Hologrammatica (eBook)

Thriller
eBook Download: EPUB
2018 | 1. Auflage
560 Seiten
Verlag Kiepenheuer & Witsch GmbH
978-3-462-31826-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Hologrammatica -  Tom Hillenbrand
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Ungeheuer spannend - Bestsellerautor Tom Hillenbrand entwirft in seinem neuen Thriller ein spektakuläres Bild unserer Gesellschaft am Ende des 21. Jahrhunderts. Wenn künstliche Intelligenz die Probleme der Welt lösen kann - sind wir dazu bereit, die Kontrolle abzugeben? Ende des 21. Jahrhunderts arbeitet der Londoner Galahad Singh als Quästor. Sein Job ist es, verschwundene Personen wiederzufinden. Davon gibt es viele, denn der Klimawandel hat eine Völkerwanderung ausgelöst, neuartige Techniken wie Holonet und Mind Uploading ermöglichen es, die eigene Identität zu wechseln wie ein paar Schuhe. Singh wird beauftragt, die Computerexpertin Juliette Perotte aufzuspüren, die Verschlüsselungen für sogenannte Cogits entwickelte - digitale Gehirne, mithilfe derer man sich in andere Körper hochladen kann. Bald stellt sich heraus, dass Perotte Kontakt zu einem brillanten Programmierer hatte. Gemeinsam waren sie einem großen Geheimnis auf der Spur. Der Programmierer scheint Perotte gekidnappt zu haben. Je tiefer Singh in die Geschichte eintaucht, umso mehr zweifelt er daran, dass sein Gegenspieler ein Mensch ist ... Tom Hillenbrand, dessen Sachbücher und Romane sich bereits hunderttausende Male verkauft haben, in mehrere Sprachen übersetzt sind und auf der SPIEGEL-Bestseller- sowie der Zeit-Bestenliste standen, setzt mit seinem Science Fiction-Thriller »Hologrammatica« neue Maßstäbe und zieht den Leser mit spektakulärem Sog in die Zukunft.

Tom Hillenbrand, studierte Europapolitik, volontierte an der Holtzbrinck-Journalistenschule und war Redakteur bei SPIEGEL ONLINE. Seine Bücher erscheinen in vielen Sprache, wurden mehrfach mit Preisen ausgezeichnet und stehen regelmäßig auf der SPIEGEL-Bestsellerliste.

Tom Hillenbrand, studierte Europapolitik, volontierte an der Holtzbrinck-Journalistenschule und war Redakteur bei SPIEGEL ONLINE. Seine Bücher erscheinen in vielen Sprache, wurden mehrfach mit Preisen ausgezeichnet und stehen regelmäßig auf der SPIEGEL-Bestsellerliste.

Inhaltsverzeichnis

Ein gemeiner Ton dringt an mein Ohr. Kurz nach der Ausfahrt aus dem Tunnel muss ich weggedämmert sein. Nun liege ich in dem nach hinten geklappten Sessel des Nightcars und reibe mir den Schlafsand aus den Augen.

»Wo sind wir?«, frage ich.

»Sie haben Ihr Ziel erreicht«, schnarrt das Nightcar. Ich setze mich auf und schaue aus dem Fenster – zweifelsohne Paris, zweifelsohne Perrottes Adresse – 75, rue Vieille du Temple. Das Display zeigt halb vier Uhr morgens an. Welcher Teufel hat mich da bloß geritten? Egal, ich ziehe das jetzt durch. Nachdem ich ausgiebig gegähnt habe, fahre ich den Sessel in eine aufrechte Position, greife nach meiner Tasche und steige aus. Lautlos zischt das Nightcar davon. Nach der Fahrt in dem leicht überheizten Auto empfinde ich die kühle frische Luft als sehr angenehm. Ich schaue die Rue Vieille du Temple auf und ab. Eine hübsche Straße, mit alter Bausubstanz, Cafés und kleinen Boutiquen. Im Erdgeschoss von Perrottes Haus befindet sich eine Patisserie, die ich später vielleicht aufsuchen werde. Darüber thront ein Gebäude aus dem siebzehnten oder vielleicht sogar sechzehnten Jahrhundert, vier Stockwerke. Juliette Perrotte gehört eine der Dachgeschosswohnungen. Früher einmal wäre eine Immobilie dieser Art für Normalsterbliche unbezahlbar gewesen. Aber in Zeiten der Unterbevölkerung muss man nicht mehr obszön reich sein, um so zu wohnen. Da können sich das mitunter auch Angestellte leisten. Ich gebe den Digicode aus dem Dossier ein und drücke die Haustür auf. Es gibt einen Fahrstuhl. Ich nehme die Treppe, in der Hoffnung, dass dies meinen Kreislauf in Gang bringt. Oben angekommen, ziehe ich Mumeishis Schlüsselkarte aus der Jackentasche und halte sie gegen die Tür. Mit einem Schnappen springt das Schloss auf.

