ver­stei­gen konn­te.

Gleich, nach­dem der Tod ein­ge­tre­ten war, er­schie­nen Adolf und Lui­se in der Wie­land­stra­ße. Scho­ben das ih­nen öff­nen­de Dienst­mäd­chen ener­gisch bei Sei­te und dran­gen ge­ra­de­wegs in das Schlaf­zim­mer, wo On­kel Fer­di­n­ands sterb­li­che Res­te, in wei­ßen Lin­nen ge­bet­tet, für ewig ver­stummt dala­gen. Sie fal­te­ten die Hän­de und mur­mel­ten ir­gend­ein Ge­bet, un­ter der Sug­ge­s­ti­on des al­les be­zwin­gen­den Schick­sals. Aber in Adolfs Ge­hirn über­wu­cher­ten die Trost­wor­te des Ge­be­tes die Ge­dan­ken um die Zu­kunft und auch zwi­schen Lui­sens Trä­nen zuck­ten die Blit­ze der Er­war­tung.

Ein Schluch­zen un­ter­brach die An­dacht, die über die­ser...

Erscheint lt. Verlag 12.12.2024
Reihe/Serie Krimis bei Null Papier
Krimis bei Null Papier
Verlagsort Neuss
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Berlin • Erbschleicher • Humor • Klamotte • Paris • Revue
ISBN-10 3-96281-062-5 / 3962810625
ISBN-13 978-3-96281-062-7 / 9783962810627
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