Der Flur ist lang und mit Parkett ausgelegt, an den Wänden hängen einige Gemälde. Sie zeigen düstere Gestalten, unter anderem einen Riesen, der gerade einen Menschen auffrisst. Ich halte meinen Fingerring darauf und frage die Amanuensis-Software. Goya, sagt sie. Es handelt sich nicht um Drucke, die Bilder sehen echt aus. Aber was heißt das schon, heutzutage.

Bevor ich weitermache, hole ich meine Strippergoggles hervor. Die Wohnung ist eher unordentlich, die Flächen sehen aber alle aus wie geleckt. Es mag daran liegen, dass Juliette Perrotte einen Putzfimmel hat. Wahrscheinlicher ist, dass sie Holopolish auf Wände und Böden gekleistert hat. Macht fast jeder. Wir leben eben in einer oberflächlichen Welt.

Meine Stripper sind nur Level III, aber das sollte reichen. Mit der Brille kann ich die oberen Schichten des Holonets verschwinden lassen. Nun, da ich sie aufhabe, bemerke ich kleinere Abweichungen. Der Parkettboden ist etwas stärker abgewetzt, als man zuvor sah. Die hübsche Kommode zu meiner Rechten wird nun durch einen unschönen Kratzer verunziert. Es sind Kleinigkeiten, aber vielleicht ist eine davon wichtig.

Vom Flur gehen vier Türen ab: Bad, Küche, Wohnzimmer, Schlafzimmer. Ich schaue mich in allen Räumen kurz um. Dabei wechsle ich immer wieder zwischen der kompletten Hologrammatica und der abgespeckten Stripper-Ansicht. Als ich fertig bin, mache ich mir in der Küche einen Kaffee und setze mich damit auf Perrottes Designersofa.

Mademoiselle haben es nicht nötig, etwas in ihre Fenster zu projizieren. Das echte Panorama ist spektakulär genug. Ich öffne die Glastür und trete hinaus auf den schmalen Balkon. Wie es sich für einen echten Touristen gehört, suche ich zunächst nach dem Eiffelturm. Meine geografischen Kenntnisse der Stadt sind eher rudimentär, aber eigentlich müsste man ihn von hier aus bewundern können. Doch er ist nirgends zu sehen.

Ach, natürlich. Der eine Kaffee hat augenscheinlich nicht gereicht. Der Eiffelturm, also der ursprüngliche aus Stahl, ist vor fünfzig Jahren gesprengt worden, von Terroristen. Was für Terroristen? Habe ich vergessen. Auf jeden Fall ist der neue Eiffelturm eine Holographie, doppelt so hoch wie der alte, damit man ihn besser sehen kann.

Dass ich nichts sehe, liegt an den Goggles, die sich noch immer auf meiner Nase befinden. Öffentliche Gebäude sind Level IV, weswegen meine Strippergoggles sie herausrechnen. Ich nehme die Brille ab. Gegenüber erscheinen Geranien in einem Balkonkasten, an den Häuserfronten flackert Werbung auf. Und über den Dächern von Paris taucht der Eiffelturm auf. Er ist wirklich wunderschön.

Okay, genug Sightseeing. Zeit, ein wenig zu arbeiten. Ich fange im Wohnzimmer an. Perrotte mag offenbar Ledergarnituren – Ledersofa, Ledersessel, lederner Sitzsack. An den Wänden hängen noch mehr Bilder. Diesmal sind es alte Fotografien. Sie zeigen Männer in Helmen und Schutzbrillen, außerdem Fahrzeuge. Es scheint sich um irgendwelche archaischen Rennszenen zu handeln. In einem Regal stehen ein paar Bücher und Zeitschriften. Ich sehe viele französische Klassiker, aber auch eine Menge russisches Zeug im Original. Goya, Tschechow und Camus bestärken mich in meinem ersten Eindruck, dass diese Milchtüte eher der grüblerische, schwermütige Typ ist. Außerdem ist sie unordentlich. Überall liegt Zeug herum.

Während ich die Schubladen und den kleinen Sekretär in der Ecke flöhe, mache ich mir ein bisschen Musik.

»Die zehn zuletzt gespielten Songs nochmals spielen«, befehle ich dem Haussystem. Es kommt meiner Order umgehend nach. Perrotte hört Klassik. Auch meinen alten Jazz bezeichnen Banausen inzwischen als Klassik, aber dies hier ist das richtige Zeug. Tschaikowsky, glaube ich. Nach dem ersten Stück kommt dann allerdings Sib Stuk, wummernde, von Computern generierte Musik, nicht unbedingt mein Fall.

In Perrottes Schreibtisch finde ich nicht viel Interessantes, außer einem Kuvert mit einer Einladung – Büttenpapier, gedruckt, nicht holographiert. ›Aubrie lädt ein‹ steht da. Es scheint sich um eine Geburtstagsfeier zu handeln. Die Party findet heute Abend statt, in einem Laden namens ›La Marmotte‹. Auch der Dresscode ist auf der Einladung vermerkt: »Crazy Funky India«. Ein Lächeln schleicht sich auf mein Gesicht. Da kann ich ja gehen, wie ich bin, als lustiger Camden-Town-Maharadscha. Ich rufe mir eine Karte von Paris auf und lasse mir den Ort zeigen. Dann stecke ich die Einladung in die Innentasche meiner Jacke.

Als Nächstes knöpfe ich mir die Küche vor. Sie erzählt mir, dass Juliette so gut wie nie zu Hause isst. Sie hat eigentlich nur Kosmostars-Frühstücksflocken da und, wie ich bestätigen kann, ziemlich guten Kaffee. Es gibt auch ein paar Kochbücher, aber die sehen nicht gerade zerlesen aus. Ich will die Küche schon wieder verlassen, als mir ein dickes, in grünen Stoff gebundenes Buch auffällt, das zwischen »Die neue sibirische Küche« und »99 Brasserie-Klassiker« steht. Es sieht aus wie ein altmodisches Fotoalbum. Ich schlage es auf. Es ist tatsächlich eins. Abzüge auf weißen Papierbögen, darunter befinden sich handschriftliche Bildbeschreibungen. Ich schalte die Stripper ein, aber die Bilder verschwinden nicht. Sie sind allen Ernstes auf das Papier aufgeklebt.

Ich hocke mich an den Küchentisch und fange an zu blättern. Es gibt Bilder, die Juliette als Kind zeigen, an einem Strand, mit vielleicht fünf oder sechs Jahren. Darunter steht in akkuraten Druckbuchstaben: »Korsika, Winter 2060«. Dann sind da welche, auf denen sie um die zehn sein muss. Juliette trägt blaue Shorts und ein T-Shirt, neben ihr kniet eine Frau, die vermutlich ihre Mutter ist. Sie hat Wanderklamotten an – Kakishorts, Karohemd, klobige Stiefel. Dennoch erkennt man, dass sie eine Schönheit ist. Auch ein Mann ist im Bild, ebenfalls in Trekkingausrüstung. Aber er steht am Rand – ein Arm, ein Bein, sonst nichts. Im Hintergrund erkennt man einen Torbogen, wie von einer mittelalterlichen Befestigungsanlage. Die Bildunterschrift lautet: »Wandern mit der Familie«. Mit meiner Ringkamera fotografiere ich das Bild ab. Vielleicht kann der Amanuensis den Ort später identifizieren.

Je weiter ich blättere, desto älter wird das Mädchen auf dem Bild. Es bestehen keine Zweifel mehr, dass es sich um Juliette handelt. Als ich beinahe am Ende angekommen bin, ist da eine Seite ohne Foto. Man sieht noch Reste des Klebers, mit dem das fehlende Bild befestigt war. Darunter steht: »Unverkennbar Vater und Tochter«. Ich blättere zurück, suche nach weiteren Fotos des Vaters. Es gibt das bereits erwähnte angeschnittene Bild, auf dem nur Arm und Bein eines Mannes zu sehen sind. Ist das ihr Vater? Oder nur irgendwer, der durchs Bild lief?

Nachdem ich das Album zurückgestellt habe, gehe ich ins Schlafzimmer. Perrotte besitzt ein großes Futonbett. Daneben steht ein Nachttisch. Darauf befinden sich ein halb volles Wasserglas, ein altmodischer Notizblock und ein paar Stifte. Ich greife mir den Block und blättere mit dem Daumen durch die Seiten. Sie sind allesamt unbeschriftet. An der Decke über dem Bett hängt ein großer Holospiegel. Von dort schaut ein Kerl auf mich herab. Er hat Augen wie Kohlestücke und einen Fünf-Tage-Bart, der in Wahrheit ein Zwei-Tage-Bart ist. Seine Haare sind kaum länger als die Stoppeln an seinem Kinn. Er trägt eine grüne Lederjacke zu einem engen schwarzen Rolli und noch engeren schwarzen Chinos. Seine Züge wirken indisch, sein Teint erinnert an Milchkaffee. Apropos, er könnte noch einen gebrauchen, denn er sieht müde aus. Außerdem schaut er schon viel zu lange in den Spiegel, der eitle Fatzke.

Ich wende mich dem Kleiderschrank zu, der nach amerikanischer Fasson in eine Wandnische gebaut ist. Hinter den Schiebetüren verbergen sich einige säuberlich auf Bügel...

Erscheint lt. Verlag 15.2.2018
Reihe/Serie Aus der Welt der Hologrammatica
Aus der Welt der Hologrammatica
Aus der Welt der Hologrammatica
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Cyberpunk • Descartes • Detektiv • digitale Klone • Hologramm-Technik • Intelligente Algorithmen • Künstliche Intelligenz • Künstliche Intelligenz • London • Science Fiction • Technothriller • Transhumanismus • Unsterblichkeit • William Gibson • Zukunfts-Technologie
ISBN-10 3-462-31826-8 / 3462318268
ISBN-13 978-3-462-31826-5 / 9783462318265
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